pillepalle hat geschrieben: ↑Mi 24 Jul, 2019 15:22
@ Drushba
Natürlich gibt es auch schwierige Situationen und vielleicht auch manchmal welche die man unter den Umständen schlecht bewältigt bekommt, aber in der Regel nur weil man schlecht organisiert ist, oder unter Bedingungen arbeitet die wenig Erfolg versprechen.
Beim Dokumentarfilm ist es je nach Nähe zu den Protagonisten wenig bis überhaupt nicht möglich zu planen. Die Planung besteht in der Auswahl des Protagonisten und in der Recherche, meinetwegen noch in der ersten Dramaturgie, die zwei Stunden nach Drehbeginn eh über den Haufen geworfen wird. Der "Erfolg" von dem Du sprichst, ist die Erzählung. Wenn man z.B. einen Film über einen sympathisch-schrägen traditionellen afrikanischen Musiker macht, der auf Beerdigungen aufspielt und diese lustig bis bizarr reflektiert, dann wartest Du auf Momente, wo er diese Stories jemandem zu erzählen beginnt. Deine Planung ist: Du begleitest Deinen Protagonisten auf den Markt. Dort trifft er vermutlich Freunde, denen er vermutlich von der die letzte Beerdigung erzählt - idealerweise so ausgeschmückt und komisch, dass Du seltene Einblicke in die Seele und die Kultur erhältst. Das Treffen findet tatsächlich statt. Unter dem schattigen Dach eines Marktstandes. Du belichtest auf die Gesichter (wohin sonst) und alles hintendran in der Sonne beginnt auszubrennen. Du könntest noch überlegen eine andere Position einzunehmen, in der Hoffnung auf weniger Kontrastumfang. Problem: Während Du dich umschaust und überlegst, verpasst Du Momente, nur um hinterher zu sehen, dass es eh keine bessere Position gegeben hätte. Du entscheidest Dich weiterzudrehen, auch mit ausgebranntem Hintergrund. Dann steigen beide in eine Taxi, du filmst bewusst von vorne, steigst vorne mit ein, um besser kadrieren zu können und nach zwei Minuten ist der Taxifahrer mittendrin in der Erzählung, trumpft die Story deines Protagonisten mit noch witzigeren Erzählungen von Beerdigungen. Super für den Film, die Festivals sind Dir gewiss. Problem: Die Fenster, die brennen aus und zwar so, dass Dir der koproduzierende Sender bei der Abnahme aufs Dach steigen wird. Während Du die Jungs auf dem Rücksitz noch einigermassen ins Bild setzen kannst, ist beim Fahrer alles verloren. Mit Planung hätte man natürlich sämtliche Scheiben sämtlicher Taxis auf diesem Markt im Vorfeld mit ND-Folie bekleben können.)
pillepalle hat geschrieben: ↑Mi 24 Jul, 2019 15:22
Das ist eine künstlerische Entscheidung die aber scheinbar niemand mehr treffen möchte. Es muss immer alles drauf und unter Kontrolle sein...
In der Realität lässt Du im Beispiel die Scheiben und die Hintergründe ausbrennen - und zwar nicht freiwillig. Eine künstlerische Entscheidung treffe ich dann, wenn ich zwischen Alternativen wählen kann. So ist es Zwang und keine Entscheidung.
pillepalle hat geschrieben: ↑Mi 24 Jul, 2019 15:22
Was Du im Grunde möchtest ist eine Kamera mit der man, egal unter welchen Umständen, einfach draufhalten kann, ohne sich Sorgen über die Kontraste oder die Belichtung machen zu müssen.
Exakt. Ich will zum Lachen nicht in den Keller gehen müssen, auch nicht beim Drehen.) Ich jedenfalls freu mich über mehr Freiheitsgrade, die mehr DR beim Drehen bedeutet. Drum finde ich Tests von Slashcam auch wichtig und eine gute Ergänzung zu denen von Cinema5D.
Lieber glaub ich Wissenschaftlern, die sich mal irren, als Irren, die glauben, sie seien Wissenschaftler.