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Deutsche Film- und Serien Katastrophe - woran liegt es?



Kreativität, Drehbuch schreiben, Filmideen, Regie, und ähnliches
Antworten
Chrompower
Beiträge: 261

Deutsche Film- und Serien Katastrophe - woran liegt es?

Beitrag von Chrompower »

Hallo!

Woran liegt es das so gut wie alle deutschen Filme und Serien billig wirken?
Warum erkennt man innerhalb weniger Sekunden beim herum-zappen im TV ob es sich um eine deutsche Produktionen handelt oder nicht?

Meine Vermutung: Es liegt an den Schauspielern. So wie die ihre Texte vortragen, so künstlich, unnatürlich, billig. Wie ein auswendig gelerntes Gedicht. Aus diesem Grund sind deutsche Dokumentationen auch so gut, weil genau dieses Problem weg fällt.

Aber warum klappt es beim Synchron-Sprechen von US Serien/Filmen meistens so gut? Ist vielleicht die Ton-Charakteristik beim Synchron-Sprechen anders und wirkt es dadurch natürlicher? Liegt es vielleicht nur daran?

Der Schnitt, das Farbmanagement könnten vielleicht auch noch was ausmachen.

Was ist eure Meinung dazu?
Was machen die Staaten (und auch Frankreich) besser als wir?

Schöne Grüße
Sven



7River
Beiträge: 3749

Re: Deutsche Film- und Serien Katastrophe - woran liegt es?

Beitrag von 7River »

Mit den Amerikanern können die Deutschen nicht mithalten, schon klar. Was mir aber aufgefallen ist, dass viele Zuschauer schon von vornherein sagen, einen deutschen Film schaue ich mir gar nicht erst an. Wo ran das jetzt genau liegt, weiß ich nicht.

Die deutsche TV-Serie "Broti & Pacek – Irgendwas ist immer" und den deutschen Film "Eine ganz heiße Nummer" fand ich gut, muss ich zugeben. Eine ganz heiße Nummer hatte was von britischen Komödien, wie etwa Grasgeflüster oder Kalendergirls.



dirkus
Beiträge: 1165

Re: Deutsche Film- und Serien Katastrophe - woran liegt es?

Beitrag von dirkus »

Die deutschen Serien sind in den letzten Jahren auf jeden Fall besser geworden.

Was wohl auch daran liegt, dass die Produzenten offenbar mehr Bedeutung auf Lichtsetzung und vor allen Dingen auf die Mimik/Gestik der Darsteller legen (der Böse darf endlich mal wirklich böse gucken und seinen Blick schweifen lassen)

Aber du hast Recht.
Synchronisierte Filme wirken auf uns irgendwie "professioneller", weil da viele Live Geräusche einfach unter den Tisch fallen und sich der Sound somit auf das Wesentliche beschränken kann. Wir haben auch - glaube ich - mit die besten Syncronstimmen. Stimmen sind ja auch ein ganz wichtiger Faktor, ob wir jemanden cool, sympathisch, respektvoll oder angsteinflössend finden.

Das die US Serien besser rüberkommen, liegt letztendlich auch daran, dass die Amerikaner alles sehr viel lockerer angehen und viele Figuren sehr exotisch aber dennoch glaubwürdig wirken. (Einem deutschen Cop kauft man die coole Art eben nicht so ab,wie einem Ami Cop der mit Glock 17 und Flinte im Kofferraum nen coolen Spruch ablässt). Die USA haben mit ihrer Vielfalt an Darstellern und exotischen Geschichten auch ständig neue Themen drauf.

Da werden wir wohl noch ne ganze Weile hinterherhinken.



Frank Glencairn
Beiträge: 23167

Re: Deutsche Film- und Serien Katastrophe - woran liegt es?

Beitrag von Frank Glencairn »

1. Schauspieler, bzw. deren Ausbildung.
Bei uns ist Method Acting (Strasberg/Stanislawski) nach einem zaghaften Versuch in den späten 70er Jahren immer noch ziemlich verpönt. Das ist aber die Schmiede durch die alle guten US/UK Schauspieler von Pachino bis Emma Thompson gegangen sind. Die Ergebnisse sind entsprechend. Ich hatte letzte Woche das Vergnügen mit einigen US/UK Schauspielern zu arbeiten, der Unterschied war Tag und Nacht - und bei uns wird immer noch rumgelabert warum MA angeblich mehr Nachteile hat.

Interessanterweise spielen deutsche Schauspieler sofort besser wen sie Englisch spielen müssen. Anscheinend ist ein Teil ihres Gehirns so mit Englisch beschäftigt, daß sie vergessen schlecht zu spielen. ;-)

2. Sprache
Englisch ist einfach prägnanter und griffiger, deshalb kommt selbst eine Deutsche Synchro besser als ein deutscher Originalfilm, obwohl es die selbe Sprache ist, aber eben eine andre Syntax. Ich hab mir mal den Spaß gemacht, bei einem Deutschen Drehbuch die Dialoge so zu schreiben, als wären sie ein Syncro - funktioniert überraschend gut.

3. Kamera.
Deutsche Krankheit: Immer zu hell, zu freundlich, zu kontrastarm, zu ängstlich geleuchtet, zu weit und zu hoch sowieso - wobei sich da in letzter Zeit einiges getan hat.

4. Story
Die meisten deutsche Autoren weigern sich immer noch hartnäckig, sich an internationale Standards zu halten - Writersroom ist natürlich auch nicht.



DV_Chris
Beiträge: 3213

Re: Deutsche Film- und Serien Katastrophe - woran liegt es?

Beitrag von DV_Chris »

Man sollte sich keinesfalls an dem orientieren, was die Privaten an Müll so über die Sat Schüssel kübeln.

Eine Serie wie Monace Franze etwa ist bis heute zeitlos. Nur orientieren sich heute alle nach unten.



sgywalka
Beiträge: 762

Re: Deutsche Film- und Serien Katastrophe - woran liegt es?

Beitrag von sgywalka »

Sing ein Lied!

Nimm die Gitarre und sing ein Lied in
E N G L I S H

D E U T S C H ( der immerwährende Sägezahngnerator in der Syntax
von Herr Lehrer Hinkelschwein und oder die Härte des Stahls...)

Dann bist wenn du nu zb Yello Submarine von den Käfern anlegst
im deutschen bei einem TOTAL-LACHKRAMPF..

----
interessant ich schreib meine Drehbücher in English und erst nachher
steige ich ins Deutsche ( was dann auch so ROMAN vs. SCRIPT wird)
----
MONACO FRANTZE / KOTTAN / MUNDEL / da gibt es einige..total geniale
----
ACTOR:: ich hätt für mein LEBEN gerne einmal mit GERD FRÖBE
oder halt his Mount Everest of Art... OSCAR WERNER..
----
Die guten freundinnen vom RT ääl Zwei mal ZD ääääf oder ORSCH -F
verz Ou ER EEF...

letzends eine 12 teilige Tv-Oper eingreicht... schön 12 x 72 seiten für die
TONNNE.. egal... war eh nur die Fingerübung für nexxt..
----

warum überhöhen wir genau das DEUTSCHE net und eine
ABSOLUTER BEAMTER springt im nächsten KULT-TV-KRIMI über den
selbigen... hört es wer von den schriftleren? wiriters guild?
writers Gewärkschaft? nix.
wurscht. ops. Fastenzeit.

latex-youghurt mit peitschen-soufflet in prou sieeben.

out
nogo



raketenforscher
Beiträge: 170

Re: Deutsche Film- und Serien Katastrophe - woran liegt es?

Beitrag von raketenforscher »

Frank Glencairn hat geschrieben: Interessanterweise spielen deutsche Schauspieler sofort besser wen sie Englisch spielen müssen. Anscheinend ist ein Teil ihres Gehirns so mit Englisch beschäftigt, daß sie vergessen schlecht zu spielen. ;-)
Bei vielen deutschen Filmen habe ich mir manchmal gewünscht, dass die Schauspieler sich nochmal nachsynchronisieren müssten.

Auch stimmt der Rhythmus der Dialoge im deutschen Film oft nicht. Pausen kommen einen ewig vor.

Oft fehlt es den Dialogen auch einfach an Qualität. Sprache als Stilmittel.



dirkus
Beiträge: 1165

Re: Deutsche Film- und Serien Katastrophe - woran liegt es?

Beitrag von dirkus »

Frank Glencairn hat geschrieben:
Interessanterweise spielen deutsche Schauspieler sofort besser wen sie Englisch spielen müssen. Anscheinend ist ein Teil ihres Gehirns so mit Englisch beschäftigt, daß sie vergessen schlecht zu spielen. ;-)
Da sagst du was;-)

Hab ich letztens selbst mal ausprobiert.

Einfach mal irgendeinen Blödsinn sprechen lassen und sich nur auf die Gesichtsmimik konzentrieren.

...man kann fast JEDEN Text darunter legen!


Lässt man dagegen den original Text sprechen, dann verzieht der Darsteller zuoft einfach nur das Gesicht, um die richtige Aussprache hinzubekommen. Beim englischen Text vergisst er das einfach und gestikuliert auch nicht mehr so exzessiv.



dienstag_01
Beiträge: 13475

Re: Deutsche Film- und Serien Katastrophe - woran liegt es?

Beitrag von dienstag_01 »

Frank Glencairn hat geschrieben:1. Schauspieler, bzw. deren Ausbildung.
Bei uns ist Method Acting (Strasberg/Stanislawski) nach einem zaghaften Versuch in den späten 70er Jahren immer noch ziemlich verpönt. Das ist aber die Schmiede durch die alle guten US/UK Schauspieler von Pachino bis Emma Thompson gegangen sind. Die Ergebnisse sind entsprechend. Ich hatte letzte Woche das Vergnügen mit einigen US/UK Schauspielern zu arbeiten, der Unterschied war Tag und Nacht - und bei uns wird immer noch rumgelabert warum MA angeblich mehr Nachteile hat.
Du scheinst überaus viel über Schauspielausbildung zu wissen, vielleicht sagst du uns mal, auf welchen Methoden die Ausbildung an deutschsprachigen Schauspielschulen basiert ;)



dirkus
Beiträge: 1165

Re: Deutsche Film- und Serien Katastrophe - woran liegt es?

Beitrag von dirkus »

dienstag_01 hat geschrieben:... vielleicht sagst du uns mal, auf welchen Methoden die Ausbildung an deutschsprachigen Schauspielschulen basiert ;)

Ohne das ich jetzt angesprochen wäre würde ich mal sagen:


Die deutschen Schauspielschulen versuchen viel zu oft vergeblich, die Menschen in ihrer Art zu verändern - also sie mit Gewalt zum Schauspieler zu machen.

Dabei ist dafür eigentlich garkein grosser Akt nötig.

Ein guter Schauspieler benötigt eigentlich nur 3 Grundeigenschaften, welche er von sich aus mitbringen muss.

Stimme, Aussehen und Charakter


Alles andere sind Mimik, Gestik und das Spiel mit den Augen welches trainiert werden muss.



Frank Glencairn
Beiträge: 23167

Re: Deutsche Film- und Serien Katastrophe - woran liegt es?

Beitrag von Frank Glencairn »

dienstag_01 hat geschrieben: Du scheinst überaus viel über Schauspielausbildung zu wissen, vielleicht sagst du uns mal, auf welchen Methoden die Ausbildung an deutschsprachigen Schauspielschulen basiert ;)
Bei uns wird meistens irgendeine Variante des Integral Performing gemacht, die auf stereotypen/generellen Verhaltensmustern basiert - wie Storz das formuliert hat - die man nachstellt, und der Idee, daß nachvollziehbare Darstellung definierbaren Regeln folgen muß.

Storz hat diese Regeln Funktionskreise genannt. Jede Improvisation wird als unpassend empfunden, alles muß dem Raster der Funktionskreise folgen.

Im Prinzip das, was ein Beamter machen würde, sollte er eine Schauspiellehre gründen. Ein starres Regelwerk von Vorschriften, denen strikt zu folgen ist um ein vorhersehbares, erwünschtes und halt auch völlig langweiliges Ergebnis zu produzieren.

Im wahrsten Sinne des Wortes: Ein mechanisches Trauerspiel. Quasi das malen nach Zahlen der Schauspielkunst.

Ich hab letztes Jahr mit Marcel Iures (Pirates/Mission Impossible) gedreht, der mit seinen Augen in 10 Sekunden mehr sagt als die meisten deutschen Schauspieler mit ihrem Mund in einer Minute - das war wirklich beeindruckend. Letzte Woche mit Tanna Frederick und Gianin Loffler (der damals im Stargate Film mitgespielt hat) - die beiden haben eine Improvisation hingelegt, daß ich eine Gänsehaut bekommen habe.



iasi
Beiträge: 24486

Re: Deutsche Film- und Serien Katastrophe - woran liegt es?

Beitrag von iasi »

dirkus hat geschrieben:Die deutschen Serien sind in den letzten Jahren auf jeden Fall besser geworden.
da kommt es immer darauf an, welchen Zeitraum man betrachtet - wenn man einen vergleich mit den letzten Jahrzehnten zieht, muss man zur gegenteiligen Einschätzung kommen.



dienstag_01
Beiträge: 13475

Re: Deutsche Film- und Serien Katastrophe - woran liegt es?

Beitrag von dienstag_01 »

Frank Glencairn hat geschrieben:Bei uns wird meistens irgendeine Variante des Integral Performing gemacht,
Wer hat dir denn das wieder erzählt, das ist doch nun vollkommener Quatsch.



iasi
Beiträge: 24486

Re: Deutsche Film- und Serien Katastrophe - woran liegt es?

Beitrag von iasi »

Die Deutschen haben keine Themen mehr ... es herrscht der Merkle-Stil vor ...

Dramen über eine Frau mit Nagelpilz interessieren eben nun mal nicht - zumal geschüttelt wird, bis einem vom zusehen übel wird und der dramatisierende Score die Gläser im Schrank erschüttert, wenn der kleine Zeh befallen wird.


Da kann dann die Darstellerin ihr bestes geben - aber ihr linker Fuß wird nicht das britische Niveau erreichen können.



Frank Glencairn
Beiträge: 23167

Re: Deutsche Film- und Serien Katastrophe - woran liegt es?

Beitrag von Frank Glencairn »

dienstag_01 hat geschrieben:
Frank Glencairn hat geschrieben:Bei uns wird meistens irgendeine Variante des Integral Performing gemacht,
Wer hat dir denn das wieder erzählt, das ist doch nun vollkommener Quatsch.
Ich hatte im laufe meiner Karriere die ein oder andere Gelegenheit mit Schauspielern zu darüber sprechen, aber wenn du auch was zum Thema beizutragen hast, bitte erleuchte uns.



dienstag_01
Beiträge: 13475

Re: Deutsche Film- und Serien Katastrophe - woran liegt es?

Beitrag von dienstag_01 »

Frank Glencairn hat geschrieben:Ich hatte im laufe meiner Karriere die ein oder andere Gelegenheit mit Schauspielern zu darüber sprechen,
Das kann man fast nicht glauben, bei dem, was du hier zu besten gibst (oder du hast einfach immer die falschen Schauspieler getroffen) ;)
Aber im Ernst, das Thema ist natürlich sehr komplex (und Actors Studio steht nicht für DIE amerikanische Ausbildung), aber was man sicher sagen kann, dass professionelle deutsche Ausbildung, an staatlichen Schulen, selbstverständlich auf der Grundlage von Stanislawski erfolgt. Nicht nur, da kommt zum Beispiel noch Brecht dazu (u.a.), aber die Basis ist es.
Und das schon Jahrzehnte länger, als bei Strassberg.

Ich bin jetzt auch nicht der alleswissende Schauspielexperte, aber diese Algemeinplätze hier und dann noch so pauschal für alle deutschen Schauspieler zu sprechen oder von *meistens*, das lässt einfach vermuten, dass hier nur mal wieder jemand Schuldige für seine eigene Mittelmäßigkeit sucht.
Verstehst du das, lieber Frank, das ist unterste Schublade.
Oder anders ausgedrückt, deine Stärken liegen augenscheinlich woanders ;)



macwalle
Beiträge: 267

Re: Deutsche Film- und Serien Katastrophe - woran liegt es?

Beitrag von macwalle »

Vorweg:
Ich habe vom Schauspielen überhaupt keine Ahnung –
lediglich als Zweitklässler stand ich mal bei der »Vogelhochzeit« auf der Schulbühne,
und das ist auch schon 45 Jahre her –,
daher eine vielleicht etwas naive Frage:

Was ist denn,
außer einer ausgefeilten Sprach- und Stimmtechnik und dem Sich-hinein-Versetzen in die jeweilige Rolle,
das so Komplizierte am Agieren vor der Kamera?

Just die Tatsache, dass ich vergessen muss, dass alles nur ein Spiel ist?
Oder gibt es da auch technische Umstände, die ein Schauspieler intuitiv berücksichtigen muss –
Bewegungstempo, Lautstärke, Intensität des Ausdrucks, das Ausblenden des Crew-Gesummses um einen herum o.ä.?

Diese Frage stelle ich aus zwei Gründen:
Erstens fällt mir das doch sehr verfremdete (und befremdende) Verhalten vieler Menschen auf,
die schlagartig anders agieren, sobald sie mitbekommen, dass eine Kamera auf sie gerichtet ist.

Zweitens bemerke ich bei mir selbst, dass ich im Kunden(verkaufs)gespräch dann am erfolgreichsten bin,
wenn ich mich gar nicht verstelle, d.h. entgegen der Ratschläge vieler (schlechter) Verkaufs-Ratgeber
einfach so gegenüber dem Kunden agiere, wie ich bin – also null »Show«.
Jede »Schauspielerei« würde dem jeweiligen Kunden (zumindest den meinigen) auch sofort übel aufstoßen –
so tumb sind die Menschen nun auch wieder nicht.

(Zur Erläuterung meines Erfahrungshintergrundes:
Ich verkaufe auch die Anzeigen für unser regionales Monatsblatt,
dessen Produktion und Redaktion mir ebenfalls obliegt.
Insofern sind mir die technischen Abläufe komplett geläufig,
und ich kann meine Kunden wirklich fachlich kompetent beraten,
was deren Anzeigengestaltung angeht,
etwa bei Beschränkungen des Farbraumes im Druck oder bei der Mindest-Schriftgröße.

Dennoch setze ich gewisse »Techniken« bei der Interaktion mit dem Kunden ein,
deren Wirksamkeit mir erst im Laufe der Jahre bewusst wurde –
etwa an kritischen Verhandlungspunkten einfach mal acht Sekunden zu schweigen –
fast jeder Kunde hält diesem stillen Druck nicht stand und kommt dann von sich aus der Reserve.

Das ist aber für mich kein Schauspielen, sondern eher Kommunikationstechnik.)

Bei einem Schauspieler stelle ich mir ein analoges Vorgehen so vor,
dass seine Person (er selbst also) die Grundlage für sein Spiel liefert,
er den Charakter seiner Figur lediglich durch seine Handlungen
und partiell durch sein Ausdrucksverhalten modelliert –
oder liege ich da grundlegend falsch?

John Malkovich etwa ist für mich immer John Malkovich,
aber er kann je nach Anforderung eine Figur entweder als harmlos-deppert
oder zynisch-bösartig aussehen lassen und dabei dennoch sehr wahrhaftig wirken –
worin genau besteht denn nun diese Kunst?

Und (um wieder zum Thema zu kommen und den Kreis zu schließen):
Hat die authentische Performance eines Schauspielers wirklich grundlegend mit der jeweiligen »Schule« zu tun,
also mit »Method Acting« oder »Integral Performing«?

Und, wenn dem so ist,
warum hat hier in Deutschland nicht das Method Acting die Lufthoheit an den Schauspielschulen?
Andere kulturelle Traditionen?

Im Gegenzuge hat der französische Film einige wunderbare Perlen hervorgebracht,
die, wären sie in Deutschland gefilmt worden,
ich mir nur schwer in einer ähnlichen Qualität vorstellen kann (»Chocolat« etwa)

Uups, Korrektur:
»Chocolat« war ein britisch-US-amerikanischer Film …
http://de.wikipedia.org/wiki/Chocolat_% ... en%C3%BCgt

Tja, so kann man danebenliegen …

Na gut, dann nehmen wir halt den dänischen Film –
etwa »In China essen sie Hunde« …

Natürlich weiß ich,
dass eine umfassende Antwort auf meine Fragen in diesem Forum nicht möglich ist –
aber vielleicht in den Grundzügen.
Für Fach-Literaturtipps bin ich daher auch sehr dankbar –
so in Richtung Basics des Schauspiels.

Im Übrigen ein sehr interessanter Thread,
ich bin gespannt auf die weitere Diskussion …



Frank Glencairn
Beiträge: 23167

Re: Deutsche Film- und Serien Katastrophe - woran liegt es?

Beitrag von Frank Glencairn »

dienstag_01 hat geschrieben:,,, lässt einfach vermuten, dass hier nur mal wieder jemand Schuldige für seine eigene Mittelmäßigkeit sucht.
Was heißt hier "eigene Mittelmäßigkeit" ich hege A selbst keine Schauspiel Ambitionen, und B was kann ich für das, was der deutsche Durchschnittsschauspieler abliefert?



dienstag_01
Beiträge: 13475

Re: Deutsche Film- und Serien Katastrophe - woran liegt es?

Beitrag von dienstag_01 »

Und (um wieder zum Thema zu kommen und den Kreis zu schließen):
Hat die authentische Performance eines Schauspielers wirklich grundlegend mit der jeweiligen »Schule« zu tun, also mit »Method Acting« oder »Integral Performing«?
Nein. Es sei denn, er hält sich sklavisch an eine Methode und ist im Ergebnis nicht authentisch ;)
Und, wenn dem so ist,
warum hat hier in Deutschland nicht das Method Acting die Lufthoheit an den Schauspielschulen?
Wie gesagt, da werden Unterschiede gemacht, die es gar nicht gibt. Hier wie dort ist die Grundlage Stanislawski.

Aber, man merkt es auch in diesem Thread, was meiner Meinung eher mal zu diskutieren wäre, ist das fehlende Verständnis für die Arbeit *des anderen*. Besonders beim Film, im Theater teilweise aber auch. Alle lernen *ihr* Handwerkszeug (mal schlechter, mal besser), aber das das ganze eine gemeinsame Arbeit ist, haben manche auch nach Jahren noch gar nicht bemerkt (Bestes Beispiel, die Szene, die Frank oben beschreibt, mit den Schauspielern, die improvisieren. Da merkt man doch gleich, dass er einfach gar nicht WEISS, dass Schauspieler das KÖNNEN - mal schlechter, mal besser - man muss mit ihnen ARBEITEN. Aber wenns keiner verlangt bzw. eh nur auffhällt, da müssen dann erst Schauspieler kommen, die es nicht anders gewöhnt sind und es einfach machen. Manches Regieteam sollte man mal befragen, was es eigentlich so vorhat...).



Charlinsky
Beiträge: 1373

Re: Deutsche Film- und Serien Katastrophe - woran liegt es?

Beitrag von Charlinsky »

Ich bin auch jemand, der ne deutsche Produktion meistens schon an den Trailern erkennt, ohne etwas über den Film bereits gehört zu haben.

Ich bin einfach der Meinung, das das Problem einfach darin liegt, das vieles versucht wird, es den Amis nachzumachen bzw. sogar zu uebetreffen - und das geht immer in die Hose!

Ne verrauchte Kneipe, unrasierte Darsteller, nen Haushalt, wo es nicht immer clean ist, ein alltaegliches reales leben...Das gibt es bei den deutschen Filmen schon mal garnicht, da wirkt alles steril, abgehackt und aufgesetzt, die Handlung vorhersehbar, einfach Pendantisch und sehr ordentlich...das sind einige gründe, ganz zu schweigen vom täglichen Müll der Serien bei den privaten...TV Kultur auf höchstem Niveau!
...alles was zu teuer ist - aber auch Spaß macht!



dienstag_01
Beiträge: 13475

Re: Deutsche Film- und Serien Katastrophe - woran liegt es?

Beitrag von dienstag_01 »

Frank Glencairn hat geschrieben:Was heißt hier "eigene Mittelmäßigkeit" ich hege A selbst keine Schauspiel Ambitionen, und B was kann ich für das, was der deutsche Durchschnittsschauspieler abliefert?
Ich meinte das als Qualität.
Wer wie du mit deutschen Durchschnittsschauspielern arbeitet (so nennst du sie ja) und danach rummeckert, ist ja mit dem Ergebnis nicht so zufrieden. Vertsändlicherweise.
Also denke ich, dass du es wenigstens mit deinen Fähigkeiten noch auf die Stufe *mittelmäßig* gehoben hast. Bissel über Durchschnitt ;)



handiro
Beiträge: 3259

Re: Deutsche Film- und Serien Katastrophe - woran liegt es?

Beitrag von handiro »

Bitte nicht vergessen: wir waren über 60 Jahre besetztes Land!

Wir haben immernoch kein Kultusministerium des Bundes

Wir sind nach über 60 Jahren Amerikanisierung einfach kulturell platt.

Und wie schon oben und in anderen threads erwähnt: es gibt und gab immer wieder absolute highlites.

Dieses ewige Ameristan-Hintergehumpele....ich bin es sowas von satt!

Dazu die ewig gestrigen Bedenkenträger in den Sendern, die politischen Parteien und ihre Wähler, die in den Kontrollgremien sitzen. Keine Eier in den Hosen, keiner traut sich was.

Wenn was gutes deutsches läuft, dann nach 23 Uhr so wie bei Graf und seinem Russenmafia-Berlin-Film.

Leider muss ich Frank widersprechen: gute Schauspieler sind auch bei uns selten, genauso selten wie in Ameristan. Wenn dann eher auffällig besser aus England, wo auch viele Vorlagen von den ach so gepriesenen Serien herkommen (siehe house of cards).

Aber zu allererst muss die Kultur gefördert werden!!! Wir bräuchten mal einen Jack Lang. Stattdessen entscheiden nur noch BWLler und Bankster.

Die so hoch gepriesenen Ami-Serien find ich allesamt voll Moppelkotze, ich hab keine davon mehr als ein paar Minuten länger ausgehalten als unsere Tatort Grütze.
Good-Cheap-Fast....Pick Any 2



Chrompower
Beiträge: 261

Re: Deutsche Film- und Serien Katastrophe - woran liegt es?

Beitrag von Chrompower »

Hallo,

@raketenforscher: Das habe ich auch gemerkt. Der Rhythmus stimmt überhaupt nicht. Es kommt einem vor wie in einer Kindervorführung. Person A sagt etwas, dann kommt eine kurze Pause bei der Person B anscheinend darüber nachdenkt das jetzt ihr Einsatz kommt, und dann sagt Person B was.

@dirkus: Wie meinst du das genau? Meinst du ich kann einfach irgendeinen englischen Text erzählen und dann deutsch synchronisieren?

@macwalle: Dieses befremdete Verhalten wenn eine Kamera auf jemanden gerichtet ist kenne ich. (Auch bei mir selbst...)
Ich denke es gibt da drei Unterschiede:
- Wenn man schauspielern muss wie beispielsweise in einer Serie - es macht Klick und plötzlich wirkt alles billig wie man bei den "professionellen" deutschen Schauspielern sieht.
- Wenn man zwar nicht schauspielern muss (z.B. bei einer Familienfeier) aber sich trotzdem ein bisschen steif verhält
- Wenn man bewusst aufgenommen wird und nicht schauspielern muss - z.B. bei einem Interview. Hier wirkt alles seltsamerweise meistens völlig natürlich.

@handiro: Egal ob man es mag oder nicht, Serien wie beispielsweise Lost oder Scrubs sind den momentanen deutschen Serien sternenweit voraus.
Macht es da nicht Sinn bei den Besten abzugucken?
Ich meine selbst durchschnittliche Ami-Serien sind Meisterwerke im Vergleich zu Rote Rosen oder Sturm der Liebe. Das schlimmste ist ja das man solche Katastrophen-Serien durch die GEZ mitfinanziert...



dirkus
Beiträge: 1165

Re: Deutsche Film- und Serien Katastrophe - woran liegt es?

Beitrag von dirkus »

Chrompower hat geschrieben:
@dirkus: Wie meinst du das genau? Meinst du ich kann einfach irgendeinen englischen Text erzählen und dann deutsch synchronisieren?
Du kannst ja einfach mal eine Puppe nehmen und sie vor der Kamera hin und her bewegen und ihr einen Text drüber syncronisieren.

Wenn Aussehen und Bewegungen der Puppe mit dem Text zusammenpassen, kannst du mit ihr nahezu jede Geschichte erzählen.

Warum finden wohl alle Leute Puppengeschichten wie zb die Mupped Show so gut?


Bei diesem etwas älteren Video von mir habe ich beide Rollen gespielt und mit meiner Stimme nachvertont. Im Original habe ich hier einfach nur "Bla, bla, bla gesagt;-)



Lichtsetzung und ein bischen Atmosphäre haben dann den Rest erledigt.



dienstag_01
Beiträge: 13475

Re: Deutsche Film- und Serien Katastrophe - woran liegt es?

Beitrag von dienstag_01 »

Das ist eigentlich ein sehr schönes Beispiel, bei dem Gestus der Sprache und Gestus des Sprechenden nicht zusammenpassen. Und das sieht man trotz Mundschutz ;)



dirkus
Beiträge: 1165

Re: Deutsche Film- und Serien Katastrophe - woran liegt es?

Beitrag von dirkus »

War ja auch keine 100 000 Dollar Produktion, sondern ein 24h all in One Projekt;-)



dienstag_01
Beiträge: 13475

Re: Deutsche Film- und Serien Katastrophe - woran liegt es?

Beitrag von dienstag_01 »

Das sollte auch keine Kritik an deinem Film sein, nur als Beispiel, dass man einfach blabla sagen kann, funktioniert er nicht. Der Gestus muss eben trotzdem stimmen.
Es gibt aber einige erfolgreiche Regisseure, die so gearbeitet haben (fragt mich jetzt bitte nicht nach Namen).



dirkus
Beiträge: 1165

Re: Deutsche Film- und Serien Katastrophe - woran liegt es?

Beitrag von dirkus »

Ich finde es manchmal eher schrecklich, wenn die Darsteller ihre Texte übermässig gestikulieren. Dann lieber nur mit den Mundwinkeln und Augen arbeiten lassen.

Was hier jetzt ja nicht rüberkam.



raketenforscher
Beiträge: 170

Re: Deutsche Film- und Serien Katastrophe - woran liegt es?

Beitrag von raketenforscher »

@dirkus, der kleine Film gefällt mir. :D Ich habe erst einmal kurz verwundert die Augen und Ohren gerieben, als ich Waffen hörte. Dann war aber gleich die Intention klar.

Als Legalwaffenbesitzer und Jäger hat mich der Beitrag erfreut. :D



raketenforscher
Beiträge: 170

Re: Deutsche Film- und Serien Katastrophe - woran liegt es?

Beitrag von raketenforscher »

dirkus hat geschrieben:Ich finde es manchmal eher schrecklich, wenn die Darsteller ihre Texte übermässig gestikulieren.

Was hier jetzt ja nicht rüberkam.
Krasse Beispiele dazu findet man bei Filmen und Darstellern beim Übergang von der Stummfilmzeit zum Tonfilm. Greta Garbo wurde dadurch ja berühmt.



dirkus
Beiträge: 1165

Re: Deutsche Film- und Serien Katastrophe - woran liegt es?

Beitrag von dirkus »

Hier ist mal auf die Schnelle noch ein Beispiel von mir, wie man mit Mimik und Gestik unterschiedliche Stimmungen erzeugen kann.



Je mehr man gestikuliert, desto aufdringlicher wirkt die Mimik und das gesprochene.



dienstag_01
Beiträge: 13475

Re: Deutsche Film- und Serien Katastrophe - woran liegt es?

Beitrag von dienstag_01 »

So gehts natürlich genau nicht. Das nennt man chargieren.



dirkus
Beiträge: 1165

Re: Deutsche Film- und Serien Katastrophe - woran liegt es?

Beitrag von dirkus »

Die Gesten mit den Händen sieht man hier im Close Up natürlich nicht. Aber sie wirken sich auf die Gesichtszüge aus. Je mehr man spielt, desto weniger kontrolliert man seine Gesichtszüge.

Jedenfalls nicht, wenn man es nicht übt das zu unterdrücken.



dienstag_01
Beiträge: 13475

Re: Deutsche Film- und Serien Katastrophe - woran liegt es?

Beitrag von dienstag_01 »

Man KONTROLLIERT überhaupt nicht seine Gesichtszüge, es sei denn, man ist ein Kontrollfreak ;)
Das was du hier zeigst, spricht für ein großes Missverständnis deinerseits. Jedenfalls wirkt es eher so, als wenn der Nachbar den Weihnachtsmann gibt. (Kann natürlich auch schön sein). Eine vollkommen formale Herangehensweise die sich in Posen erschöpft.



ChillClip
Beiträge: 227

Re: Deutsche Film- und Serien Katastrophe - woran liegt es?

Beitrag von ChillClip »

Chrompower hat geschrieben:Was machen die Staaten (und auch Frankreich) besser als wir?
Gerade der größte Film- und Serienschrott kommt doch aus den USA.



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