rush
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Dynamic Range vs Base ISO mit Slog am Beispiel Sony erklärt?

Beitrag von rush »

Moin,

so genannte "Cine Kameras" haben ja bestimmte native ISO Werte - oftmals im Bereich um 800 oder auch 1600/2000 etc... soweit - so gut und alles klar.

Für jemanden der aus dem Bereich der digitalen Fotografie kommt sind das zwar keine erschreckend hohen Werte - aber dennoch bereits Bereiche in denen die Dynamik eigentlich merklich nachlässt.

Mir kam daher kürzlich die Frage in den Sinn: Warum man bei Verwendung von Log-Kurven an Systemkameras bspw. keine geringeren ISO-Werte einstellen kann?

Beispiel A7rII: Schaut man sich etwa auf dxomark die "Dynamic Range" an - so landet man bei Empfindlichkeiten von ISO 50-100 in etwa bei ~14 Blenden... lassen wir mal so dahingestellt ob das nun stimmt oder nicht.

https://www.dxomark.com/Cameras/Sony/A7 ... asurements

Im Vergleich dazu fällt die Dynamik bei ISO 800, was der Base Empfindlichkeit mit der Slog2 Kurve entspricht, auf ~ 12 Blenden Dynamik ab - also beinahe 2 Blenden weniger.

Mir stellt sich daher die Frage: Ist es wirklich sinnvoll, einen Sensor - der doch eigentlich seinen Sweet Spot in Sachen Dynamik vermeintlich bei geringen Empfindlichkeiten aufweist durch höhere ISO Werte zu überreizen um dort dann wiederum eine gestauchte LOG Kurve hineinzupressen? Das dies intern bei 8bit 420 sowieso immer so eine Sache ist mal außen vor - aber gesetzt den Fall das man hier "mehr" rausbekäme... wie sinnig ist so eine Überlegung?

Vielleicht gehe ich da auch zu stümperhaft ran in meinem Gedankengang - aber bei guten Wetter würde ich tendenziell doch eher auf ISO 100 gehen und das ganze so filmen - mit der Slog2 Kurve ist man jedoch auf ISO 800 oder mehr festgenagelt und "verliert" für meine Begriffe allein durch diesen Umstand ~ 2 Blenden...

Wo ist mein Denkfehler bzw. wie kann man das am Beispiel der "Kleinen" Sonys mit Slog-Möglichkeit sinnvoll erklären?

Bei einer Kamera die dagegen rein auf den "Cine-Bereich" ausgelegt ist mag dieser Umstand ja nicht gelten weil der Sensor entsprechend auf diese höhere Base Empfindlichkeit hin abgeglichen ist und man da eh nicht drunter kommt... aber bei den kleinen Systemkameras hat man ja zumindest die Option ISO-mäßig auch nach unten gehen zu können.

Bin gespannt auf Eure Gedanken/Erklärungsansätze :)
keep ya head up



cantsin
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Re: Dynamic Range vs Base ISO mit Slog am Beispiel Sony erklärt?

Beitrag von cantsin »

Native ISO oder Base ISO bezieht sich auf die ISO-Empfindlichkeit eines Sensors ohne Signalverstärkung (aber gleichzeitig mit Full-Well-Belichtung, also ohne Unterbelichtung).

Ich würde davon ausgehen, dass bei der Sony der Base ISO-Wert der SLog-Kurve angehoben bzw. höher spezifiziert ist, weil sich die Helligkeitswerte anders verteilen. Der Dynamikumfang sollte aber der gleiche sein wie bei 50-100 ISO mit sRGB/AdobeRGB.



Axel
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Re: Dynamic Range vs Base ISO mit Slog am Beispiel Sony erklärt?

Beitrag von Axel »

Man darf sich ISO nicht vorstellen wie einen echten proportionalen und linearen Gain, der von 50 ausgehend die Signale schlicht verstärkt. Wenn die native Empfindlichkeit mit 800 ISO angegeben ist, ist mit dieser wohl (theoretisch) die linearste Werteverteilung möglich. Kleinere Isowerte wären dann Lichter vor Clipping schützende Kurven (die man sich als Verarbeitung der Raw-Daten vor der Speicherung denken kann), zu Lasten der Tiefen, die nämlich nach unten früher ausgefadet werden, höhere umgekehrt. Darum ist die Dynamik-Iso-Relation in deinem Link mit Vorsicht zu genießen. Es gibt eigentlich nur eine Empfindlichkeit des Sensors. Im Grunde wäre das Bild bei Iso 50 (was angeblich über 14 Blenden fasst) bei automatischer Blende überbelichtet (ausgehend von einem hypothetischen Mittelgrau), aber subjektiv dunkler, bei Iso 1600 unterbelichtet, aber subjektiv heller. Beide, Höhen und Tiefen, können theoretisch nur bei ISO 800 optimal aufgenommen werden.



cantsin
Beiträge: 14145

Re: Dynamic Range vs Base ISO mit Slog am Beispiel Sony erklärt?

Beitrag von cantsin »

Es kann auch sein, dass eine Kamera auf dem Papier bzw. im Kameramenü 100 Base ISO hat, intern aber mit 800 ISO belichtet, um nach dem ETTR-Prinzip das Full Well auszunutzen. (So dass der Sensor 3 Blenden bis knapp unter dem Clipping "überbelichtet" wird, das kamerainterne bzw. aus dem Raw-Konverter kommende JPEG aber wieder gemäß sRGB/Adobe RGB wieder "dunkler" gemacht wird.)

Die Angabe "100 ISO" ist dann faktisch ein Kompatibilitäts-Überbleibsel aus der analogen Fotografie, die dann dafür sorgt, dass man klassische Belichtungsmesser weiterhin verwenden kann.



klusterdegenerierung
Beiträge: 27315

Re: Dynamic Range vs Base ISO mit Slog am Beispiel Sony erklärt?

Beitrag von klusterdegenerierung »

Heißt das unterm Strich, das ich für meine Cam meinen ganz eigenen spezifischen Wert selber rausfinden muß, je nachdem wie ich arbeite?

Denn bei manchen Motiven fahre ich mit Slog auch bei der Fotografie (also 800Iso) besser als 100Iso und entsprechende postbearbeitung.
Manchmal kann ich wiederum aber mit gewissen Slog Belichtungen rein garnichts anfangen und egal in welche Richtung ich sie bearbeiten möchte, kann ich es im Grunde vergessen, da das Material kaum zu gebrauchen ist, weil es auf Bearbeitung weder in die höhe noch in die Tiefen reagiert.

Ich finde die Frage von rush richtig gut, auch wenn so manche eine nüchterne und theoretische Erklärung dafür hat, so ist es aber im Alltag oft eine schwere Entscheidung.

Zum Beispiel habe ich momentan das problem, das ich mit meinem neuen Gimbal üben möchte, aber meine Augen stark im Nahbereich nachgelassen haben und ich auf eine Brille oder Fieldmoni angewiesen bin, jedoch ist eine Vergrößerungsbrille mit festem Wert, nicht so der bringer und deshalb benutze ich die Wifi Unterstützung via Smartphone, was echt prima funktioniert,
der Knackpunkt ist jedoch, das man mit Wifi kein Slog filmen kann und ich auf ein flaches Standardgamma angewiesen bin, was aber schon bei der geringsten Überbelichtung keine Reserven im Gegensatz zum SLog2/3 Material bietet, auch wenn das so mancher bezweifelt.



cantsin
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Re: Dynamic Range vs Base ISO mit Slog am Beispiel Sony erklärt?

Beitrag von cantsin »

klusterdegenerierung hat geschrieben: Denn bei manchen Motiven fahre ich mit Slog auch bei der Fotografie (also 800Iso) besser als 100Iso und entsprechende postbearbeitung.
Hmm, ist das nicht ein etwas merkwürdiger Workflow? Kannst Du nicht einfach statt Slog+JPEG aufzunehmen (und dann 8bit-JPEGs von Slog nach RGB zu verbiegen) in Raw schiessen, wenn Du fotografierst?



klusterdegenerierung
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Re: Dynamic Range vs Base ISO mit Slog am Beispiel Sony erklärt?

Beitrag von klusterdegenerierung »

Ich meinte ja raw, aber wenn ich in Slog fotografiere, habe ich ja trotzdem 800Iso.
Klar kann ich dies auch in 100Iso mit Standardgamma etc schiessen, aber wenn ich gerade damit filme, mache ich auch ab und zu ein paar Fotos damit.



cantsin
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Re: Dynamic Range vs Base ISO mit Slog am Beispiel Sony erklärt?

Beitrag von cantsin »

klusterdegenerierung hat geschrieben:Ich meinte ja raw, aber wenn ich in Slog fotografiere, habe ich ja trotzdem 800Iso.
Klar kann ich dies auch in 100Iso mit Standardgamma etc schiessen, aber wenn ich gerade damit filme, mache ich auch ab und zu ein paar Fotos damit.
Das Gamma bzw. die Kurve ist doch völlig egal, wenn Du raw schiesst.



klusterdegenerierung
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Re: Dynamic Range vs Base ISO mit Slog am Beispiel Sony erklärt?

Beitrag von klusterdegenerierung »

Eben, aber ich sprach ja eigentlich vom filmen und leider kann meine 6300 kein raw filmen, womit wir dann ja wieder bei meinem eigentlichen post angekommen wären. ;-))



Roland Schulz
Beiträge: 3565

Re: Dynamic Range vs Base ISO mit Slog am Beispiel Sony erklärt?

Beitrag von Roland Schulz »

Für diesen ganzen "Quatsch", wenn er überhaupt stimmt, kann es eigentlich nur eine Erklärung geben: den elektronischen Verschluss!
Bei Standbild-/fotoaufnahmen ist eine niedrige Empfindlichkeit definitiv von Vorteil, es sei denn man "undercrankt". Eine Nikon D3 bzw. D4 verliert bei ISO100/LO1 (D3) bzw. ISO50/LO1 (D4) Dynamikumfang. Dieser ist dort bei ISO200/100 am größten und nimmt darüber hinaus wieder ab.

Bei Video-/filmkameras bzw. im Filmmodus "scheint" das anders zu sein.
Eine a6300 hat im Fotomodus bei ISO100 den größten DR (mechanischer Verschluss), "angeblich" im Videomodus bei ISO800 - dort dann aber mit einem elektronischen, Rolling Shutter.

Nach eigenen Tests sehe ich in Bezug auf DR aber keinen Vorteil/Unterschied zwischen einem Cine3 Profil bei ISO100 und SLOG2 bei ISO800.

Die Helligkeitverteilung/Gamma ist zwar anders verschoben, vom DR stelle ich aber keinen Vorteil fest.
Wenn man die Belichtung auf die Spitzlichter anpasst bleibt in den Tiefen ziemlich genau die gleiche Information differenzierbar - bei ISO100/Cine3 allerdings mit deutlich geringerem Rauschen!

Müsste man wirklich mal nachmessen was da wirklich bei rauskommt bzw. am Ende noch - wie auch immer - differenzierbar bleibt.



WoWu
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Re: Dynamic Range vs Base ISO mit Slog am Beispiel Sony erklärt?

Beitrag von WoWu »

Der Fehler, der immer wieder gemacht wird ist der, das ISO im digitalen Bereich mit ISO aus dem Filmbereich gleichgesetzt wird.
Da gibt es keine Gemeinsamkeiten.
Auf der einen Seite steht ISO für die Geschwindigkeit, mit der Silberkristalle zur Schwärzung gebracht werden und auf der Andern Seite für eine Anzahl an Photonen.
Weniger als 1 Photon = 1e- gibt es aber nicht im Videobereich und damit ist die Basis von ISO 100 repräsentiert.
Jeder Sensor weist aber Rauschelectronen auf, die deutlich höher als 1 e- sind, sagen wir mal als Beispiel 7 elektronen. Damit sind also mindestens 8 Photonen nötig, um überhaupt das Nutzsignal aus dem Rauschen zu holen.
Das wäre also ISO 800.
Alles darunter steckt mehr oder weniger im Rauschen.
Auch das unterscheidet sich deutlich vom Film ISO, bei dem die Kristalle immer gröber, wurden, je niedriger das ISO war.
Grain nahm also ab.... In der Digitaltechnik geschieht das Gegenteil. Rauschen nimmt nach unten hin, zu.
Es macht also absoluten Sinn, wenn Hersteller den unteren Bereich begrenzen, weil es keinen Sinn macht, eine Kamera im Rauschen absaufen zu lassen, zumal das in den Köpfen der Anwender noch nicht angekommen ist, dass ISO 100 stärker rauscht als ISO 1600, weil wohl auch immernoch nicht angekommen ist, dass Sensoren keine Silberkristalle enthalten.

Und weil jeder Sonsortyp unterschiedliche Rauschanteile hat, ist auch das Setting (ISO 400/800/1600) bei den Kameras unterschiedlich. Hinzu kommt, dass viele Hersteller als Basisempfindlichkeit den Sweetspot angeben, der dem Punkt auf der Kurve repräsentiert, an dem das Rauschen aller 7 Rauscharten am weitesten vom Nutzsignal entfernt liegt, also der größte Störabstand der Kamera erreicht ist.
Auch dieser Wert ist von Kameratyp zu Kameratyp unterschiedlich ... anders als beim Film, bei dem sich diese Werte auf die größe der Kristalle bezog und alle Filmhersteller identisches Material herstellten, die Empfindlichkeit also herstellerübergreifend gleich war.

Am Dynamikumfang ändert ab weder ein ISO Setting, noch eine LOG Kurve, weil der Dynamikumfang eines Signals immer zwischen SNR und FW liegt und der wird durch keines der Settings beeinflusst sondern ist weitestgehend hardwarebedingt.
Gute Grüße, Wolfgang

E-Book:
www.provideome.de



klusterdegenerierung
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Re: Dynamic Range vs Base ISO mit Slog am Beispiel Sony erklärt?

Beitrag von klusterdegenerierung »

Roland Schulz hat geschrieben:Die Helligkeitverteilung/Gamma ist zwar anders verschoben, vom DR stelle ich aber keinen Vorteil fest.
Wenn man die Belichtung auf die Spitzlichter anpasst bleibt in den Tiefen ziemlich genau die gleiche Information differenzierbar - bei ISO100/Cine3 allerdings mit deutlich geringerem Rauschen!

Müsste man wirklich mal nachmessen was da wirklich bei rauskommt bzw. am Ende noch - wie auch immer - differenzierbar bleibt.
Roland, hast Du das Cine3 denn noch verändert und welche Profilnummer ist dieses? ;-)



klusterdegenerierung
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Re: Dynamic Range vs Base ISO mit Slog am Beispiel Sony erklärt?

Beitrag von klusterdegenerierung »

@WoWu
Das habe ich weitestgehend verstanden! ;-)
Was mich aber immer wieder verunsichert, ist die Tatsache, das ich trotzdem immer mehr Rauschen ins Bild bekomme, je höher ich in den Iso gehe.

Dies kann man ja ganz einfach mit einer dimmbaren Lampe ausprobieren, in dem man bei jedem Iso die entsprechende Helligkeit produziert und einen höheren Iso einstellt.
Da sieht man ja schon auf dem kleinen Kameradisplay, das da mehr Rauschen reinkommt.
Oder verwechsel ich jetzt Rauschen mit Korn etc.?
Ich finde das ja sehr schlüßig was Du sagst, aber dann müßte es doch auch konsequent immer funktionieren und reproduzierbar sein, oder?

Also in dem Sinne, das bei einem Iso von 100 bis 800 das Rauschen immer "weniger" statt mehr wird, aber das passiert ja nicht so. ;-)
Zuletzt geändert von klusterdegenerierung am Di 27 Dez, 2016 08:58, insgesamt 1-mal geändert.



Axel
Beiträge: 16252

Re: Dynamic Range vs Base ISO mit Slog am Beispiel Sony erklärt?

Beitrag von Axel »

klusterdegenerierung hat geschrieben:Was mich aber immer wieder verunsichert, ist die Tatsache, das ich trotzdem immer mehr Rauschen ins Bild bekomme, je höher ich in den Iso gehe.
(...)
Also in dem Sinne, das bei einem Iso von 100 bis 800 das Rauschen immer "mehr" statt weniger wird, aber das passiert ja nicht so. ;-)
Stelle dir vor, nur zur Illustration, dies wäre der Tonwertumfang des Bildes:
Bild

Den größten Dynamikumfang hast du, wenn alle diese Werte möglichst unverzerrt (durch Kurven) in der Datei gespeichert würden. Um dies zu erreichen, müsste optimal belichtet werden. Ist es sehr hell, empfiehlt das How-To des Hobbyfotografen, die Empfindlichkeit herabzusetzen. In einer digitalen Kamera bedeutet dies, dass die Signale durch eine Kurve so interpretiert werden, dass der oben "Tiefen" genannte Bereich wegskaliert wird. Ergebnis: bezogen auf den gesamten Tonwertumfang liegt die Mitte jetzt weiter rechts, das Bild wirkt also dunkler, obwohl es überbelichtet ist. Der Dynamikumfang wurde eingeschränkt, aber das Rauschen abgeschnitten.

Ist es dunkel und du stellst höhere Iso-Werte ein, erstellt die Kamera eine Kurve, die die Tiefen mitnimmt. Das Bild wirkt heller, obwohl es - bezogen auf das tatsächliche Spektrum - unterbelichtet ist. Und es rauscht.

In der Praxis ist es nun so, dass es eine Erwartungshaltung beim Betrachter eines Bildes gibt, welche Strukturen unabhängig von der Lichtsituation Zeichnung (bzw. sehr gute Durchzeichnung) haben müssen und welche nicht. Die Entwickler von Log-Kurven wissen das, aber worauf die Anwender tatsächlich belichten, darauf haben sie keinen Einfluss. Daraus resultieren Banding und Posterisation in vielen (vor allem:) 8-bit Log-Aufnahmen. Den Himmel (immer mit Abstand das Hellste) und gute Hauttöne einzufangen ist dann quasi die Quadratur des Kreises. Mit den unteren Mitten sind wir dagegen i.d.R. sehr gnädig.



klusterdegenerierung
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Re: Dynamic Range vs Base ISO mit Slog am Beispiel Sony erklärt?

Beitrag von klusterdegenerierung »

Wenn ich jetzt mal von der Studiofotografie ausgehe, wo ich damals auf 100Iso Filme belichtet habe und heute das gleiche mit der Digicam bei 100Iso mache, müßte ich jetzt theoretisch auf zb. 800Iso fotografieren und entsprechend belichten?

Könnte man das so sagen?



Axel
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Re: Dynamic Range vs Base ISO mit Slog am Beispiel Sony erklärt?

Beitrag von Axel »

klusterdegenerierung hat geschrieben:Wenn ich jetzt mal von der Studiofotografie ausgehe, wo ich damals auf 100Iso Filme belichtet habe und heute das gleiche mit der Digicam bei 100Iso mache, müßte ich jetzt theoretisch auf zb. 800Iso fotografieren und entsprechend belichten?

Könnte man das so sagen?
Das ist offenbar abhängig von der Kamera. Die native Iso der A7s ("1") z.B. war mit 3200 angegeben. WoWu sagt, das sei lediglich der "sweet spot". Wie Philip Bloom in einem Webinar erklärte, waren Iso 3200 für die meisten Situationen aber völlig unbrauchbar.

Die A7Rii benutze ich manchmal. Bei schlechten Lichtverhältnissen wähle ich Auto Iso, weil ich es selbst gar nicht besser hinbekäme. Sonst Iso 800, nie darunter. Ich belichte aus dem Stegreif und nach Augenmaß auf das Motiv, aus die Maus. Dabei fällt mir auf, dass sehr wenig clippt oder absäuft. Und dass, wenn etwas absäuft, ich erstaunlich viel in der Farbkorrektur hochziehen kann. Das ist meine Definition von guter Dynamik.

Mit der Pocket war die Sache sehr unkompliziert (ProRes, noch unkomplizierter in Raw, aber das ließe sich hier schwer vergleichen). Es gab 200, 400, 800 und 1600. Aus Aufnahmen mit 800 ließ sich in der Post alles machen. Überbelichtetes runterziehen (eh der Standard bei ETTR), mit mehr Zeichnung in den unteren Mitten als 200 oder 400 gehabt hätten. Unterbelichtetes aufziehen, mit exakt demselben Rauschen, das eine 1600er Aufnahme gehabt hätte, aber mit mehr Zeichnung in Lichtern. Also nahm ich unabhängig von der Lichtsituation immer in 800 auf. Die Kamera war allerdings "dumm". Was eine Kamera mit so vielen intelligenten Profilen wie eine Sony unter der Haube veranstaltet, um das Bild zu verbessern, macht leider viele situationsbezogene Tests nötig, um im Ernstfall richtig zu raten ...



klusterdegenerierung
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Re: Dynamic Range vs Base ISO mit Slog am Beispiel Sony erklärt?

Beitrag von klusterdegenerierung »

Das heißt wenn es im Sommer Sackhell ist und man eh schon probleme mit schnellen Blenden hat, belichtest Du trotzdem mit 800Iso?

Wenn Du 800Iso Slog belichtest, wie siehst Du ob Du richtig belichtest, guckst Du auf den Display, oder Histogram etc?
Beim Raw fotografieren in 800 Slog ist es zb. total tricki, auf dem Bildschirm hat man extremes ETTR und im ACR ist es dann unterbelichtet!
Ich, aus der Zeit der Großbildkameras und eigener E6 Entwicklung, komme da echt an meine Grenzen, muß ich gestehen! ;-)



Bruno Peter
Beiträge: 4346

Re: Dynamic Range vs Base ISO mit Slog am Beispiel Sony erklärt?

Beitrag von Bruno Peter »

Hmm, bei Sommerlicht ISO 800?
Um die Shutterzeit von 1/50 s für die Videoaufnahme zu halten muß man dann doch recht viel mit ND-Filterung abdunkeln...
Ob das gut ist weiß ich nicht, weil noch nie getestet...
** S8-Hobbyfilmer seit 1970, Video seit 1988, Schmalfilmdigitalisierer seit 2007 **
** Aktuelle Hauptkameras: Sony ZV-1 & Zhiyun Crane M2 Gimbal plus DJI Pocket 2 Gimbal-Kamera**
http://www.videoundbild.de/



Axel
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Re: Dynamic Range vs Base ISO mit Slog am Beispiel Sony erklärt?

Beitrag von Axel »

klusterdegenerierung hat geschrieben:Das heißt wenn es im Sommer Sackhell ist und man eh schon probleme mit schnellen Blenden hat, belichtest Du trotzdem mit 800Iso?
Besonders dann. Wir haben diese Xume-Adapter, mit denen sich verschiedene ND-Filter magnetisch ruckzuck aufstecken lassen. Ich wähle dann eher Blende 5.6 (4 wäre Pi mal Daumen der "sweet spot" vieler Objektive), sieht für Vollformat eh natürlicher aus. Ich bin nicht gerade der Sony-Spezialist, und ich besitze die Kamera nicht (habe sie im Moment nicht hier) und nehme selbst selten damit auf. Wir haben zu zweit viel getestet und waren uns einig, dass wir ziemlich schnell Wege finden müssen, die Vielzahl an Parametern, die man einstellen kann, zu begrenzen.
klusterdegenerierung hat geschrieben:Wenn Du 800Iso Slog belichtest, wie siehst Du ob Du richtig belichtest, guckst Du auf den Display, oder Histogram etc?
Wir wurden beide mit Slog nicht glücklich. Ich weiß nicht mehr genau aus dem Kopf, welches Profil wir hatten. Zum Glück habe ich ein paar Karten hier und lese mit Catalyst Browse aus, dass ich CINE4 verwendet habe (flaches Profil ähnlich Clog), bei dem ich (das zeigen die Metadaten nicht) glaube ich noch Sättigung -4 und Schärfe -4 eingestellt hatte. Da braucht man nicht mehr sehr viel dran zu ändern, aber man kann noch eine Menge ändern, wenn man will. Bei der Karte habe ich überall Iso 800 verwendet, belichtet habe ich schon immer manuell per Blende plus ND nach dem wysiwyg-Prinzip. Keine Empfehlung für jeden, bin kein besonders guter Kameramann. Aber bei mir clippt wenig, säuft wenig ab, und Haut als Referenzpunkt für meine Blendenwahl sieht gesund aus.



klusterdegenerierung
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Re: Dynamic Range vs Base ISO mit Slog am Beispiel Sony erklärt?

Beitrag von klusterdegenerierung »

Danke Axel!
Mal ne andere Frage, ich hatte vor mir den i1Display im bundle mit colorchecker passport zu kaufen.
https://www.amazon.de/X-Rite-i1Display- ... =i1display

Weißt Du, ob dieser Ckecker genauso gut geeignet ist wie der spezielle für Video?
In Resolve kann man ja verschieden auswählen, das müßte dann doch auch gehen, oder müßen es unbedingt die anderen Farben sein?



domain
Beiträge: 11062

Re: Dynamic Range vs Base ISO mit Slog am Beispiel Sony erklärt?

Beitrag von domain »

WoWu hat geschrieben: Auch das unterscheidet sich deutlich vom Film ISO, bei dem die Kristalle immer gröber, wurden, je niedriger das ISO war.
Grain nahm also ab....
Umgekehrt, je niedriger das ISO eines Analogfilmes, umso feiner die Kristallstruktur.

Ist das eigentlich Standard?
"Two modes are combined in one pixel design – low
conversion gain (LCG) for large charge handling capacity
in bright scenes and a high conversion gain (HCG) mode
with increased sensitivity and low read noise for lowlight
scenes, providing tremendous benefit for DSLR,
surveillance, and notebook/PC cameras, as well as
automotive imaging systems, where image sensors are
expected to capture images/video in extreme low-light
conditions without sacrificing the performance in highlight
conditions to do so."


Die D810 jedenfalls kann man bis auf 64 ASA herunter einstellen und in der Fotopraxis konnte m.E. kein Dynamikverlust festgestellt werden, jedenfalls nicht bei konventionellen Aufnahmen, vielleicht geschuldet dem low conversation gain LCG.



Axel
Beiträge: 16252

Re: Dynamic Range vs Base ISO mit Slog am Beispiel Sony erklärt?

Beitrag von Axel »

klusterdegenerierung hat geschrieben:Danke Axel!
Mal ne andere Frage, ich hatte vor mir den i1Display im bundle mit colorchecker passport zu kaufen.
https://www.amazon.de/X-Rite-i1Display- ... =i1display

Weißt Du, ob dieser Ckecker genauso gut geeignet ist wie der spezielle für Video?
In Resolve kann man ja verschieden auswählen, das müßte dann doch auch gehen, oder müßen es unbedingt die anderen Farben sein?
Da steht doch nur X-rite ColorChecker Passport bei Amazon. Verwirrend, dass die bei einem solchen Artikel nicht mindestens so genau sind wie Resolve:


Ich schätze mal, das Teil aus dem Bundle wird der ColorChecker Passport Classic sein, aber wer kann das garantieren?

Den i1Display kann man übrigens getrost mit mehreren zusammen kaufen. Um die Software zu laden, braucht man sich nicht zu registrieren, und die meisten benutzen eh das genauere DisplayCal (gratis) mit dem Xrite.



klusterdegenerierung
Beiträge: 27315

Re: Dynamic Range vs Base ISO mit Slog am Beispiel Sony erklärt?

Beitrag von klusterdegenerierung »

Das heißt ich könnte vielleicht genauso gut den Spyder4Pro behalten und nur auf DisplayCal umsteigen?
Oder ist es einfach der Spyder ansich der immer nur unbefriedigende Ergebnisse liefert?
Vorstellen könnte ich mir eher, das es an der Datacolor Software liegt, denn die ist unterirdisch, was meinst Du?

Tja mit jemand teilen wäre prima, aber da wüßte ich niemanden in der Nähe. :-(



cantsin
Beiträge: 14145

Re: Dynamic Range vs Base ISO mit Slog am Beispiel Sony erklärt?

Beitrag von cantsin »

IMHO kann man in dieser ganzen Debatte keinen allgemeingültigen Schluss ziehen, weil niemand weiss, wie Kamerahersteller ISO technisch implementieren und es selbst beim selben Hersteller nicht konsistent ist. Z.B. gilt die Nikon D810 als "ISO-invariant" in dem Sinne, dass der ISO-Wert (wie bei Blackmagic- und RED-Kameras) ein reiner Metadaten-Wert ist und bei Raw-Aufnahme keinen Einfluss auf die Kamera-interner Gain-Verstärkung hat. Andere Kameras implementieren die Gain-Verstärkung vor der Raw-Aufzeichnung, und da kann es sein, dass bereits 400 ISO verstärkt sind und höhere Rauschanteile haben. Es kann aber auch sein, dass 800 ISO nicht-verstärkt sind und alles drunter künstlich abgesenkt und dementsprechend mit geringerem Dynamikumfang.

Die einzige Weisheit ist, dass die ISO-Funktion eine Emulation bzw. ein Kompatibilitätsmodus analoger Fotografie ist und darunter allerlei Methoden der Signalverstärkung/-verarbeitung stecken können - so, wie der unter der Haube des emulierten Papierkorbs auf diversen Desktop-Betriebssystemen verschiedene Methoden der Dateilöschung schicken können (das Verschieben in einen Löschordner oder das direkte Löschen der Datei, wobei es noch den Unterschied zwischen Löschung aus den Metadaten des Dateisystems gibt und echter Löschung des Dateiinhalts).

Den besten Anhaltspunkt liefern IMHO die Messwerte von dxomark.com. Darin ist für praktisch jede Kamera der Dynamikumfang und Rauschanteil bei verschiedenen ISO-Stufen aufgeschlüsselt.



Axel
Beiträge: 16252

Re: Dynamic Range vs Base ISO mit Slog am Beispiel Sony erklärt?

Beitrag von Axel »

klusterdegenerierung hat geschrieben:Das heißt ich könnte vielleicht genauso gut den Spyder4Pro behalten und nur auf DisplayCal umsteigen?
Oder ist es einfach der Spyder ansich der immer nur unbefriedigende Ergebnisse liefert?
Vorstellen könnte ich mir eher, das es an der Datacolor Software liegt, denn die ist unterirdisch, was meinst Du?
Ich hatte auch einen Spyder (ich glaube 3 irgendwas). War irgendwann schlechter geworden, ich glaube, die Dinger werden mit der Zeit ungenau. Leider kann ich dir zum Vergleich der Software keine Auskunft geben. Ich kaufe/benutze, was (zumindest mehrere) andere empfehlen. In puncto Monitorkalibrierung ist das so eine Art Ablasshandel. Ich weiß, dass meine Farben off sind und schmore in der Hölle. Der Chor im Netz schrei(b)t, jaaa, mit DisplayCal dauert's länger, ist aber auch gut. Ich glaube es, benutze es, und siehe da, die Farben sehen schöner aus. Da hat die liebe Seele Ruh´(wie meine Mutter zu sagen pflegte, wenn ich das Eis bekam und zu heulen aufhörte).



cantsin
Beiträge: 14145

Re: Dynamic Range vs Base ISO mit Slog am Beispiel Sony erklärt?

Beitrag von cantsin »

Da wir schon off-topic sind, siehe hier dazu eine einschlägige Empfehlung (in leicht gebrechlichem Englisch) vom DisplayCal-Forum:
https://hub.displaycal.net/forums/topic ... -worth-it/

"You should seriously consider upgrading to a new device. Main reason is the degradation in filters inside our colorimeters(no matter what is the brand), and consequently having incorrect measurements. [...]
I would personally advice going for colormunki display, instead of spyder. It seems to have much, much higher chance of everything being all right compatibility, accuracy and connection vise."

Ich würde das Pferd ja von hinten aufzäumen und erst von DisplayCal ausgehen und mir dann das dazu optimal passende Colorimeter suchen.



WoWu
Beiträge: 14819

Re: Dynamic Range vs Base ISO mit Slog am Beispiel Sony erklärt?

Beitrag von WoWu »

cantsin hat geschrieben:IMHO kann man in dieser ganzen Debatte keinen allgemeingültigen Schluss ziehen, weil niemand weiss, wie Kamerahersteller ISO technisch implementieren und es selbst beim selben Hersteller nicht konsistent ist. Z.B. gilt die Nikon D810 als "ISO-invariant" in dem Sinne, dass der ISO-Wert (wie bei Blackmagic- und RED-Kameras) ein reiner Metadaten-Wert ist und bei Raw-Aufnahme keinen Einfluss auf die Kamera-interner Gain-Verstärkung hat. Andere Kameras implementieren die Gain-Verstärkung vor der Raw-Aufzeichnung, und da kann es sein, dass bereits 400 ISO verstärkt sind und höhere Rauschanteile haben. Es kann aber auch sein, dass 800 ISO nicht-verstärkt sind und alles drunter künstlich abgesenkt und dementsprechend mit geringerem Dynamikumfang.

Die einzige Weisheit ist, dass die ISO-Funktion eine Emulation bzw. ein Kompatibilitätsmodus analoger Fotografie ist und darunter allerlei Methoden der Signalverstärkung/-verarbeitung stecken können - so, wie der unter der Haube des emulierten Papierkorbs auf diversen Desktop-Betriebssystemen verschiedene Methoden der Dateilöschung schicken können (das Verschieben in einen Löschordner oder das direkte Löschen der Datei, wobei es noch den Unterschied zwischen Löschung aus den Metadaten des Dateisystems gibt und echter Löschung des Dateiinhalts).

Den besten Anhaltspunkt liefern IMHO die Messwerte von dxomark.com. Darin ist für praktisch jede Kamera der Dynamikumfang und Rauschanteil bei verschiedenen ISO-Stufen aufgeschlüsselt.
Jau, auf den Nenner könnte man es bringen.

Leider eird im Zusammenhang mit ISO immer "Empfindlichkeit" gebracht und damit in einem Atemzug auch Belichtung.
ISO hat Belichtung aber nichts (oder nur sehr wenig) zu tun, es sei denn, man will Licht durch Verstärkung erzeugen und noch weniger hat ISO mit der Übertragungsfunktion zu tun, denn der Abstand des Nutzsignals zum Rauschanteil verändert sich nicht, wird nur in andern Bereichen übertragen denn durch ISO wird auch nicht der Dynamikumfang verändert.
Da werden oft optische Eindrücke mit den falschen Bezeichnungen belegt.

@Kluster
Was mich aber immer wieder verunsichert, ist die Tatsache, das ich trotzdem immer mehr Rauschen ins Bild bekomme, je höher ich in den Iso gehe.
Das ist logisch, weil Rauschen natürlich auch durch die Verstärker entsteht und mit zunehmender Verstärkung (ISO) nehmen diese Rauschanteile zu.
ISO legt nur fest, auf welchem Punkt der Arbeitskurve sich die Kamera befindet. (Grafik)
Das Bild rauscht immer (wie gesagt, es gibt 7 verschiedene Rauschanteile, die sich an den unterschiedlichen Punkten der Kurve unterschiedlich stark bemerkbar machen).
Je nachdem, an welchem Punkt der Kurve man arbeitet, tritt mehr oder weniger Rauschen auf. Der Sweetspot ist der Punkt, an dem der Abstand zu den entsprechend wirksamen Rauschanteilen am grössten ist.
Wenn man an dem Punkt arbeitet und dann korrekt belichtet, (nicht mit dem ISO Regler sondern mit Licht) hat man das beste Bildergebnis.

@domain
Umgekehrt, je niedriger das ISO eines Analogfilmes, umso feiner die Kristallstruktur.
Klar, völlig richtig, danke für die Korrektur.
Ist das eigentlich Standard?
"Two modes are combined in one pixel design – low
conversion gain (LCG) for large charge handling capacity
in bright scenes and a high conversion gain (HCG) mode
with increased sensitivity and low read noise for lowlight
scenes, providing tremendous benefit for DSLR,
surveillance, and notebook/PC cameras, as well as
automotive imaging systems, where image sensors are
expected to capture images/video in extreme low-light
conditions without sacrificing the performance in highlight
conditions to do so."
Nee, leider nicht, denn das ist der dual-gain Abtastung vorbehalten, deren Signal aus der Differenz der beiden Abtastungen gewonnen wird.
Machen leider nur wenige Hersteller.
Durch eine günstigere Verstärkungsmethode wird jener Rauschanteil gemindert, der durch die Verstärker erzeugt wird. Dadurch vergrössert sich SNR und damit der nutzbare Bereich in den dunklen Bildinhalten.
Gute Grüße, Wolfgang

E-Book:
www.provideome.de
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Roland Schulz
Beiträge: 3565

Re: Dynamic Range vs Base ISO mit Slog am Beispiel Sony erklärt?

Beitrag von Roland Schulz »

höhere Verstärkung/Empfindlichkeit => geringeres Rauschen =>~ 1. April!!!
(...wobei u.A. Wolfgangs Aussagen ohne Frage auch wahre Zusammenhänge beinhalten - in der Praxis sieht das allerdings "am Ende" meistens jedoch anders aus)

Die "ursprüngliche Frage", warum digitale Kameras im Fotomodus bei niedrigen Empfindlichkeiten (Ausnahme Undercranking) unbestritten einen höheren Dynamikumfang (...und weniger Rauschen) aufweisen als bei hohen Empfindlichkeiten, das im Videomodus der "umgekehrte" oder verschobene Fall sein "soll" ist soweit ich das bisher mitgelesen habe noch nicht geklärt.

Warum das so sein soll kann ich mir auch noch nicht vollständig erklären, vermute hier einen Zusammenhang mit dem Ausleseverhalten zwischen mechanischem Verschluss (Foto) und elektronischem Verschluss/rolling shutter.
Aber auch das würde maximal einen modusabhängig abweichenden Dynamikumfang erklären, nicht die Verschiebung.



WoWu
Beiträge: 14819

Re: Dynamic Range vs Base ISO mit Slog am Beispiel Sony erklärt?

Beitrag von WoWu »

Dann musst Du die Postings nochmal genau lesen.
Das es Dir noch nicht klar ist, heißt ja nicht, dass es bisher nicht beschrieben wurde.
Zum Andern steht nirgendwo die Gleichung, die Du anführst, zumal sie sowieso nicht stimmt, denn Versärkung mit Empfindlichkeit auf der einen Gleichungsseite zu setzen entbehrt schon einfacher Logik.
Darüber hinaus ist immer die Rede von allen 7 Noisearten (in Summe).
Und natürlich nimmt Noise in höheren ISO Werten (also einer höheren Verstärkung) wieder zu, wie leicht aus der Kurve zu erkennen ist.
Insofern stimmt also auch die Gleichung im Ansatz nicht.
Es kommt noch das hinzu, was ich im Zusammenhang mit dual gain erwähnt habe, dass Hersteller auch unterschiedliche Verarbeitungsmethoden haben und sich das Rauschen auch daran verändert.

Unter dem Strich kommt das dabei heraus, was auch Cantsin schon zusammengefasst hat:
ISO ist nicht vergleichbar mit den Empfindlichkeitsverfahren der analogen Filme und ist ausserdem von Kameratyp zu Kameratyp (bzw.Sensor) unterschiedlich und damit nicht zu vergleichen.
Das alles sagt noch nichts über Unterschiede, zwischen Foto und Videomodus aus, in denen (auch individuell) für jeden Kameratyp das jeweilige processing betrachtet werden muss, wenn sich tatsächlich ein höheres SNR zwischen den Modi zeigen sollte denn am eigentlich relevanten Element, dem Sensor, ändert der Mode nichts, denn dem ist es ziemlich egal, was hinterher mit dem Signal angestellt wird und die Funktion, ebenso wie die physikalischen Eigenschaften sind dieselben.
Frage ist also immer, wie das Processing aussieht und genau das ist es, was die Hersteller gern für sich behalten.
Fest steht nur, dass ihnen im Fotomodus deutlich mehr Zeit zur Verfügung steht und wozu sie diesen Unterschied nutzen, wird man an jedem Kameratyp feststellen müssen.
Aus Zeit entsteht aber nicht unmittelbar ein größeres SNR oder eine höhere Empdindlichkeit.
Gute Grüße, Wolfgang

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Roland Schulz
Beiträge: 3565

Re: Dynamic Range vs Base ISO mit Slog am Beispiel Sony erklärt?

Beitrag von Roland Schulz »

...um 01:02 Uhr hatten wir "bei ISO100 noch ein höheres Rauschen als bei ISO1600" ;-), gut, habe ich vielleicht falsch abgeleitet/"interpretiert" ;-)!

Ich habe eine Folge beschrieben, keine Gleichung, spielt aber hier keine Rolle...

Die Empfindlichkeit "einer Kamera" oder eines elektronischen, optischen Aufnahmesystems hängt sehr wohl mit der dort im Zusammenhang stehenden Verstärkung zusammen, da wir die native Empfindlichkeit des Sensors (meistens) nicht kennen, diese zudem bereits stark von on chip Analogverstärkungen und Signalverarbeitung abhängig ist.
Wird eine a7s auf ISO100 begrenzt kannste damit bei LowLight wenig anfangen, das "System" wäre nicht empfindlich genug. Intern wird "skaliert", verstärkt, wie auch immer...

ISO100 ist ISO100, egal ob beim Film oder einem elektronischen Sensor, beschrieben durch eine "normierte Empfindlichkeit".

Warum sich der Fotomodus allerdings vom Videomodus unterscheidet scheint noch nicht geklärt zu sein, da kann ich lesen so viel ich will. Ich kann mir dazu auch verschiedene Ideen ausmalen, wirklich belegen kann ich aber keine.

Ein Grund wird, für mich aber auch nicht vollständig erklärbar, Produktpolitik sein. Dass ich Kameras in LOG Modi bewusst für niedrigere, rauschärmere ISO Werte sperre erschliesst sich mir nicht. Selbst wenn der Dynamikumfang bei niedrigeren ISO Werten kleiner sein sollte könnte man über eine Kennzeichnung darauf hinweisen, dem User die Entscheidung am Ende aber selbst überlassen.

Dass eine a6300/6500 in S-LOG bei ISO800 zudem rauschärmer ist als eine a7x bei ISO3200 spielt der a6300 irgendwo in die Karten, die hohe Empfindlichkeit einer a7s gleicht das aber noch nicht aus - am Ende könnte man beide Kameras gebrauchen - wieder gut für Sony!

Es ist auch nicht nur das digitale Processing welches am Ende fürs Ergebnis verantwortlich ist, sondern auch nichtlineare, "verzerrende" Analogverstärkungen.
Eine a7s oder a6300 liefert z.B. 13-14 Blenden Kontrastumfang, die A/D Wandler leisten da aber allerhöchstwahrscheinlich keine 14bit im Videomodus, die bei linearer Verstärkung erforderlich wären.

Der 1"er der X70 liefert in UHD statt 10bit zum Beispiel auch nur noch 8bit, der Dynamikumfang liegt da aber locker bei >10 Blenden.

Die Hersteller lassen sich begrenzt in die Karten gucken, da gebe ich Dir Recht.
Hier und da wird der Kunde aber auch für dumm verkauft und in seinen Möglichkeiten eingeschränkt.



klusterdegenerierung
Beiträge: 27315

Re: Dynamic Range vs Base ISO mit Slog am Beispiel Sony erklärt?

Beitrag von klusterdegenerierung »

Roland, hast Du lust mir mal Deine Profileinstellung zu posten, die Du so nutzt?

Was hältst Du hier von, macht das Sinn?



cantsin
Beiträge: 14145

Re: Dynamic Range vs Base ISO mit Slog am Beispiel Sony erklärt?

Beitrag von cantsin »

Roland Schulz hat geschrieben: ISO100 ist ISO100, egal ob beim Film oder einem elektronischen Sensor, beschrieben durch eine "normierte Empfindlichkeit".
In Bezug auf Sony kann ich dazu nichts sagen, weil deren Signalprozessierung (wie von Dir und anderen angemerkt) intransparent ist.

Dass aber ISO100 nicht gleich ISO100 sein muss, zeigt eine Kamera wie die BM Pocket. Deren Sensorempfindlichkeit sitzt bei festen ISO800. (Man kann zwar auch ISO1600 einstellen, aber das hat auf die Raw-Aufzeichnung keinen Einfluss, nur auf die sRGB- bzw. Log-Kurven bei ProRes-Aufzeichnung.)

Jedoch belichtet man die Kamera ETTR, also bis knapp unterm Clipping. Bei durchschnittlichen Motiven bedeutet das, dass das Material in der Post (i.d.R. in Resolve) ca. 2 Blenden abgesenkt werden muss. Dadurch erhält man eine faktische Empfindlichkeit von ISO200, wenn man sRGB und Mittelgrau zugrundelegt. [Dass ISO200 auch die Eingangsempfindlichkeit vieler Digitalkameras ist, dürfte daher nicht zufällig sein.]

Wenn man aber das Raw-Material aus der Kamera als LOG (bei der BM Pocket und Resolve: BM Cinema Log) interpretiert, gibt es keinen Grund, die Belichtung in der Post abzusenken. Im Gegenteil, man belässt sie bei ISO800, weil so die volle Dynamik des Log-Materials erhalten bleibt.

Es würde mich nicht wundern, wenn sich das bei der internen Signalverabeitung der Sony-Kameras ähnlich bzw. genau so verhalten würde.



WoWu
Beiträge: 14819

Re: Dynamic Range vs Base ISO mit Slog am Beispiel Sony erklärt?

Beitrag von WoWu »

Die Empfindlichkeit "einer Kamera" oder eines elektronischen, optischen Aufnahmesystems hängt sehr wohl mit der dort im Zusammenhang stehenden Verstärkung zusammen, da wir die native Empfindlichkeit des Sensors (meistens) nicht kennen, diese zudem bereits stark von on chip Analogverstärkungen und Signalverarbeitung abhängig ist.
Die Aussage ist so nicht richtig, weil der Analogverstärker, egal ob er sich auf dem Sensorchip befindet oder nicht, bereits zum Processing gehört.
Die reine Empfindlichkeit ist sehr wohl bekannt, denn die maximale Ladungsmenge, wie auch der Rauschanteil des Sensors sind bekannt und ergeben damit die Sensorempfindlichkeit.
ISO100 ist ISO100, egal ob beim Film oder einem elektronischen Sensor, beschrieben durch eine "normierte Empfindlichkeit".
Falsch .. siehe oben.
Selbst wenn der Dynamikumfang bei niedrigeren ISO Werten kleiner sein sollte könnte man über eine Kennzeichnung darauf hinweisen, dem User die Entscheidung am Ende aber selbst überlassen.
Der Dynamikumfang ist immer gleich denn der wird durch die ISO Einstellung (Gain) gar nicht beeinflusst.
Dass eine a6300/6500 in S-LOG bei ISO800 zudem rauschärmer ist als eine a7x bei ISO3200 spielt der a6300 irgendwo in die Karten, die hohe Empfindlichkeit einer a7s gleicht das aber noch nicht aus - am Ende könnte man beide Kameras gebrauchen - wieder gut für Sony!
Auch hier wieder der Fehler, die Gaineinstellung unterschiedlicher Kameras miteinander zu vergleichen.
Eine a7s oder a6300 liefert z.B. 13-14 Blenden Kontrastumfang, die A/D Wandler leisten da aber allerhöchstwahrscheinlich keine 14bit im Videomodus, die bei linearer Verstärkung erforderlich wären.
Ein geringerer A/D Wandler ist häufig von Vorteil, abhängig davon, was sich in den LSBs an Signal befindet.
Ein 14 oder 16 Bitwandler ist in sich selbst noch kein Vorteil.
Nimmt man, gegenüber einem 16 Bit Wandler einen 12 Bit Wandler, würden die Quantisierungsschritte um Faktor 2 grösser sein.
Die Auflösung würde damit um den Faktor 16 abnehmen.
Das bedeutet, dass am „less significant Bit- Ende“ des Datenwortes Auflösung verloren gehen würde.
Das LSB-Ende des Datenwortes enthält aber überwiegend nur noch Shot-Noise.
Reduziert man also das Datenwort von 16 auf 12 Bit, würde Shot-Noise abnehmen, bei gleichzeitiger Beibehaltung der signifikanten, nicht schwankenden Daten.
Gute Grüße, Wolfgang

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Roland Schulz
Beiträge: 3565

Re: Dynamic Range vs Base ISO mit Slog am Beispiel Sony erklärt?

Beitrag von Roland Schulz »

cantsin hat geschrieben:
Roland Schulz hat geschrieben: ISO100 ist ISO100, egal ob beim Film oder einem elektronischen Sensor, beschrieben durch eine "normierte Empfindlichkeit".
In Bezug auf Sony kann ich dazu nichts sagen, weil deren Signalprozessierung (wie von Dir und anderen angemerkt) intransparent ist.

Dass aber ISO100 nicht gleich ISO100 sein muss, zeigt eine Kamera wie die BM Pocket. Deren Sensorempfindlichkeit sitzt bei festen ISO800. (Man kann zwar auch ISO1600 einstellen, aber das hat auf die Raw-Aufzeichnung keinen Einfluss, nur auf die sRGB- bzw. Log-Kurven bei ProRes-Aufzeichnung.)

Jedoch belichtet man die Kamera ETTR, also bis knapp unterm Clipping. Bei durchschnittlichen Motiven bedeutet das, dass das Material in der Post (i.d.R. in Resolve) ca. 2 Blenden abgesenkt werden muss. Dadurch erhält man eine faktische Empfindlichkeit von ISO200, wenn man sRGB und Mittelgrau zugrundelegt. [Dass ISO200 auch die Eingangsempfindlichkeit vieler Digitalkameras ist, dürfte daher nicht zufällig sein.]

Wenn man aber das Raw-Material aus der Kamera als LOG (bei der BM Pocket und Resolve: BM Cinema Log) interpretiert, gibt es keinen Grund, die Belichtung in der Post abzusenken. Im Gegenteil, man belässt sie bei ISO800, weil so die volle Dynamik des Log-Materials erhalten bleibt.

Es würde mich nicht wundern, wenn sich das bei der internen Signalverabeitung der Sony-Kameras ähnlich bzw. genau so verhalten würde.
So weit, so gut. Jetzt will ich BMD nicht unbedingt zerreissen, es gibt viele die davon überzeugt sind und für's Geld wird's nach einigen Anlaufschwierigkeiten auch fair und zum Teil auch revolutionär.
Was die allerdings an Bildsensoren einsetzen gehört nicht unbedingt zur Creme de la creme. Hier geht anscheinend RAW wirklich RAW durch, ohne vorherige Beeinflussung/Spreizung/Verzerrung durch Analogverstärkung. Deshalb wird hier mit nativem ISO gefahren.
Wenn ich aber das System bis zum Ausgang betrachte muss ISO100 per Definition aber einer Empfindlichkeit von ISO100 entsprechen, sonst ist's kein ISO100.



cantsin
Beiträge: 14145

Re: Dynamic Range vs Base ISO mit Slog am Beispiel Sony erklärt?

Beitrag von cantsin »

Roland Schulz hat geschrieben: So weit, so gut. Jetzt will ich BMD nicht unbedingt zerreissen, es gibt viele die davon überzeugt sind und für's Geld wird's nach einigen Anlaufschwierigkeiten auch fair und zum Teil auch revolutionär.
Was die allerdings an Bildsensoren einsetzen gehört nicht unbedingt zur Creme de la creme. Hier geht anscheinend RAW wirklich RAW durch, ohne vorherige Beeinflussung/Spreizung/Verzerrung durch Analogverstärkung. Deshalb wird hier mit nativem ISO gefahren.
Genauso verhält es sich aber auch bei RED - und bei "ISO-invarianten" Kameras wie der Nikon D810. Das ist eigentlich ein Vorteil, kein Nachteil.



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