slashCAM
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ARD Dokumentarfilm-Wettbewerb: es locken 250.000 Euro und ein Sendeplatz

Beitrag von slashCAM »

Die ARD startet zum fünften Mal einen Dokumentarfilm-Pitch, dessen Gewinner ein Sendeplatz sowie 250.000 Euro ...
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Hier geht es zur Newsmeldung auf den slashCAM Magazin-Seiten:
ARD Dokumentarfilm-Wettbewerb: es locken 250.000 Euro und ein Sendeplatz



SirRollingVonShutter

Re: ARD Dokumentarfilm-Wettbewerb: es locken 250.000 Euro und ein Sendeplat

Beitrag von SirRollingVonShutter »

Über 16 Millionen Menschen sind in Deutschland akut von Armut bedroht
Perfekt, muss ich einfach mein Leben verfilmen ;__;



Axel
Beiträge: 16252

Re: ARD Dokumentarfilm-Wettbewerb: es locken 250.000 Euro und ein Sendeplat

Beitrag von Axel »

Was passiert wohl, wenn ein Privatier, also jemand, der kein ausgewiesener TV-Produzent ist, hier mitmacht? Hat der überhaupt eine Chance? Ich schätze nein, denn man wird ihm keine Viertelmillion Kröten an die Hand geben, um das Geld schändlich zu versenken. Völlig verständlich, und so lautet ja auch die Teilnahmebedingung.
Wir wünschen uns einen Film, der herausragt durch tiefgründige Recherche, exklusive Zugänge und eine außergewöhnliche, neuartige und kreative Machart. Aufgerufen sind TV-Produzenten mit Sitz in Deutschland.
Welche "TV-Produzenten mit Sitz in Deutschland" haben sich denn bislang hierfür hervorgetan?

An welchen Markierungen könnten sich die Angesprochenen orientieren, um den fetten Auftrag einzuheimsen?
Gesucht ist keine Klassenkampflyrik und auch keine Sozialreportage, sondern der kluge Blick auf ein Land, das sich schleichend verändert.

.. ein spannendes dokumentarisches Format sein, das Mut und Kraft hat, um jenseits der Schemata von links/rechts, gut/böse einen freien, offenen und berührenden Blick auf die soziale Situation in Deutschland zu werfen.
Klingt recht ausgewogen. Könnte glatt von Jauch moderiert werden. Was im Text weiter genannt wird, sind die Fakten, die Ausgangslage. Ein kluger Blick? Was soll das sein? So lange quasseln, bis die Fakten vergessen sind? Eine Doku über den Status Quo und das, was uns in mittelbarer Zukunft erwartet, müsste ein Straßenfeger sein. Ich fürchte, es wird mal wieder ein vor öffentlich-rechtlicher Korrektheit strotzender Langweiler, eine Variante deutscher Filmförderung. Die unautorisierte Doku über die Vorgänge bei der Preisvergabe und die Aufteilung des Budgets würden mich anschließend mehr interessieren. "Im Schmerz geboren", ein Bericht über ein deutsches TV-Format aus Steuergeldern (was anderes als Steuern sind denn unsere derzeitigen Fernsehgebühren?), das über Dinge berichtet, die sich ändern ließen, was aber keiner will (wegen der Konsequenzen) und was den Machern auch schon im Vorfeld zu erwähnen verboten wurde.

Mit dieser Doku über eine Doku disqualifizierten sich deren Macher im klugen Blick der ARD. Neidgesellschaft, Klassenkampflyrik. Sprachregelungen.
Zuletzt geändert von Axel am Sa 04 Jun, 2016 14:04, insgesamt 1-mal geändert.



Frank B.
Beiträge: 9318

Re: ARD Dokumentarfilm-Wettbewerb: es locken 250.000 Euro und ein Sendeplat

Beitrag von Frank B. »

Axel,

1+


Was mich noch dazu interessieren würde. Wer produziert so eine aufwendige Doku mit der Aussicht, leer auszugehen? Und wenn jemand sich nicht mainstreammäßig verbiegen möchte, hat er da überhaupt eine Chance?
Wird man überhaupt Produzenten, die sich nicht sowieso schon an diesen Moloch ÖR gebunden sind berücksichtigen oder überwiegen bei einer solchen Summe nicht vielleicht doch die alten und Bindungen, um nicht zu sagen Verstrickungen?

Ich würde beinahe behaupten, für wirklich kluge und vor allem unvoreingenommene Blicke, bietet sich zur Zeit nur das Internet an.



Peter Schguller
Beiträge: 28

Re: ARD Dokumentarfilm-Wettbewerb: es locken 250.000 Euro und ein Sendeplat

Beitrag von Peter Schguller »

Guten Tag, wertes Forum!

Hat ein Klein-dokufilmer überhaupt eine Chance, oder würde ich es zu
direkt und unverblümt zeigen? Wollen die eine geschönte, wir schaffen
das, irgendwie, Hymne auf die Verarmung? Oder eine Beobachtung..
Ich hätte da einen Gestrandeten, denn ich dokumentarisch verfolge.
Und das unheimliche ist, es werden still und leise mehr...
Mitmachen oder lassen?

Grüße Peter :)



Frank Glencairn
Beiträge: 22706

Re: ARD Dokumentarfilm-Wettbewerb: es locken 250.000 Euro und ein Sendeplat

Beitrag von Frank Glencairn »

Macht euch keinen Kopf, das wird doch sowieso wieder auf dem "kleinen Dienstweg" vergeben.



Frank B.
Beiträge: 9318

Re: ARD Dokumentarfilm-Wettbewerb: es locken 250.000 Euro und ein Sendeplat

Beitrag von Frank B. »

Die Futtertröge sind voll und es sind viele Sä...e, die sich an ihnen mästen. Da braucht das kleine Ferkelchen nicht denken, dass es da mit ran kommt.



Peppermintpost
Beiträge: 2535

Re: ARD Dokumentarfilm-Wettbewerb: es locken 250.000 Euro und ein Sendeplat

Beitrag von Peppermintpost »

ich hab die wettbewerbsbedingungen jetzt mehrmals gelesen. meiner meinung nach ist das kein wettbewerb sondern eine extrem schlecht dotierte ausschreibung, wenn man die rahmenbedingungen erfüllen möchte.

ein wettbewerb wäre es wenn die vorgabe ist:
Die Schmerzgrenze – Wie die wachsende Kluft zwischen Arm und Reich unser Land verändert.

und dann werden 250.000 als produktionsbudget auf 5 einreichungen aufgeteilt.

so läuft der hase hier aber natürlich nicht. zum einen werden ja schon direkt herangehensweisen ausgeschlossen. klassenkampflyrik - was immer das ist.
bei so einem thema geht es nahezu ausschliesslich um klassenkampf, auch wenn der begriff vermutlich um die 100 jahre alt ist und marxistisch besetzt, den kern der problematik beschreibt er dennoch gut. also die ard möchte nicht das man sich mit den wurzeln des übels auseinander setzt, gleichzeitig darf es auch keine sozialreportage sein, also die problematik anhand von realen beispielen zu verdeutlichen ist ebenfalls ausgeschlossen. aha, die zwei ansätzle die unmittelbar sinn machen darf ich in einem wettbewerb nicht nutzen. das bedeutet ich kann etweder wissenschaftlich an die probematik heran gehen, da gibts auf youtube bereits einiges zum thema, ist inhaltlich natürlich spannend, aber nicht sendefähig, weil natürlich auch ein gewisses wissenschaftliches denken nötig ist um die zusammenhänge zu verstehen. die andere variante ist seichte unterhaltung, aus dem bereits von der ard vorgegebenen text wird da vermutlich so etwas erwartet wie, die reichen mussen etwas mehr abgeben, aber die armen müssen sich auch mehr anstrengen. klasse. ja genau sowas will offensichtlich der ard zuschauer sehen, weil genau das an alles erinnert was seit jahren auf ard und zdf auch ausgestrahlt wird. seichte nullnummern die es jedem recht machen und helfen die bevölkerung einzuschläfern und zuzulullen.

was soll eingereicht werden?

ein mindestens 10 Seiten umfassendes Exposé, das den hochwertigen Look und die dramaturgischen Strukturen erkennen lässt.

was? den hochwertigen look? für eine doku? sind die bescheuert? also entweder bei der ard gilt ab und zu mal die schärfe treffen und den einen oder anderen weissabgleich mal nicht zu versämmeln schon als hochwertiger look, dann ist es aber auch keiner weiteren erwähnung wert, oder die sprechen hier von einer game show oder einem spielfilm. eine doku zeichnet sich systembeding nunmal durch talking heads in ihrer natürlichen umgebung aus, was soll dazu damm im expose stehen, alle interviews führen wir vom techno crane aus? absurd.

Gedanken zur Online-Strategie und Vermarktung (max. 2 Seiten)

online strategie und vermarktung wird von einem teilnehmer eines wettbewerbs erwartet? also wenn ich einen beitrag erstellen kann und ihn dann auch direkt selber vermarkten kann, wozu bitte brauche ich dann noch einen sender? also das ist doch nur eine umschreibung für: wir akzeptieren nur einreichungen die anschliessend durch zweitverwertung ihre kosten wieder hereinspielen und auch nur solche die schon bei der erstausstrahlung durch online werbung eine entsprechende zuschauerquote mitbringen.
klasse, und wozu genau verwendet die ard nochmal die gez gebüren? nach dem modell gehen die herstellungskosten ja sowieso gegen null und die gebühren werden nur noch benötigt um solche absurden ausschreibungen online zu stellen.

eine Grobkalkulation und ggf. einen Finanzierungsplan

nochmal eine kalkulation. das genau liebe ard ist der massive unterschied zwischen einem wettbewerb und einer ausschreibung. nennt es nicht wettbewerb, ihr verschenkt da nichts oder vergebt preise. ihr sucht nur nach einem neuen kontent anbieter. sonst nichts.

was ihr erwartet

Wir wünschen uns einen Film, der herausragt durch tiefgründige Recherche, exklusive Zugänge und eine außergewöhnliche, neuartige und kreative Machart.

also tiefgründige recherche, ja das würde mich freuen, nicht wie ihr es sonst macht einfach nur den dps oder reuters tikker abschreiben und mit eigener meinung anreichern, einfach mal selbst recherchieren, super, daumen hoch.
in dem zusammenhang finde ich es zwar etwas seltsam den inhalt schon in der ausschreibung vorweg zu nehmen, aber bitte, jeder wie er kann.

der zweite teil, die aussergewöhnliche, neuartige und kreative machart machen mir allesdings etwas sorgen. eine doku liebe ard ist ein filmisches genre, was sich dadurch auszeichnet, das gewisse elemente zu sehen sind.
der ablauf ist dabei immer der gleiche, jemand stellt eine behauptung auf, und dann wird versucht diese behauptung durch bildmaterial zu stützen.
um es für die ard etwas leichter zu machen, da es sich dort ja nicht um menschen mit einem verständniss für film handelt, hier einige beispiele:
behauptung: "dynosaurier waren vermutlich nicht grau wie elephanten, sondern eher farbenfroh." film beispiel: dynosaurier animation (zu sehen bei BBC) oder behauptung: "hitler hat versucht das ende des krieges noch du beeinflussen indem er auf wunderwaffen gesetzt hat" film beispiel: konstruktionspläne und historische aufnahmen (zu sehen auf N24).
oder behauptung: "die afd gewinnt in deutschland immer mehr anhänger" film beispiel: infografik mit ansteigenden kurven (zu sehen auf ARD und ZDF). so funktioniert doku, könnte man wissen wenn man bei einem fernsehsender arbeitet.
aber was ist jetzt die neuartige und vorallem kreative machart? wollt ihr das die filmemacher das genre dodu neu erfinden. na viel glück. wäre ich in der lage so ein konzept zu erschaffen, dann würde es ein ganzes genre verändern und wäre millionen wert, für 250.000 würde ich es sicher nicht verkaufen. für eine dämliche show wie GNTM werden millionen bezahlt um das sendekonzept benutzen zu dürfen. habt ihr von der ard eigendlich die geringste ahnung wovon ihr da faselt? oder werden eure ausschreibungen inzwischen nur noch von praktikanten verfasst?

lernt euren scheiss job, dann gibt es evtl auch irgend wann mal wieder menschen die ihre gez gebühren gerne bezahlen. diese ausschreibung passt jedenfalls 100% in das bild das ich von der ard habe. avoid.
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DWUA
Beiträge: 2126

Re: ARD Dokumentarfilm-Wettbewerb: es locken 250.000 Euro und ein Sendeplat

Beitrag von DWUA »

Das ist genau das Rezept für jenen Einheitsbrei, der flüssig genug bleiben muss, damit alles, was Gewicht hat, möglichst schnell darin versinkt.
Ein bisschen Blubbern noch, und dann ist Ruhe...

Dem gegenüber klingt die Ausschreibung zur Gestaltung einer Aussegnungshalle geradezu frivol.


Vive la France!

;))



thsbln
Beiträge: 1662

Re: ARD Dokumentarfilm-Wettbewerb: es locken 250.000 Euro und ein Sendeplat

Beitrag von thsbln »

Danke Peppermintpost.
損したくないあなたはここで買おう



raketenforscher
Beiträge: 170

Re: ARD Dokumentarfilm-Wettbewerb: es locken 250.000 Euro und ein Sendeplat

Beitrag von raketenforscher »

Es geht um Armut in der Doku. Und die Teilnahmebedingungen bedienen das Establishment. 👤 Hätte ja auch 'ne Chance für arme Leute sein können.

Wann ist Bundestagswahl? 2017? Vielleicht hat auch eine Partei ordentlich gespendet. 😒



Chrompower
Beiträge: 261

Re: ARD Dokumentarfilm-Wettbewerb: es locken 250.000 Euro und ein Sendeplat

Beitrag von Chrompower »

Frank B. hat geschrieben: Was mich noch dazu interessieren würde. Wer produziert so eine aufwendige Doku mit der Aussicht, leer auszugehen? Und wenn jemand sich nicht mainstreammäßig verbiegen möchte, hat er da überhaupt eine Chance?
Wird man überhaupt Produzenten, die sich nicht sowieso schon an diesen Moloch ÖR gebunden sind berücksichtigen oder überwiegen bei einer solchen Summe nicht vielleicht doch die alten und Bindungen, um nicht zu sagen Verstrickungen?
Die ganze Doku musst du ja noch nicht produzieren, sondern erst dein Konzept vorstellen.

Der zweite Punkt macht mir auch Sorgen. Wollen die überhaupt was Neues? Oder wirds am Ende sowieso die 0815 Doku von Vitabin B?
Weder gut, noch schlecht, schöner Einheitsbrei, kein Risiko.



enilnacs
Beiträge: 241

Re: ARD Dokumentarfilm-Wettbewerb: es locken 250.000 Euro und ein Sendeplat

Beitrag von enilnacs »

So weit sind die schon, eine Ausschreibung mit klaren Richtlinien als freies "Wettbewerb" zu tarnen. Auch noch über arm und reich weil man selbst noch mehr kohle damit macht. 250k ? Erbärmlich bei den Lizenzen die dann rausgeschlagen werden... Es wäre zum Lachen wenn es nicht zum Weinen wäre. Auf den Inhalt (Richtlinien) will ich lieber nicht eingehen, sonst werd ich sauer...
1. In: 4K 12bit RAW 444 ACES 15-Fstops
2. Out: HD 8bit H264 420 rec.709 8-9 Fstops
3. Shit!



Bergspetzl
Beiträge: 1493

Re: ARD Dokumentarfilm-Wettbewerb: es locken 250.000 Euro und ein Sendeplat

Beitrag von Bergspetzl »

Macht euch keinen Kopf, das wird doch sowieso wieder auf dem "kleinen Dienstweg" vergeben.
Richtig. Die Top 5 werden aus "bewährten" Schmieden bzw. deren Zöglingen bestehen. Da wird dann sicher von einer Juri entschieden werden, aber alleine bis zum Ende dabei zu sein halte ich für unrealistisch - ohne Schwarzmaler zu sein.



chrishilton
Beiträge: 33

Re: ARD Dokumentarfilm-Wettbewerb: es locken 250.000 Euro und ein Sendeplat

Beitrag von chrishilton »

Einfach eine Gegenprojekt mit exakt dem gleichen Titel von Slashcam members starten 😃 und an einen Privaten verkaufen. Das ganze geballt in den sozialen Medien pushen.



nachtaktiv
Beiträge: 3169

Re: ARD Dokumentarfilm-Wettbewerb: es locken 250.000 Euro und ein Sendeplat

Beitrag von nachtaktiv »

DAS ist mal ne gute idee :D :D :D .. oder einfach einen frechen indie-gegenentwurf.
Die Ignore Funktion ist ein Segen <3



ZacFilma
Beiträge: 170

Re: ARD Dokumentarfilm-Wettbewerb: es locken 250.000 Euro und ein Sendeplat

Beitrag von ZacFilma »

Hallo, da mache ich mit. Echt.



MLJ
Beiträge: 2193

Re: ARD Dokumentarfilm-Wettbewerb: es locken 250.000 Euro und ein Sendeplat

Beitrag von MLJ »

@Peppermintpost
Super Beitrag, alles genau auf den Punkt und sehe das genau so.

@All
Macht euch nicht verrückt und lasst euch von diesem Schwachsinn nicht blenden, das gibt das übliche "Öffi Rudelbumsen", nichts weiter, viel heiße Luft um nichts. Ich denke mal die wollen so neue gute Ideen einsammeln um diese dann neu zu verwerten, wäre nicht das erste mal.

Das gleiche Projekt mit SlashCam Mitgliedern ? Super Idee aber ich befürchte das verläuft wieder im Sande wie alle vorherigen Ansätze in dieser Art. Wäre super wenn es diesmal klappen würde und wir den Öffi's den "Stinkefinger" zeigen können ;)

Cheers

Mickey
The little Fox.... May U live 2 C the Dawn



Axel
Beiträge: 16252

Re: ARD Dokumentarfilm-Wettbewerb: es locken 250.000 Euro und ein Sendeplat

Beitrag von Axel »

MLJ hat geschrieben:Das gleiche Projekt mit SlashCam Mitgliedern ? Super Idee aber ich befürchte das verläuft wieder im Sande wie alle vorherigen Ansätze in dieser Art. Wäre super wenn es diesmal klappen würde und wir den Öffi's den "Stinkefinger" zeigen können ;)
Das könnte in einem Thread konzipiert werden. Da öffentlich und mit Veröffentlichungsdatum versehen, gibt es eine Art "Copyright", d.h., wenn wir uns auf ein originelles Konzept verständigen und die deutschen TV-Produzenten es übernehmen, können wir uns zumindest innerlich auf die Schulter klopfen.

Aber ehrlich gesagt stört mich bereits der Arbeitstitel. Schmerzgrenze? Was wäre damit gemeint, wenn diese imaginäre Grenze überschritten würde? Protestwähler von rechts haben wir ja jetzt schon, und sie sind doof genug, anklagend auf diejenigen zu zeigen, denen es schlechter geht als ihnen.

Bitteres Leid haben wir ja jetzt schon. Nur wenige machen sich klar, dass ihnen Altersarmut, gepaart mit hoher Lebenserwartung, blüht und dass die Pflege bei uns bereits hochgradig kommerzialisiert ist. Ein TV-Thriller von 2007 (kein Straßenfeger, da unattraktives Thema) zeigte das perfekt:


Aufstand? In Deutschland unwahrscheinlich. Man kann hier Schmerzgrenzen beliebig verschieben. In diesem Land kommt es eher zur breiten Akzeptanz von Euthanasie in Form von sozialverträglichem Selbstmord (Soylent Green-mäßig) als zur Revolte.

Es ist auch das Land der Parallelgesellschaften. Wer vom Sozialsystem überfordert ist und obdachlos wird, ist "aus der Sache raus".
Sollte wenigstens der Spitzensteuersatz wieder erhöht werden oder müssen wir auf die Superreichen setzen, die von ihrem gewaltigen Vermögen Millionen Euro stiften, um sinnvolle Sozial- und somit Perspektivarbeit zu ermöglichen?
Sollte?
Stiften?

Wer sollte den Spitzensteuersatz erhöhen? Parteien? Mit welchen Argumenten könnten sie das verkaufen? Ach, ich weiß: Schmerzgrenze, Schmerzmittel, Betäubungsmittel. Wie lange braucht ihr, bis euch die Gegenargumente einfallen?

Stiften?

Millionen gar?

Was ist übrigens "sinnvolle Sozial- und damit Perspektivarbeit"?

In diesem Land wird nichts mehr produziert (überspitzt gesagt). Wir sind eine Gesellschaft aus global agierenden Unternehmen, lokalen Dienstleistern und Almosenempfängern. In diese drei groben Kategorien müssen sich die Leute rein finden, denn so funktioniert unser Arbeitsmarkt. Sogar Bildung garantiert nichts. Geistesbildung ist völlig entbehrlich, politische Bildung erst recht. Sogar, sich ausbilden zu lassen bringt nur kurzfristige Perspektiven, weil der Markt auf permanente Instabilität angewiesen ist. Siehe als Beispiel den Thread keine Lust mehr auf Mediengestalter.

Um diese Dinge zu ändern reichen keine gestifteten Millionen. Auch nicht Milliarden aus Steuererhöhungen. Auch keine Protestmärsche. Auch keine Programme zur, äh, Re-Sozialisierung des Prekariats.

Bismarcks Sozialpolitik (als deren Enkel sich Schröder mit seiner Agenda verstand) hat das Wort "sozial" entwertet. Es macht die Bürger eines der reichsten Länder der Welt mental zu Hilfeempfängern. Sozial ist Solidarität, sich gegenseitig unterstützen. Gar nicht unbedingt mit Geld, der Sozialhilfesatz (gleichbedeutend mit ALG II, Grundsicherung und Sozialgeld) wird so berechnet, dass niemand hungers sterben muss. Es ist eine Einstellung jedes Einzelnen. Und seine Einstellung kann man ändern ...



handiro
Beiträge: 3259

Re: ARD Dokumentarfilm-Wettbewerb: es locken 250.000 Euro und ein Sendeplat

Beitrag von handiro »

Erstmal lese ich, es gibt pro "Gewinner" 50 k€. Das ist auch das untere Budget von einer 45 min. bei ARD.
Zum anderen ist die Vorgabe echter Hohn. Aber es werden viele mitmachen und weiter den Bertelsmann Traum träumen.

Ich habe mir ausgerechnet welchen Stundenlohn ich für meinen 45 min. Die Story Film bekommen habe: zu peinlich es hier zu veröffentlichen und weit unter dem Mindestlohn, eher so Richtung Stoffefärber in Bangladesh ;-)

Recherche wird kaum noch bezahlt und ist gerade für Doku eins der wichtigsten Standbeine. Dann die Bedenkenträger mit der GEZ-Rente, nein Danke. Letztendlich die Juristerei *flücht*.

Sehr schöne Postings Peppermint und Axel! +1!
Good-Cheap-Fast....Pick Any 2



Peppermintpost
Beiträge: 2535

Re: ARD Dokumentarfilm-Wettbewerb: es locken 250.000 Euro und ein Sendeplat

Beitrag von Peppermintpost »

@ axel

du greifst in deinem beitrag zwei dinge auf zu denen ich gerne noch meinen senf dazu geben möchte.

ich fange mit dem weniger düsterem an. unserem exportüberschuss. natürlich sind wir in der gruppe der exportweltmeister. der pro kopf exportüberschuss wird sogar von keiner anderen nation getoppt, damit rechtfertigt man in deutschland auch seit jahren jede grenzöffnung (auf den handel bezogen) und jeden zusammenschluss von handelsallianzen, incl. ttip. für deutschland als einheit ist das auch richtig, was dabei aber leider vergessen wird ist, das die enormen gewinne aus dem handelsüberschuss inzwischen nicht mehr beim volk ankommen. diese massiven gewinne versacken in vorstandsetagen und vor allem bei gross aktionären. der normale bürger hat vom exportweltmeister inzwischen nichts mehr. so sehr ich mich von der afd und deren inhalten auch distanziere, aber die relativ platte vorderung der wirtschafts experten in der partei, nach abschaffung des euro ist durchaus eine diskussion wert. das liegt natürlich nicht im interesse der gross industrie, aber die masse der bürger könnten durchaus profitieren. wobei ich hier bewusst den konjunktiv benutze.

deine deutlich düstere feststellung, der ich uneingeschränkt zustimme:

Aufstand? In Deutschland unwahrscheinlich. Man kann hier Schmerzgrenzen beliebig verschieben. In diesem Land kommt es eher zur breiten Akzeptanz von Euthanasie in Form von sozialverträglichem Selbstmord (Soylent Green-mäßig) als zur Revolte.

möchte ich aber auf einen anderen sachverhalt verweisen. das fundament für jede wirtschaft, egal ob kapitalistisch, soziale marktwirtschaft oder kommunismus ist die währung. ohne währung keine wirtschaft, ohne währung geht es direkt zurück in die steinzeit, und zwar im wirklichen sinne des wortes. ohne wärung keine energie, keine lebensmittel, keine krankenversorgung, etc...
die gefahr besteht mMn in deutschland nicht in einer revolte der harz4 empfänger. die werden durch rtl und youtube schön im wachkoma gehalten, von der seite rührt sich nichts. die wirkliche gefahr ist der kollaps der währungen, und da stehen wir ganz kurz davor. das warum und wieso will ich hier nicht in allen details auseinander nehmen, wen das interessiert, der kann jede menge info dazu finden, einfach mal "geldsystem" oder "schuld geld" oder "fiat money" googeln.
die anstehende revolte wird also keine bewusste aktion sein wie die revolutionen der vergangenheit, sondern den neuen lebensumständen geschuldet sein.

aber solche betrachtungen finden in den öffendlich rechtlichen natürlich keinen platz, ausser auf arte um 2uhr45 nachts.
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handiro
Beiträge: 3259

Re: ARD Dokumentarfilm-Wettbewerb: es locken 250.000 Euro und ein Sendeplat

Beitrag von handiro »

@Peppermint: Ich sehe auch diesen konstanten Wirtschaftskrieg als Alternative zu konventionellen Kriegen und uns mittendrin. Historisch gesehen ist das nichts neues. Neu ist die beschleunigte Globalisierung. Wenn man sich diese globale Wirtschaft als ein System von miteinander verbundenen Röhren vorstellt, ist für mich nur logisch, dass der Lohn in China steigt und hier fällt:
https://de.wikipedia.org/wiki/Hydrostatisches_Paradoxon.

Dass die Bankster in dem System Druck herstellen kommt noch erschwerend hinzu. Für mich sind Zölle und Handelsembargos in diesem Röhrensystem gleich Ventilen, mit denen man versucht der Physik entgegen zu wirken :-)
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