Elendliges Rumgejammer. Du weisst genau, dass es die gibt.Schade, dass es für die "nicht so Reichen" nicht auch Handwerker für 17 Euro die Stunde gibt. Oder wer streicht mir dafür die Wohnung?
Traurige Welt!alexeip79 hat geschrieben:Hallo allerseits,
vielen Dank erst einmal an die zahlreiche Diskussion und mittlerweile viele Bewerbungen.
Gerne nehme Stellung zu Fragen und Anregungen, aber nicht auf jede Frage/Anregung sondern gesammelt:
Budget/Preis: wie hier bereits erwähnt worden ist 990,00 € für 16 Stunden Dreharbeit + 24 Stunden Bearbeitung, kling wenig zu sein, aber bitte wer schon abgesehen von der Herkunft mehr zahlen möchte. Klar gehört Deutschland zu den reichsten Ländern, aber guckt aus dem Fenster, ich sehe mittlerweile mehr Dacia auf der Straße als Audi, BMW etc. Und auch dieser Kunde möchte ein Erinnerungsvideo von seiner Hochzeit haben. Wir alle sind Menschen und haben Bedürfnisse und Ansprüche, so soll es auch für jeden eine Möglichkeit geben für das schwerverdientes Geld das Gewünschte zu bekommen. Zu meinen Kosten bzw. Ertrag: wie ich schon geschrieben habe „Nebenberuflich“, ich muss davon nicht leben. Bei 990,00 € muss ich keine MwSt bezahlen, da ich Kleingewerbe angemeldet habe. Materialeinsatz 100,00 € pro Auftrag für Material und ca. 200,00 € Technik (auf 5 Jahre zerlegt), so bleiben für mich unterm Strich 690,00 € über d.h. ca. 17,00 € die Stunde. Und jetzt bitte Hand hoch wer bei einem 450,00 € Basisjob mehr verdient plus Spaß an der Arbeit hat.
Die Filmlänge: ja es sind nun mal 2 bis 2,5 Stunden Video nur von der Feier. Und glaubt mir es reich den meisten Kunden nicht aus, weil auf den russischen Hochzeiten so einiges los ist. Klar sieht ein 45 Minuten langes Video schöner und abwechslungsreicher aus, aber das ist hier nicht gewollt, ist halt ein Erinnerungsvideo von der Hochzeit. Ich persönlich habe vor 10 Jahren geheiratet und habe ein 3,5 Stunden Video liegen, den haben wir mit meiner Frau nur ein einziges Mal angeschaut und das war das Probevideo, unsere Kinder dagegen gucken sich das Video min. einmal im Jahr an und freuen sich immer wieder die Hochzeit der Eltern sehen zu können.
Habe für dieses Jahr ein Auftrag angenommen wo die Braut gleich von vorne rein sagte: „auf zwei Stunden gekürzt kommt nicht in Frage, den wir haben Verwandte , die an der Hochzeit nicht teilnehmen können, daher bitte so viel wie möglich drin lassen“
Hintergrundmusik: hier spielt GEMA und Urheberrechte ganz große Rolle, GEMA Jahresbeitrag ca. 450,00 € + Lizenz vom Urheber, daher sind meine Trailer Online Musik. Wie ich bereits geschrieben habe: „nehme ich den O-Ton direkt vom Mischpult auf“, so bin ich aus der Nummer raus, und habe im Video den O-Ton von der Hochzeit, sollte GEMA und Urheber was dagegen haben, sollen die sich an den DJ wenden. Die Hintergrundmusik für Braut-/Bräutigamvorbereitung, Begleitung des Fotoshootings und Trailer wird von den Brautpaaren beigestellt, wenn ich richtig verstanden habe (korrigiert mich bitte, wenn ich falsch liege) darf der Endverbraucher gekaufte Musikstücke für eigene Bedarfe kopieren und „in nicht öffentlichen Räumen verwenden“, es sei denn er darf die Musik in so einem Video nicht hinterlegen.
Der Schnitt an sich: ich brauche das gefilmte nicht zu sichten, da ich das direkt nach dem Dreh schneide und der Ablauf der Hochzeiten nah zu identisch ist. Der große Aufwand liegt eigentlich beim Synchronisieren Ton-Video plus Entscheidung welche Szene lassen welche rausschneiden, und genau hier ist russisch gefragt > der O-Ton ist ein Muss. Mit meinen durchaus guten Russischkenntnissen (Muttersprache) tue ich mich schwer, den passenden Schnitt zu machen.
Ich hoffe nichts vergessen zu haben. Und gleich Entschuldigung an die Videografen, die der Meinung sind, dass ich die Preise kaputt mache – nein, für jeden von uns gibt´s sein Markt.
das stimmt, es gibt allerdings eine untere Grenze, die keinen Sinn mehr ergibt. Ich finde es besonders schwer für Quereinsteiger, zu diesen zähle ich mich selbst, einen guten Weg für die Preisgestaltung zu finden. Es fehlt einem das Wissen der Kalkulation und was alles dazu gehört und schlechthin die Erfahrung was eine derartige Dienstleitung kostet. Denn das sind wir Dienstleister.Pianist hat geschrieben:Aber wir haben hier ja schon festgestellt: Es gibt da ganz unterschiedliche Herangehensweisen, die zu ganz unterschiedlichen Ergebnissen führen und für ganz unterschiedlich viel Geld zu bekommen sind. Das muss eben alles vorher ausgelotet werden.
und das ist die Kunst, die keinem lehrt: "Sich selbst zu verkaufen". Aber auf der andere Seite, wenn wir alle an einem Strand ziehen und sagen, ab hier und nicht weniger, was für Wahl hat der denn Kunde dann?Jott hat geschrieben:Und jetzt bringt mal dem Normalo-Schnäppchenjäger-Kunden bei, wieso sieben Minuten zehnmal teurer sein sollen als drei Stunden! Abzocke! :-)
auch wenn für den Hochzeitsfilme keine weitere Aufträge zu erwarten sind, ist seine Verhandlungsposition um den Faktor X besser als beim Friseur, denn auf einen Haarschnitt kann ich getrost verzichten, auf den Hochzeitsfilm zu verzichten, weil man den "billig" Preis nicht finden konnten, würde eher die wenigen tun.Pianist hat geschrieben:Der Unterschied: Zum Frisör muss ich alle paar Wochen, weil meine Haare einfach nicht aufhören wollen zu wachsen. Geheiratet wird im besten Fall nur einmal, so dass keine Folgeaufträge zu erwarten sind.
Dieser kleine Kniff an Kundenfreundlichkeit kommt nur Konzernen zu, die in marktbeherrschenden Positionen stehen oder sich mit wenigen anderen absprechen (können).div4o hat geschrieben:Aber auf der andere Seite, wenn wir alle an einem Strand ziehen und sagen, ab hier und nicht weniger, was für Wahl hat der denn Kunde dann?
Für so einen feinen Film würde ich persönlich aber auch nicht unter 5000€ den Sack zumachen... :-)Jan hat geschrieben:Natürlich ist das kein Vergleich dazu, aber es gibt halt Champions League und zweite Liga, beide haben ihre Berechtigung.
Simone + Roland // Wedding Highlights
VG
Jan
ich kenne einige freie Fotografen, die angefangen haben Wedding Meetups zu organisieren, um unter anderem genau gegen dieses Problem zu kämpfen. Google mal und du wirst stauen, was da angeht. Der Vergleich mit den Konzernen ist außerdem nicht sonderlich zutreffen, weil diese auf den Rücken anderer ihr Geld verdienen und wir selbst dafür arbeiten müssen.thsbln hat geschrieben:Dieser kleine Kniff an Kundenfreundlichkeit kommt nur Konzernen zu, die in marktbeherrschenden Positionen stehen oder sich mit wenigen anderen absprechen (können).
Und wie oft gehst Du so aus Deinem Keller, um mal frische Luft zu schnappen, oder tankst Du gar Sonnenlicht und zeigst Dich mal für kurze Augenblicke in der Öffentlichkeit, wo Dich Menschen sehen könnten?domain hat geschrieben:Bis vor kurzem kam mir die Zustimmung zur Veröffentlichung der eigenen privaten Hochzeit im Internet ja recht eigenartig vor. Im Grunde aber gibt es eine lange Tradition des möglichst großen Hochzeitsspektakels: viele Menschen, großes Festgelage, hupende und dekorierte Autokolonnen mit nachgezogenen Blechdosen etc.
Der Sinn dahinter ist offenbar, dass sehr viele Menschen vom Zusammengehen zweier Mitbürger erfahren, damit es ihnen später möglichst peinlich ist, sich wieder zu trennen.
Insofern liegen Hochzeitsfilme mit Internetveröffentlichung ja voll in der Tradition.
Die Art, wie sie von einigen Profis gestaltet werden, erinnert ja schon beinahe an Spielfilme aus Hollywood und entspricht mit Sicherheit auch den Wünschen der „Hauptdarsteller“, nämlich wenigstens einmal im Leben ein Star sein zu dürfen und das muss man sich natürlich schon was kosten lassen.
Passt auch ganz gut in den grenzenlosen Exhibitionismus der sozialen Medien und außerdem dürfte es tatsächlich einen ziemlich großen Markt bei den weiblichen Zusehern geben. Nichts ist schöner als weinen zu können, wenn zwei Menschen heiraten.
Ich vermute allerdings, dass neben dem vorzeigbaren Spielfilm auch noch eine zweite längere und viel privatere Fassung für den Kunden geschnitten wird, so mit 2-3 Stunden Länge.
Da triffst du in vielen Aspekten den Nagel auf den Kopf denke ich...Charlinsky hat geschrieben:naja, hab bisher den Thread mit Interesse verfolgt, da der TO beinahe auf derselben Schiene fährt wie ich selbst - sprich viel Arbeit für sehr wenig Geld.
Ich schneide allerdings selbst, nen Cutter könnte ich mir einfach nicht leisten.
Ich persönlich mache die Filme aus Leidenschaft & einer gewissen Sympathie den Auftraggebern gegenüber - Wenn die nicht gegeben ist, lehne ich schon mal Aufträge ab.
Das Durchschnittsbudget dafür liegt zwischen 600 - 800 €, alles andere ist absoluter Glückstreffer.
LG
Charly
"Für Dich"Charlinsky hat geschrieben:aber die Realität sieht eben anders aus...
Ich weiß auch nicht, ob es jetzt unbedingt als schlechte Filme zu bezeichnen sind, den Eindruck hatte weder ich noch mein Klientel, es ist aber ein Unterschied, ob ich jetzt mit Assistenten, Kran, Dolly, Slider & Co sowie nen 2. oder 3. Team so eine Geschichte filme - und bei den `teuren´und edlen Weddingfilmer sind diese Sachen Standart - gerade bei den Amis.Ich könnte mich eben nie damit zufrieden geben schlechte Filme zu machen nur weil das Budget niedrig ist
Das trifft es aus meiner Sicht absolut auf den Punkt. Bei Leuten, die eben nicht nur rein kommerziell denken, sondern sich selbst auch einen hohen Qualitätsanspruch setzen, ist jede Low-Budget-Produktion eine Depression an der man STück für Stück kaputtgeht. Initiative und Engagement muß entweder finanziell oder ideel langfristig ausgeglichen werden. Hier bin ich manchmal auf die Menschen neidisch, die das trocken sehen und im Zweifel auch Mist gegen Geld abliefern.Starshine Pictures hat geschrieben:Ich könnte mich eben nie damit zufrieden geben schlechte Filme zu machen nur weil das Budget niedrig ist. Wir möchten immer das maximale leisten was unserem aktuellen Wissensstand entspricht. Das würde mich nicht befriedigen und ich sehe da ganz klar die Gefahr eines Burn Outs. Vielleicht nicht unbedingt dass man in psychische Behandlung muss, aber dass es einen früher oder später ankotzen würde. Uns ging es so einige Male in den letzten Jahren, dass wir uns noch an der Hochzeit gefragt haben warum wir uns das eigentlich antun. Und das war grundsätzlich bei Hochzeiten mit niedrigem Budget der Fall. Deshalb die hohen Preise, auch um von vorn herein einen Filter zu haben der die schlechteren Hochzeiten ausfiltert. Wir haben hohe Absprüche an uns und unsere Filme, und das geht nur mit den passenden Motiven.
Grüsse, Stephan von Starshine Pictures
...solange für den `Mist´gerne bezahlt wird...Liegt alles im Auge des Betrachters - und der Nachfrage!Hier bin ich manchmal auf die Menschen neidisch, die das trocken sehen und im Zweifel auch Mist gegen Geld abliefern.