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Die ersten Kritiken zu The Revenant



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dienstag_01
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Re: Die ersten Kritiken zu The Revenant

Beitrag von dienstag_01 »

iasi hat geschrieben:Das ist dann eben wie mit den großen Worten, die letztlich aber eben doch nichts sagen - hohle Phrasen eben.
Die Mündigkeit und Intelligenz wird doch angesprochen, wenn ein Standpunkt oder ein Problem zur Diskussion gestellt wird.

Was sagt denn Iñárritu nun aus?
Die Natur ist wild? Wir sind alle gleich?

Religiöse Bezüge? Welche denn?

So packend und mitreissend der Film auch gemacht ist, er bleibt unverbindlich und bezieht keinen Standpunkt. Und damit bietet er letztlich auch nicht mehr, als so mancher Superheldenfilm - eben gute Unterhaltung.
Jede gute Geschichte bietet genügend Standpunkte. Die treffen dort nämlich aufeinander ;)



Skeptiker
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Re: Die ersten Kritiken zu The Revenant

Beitrag von Skeptiker »

Wer den Film noch sehen will:
Vorsicht Spoiler !!


iasi hat geschrieben:
Funless hat geschrieben:
iasi hat geschrieben:Ich möchte aber schon auch erkennen, was der Filmemacher mir nun sagen möchte und nicht nur eine große Interpretationsspielwiese geboten bekommen.
... Der eine sieht in dem Film religiöse Bezüge, der andere eine simple Rachestory mit imposanten Bildern, der nächste wiederum langweilt sich nach 20 Minuten.

Bei dieser Vielfältigkeit an Feedback finde ich dass Iñárritu diesbezüglich eine gute Arbeit geleistet hat.
Das ist dann eben wie mit den großen Worten, die letztlich aber eben doch nichts sagen - hohle Phrasen eben.
Die Mündigkeit und Intelligenz wird doch angesprochen, wenn ein Standpunkt oder ein Problem zur Diskussion gestellt wird.
Ich bin im Prinzip auch ein Freund von Klarheit, Transparenz und Logik.

Aber dann gib es eben auch die Rätsel, die Enigmen, die man erst erkennen und dann knacken muss. Selbst, ohne Anleitung.
iasi hat geschrieben:Was sagt denn Iñárritu nun aus?
Die Natur ist wild? Wir sind alle gleich?
Ja. Das auch.

Die Gegensätze prallen aufeinander:
Mensch und Natur
Animistische Indianer und christliche Weisse
Fitzgeralds darwinistischer Überlebens'glaube' und Glass' Überlebenswille (ob der sich aus religiösem Glauben speist, ist für mich nicht klar)
Tod und Leben nah beieinander (Glass (diCaprio) lag ja schon im Grab, war bereits mit Erde bedeckt. "Wiederauferstehung" ("Revenant" = Wiedergänger, Rückkehrer - wenn man so will, ein religiöser Bezug). Oder sein Sohn, der ihn in letzter Sekunde rettet und dafür stirbt. Oder sein indianischer Lebensretter, der dann mit einer Tafel tot am Baum hängt. Oder sein Widersacher, der schliesslich unter Wasser mit der Strömung wegdriftet).
Land als Kommerz- und Erschliessungsraum (die europäischen Siedler und hier Felljäger) oder als weiter, unbelassener Lebensraum (die heimischen Indianer).
iasi hat geschrieben:Religiöse Bezüge? Welche denn?
Frank B. hat sie schon genannt.
Er ist religiös, ich bezeichne mich als Agnostiker.

Aber auch mir ist die eingeblendete Kirche aufgefallen, das Gespräch um den Eichhörnchengott (das ich leider im Kino akustisch nicht recht verstanden habe), und dann gab's da ein weiteres Erinnerungsbild von Glass (DiCaprio): Einen aufgeschichteten Kegel (sah fast aus, als ob er aus menschlichen Schädeln bestünde - ich konnte es nicht genau erkennen), und oben drauf stand, glaube ich, jemand, und Glass stand unten und schaute zu ihm hoch.
Dann die regelmässig wiederkehrende, flüsternde, eindringliche Stimme, die ganz zu Beginn schon erklang und etwas sagte, wie "ich bin bei Dir ...".
iasi hat geschrieben:So packend und mitreissend der Film auch gemacht ist, er bleibt unverbindlich und bezieht keinen Standpunkt. ...
Braucht er auch nicht.
Den findet man in diesem Fall selbst.
Daumen hoch oder Daumen runter.

Also, mich hat der Film beeindruckt.
Die Einfachheit der Geschichte, die trotzdem viele Anregungen enthält (Thema Tod, Thema Ethik, Thema eigene Sicht der Dinge, Thema eigene Verankerung in der Welt)
Die Bilder der Wildnis inkl. stimmiger Ton.
Die Zeit, die der Film einem zum Eintauchen lässt und die Intensität der Erzählung, die einen drinhält.

Kritisieren könnte man die einseitige Darstellung von DiCaprios Charakter: Er leidet und atmet über weite Teile des Films - man hört es und sieht es ihm an - non-stop.
Das Martyrium des Wildnis-Scouts Glass (DiCaprio). Und wir sind durch die Kameraführung quasi live dabei. Man kann also kritisch fragen: Reicht das für über 2 Stunden Kinofilm?



iasi
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Re: Die ersten Kritiken zu The Revenant

Beitrag von iasi »

wp hat geschrieben:Ja, aber was erwartest Du, iasi?
Die große moralische Trompete?

Sicher nicht, aber gib mal Beispiele...
aktuell z.B. Beasts of No Nation

Der rückt ein Thema in den Blick, dessen man sich bewußt sein sollte.
Und er deutet u.a. auch an, dass ein "Beast" eben auch erst geschaffen wird.



Skeptiker
Beiträge: 5961

Re: Die ersten Kritiken zu The Revenant

Beitrag von Skeptiker »

Nachtrag zum Thema "Überleben" bzw. "Einer kämpfte sich durch":

Es gibt Filme zum Themenkreis Krieg (hier 2. Weltkrieg), in denen - nach Buchvorlage - von Flucht und Überleben in feindlicher Natur und in feindlichem Gebiet berichtet wird.

z. B.:
So weit die Füsse tragen (Hardy Martins, 2001, deutsche Flucht aus sibirischer Kriegsgefangenschaft) - habe ich gesehen, fand ich eindrücklich.

Peter Weirs letzter Kino-Film The Way Back (Der lange Weg, 2010, polnische Flucht (mit Anderen) aus sibirischem Straflager) - Habe ich damals bewusst weggelassen. Obwohl ich Peter Weir und seine Filme (kenne nicht alle) schätze, schien mir das Thema zu abgegriffen und der Film zu vorhersehbar und langatmig.

Vielleicht kann man Jean-Jacques Annauds Sieben Jahre in Tibet (nach H. Harrers Buch) auch noch dazurechnen - Harrers und Aufschneiters Flucht über den Himalaja aus einem nordindischen Internierungslager und das strapaziöse Erreichen der verbotenen tibetischen Stadt Lhasa in 3650 m Höhe.
Zuletzt geändert von Skeptiker am Mi 13 Jan, 2016 21:03, insgesamt 1-mal geändert.



iasi
Beiträge: 24512

Re: Die ersten Kritiken zu The Revenant

Beitrag von iasi »

Skeptiker hat geschrieben: Die Gegensätze prallen aufeinander:
Mensch und Natur
Animistische Indianer und christliche Weisse
Fitzgeralds darwinistischer Überlebens'glaube' und Glass' Überlebenswille (ob der sich aus religiösem Glauben speist, ist für mich nicht klar)
Tod und Leben nah beieinander (Glass (diCaprio) lag ja schon im Grab, war bereits mit Erde bedeckt. "Wiederauferstehung" ("Revenant" = Wiedergänger, Rückkehrer - wenn man so will, ein religiöser Bezug). Oder sein Sohn, der ihn in letzter Sekunde rettet und dafür stirbt. Oder sein indianischer Lebensretter, der dann mit einer Tafel tot am Baum hängt. Oder sein Widersacher, der schliesslich unter Wasser mit der Strömung wegdriftet).
Land als Kommerz- und Erschliessungsraum (die europäischen Siedler und hier Felljäger) oder als weiter, unbelassener Lebensraum (die heimischen Indianer).
Aber all das bleibt doch nur recht oberflächliche Behauptung und plakativ.
Alles erscheint schwarz-weiß - vor allem auch die Personen.
Fitzgeralds darwinistischer Überlebens'glaube' täuscht doch auch nur daüber hinweg, dass wir es (wie auch die weiße Horde) mit den simplen Bösen zu tun haben. Keine einzige Figuar zeigt auch nur einen Ansatz von Vielschichtigket oder Widersprüchen.
Skeptiker hat geschrieben: Frank B. hat sie schon genannt.
Er ist religiös, ich bezeichne mich als Agnostiker.

Aber auch mir ist die eingeblendete Kirche aufgefallen, das Gespräch um den Eichhörnchengott (das ich leider im Kino akustisch nicht recht verstanden habe), und dann gab's da ein weiteres Erinnerungsbild von Glass (DiCaprio): Einen aufgeschichteten Kegel (sah fast aus, als ob er aus menschlichen Schädeln bestünde - ich konnte es nicht genau erkennen), und oben drauf stand, glaube ich, jemand, und Glass stand unten und schaute zu ihm hoch.
Dann die regelmässig wiederkehrende, flüsternde, eindringliche Stimme, die ganz zu Beginn schon erklang und etwas sagte, wie "ich bin bei Dir ...".
... auch hier kann ich nur aufgesetzte Behauptungen erkennen ... das hat etwas von der alten "Kung Fu"-Serie, die gerade wieder im TV läuft.
Irgendwie war das alles das Sternenkind aus "2001" im Kleinformat.
Skeptiker hat geschrieben:
iasi hat geschrieben:So packend und mitreissend der Film auch gemacht ist, er bleibt unverbindlich und bezieht keinen Standpunkt. ...
Braucht er auch nicht.
Den findet man in diesem Fall selbst.
Daumen hoch oder Daumen runter.
oh nein - das ist mir viel zu grob. Genaso wie ich diese "beste"-Superlativ nicht mag.
Der Film ist gut - er packt einen - und er bietet neue Eindrücke (wortwörtlich) - damit rangiert er für mich auf Hitchcock-Niveau, denn auch Hitchcock wollte nie mehr als unterhalten.

Aber Film kann eben doch auch noch mehr als "nur" unterhalten.



wp
Beiträge: 807

Re: Die ersten Kritiken zu The Revenant

Beitrag von wp »

Skeptiker hat geschrieben: Oder sein Widersacher, der schliesslich unter Wasser mit der Strömung wegdriftet

...
Kritisieren könnte man die einseitige Darstellung von DiCaprios Charakter: Er leidet und atmet über weite Teile des Films - man hört es und sieht es ihm an - non-stop.
1. In der Natur geht nichts verloren, der Widerborst wird durchaus herausgefischt; will der erste nicht mehr töten, warten die Nächsten schon...


2. Immerhin sieht man es den Darstellern an. Schon ein Unterschied, ob man aus dem geheizten Bus heraustritt, um kurz etwas im Seifen-Schnee zu drehen oder ob die Leute da wirklich im Dreck rumgewühlt haben...

3. Der Eichhörnchengott ist wirklich gut: Glass' Antagonist beschreibt, wie seinem Vater Gott in Form eines Squirrels begegnet ist - und das er prompt gefressen hat, um nicht zu verhungern. (sofern ic h's korrekt verstanden habe?, Auch nach zwomaligem Schauen (ohne Untertitel) bin ich nicht ganz sicher)


Der Film ist gut, keine Frage, sonst würde hier niemand tippen. :-)



iasi
Beiträge: 24512

Re: Die ersten Kritiken zu The Revenant

Beitrag von iasi »

wp hat geschrieben:
Der Film ist gut, keine Frage, sonst würde hier niemand tippen. :-)
ja klar - da bleibt doch einiges in erinnerung - bei mission impossible erinnere ich mich nur noch an "open the door", auch wenn der recht unterhaltsam war



Skeptiker
Beiträge: 5961

Re: Die ersten Kritiken zu The Revenant

Beitrag von Skeptiker »

Vorsicht Spoiler!

iasi hat geschrieben:Die Kameraführung ist wahrlich beeindruckend. ...

... Und die Bärenattacke ist der beste Effekt des Jahres - gerade weil sie nichts von einem Effekt erahne lässt und so realistisch wirkt. ...
Immerhin gibst Du Kamera und Bärenattacke auf Seite 1 Deine Zustimmung.

Und schreibst dann
iasi hat geschrieben:... Die Handlung ist leider banal. Da war Jeremiah Johnson überzeugender.
oder oben, Seite 3:
iasi hat geschrieben:... Der Film ist gut - er packt einen - und er bietet neue Eindrücke (wortwörtlich) - damit rangiert er für mich auf Hitchcock-Niveau, denn auch Hitchcock wollte nie mehr als unterhalten.

Aber Film kann eben doch auch noch mehr als "nur" unterhalten.
Wie schon mal geschrieben: Damit ein Film irgendeine innere Saite zum Klingen bringt, braucht's beide Seiten: Den entsprechenden Film und den empfänglichen Zuschauer.

Wenn's nicht klappt, kann es

a) am Film
b) am Zuschauer
c) an beidem (Nachtrag: Oder an einer schlechten bilateralen Verbindung -> 'Atmosphärische Störungen')

liegen.

Was nicht heissen muss, dass Du falsch liegst und ich richtig liege.

Aber ich stimme mit Dir überein:
Das ist keine vielschichtige, kunstvoll inszenierte "Theater"-Erzählung. Mit Einführung und Kennenlernen der verschiedenen Charaktere und ihrer Lebensumstände und langsamem Aufbau von Konflikten und Spannung (wie z. B. in William Wylers The Big Country (Weites Land, 1958)).

Man wird hier mitten in die Handlung geworfen - in den düsteren, überfluteten Wald, durch den sich 2 Kundschafter vorsichtig bewegen. Man befürchtet feindliche Indianer, die ihr Jadgrevier verteidigen bzw. die abgehäuteten und gebündelten Felle erbeuten wollen. In der Nähe hat die zugehörige Gruppe Trapper und Soldaten ein Lager aufgeschlagen.

Und dann kommt auch schon der Angriff - der des Bären und der der Indianer.

Der Rest ist Überlebenskampf mit einzelnen Ruhemomenten.
Gnadenlos, unsentimental, amoralisch (Glass'' Gegenspieler Fitzgerald), banal (ein Pfeil, ein Schuss, und alles ist vorbei).
Und die Reportagekamera immer nah dran.

Und dann gibt's die andere Komponente, die Frank B. betont hat: Die unglaubliche Natur und die Verlorenheit darin, die einen auf sich selbst zurückwerfen, Liebe/Zuneigung in Andeutungen (Glass' Visionen, das Verhältnis zu seinem Sohn (der im Film eher wie ein Statist wirkt), die Erinnerung an seine Frau), Kooperation (aber eher erzwungene, soldatische im Wald oder geschäftliche - die Franzosen und die Indianer), Prinzipien (die riskante Umsorgung des Verletzten im Indianergebiet bis zum vermeintlichen Ende samt angeordnetem, 'anständigem Begräbnis' - trotz aller Widrigkeiten), gegenseitige Verständigung und Hilfe (der einzelne Indianer, der durch einen feindlichen Stamm seine Familie verloren hat, und Glass).

Zum Thema "religös" oder nicht" wird hoffentlich der Regisseur selbst mehr sagen, wenn der Film in den Kinos einst ausgelaufen ist.

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Nachtrag:
Ich habe mittlerweile einige Kritiken gelesen (von Kritikern und Zuschauern), und tatsächlich ist da teils auch von Religion, aber auch New Age und Esoterik oder Mystizismus die Rede (das bezieht sich auf Glass' regelmässig eingestreute Erinnerungs-Sequenzen). Und nicht selten wird ein Bezug zu Terrence Malick (Tree of Life) hergestellt, von dem ich bisher nichts gesehen habe (Darren Aronowskys Versuch The Fountain hat mir gereicht und mich etwas abgeschreckt).
Es ist auch von Schuld, Sühne und Erlösung die Rede - Begriffe, die ich vor allem aus der Schul-Lektüre von Dostojewskis "Schuld und Sühne" in Erinnerung habe (später neu übersetzt mit "Verbrechen und Strafe").

Also, es bleibt in der Schwebe. Nachdem, was ich hier und sonstwo lese, ist die Spanne der möglichen Betrachtungen riesig: Man kann den Film als reines Rache-Abenteuer, als bildgewaltiges Naturspektakel oder als menschliches Drama mit mystisch-religiösem Unterbau betrachten. Oder sich in einem Film mit eher dunklen, erdig-grünen Naturfarben 2 Stunden lang bei Atmen und Robben langweilen und sich am Ende fragen: Was soll das Ganze?
Oder sich - wie ich - in ein filmisches 'Naturereignis' hineinziehen lassen, das man so intensiv lange nicht mehr erlebt hat - Interpretation hin oder her.
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Vorsicht Spoiler!


Zum Thema "... Keine einzige Figur zeigt auch nur einen Ansatz von Vielschichtigket oder Widersprüchen." (iasi) kann ich nur sagen: Stimmt nicht.

Fitzgerald selbst scheint manchmal zu zweifeln (aber das scheint wohl nur so).
Sein junger Begleiter ist voller Skrupel, ob er das Richtige tut.
Und als er eines Tages verzweifelt und wütend auf seinen Anführer Fitzgerald zielt und endlich eine Antwort wegen der Indianer am Fluss will, entreisst der ihm das Gewehr, dreht es um und drückt schliesslich ab. Klick. Und meint dann lakonisch: "Wenn Du das nächste Mal auf jemanden schiessen willst, sorge dafür, dass Pulver im Lauf ist!". Könnte 1:1 'Seewolf' Larsen sein, der da spricht.
Glass selbst kommen am Ende angesichts der Vollendung seiner Rache Bedenken.
Der einzelne Indianer zielt auf Glass, als der - vom Feuer angelockt - hungrig angekrochen kommt, aber tötet ihn dann nicht, sondern wirft ihm einen Batzen Fleisch hin.
Der prinzipientreue Captain der Truppe will Glass zunächst den Gnadenschuss geben, als es mit der Trage des Schwerverletzten nicht mehr bergauf geht, ein Aufenthalt hier aber alle gefährden würde. Drückt dann aber nicht ab.
Später will derselbe Captain den geflüchteten Fitzgerald ins Fort zurückholen, um ihn vors Militärgericht zu stellen - und bezahlt den Dienst nach Vorschrift mit dem eigenen Leben.
Und dann ist da noch die Indianertochter, die von Glass aus dem Lager der Franzosen befreit wurde, die aber am Ende im Beisein ihres Stammes wort- und grusslos an Glass vorbeireitet, wohl weil der zur 'falschen Seite' gehört - erinnert etwas an die wortlose Szene im Park am Ende vom Dritten Mann (The Third Man, 1949). Oder an die letzte Szene in Der Name der Rose (Jean-Jacques Annaud, 1986), nur dass da der Novize grusslos an 'seiner' unbenannten Schönen vorbeireitet (EDIT: Habe mir die Szene nun nochmals angesehen: Stimmt nicht ganz! Er hält an, sie greift seine Hand, er zögert, trifft dann eine Entscheidung und dreht sich im Wegreiten nochmals nach ihr um - dann folgt der Off-Kommentar mit der Begründung (er selbst aus der späteren Erinnerung), während beide Reiter langsam in der verschneiten Landschaft verwinden).

Es ist bis zum Schluss ein karge, harsche, wortarme Welt, die in The Revenant präsentiert wird. Misstrauen und Missverständnisse überall. Oft aus gutem Grund - es gibt immer eine Vorgeschichte.
Kaum mal ein Lächeln zu orten, eher ernste, argwöhnische, verschwiegene Gesichter (beim Protagonisten nur allzu verständlich, der hat nun wirklich wenig Grund zu lachen (einzige Ausnahme: Die Schneeflocken-Szene). Aber auch für alle Anderen gilt: Jeder Fehler könnte der letzte sein - oft geht's ums nackte Überleben). Da ist der zum Plaudern, Stänkern und Streiten stets aufgelegte 'Spieler' und Fatalist Fitzgerald eher die Ausnahme - aber wehe dem, der ihm in die Quere kommt. Nein, keine Welt, in die ich mich hineinwünschte, auch wenn Landschaft und Natur faszinieren und einschüchtern.

Warum habe ich mir "The Revenant" dann angeschaut?

Empfehlung? - Nein
Kritik gelesen? Nein
Trailer gesehen im Web? - Nein
DiCaprio-Fan? - Nein (aber ist er vielseitig und überzeugend)
Inarritu ein Begriff? - Nein, nicht als Name
Emmanuel Lubezki ein Begriff? - Nein, nicht als Name

Warum dann?

Es war der Kino-Trailer im Vorprogramm zu Star Wars 7.
Als ich die Bilder sah, war sofort klar: DEN muss ich sehen und zwar möglichst bald.
Und als dann im selben Kino der Tarantino-Trailer von Hateful 8 direkt danach folgte, war erst recht klar: DEN muss ich sehen (nein, nicht den Tarantino!) - was für eine Differenz: Wuchtiger Film'realismus' versus Möchtegern-Furchtbarwild-Kostümschinken! ;-)
Zuletzt geändert von Skeptiker am So 07 Feb, 2016 18:02, insgesamt 4-mal geändert.



Axel
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Re: Die ersten Kritiken zu The Revenant

Beitrag von Axel »

Jost hat geschrieben:Das größte Problem ist ohnehin, dass man den Film nicht in epischer Pracht sehen kann - die großen Säle sind alle von Star Wars belegt.
Das hat sich stark gebessert. Die meisten Vorstellungen in meiner Stadt sind tatsächlich in 4k - auch bereits in mittleren Sälen. Da saß ich in der 16:30 -Vorstellung, Reihe 5 Mitte. Mutterseelenallein, weil keiner weiß, dass dies der beste Platz ist.
Frank Glencairn hat geschrieben:Ich weiß nicht, ob den Schauspielern permanent eine 14mm ins Gesicht rammen als "beste Kameraführung der Kinogeschichte" durchgeht (...) Die Kamera ist IMHO total aufdringlich und geschwätzig, so wie sie die Aufmerksamkeit permanent auf sich zieht, und damit von der Geschichte ablenkt.
Ich befürchtete Fisheye-Optik (Verzerrung), und die gab es zum Glück (Lubetzki sei Dank) nicht. Die Kamera in Inarritus früheren Filmen (Pietro) war eine emotionale Handkamera, die "dabei" war, aber nicht aufdringlich (wie es das Markenzeichen von Darren Aronofski ist, pfui), und so ist es überwiegend auch hier.
Frank B. hat geschrieben:Er strotzt vor Religiosität bis zum Überlaufen, was aber manch ein Zuschauer gar nicht bemerken dürfte, weil er hierzulande nicht mehr in der Lage ist, die Bilder und Bezüge zu verstehen. Das ist ein religöser Film durch und durch. Sowas liebe ich. ;)
Finde ich etwas überinterpretiert. Es ist zwar richtig, dass Inarritu gewiss einen katholischen Hintergrund hat. Auch, dass der Film als Meditation gesehen werden kann und sehr spirituell ist. Eindeutige religiöse oder gar christliche Bezüge dienen aber allenfalls als Hintergrundfolie, als Kontrastmittel.
cantsin hat geschrieben:Diese Bedeutungsebene gibt's auch massiv bei Terence Mallick, und die wird hier auch von fast niemandem begriffen. Siehe diese wirklich gute Filmanalyse/-kritik: https://www.perlentaucher.de/essay/drei ... fisch.html
Ja, Tree Of Life scheidet die Geister. Zu dick aufgetragenes religiöses Traktat, unerträglich, sagt mein bester Kino-Kumpel, und ich lasse diese Meinung so stehen. Allerdings glaube ich, dass es Malick eher um die dissoziative Persönlichkeitsstörung geht, die solche bewusstseinsüberdehnenden Bilder und die hermetische Symbolwelt beim Betrachter hervorrufen (in dem Sinne, wie Hitchcock sagte, er wolle mit seinen Filmen das Publikum spielen wie eine Orgel). Gott ist ein prima Verbündeter, wenn es um suggerierte Tiefe geht. Die ernste Musik, die Malerei und Bildhauerei nutzten alle auch gern solche Motive, um mächtig auf die Pauke zu hauen. Und warum auch nicht?

The Revenant genau wie Malicks New World (der besonders!) zeigen offizielles Christentum als unmenschlich und jeweils die "wilden" Indianer als die besseren Altruisten. Ob die verfallene Kirche auch anders gedeutet werden kann als das Scheitern der christlichen Mission? Vielleicht, aber dazu bedürfte es einer jesuitischen Spitzfindigkeit, die ich nicht sympathisch finde.
Frank B. hat geschrieben:Er ist mit Sicherheit in katholischen Bezügen aufgewachsen als Mexikaner, hat sich aber in seiner Jugend auch mit dem Existentialismus beschäftigt.
Kieslowski drehte den Dekalog. Macht ihn das zu einem polnisch-katholischen Fundamentalisten? Ich finde nein. Malicks schizophrene Schöpfungsszene (sie folgt auf die Frage des Charakters von Sean Penn an Gott: "Was bin ich für dich?") ...

... ist übrigens mit Zbigniew Preisners "Requiem for a friend" unterlegt. Gemeint ist der plötzlich viel zu jung verstorbene Kieslowski, dessen Haus-Filmkomponist Preisner war. Nachdenkliche, ernste, spirituell interessierte Künstler, keine Dogmatiker!

Als echten Versuch einer christlichen Propaganda könnte man - vielleicht! - Mel Gibsons Passion Christi verstehen.

Abgesehen davon gibt es häufig einen Grad der Bedeutungsschwangerschaft in Filmen, die ärgerlich ist. Aronofskis The Fountain wurde dadurch zum schlechtesten Film aller Zeiten. Ebenfalls ziemlich schlimm ist Inarritus eigener Babel. Ein Episodenfilm mit einer permanent gehechelten, gepressten und verschämt zurückgehaltenen Bedeutungs-Scheinschwangerschaft. Geht wie beim Fußballballett hin und her, kommt nicht zu Potte und geht ab wie ein Zwiebelfurz.

Wenn du, Skeptiker, übrigens Amores Perros nicht kennst, dann hast du was, worauf du dich freuen kannst. Die Liebe (... love is a bitch! lautet die amerikanische Titel"übersetzung") ist ganz ohne Zweifel die christliche Liebe, alles andere wäre jämmerlich unterinterpretiert. Aber der Film zeigt ihr Scheitern in Unglück, Gewalt, Rache, Dummheit. Sie ist das trotzige Fragezeichen dahinter. Trotz des geringen Budgets immer noch Inarritus bester Film!



Frank B.
Beiträge: 9318

Re: Die ersten Kritiken zu The Revenant

Beitrag von Frank B. »

Axel hat geschrieben:
Frank B. hat geschrieben:Er strotzt vor Religiosität bis zum Überlaufen, was aber manch ein Zuschauer gar nicht bemerken dürfte, weil er hierzulande nicht mehr in der Lage ist, die Bilder und Bezüge zu verstehen. Das ist ein religöser Film durch und durch. Sowas liebe ich. ;)
Finde ich etwas überinterpretiert. Es ist zwar richtig, dass Inarritu gewiss einen katholischen Hintergrund hat. Auch, dass der Film als Meditation gesehen werden kann und sehr spirituell ist. Eindeutige religiöse oder gar christliche Bezüge dienen aber allenfalls als Hintergrundfolie, als Kontrastmittel.
Was wird deiner Meinung nach damit kontrastiert?
Naja, kann schon sein, dass ich mit meiner Einlassung doch sehr subjektiv vorgegangen bin, aber ich denke (und das hast du ja auch bemerkt), dass diese Bezüge eben reichlich vorhanden sind. Ja und christlich hab ich ja auch schon etwas relativiert. Sie sind schon christlich aber eben nicht alle explizit christlich. Sie sind archetypisch, schrieb ich weiter oben, was heißt, dass diese Aussagen und Bezüge ganz vielen Religionen und Weltanschauungen inne wohnen und von ihnen verstanden werden. Wenn aber einer in christlichen Bezügen aufgewachsen ist, wird sich das nicht ausklammern lassen. Diese Kirche in dem Film bleibt eben ein Fremdkörper an diesem Ort und zu dieser Zeit. Ich möchte Iñárritu gern mal fragen, was er mit dieser Traumsequenz eigentlich wollte.
Axel hat geschrieben:
Frank B. hat geschrieben: Er ist mit Sicherheit in katholischen Bezügen aufgewachsen als Mexikaner, hat sich aber in seiner Jugend auch mit dem Existentialismus beschäftigt.



Kieslowski drehte den Dekalog. Macht ihn das zu einem polnisch-katholischen Fundamentalisten? Ich finde nein.


Ich denke auch nicht, das Iñárritu ein Fundamentalist ist. Ganz im Gegenteil. Warum wird denn jemand immer als Fundamentalist hin gestellt, wenn er christliche Bezüge zitiert? Ich finde, gerade bei Iñárritu wird ganz deutlich, dass er das eben nicht ist. Das hat mich an diesem Film auch so begeistert. Er hebt keinen Zeigefinger, er klagt nicht an, er verurteilt niemanden.
Ich muss immer an die Worte von Frank Glencairn denken, der in unserer Medienlandschaft in Deutschland eine Art Bevormundungs- und Indoktrinationsinstrument sieht. Ich hoffe, ich gebe ihn dem Sinne nach korrekt wieder. Ich sehe das eben auch so und empfand The Revenent dazu im Gegensatz unheimlich wohltuend. Man spürt eine Freiheit in der Interpretation.



Axel
Beiträge: 16309

Re: Die ersten Kritiken zu The Revenant

Beitrag von Axel »

Axel hat geschrieben:Eindeutige religiöse oder gar christliche Bezüge dienen aber allenfalls als Hintergrundfolie, als Kontrastmittel.
Frank B. hat geschrieben:Was wird deiner Meinung nach damit kontrastiert?
Die Beliebigkeit. Das Kontrastprogramm zu den gefälligen 08/15 - Blockbustern, wie sie die Previews vor The Revenant anpriesen. Was viele der angeblich frommen Künstler meiner Theorie nach tun ist, die Bildwelt des Glaubens in ihre Dramatisierung mit einzubeziehen, sie wegen ihrer meinetwegen archetypischen Wucht zu plündern. Tat Michelangelo in seiner Sixtinischen Kapelle etwas anderes? War er ein gläubiger Kirchendekorateur, der brav illustrierte, was Papst Julius ihm diktierte?

Auch der große Tarkowski (es gibt einige Bezüge zu seinen Filmen in The Revenant) war einer dieser Regisseure mit unverkennbaren religiösen Interessen. Aber, nur zum Beispiel, sein wunderbarer Andrej Rubljow (die Geschichte eines mittelalterlichen Ikonenmalers, der seinen Glauben verliert und wiederfindet), geht sehr weit darüber hinaus, was in Kirchenkreisen gedacht und ausgesprochen wurde. Er lässt den Zweifel am Sinn des Lebens laut, sehr laut werden. Die Popen werden als korrupte Pharisäer denunziert, ihr Gott kann nicht existieren und zugleich gut sein. Das Gleichnis, als das man den Film lesen kann (wenn man will), findet sich nicht in der Bibel, auch nicht annähernd oder irgendwie vergleichbar. Am wichtigsten ist die Tatsache, dass man den Film auch als Atheist verstehen und würdigen kann.

Der katholische Hintergrund Inarritus ist meiner Meinung nach vergleichbar mit dem jüdischen Hintergrund der Coen-Brüder (es gibt einen Thread, in dem dieser Einfluss von vielen schlicht geleugnet wird). Ihre Filme sind zu intellektuell, um fromm sein zu können, dennoch ist vor allem ihr A Serious Man (die Geschichte eines Mannes, eines Mathematikers, der *ernsthaft* nach Gott sucht und der seine Verblendung mit tragikomischen Hiob-Katastrophen "beantwortet" bekommt) als ernsthafte Beschäftigung mit dem Glauben zu lesen. Umso mehr durch den Humor als Kontrastmittel.

Mir fällt auf, dass in vielen tiefschürfenden Meditationen der Humor zu kurz kommt. Wenn wir den Sinn des Lebens suchen, dürfen wir das Komische dann ausklammern? Diese Frage stellte sich Umberto Eco ja in seinem Der Name der Rose (Fazit dort: nimm nichts ernst, über das du nicht auch lachen kannst). Das ist vielleicht der Hauptgrund, warum so viele von Filmen wie Tree Of Life abgestoßen sind. Lachen verboten, kommt vom Teufel ...

Um auf The Revenant zurückzukommen. Die meisten verstehen den Film wohl als Rachegeschichte. Hält Glass die Liebe zu seinem Sohn am Leben? Oder nicht vielmehr Rache? Die Rache wird freilich am Ende schal. Das wirkt nach. Wenn der Film eine erbauliche Aussage verbreitet, was deine Postings ja andeuten, dann bleibt sie ziemlich vage. Was für ein Wunder, dass dieser Mann diese ganzen Strapazen überlebt hat. Und wie kleinlich und bitter war dafür der Antrieb! Das macht die Leute nachdenklich, aber eine Antwort bleibt der Film schuldig.

EDIT: Es gibt mit Abstand von nun vierundzwanzig Stunden, ein paar andere vage Erinnerungen. Fitzgerald ist skalpiert worden. Ist er eigentlich noch ein lebender Mensch? Revenant bedeutet nicht "der Rückkehrer", es bedeutet "der Wiedergänger", der Geist, der Untote, das Gespenst. Glass selbst brummt und grunzt, in das Fell des Grizzlys eingemummt, häufig selbst wie ein Bär. Ist er noch ein Mensch?
Zuletzt geändert von Axel am Sa 16 Jan, 2016 20:35, insgesamt 1-mal geändert.



Frank B.
Beiträge: 9318

Re: Die ersten Kritiken zu The Revenant

Beitrag von Frank B. »

Michelangelo war m.E. schon ein sehr gläubiger Mensch aber mit viel Humor offensichtlich. Oder es war Papst Julius, der es ihm gestatten musste Gottvater in dieser Pose zu malen. Vielleicht beide, denn Ideen muss man ja auch umsetzen. Der Humor gehört zur Religion auch zur christlichen. Der jüdische Humor ist weltbekannt. Von daher kann ich mir gut vorstellen, dass dies auch filmisch eine Rolle spielen kann, obwohl ich keine Filme der Coen-Brüder kenne. Ich sehe sehr wenige Filme und bin kein eifriger Kinogänger.
Dass der Klerus oft meilenweit daneben liegt, unterschreibe ich sofort. Obwohl mich eigentlich mehr die Frage interessiert, ob ich daneben liege.

Deine Aussage, Religiosität kontrastiert Beliebigkeit, muss ich mal verinnerlichen. Ich kann damit im Moment nicht viel anfangen. Im Grunde ist ja alles religiös (oder um dem Wort mal die Schärfe ein bisschen weg zu nehmen - weltanschaulich) was das Subjekt an metaphysischen Inhalten beim Betrachten eines Kunstwerkes empfindet und mitnimmt. Ich kann halt nur das verstehen, was in mir schon angelegt ist. Wer also nichts von biblischen Inhalten weiß, kann die auch nicht finden. Ebenso von nicht von buddhistischen, kommunistischen oder klingonischen Inhalten, wenn man die nicht kennt. Und so ist es auch normal, dass man als Filmemacher auch Bezüge installiert, in denen man sich halbwegs auskennt bzw. darin aufgewachsen ist.
Ich persönlich bin aber schon der Meinung, dass beim Revenant die Bezüge existenziell sind, keine Beliebigkeit. Also zumindest hat mich dieser Film ins Meditieren gebracht, wie lange kein anderer Film, weil ich eben diese Bezüge verinnerlicht habe und mit diesem Film neu gesehen habe und überrascht war von ihnen, sie in diesem sogenannten "Rachefilm" anzutreffen. Die Meinungen, die ich vorher gehört habe sprachen von einem von Rache getriebenen und einem Bösewicht, den er verfolgt. Aber so schwarz weiß und simpel war das alles nicht. Davon war ich sehr angetan und überrascht.



Wurzelkaries
Beiträge: 1117

Re: Die ersten Kritiken zu The Revenant

Beitrag von Wurzelkaries »

Ich bin jetzt mal ganz böse und unartig... ich habe den Film noch nicht gesehen und werde daher auch nicht

Spoilern

Aber es ist nur ein Film, der keinerlei Aussage hat als dieser... komm ins Kino und zahle xxx$$$... lass Dich beeindrucken... wenn Du einen Sinn oder etwas religiöses sehen möchtest... COOOOOOOL.... wir sehen nur Cash... und deshalb haben wir den Film überhaupt gedreht... wegen CASH... nicht wegen dem was Deine Grütze glaubt was der Film für eine Aussagen haben könnte..

Ob wir euch Film oder Jogurt verkaufen.. was macht das für einen Unterschied... hahahaha... wir sind schlauer, feister, korrupter... wir sind die Filmindustrie.

So nun mal Spass und Sarkasmus beiseite. Ich glaube ihr interpretiert da was in diesen Film rein, das von Anfang an nicht drin gewesen ist.



Funless
Beiträge: 5503

Re: Die ersten Kritiken zu The Revenant

Beitrag von Funless »

Wurzelkaries hat geschrieben:So nun mal Spass und Sarkasmus beiseite. Ich glaube ihr interpretiert da was in diesen Film rein, das von Anfang an nicht drin gewesen ist.
Also wenn du den Film in der Tat noch nicht gesehen hast (so wie ich übrigens auch), weiß ich ehrlich gesagt nicht ob dein Urteil so angebracht ist.
Funless has spoken!

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Frank B.
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Re: Die ersten Kritiken zu The Revenant

Beitrag von Frank B. »

Man darf doch auch Geld verdienen mit guter Arbeit und Kreativität. Das Eine schließt doch das Andere nicht aus. Es ist doch nicht wie bei Zahnärzten, die die Zähne ihrer Kunden nur als Geldquelle sehen. ;)



Wurzelkaries
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Re: Die ersten Kritiken zu The Revenant

Beitrag von Wurzelkaries »

Frank B. hat geschrieben:Man darf doch auch Geld verdienen mit guter Arbeit und Kreativität. Das Eine schließt doch das andere nicht aus. Es ist doch nicht wie bei Zahnärzten, die die Zähne ihrer Kunden nur als Geldquelle sehen. ;)
Eben.... nicht mehr und nicht weniger. Da aber nun die Heilsbotschaft und irgendwelches religiöses Zeugs reinzuinterpretieren ist doch schon ... far far away



Wurzelkaries
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Re: Die ersten Kritiken zu The Revenant

Beitrag von Wurzelkaries »

Funless hat geschrieben:
Wurzelkaries hat geschrieben:So nun mal Spass und Sarkasmus beiseite. Ich glaube ihr interpretiert da was in diesen Film rein, das von Anfang an nicht drin gewesen ist.
Also wenn du den Film in der Tat noch nicht gesehen hast (so wie ich übrigens auch), weiß ich ehrlich gesagt nicht ob dein Urteil so angebracht ist.
Funless... was erwarte ich. Das Übliche... ein spannender Film... Entertainment...für 3 Stunden out of the World. Sinn und Hintersinn... das erwarte ich heute nicht mehr... das konnte ich bei Matrix noch erahnen... aber sonst... und wenn... dann wird es Dir mit dem Knüppel ins Hirn getrieben... HALLLLOOOOO DAS IST DIE AUSSAGE DES FILMES... HAST DU ES JETZT VERSTANDEN::::::

Nix mehr mit Nachdenken und Rätseln wenn Du aus dem Kino rauskommst...

Egal... vielleicht hast Du Recht und ich liege völlig falsch... ich freu mich drauf...

Aber das hatte ich mich auf die Hateful 8 auch... wie wurde ich enttäuscht.



Frank B.
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Re: Die ersten Kritiken zu The Revenant

Beitrag von Frank B. »

Und warum sollten Filme keine Botschaften vermitteln?

Ich finde, Filme sollten das dürfen und Filmemacher. Das unterscheidet sie eben von Zahnärzten. Da interessieren die Botschaften nicht. Nur das Handwerk.



Wurzelkaries
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Re: Die ersten Kritiken zu The Revenant

Beitrag von Wurzelkaries »

Frank B. hat geschrieben:Und warum sollten Filme keine Botschaften vermitteln?

Ich finde, Filme sollten das dürfen und Filmemacher. Das unterscheidet sie eben von Zahnärzten. Da interessieren die Botschaften nicht. Nur das Handwerk.
Ohhhh.. wir haben schon auch Botschaften.. die will nur keiner hören :-)

Klar soll/kann ein Film Botschaften vermitteln... nur vielleicht bin ich einfach zu doof sie zu verstehen.



Frank B.
Beiträge: 9318

Re: Die ersten Kritiken zu The Revenant

Beitrag von Frank B. »

Hahahaha. ..glaub ich nicht, dass du zu doof bist. Vielleicht gehste ja auch erstmal rein in den Film. Vielleicht wirst du ja auch positiv überrascht.
Und klar, auf die Botschaften der Zahnärzte hab ich auch zu wenig gehört. ;)



Wurzelkaries
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Re: Die ersten Kritiken zu The Revenant

Beitrag von Wurzelkaries »

Frank B. hat geschrieben:Hahahaha. ..glaub ich nicht, dass du zu doof bist. Vielleicht gehste ja auch erstmal rein in den Film. Vielleicht wirst du ja auch positiv überrascht.
Und klar, auf die Botschaften der Zahnärzte hab ich auch zu wenig gehört. ;)
Das mach ich auf jeden Fall... und wenn mich nur die Bilder beeindrucken, ist doch auch schön.



Funless
Beiträge: 5503

Re: Die ersten Kritiken zu The Revenant

Beitrag von Funless »

Wurzelkaries hat geschrieben:
Funless hat geschrieben:
Wurzelkaries hat geschrieben:So nun mal Spass und Sarkasmus beiseite. Ich glaube ihr interpretiert da was in diesen Film rein, das von Anfang an nicht drin gewesen ist.
Also wenn du den Film in der Tat noch nicht gesehen hast (so wie ich übrigens auch), weiß ich ehrlich gesagt nicht ob dein Urteil so angebracht ist.
Funless... was erwarte ich. Das Übliche... ein spannender Film... Entertainment...für 3 Stunden out of the World. Sinn und Hintersinn... das erwarte ich heute nicht mehr... das konnte ich bei Matrix noch erahnen... aber sonst... und wenn... dann wird es Dir mit dem Knüppel ins Hirn getrieben... HALLLLOOOOO DAS IST DIE AUSSAGE DES FILMES... HAST DU ES JETZT VERSTANDEN::::::

Nix mehr mit Nachdenken und Rätseln wenn Du aus dem Kino rauskommst...

Egal... vielleicht hast Du Recht und ich liege völlig falsch... ich freu mich drauf...

Aber das hatte ich mich auf die Hateful 8 auch... wie wurde ich enttäuscht.
Erstens geht es mir nicht darum wer von uns beiden Recht hat doch wenn es dir so wichtig ist, dann sei's dir gegönnt. ;o)

Zweitens hast du zufällig (um mal ein Bespiel zu nennen) vielleicht "Sieben" oder "Fight Club" geschaut? Beide Filme sind visuelle Meisterwerke und könnten schon allein handwerklich (Kamera, Beleuchtung, Schnitt, etc.) als Musterbeispiele für Mainstreamkino etwas abseits des "Einheitsbreis" hergenommen werden. Und dennoch bewirken beide Filme zudem das o.g. "Nachdenken und Rätseln" wenn man aus dem Kino kommt.

Und das scheint "The Revenant" (zumindest bei einem nicht ganz unbeträchtlichem Teil der Zuschauer) wohl auch zu bewirken. Ich weiß nicht ob der Film das unbedingt bei dir oder bei mir ebenfalls bewirken wird, keine Ahnung.
Funless has spoken!

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Wurzelkaries
Beiträge: 1117

Re: Die ersten Kritiken zu The Revenant

Beitrag von Wurzelkaries »

Funless hat geschrieben:
Wurzelkaries hat geschrieben:
Funless hat geschrieben:
Wurzelkaries hat geschrieben:So nun mal Spass und Sarkasmus beiseite. Ich glaube ihr interpretiert da was in diesen Film rein, das von Anfang an nicht drin gewesen ist.
Also wenn du den Film in der Tat noch nicht gesehen hast (so wie ich übrigens auch), weiß ich ehrlich gesagt nicht ob dein Urteil so angebracht ist.
Funless... was erwarte ich. Das Übliche... ein spannender Film... Entertainment...für 3 Stunden out of the World. Sinn und Hintersinn... das erwarte ich heute nicht mehr... das konnte ich bei Matrix noch erahnen... aber sonst... und wenn... dann wird es Dir mit dem Knüppel ins Hirn getrieben... HALLLLOOOOO DAS IST DIE AUSSAGE DES FILMES... HAST DU ES JETZT VERSTANDEN::::::

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Egal... vielleicht hast Du Recht und ich liege völlig falsch... ich freu mich drauf...

Aber das hatte ich mich auf die Hateful 8 auch... wie wurde ich enttäuscht.
Erstens geht es mir nicht darum wer von uns beiden Recht hat doch wenn es dir so wichtig ist, dann sei's dir gegönnt. ;o)

Zweitens hast du zufällig (um mal ein Bespiel zu nennen) vielleicht "Sieben" oder "Fight Club" geschaut? Beide Filme sind visuelle Meisterwerke und könnten schon allein handwerklich (Kamera, Beleuchtung, Schnitt, etc.) als Musterbeispiele für Mainstreamkino etwas abseits des "Einheitsbreis" hergenommen werden. Und dennoch bewirken beide Filme zudem das o.g. "Nachdenken und Rätseln" wenn man aus dem Kino kommt.

Und das scheint "The Revenant" (zumindest bei einem nicht ganz unbeträchtlichem Teil der Zuschauer) wohl auch zu bewirken. Ich weiß nicht ob der Film das unbedingt bei dir oder bei mir ebenfalls bewirken wird, keine Ahnung.
OK Sieben oder Fight Club sind auch Filme wo ich sagen würde,,, jaaa... hier geh ich mit einem gedanklichen Auftrag nach Hause. In den letzten Jahren, ertappe ich mich immer wieder dabei, dass ich mit einem leeren Gefühl das Kino verlasse.



Funless
Beiträge: 5503

Re: Die ersten Kritiken zu The Revenant

Beitrag von Funless »

Mir geht es da nicht anders als dir. Darum gehe ich eben auch immer seltener ins Kino.

Und wie ich sowohl weiter oben, als auch in einem anderen Thread bereits mehrfach geschrieben habe, werde ich mir "The Revenant" nicht im Kino anschauen. Jedenfalls nicht proaktiv. Höchstens wenn mein Chef für unser demnächst anstehendes Team-Event beschließen sollte, dass es ein "Revenant" Kino-Besuch sein sollte, er quatscht in den letzten Tagen nämlich verdächtig oft über diesen Film obwohl auch er ihn noch nicht geschaut hat.

Aber dann zahlt's ja die Firma, das geht ja.
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iasi
Beiträge: 24512

Re: Die ersten Kritiken zu The Revenant

Beitrag von iasi »

"Sieben" sagt doch auch nicht viel aus und setzt vor allem auf Wendungen ... nur weil das Motiv des Täters etwas mit der Bibel zu tun hat, ist der Film ja noch nicht mal religös. Gut gemacht ist er hingegen - vergleichbar mit "Das Schweigen der Lämmer" ...

"The Revenant" erinnert eigentlich nur an die Zeiten, als die Natur noch nicht ganz gebändigt war ... ansonsten geht´s um Rache und um Pelzgeschäfte ...



Starshine Pictures
Beiträge: 2658

Re: Die ersten Kritiken zu The Revenant

Beitrag von Starshine Pictures »

Ich war diese Woche in The Revenant und muss sagen dass ich ein winziges bisschen enttäuscht war. Oder sagen wir besser: Zwiegespalten. Von all dem oben erwähnten religiösen Dingen habe ich nichts herauslesen können. Aber ich habe auch null Ahnung von Glaube und Kirche. Weltliche philosophische Gedankenspiele hat der Regisseur sicher im Auge gehabt, wobei das doch arg mit der Handlung bzw. dem Setting konkurriert. Denn wer sich in so einer Lage wie Glass oder all die anderen Protagonisten befindet hat wohl wenig Zeit und Musse für weltanschauliche Überlegungen. Und genau da liegt das grösste Problem in The Revenant. Der Film treibt es so weit dass er knapp aber dennoch an der Glaubwürdigkeit vorbei rauscht. Die bildgewaltige Darstellung und dieser immense Druck den die Kamera und der Sound auf den Zuschauer ausübt zieht ihn mit Gewalt ins Geschehen. Soweit so gut. Allerdings kam ich mir beim 10. Mal bei Minustemperaturen ins Wasser springen (ja, die stehen tatsächlich bis zum Arsch im Flusswasser um ihre Trinkflasche aufzufüllen), den dauernden Wetterwechseln und dem völlig lieblos dargestellten Sohn bald recht verarscht vor, eben weil die unglaubliche Kameraarbeit mich so sehr ins Geschehen gesogen hat dass mir solche, vielleicht bei anderen Filmen banalen, Sachen so weh getan haben. Man merkt dem Film leider an zu vielen Stellen an dass er des Filmes wegen gedreht wurde, und um das Oscar-Triple klar zu machen (Gravity, Birdman, Revenant). Ganz besonders wird das in der Pferd-Szene klar die so sinnlos und trotzdem drin ist. Aber sie ist eben eklig, blutig und spektakulär. Das reichte wohl um sie zu behalten.
Faszinierend ist hingegen dass The Revenant es tatsächlich schafft ein bisher ungekanntes Mitreissen hin zu bekommen. Du sitzt dort 3 Stunden und hinterher ist dir kalt und dich haben alle positiven Lebensgeister verlassen. Denn in dem Film gibt es absolut nichts was positiv und aufhellend dargestellt wird. Der ganze Film besteht nur aus Elend, Schmerz und Leid.



Grüsse, Stephan von Starshine Pictures
*Aktuell in Vaterschaftspause*



Wurzelkaries
Beiträge: 1117

Re: Die ersten Kritiken zu The Revenant

Beitrag von Wurzelkaries »

Starshine Pictures hat geschrieben: Elend, Schmerz und Leid.
Vielleicht ist das die Message des Filmes. Ich werde ihn mir auf jeden Fall im Kino ansehen.



Starshine Pictures
Beiträge: 2658

Re: Die ersten Kritiken zu The Revenant

Beitrag von Starshine Pictures »

Mach das! Auf jeden Fall! Er ist absolut sehenswert, aber eben hauptsächlich der Wirkung und der Technik wegen. Die Story selbst ist nur ein Vehikel um nicht einfach nur sinnlos aneinander gereihtes Schreien, Keuchen und Rennen zu zeigen ;)
*Aktuell in Vaterschaftspause*



Axel
Beiträge: 16309

Re: Die ersten Kritiken zu The Revenant

Beitrag von Axel »

Wurzelkaries hat geschrieben:Ich glaube ihr interpretiert da was in diesen Film rein, das von Anfang an nicht drin gewesen ist.
Manche Filme wühlen einen so stark auf, dass man unbedingt wissen will, warum. Erstens glaube ich dann nicht, dass die Filmemacher nicht noch viel mehr an Bedeutungen in ihrem Werk verknüpft haben, in den Monaten bis Jahren seiner Entstehung, in den vielen kreativen Beiträgen so vieler Einzelkünste (oder Einzel-Handwerke), als ich in zwei Stunden und ein bisschen gedanklicher Verdauung danach erfassen könnte. Zweitens ist Interpretation etwas, das der eine gern tut und der andere lieber lässt. Ich schätze, die Fraktion, die sagt "it's not the camera" oder "content rulez!" besteht aus den Leuten, die eine originelle Idee eher würdigen als eine auch noch so sahnige Sliderfahrt ohne filmgrammatikalischen Sinn.
Frank B. hat geschrieben:Und warum sollten Filme keine Botschaften vermitteln?
Vielleicht, weil Botschaften, egal, wie froh oder wichtig sie sind, für das frivole Spiel mit Licht und Schatten, das Spiel mit flüchtigen Bildern und Klängen, das uns an Kino fasziniert, viel zu konkret und damit zu platt sind.
Wurzelkaries hat geschrieben:In den letzten Jahren, ertappe ich mich immer wieder dabei, dass ich mit einem leeren Gefühl das Kino verlasse.
Stell dir vor, du liegst auf der Couch eines Analytikers. Nach diesem Satz von dir schweigt er erst einmal. Dann fragt er, "können Sie das irgendwie fassen?" Was ist ein leeres Gefühl? Ein Gefühl der inneren Leere (bei Ihnen)? Dass es Ihnen nicht mehr gelingt, die Begeisterung des Publikums um Sie herum zu teilen? (Linkin Park: I've become so numb)

Oder: der Eindruck, dass der Film mit ausgelutschten Schlüsselreizen versucht hat, Ihre Gefühle anzusprechen, was Sie aber während des Anschauens bereits durchschaut haben und weswegen Sie sich hinterher ähnlich benommen fühlen, als hätten Sie auf einer Party nur nervige Smalltalks führen können? Zu platte Anmache für Ihren verfeinerten Geschmack?

Und warum sagten Sie gerade, Sie ertappten sich dabei? Waren Ihre Erwartungen anders? Voll oder zumindest voller?
Starshine Pictures hat geschrieben:Man merkt dem Film leider an zu vielen Stellen an dass er des Filmes wegen gedreht wurde, und um das Oscar-Triple klar zu machen (Gravity, Birdman, Revenant). Ganz besonders wird das in der Pferd-Szene klar die so sinnlos und trotzdem drin ist. Aber sie ist eben eklig, blutig und spektakulär. Das reichte wohl um sie zu behalten.
Sinnlos in Bezug worauf? Der Winter ist eingebrochen, alles ist voller Schnee. Und Grass ist stark geschwächt. Der freundliche Indianer hat ihm zuvor gezeigt, dass Wärme für ihn heilungsfördernd ist. In einer solchen Wildnis muss man wohl um des Überlebens willen auch etwas Ekliges in Kauf nehmen. Das allein würde mir schon reichen, um die Szene zu rechtfertigen.

Aber da kann man sehen, wie unterschiedlich die Wahrnehmung ist. Ich fand es traurig, dass das Pferd beim Sturz ums Leben kam. Es war deutlich ein besonderes Tier, ein Tigerschecke. Spätestens, als der anfangs misstrauische Indianer Glass sogar darauf reiten ließ, sah ich es als Glückspferd (mir ist dabei unbekannt, ob es in Märchen und Mythen Vorbilder dazu gibt, weiß es jemand?). Als Glass es als schützenden Schlafsack nutzte, war ich etwas getröstet. Ich musste an Fitzgeralds Erzählung vom Eichhörnchen denken, das sein Vater vor Hunger aß. Die Haltung, mit der Fitzgerald die Geschichte erzählt, ist voller Verachtung für das Leben. Er ist nur in der Lage, seine eigenen Interessen zu sehen. Bei Glass spürte ich so etwas wie Respekt und Dankbarkeit gegenüber dem Tier. Ich fand die Szene überhaupt nicht eklig.
Starshine Pictures hat geschrieben: Die Story selbst ist nur ein Vehikel um nicht einfach nur sinnlos aneinander gereihtes Schreien, Keuchen und Rennen zu zeigen ;)
Möglicherweise hattest du einen schlechten Tag. Was immer "die Botschaft" des Films ist, er ist voller Leidenschaft, für zweieinhalb Stunden war ich völlig gefesselt und nach dem Film noch wie in Trance. Vielleicht bin ich ganz einfach zu kino-naiv. Ich will mitgenommen werden, und ich werde es meistens.



Frank B.
Beiträge: 9318

Re: Die ersten Kritiken zu The Revenant

Beitrag von Frank B. »

Axel hat geschrieben:
Frank B. hat geschrieben:Und warum sollten Filme keine Botschaften vermitteln?
Vielleicht, weil Botschaften, egal, wie froh oder wichtig sie sind, für das frivole Spiel mit Licht und Schatten, das Spiel mit flüchtigen Bildern und Klängen, das uns an Kino fasziniert, viel zu konkret und damit zu platt sind.
Nun, das sehe ich für mich anders. Sinnentleertes Geflacker, so schön auch die Bilder sein mögen, brauche ich nicht. Da kann ich mir gleich bunte Fotos von Sonnenuntergängen ansehen (obwohl ich in diesen auch einen Sinn finden könnte). Ich bin sehr für Botschaften in Filmen. Botschaften klingt aber immer so ein bisschen nach Inhalten, die einem aufgedrückt werden sollen. So eine Art unterschwellige Erziehung und Vereinnahmung. Wenn du das meinst, dann kann ich mitgehen. Auch ich finde das arrogant und es spricht davon, dass man seinen Zuschauer in seiner Persönlichkeit nicht ernst nimmt. Ich meine diese Einstellung sehr oft in unserer deutschen Medienlandschaft zu finden. Vielleicht sind deutsche Filmemacher für sowas doch noch ein wenig empfänglich. Nach zwei Diktaturen nicht unwahrscheinlich. Wenn allerdings die Botschaften so formuliert werden, dass man die Möglichkeit hat, auch andere Meinungen zu haben oder andere Wahrheiten für sich selbst zu erkennen, dann ist ein Film m.E. gelungen.
So ist es in meinen Augen im Revenant. Er drückt einem nichts auf, außer großartige Bilder. Aber ohne die Botschaft (besser gesagt, den mitschwingenden Inhalt) wären diese Bilder für mich leer gewesen.
Ich kann wirklich nicht für andere sprechen und will auch keinen weiter hinterfragen bzw. ihn auf diese Botschaften im Film hinweisen. Das muss jeder für sich raus finden. Ich mag ja auch kein vorgekautes Essen im Restaurant. ;)
Allerdings ist für mich dieser Film vorllgestopft mit Inhalten und Botschaften, so dass er mich noch viele Tage im Nachhinein gedanklich und mental beschäftigt hat.



Axel
Beiträge: 16309

Re: Die ersten Kritiken zu The Revenant

Beitrag von Axel »

Frank B. hat geschrieben:Wenn allerdings die Botschaften so formuliert werden, dass man die Möglichkeit hat, auch andere Meinungen zu haben oder andere Wahrheiten für sich selbst zu erkennen, dann ist ein Film m.E. gelungen.
So ist es in meinen Augen im Revenant.
Bei "Rachegeschichte" denke ich nicht an irgendeinen vanDamme-Film, wo der Karateproll den Bruder rächt. Ich denke zuerst an Moby Dick. Hier haben wir wieder alles, Frömmigkeit, Aberglauben, Naturglauben (Indianer), widrige Natur, eisernen Überlebenswillen, und "tolle Bilder". Was nicht gelingt (versucht's mal!) ist, aus dem Ganzen eine Moral zu extrahieren nach dem Motto tu das Richtige!

Eines der zahllosen Beispiele dafür, wie hirnrissig die "Heldenreise" ist. Wer soll der Held sein? Ismael? Ahab? Der Wal? Was uns mitreißt, ist das Phantastische. In diesem Roman fußt es auf einer penibel recherchierten Dokumentation, wie Walfang im 19. Jahrhundert tatsächlich ablief. Die Leidenschaften, die die Figuren antreiben, besiegeln zu guter Letzt ihr Schicksal. Mensch, hätten wir das gewusst, wären wir lieber zuhause geblieben!

Wir sind eigentlich einer Meinung. Man erzählt keine Geschichte, um irgendwas zu beweisen. Und man dreht auch einen Film nicht, um etwas zu beweisen. Man will seine Ängste und Hoffnungen projizieren, überlebensgroß. Manchmal unmittelbar, manchmal komplex und verzweifelt, manchmal triumphierend. Wer zulässt, seinen eigenen Figuren gegenüber abgeklärt und souverän zu sein, wer sich diebisch freut, weil er "die Antwort" kennt, wird einen schlechten Film machen. Es gibt viele.



DWUA
Beiträge: 2126

Re: Die ersten Kritiken zu The Revenant

Beitrag von DWUA »

Skeptiker hat geschrieben:
DWUA hat geschrieben:
Frank B. hat geschrieben: [... Wer versteht noch die Malereien der Gotik und der Renaissance? Wer die nicht versteht, wird auch diesen Film nicht verstehen...]
Du hast alle 3 nicht verstanden.
Du schon?

Lass uns teilhaben!
Sorry für die Verspätung. (Nicht ständig SC/Skep online).
Mein Mini-Beitrag beruht lediglich auf einem physikalischen Prinzip:
Einfallswinkel gleich Ausfallswinkel.
Funktioniert in der Praxis nicht.


Teilhaben?
Gerne: (Extra für dich Skeptiker)
Schau hier im > Offtopic Forum unter
"Gotische Westernrenaissance"

;))



Frank B.
Beiträge: 9318

Re: Die ersten Kritiken zu The Revenant

Beitrag von Frank B. »

Na aber, ein Verstehen muss doch nicht immer umfassend sein. Ich hab auch keine Kunst oder Malerei studiert. Aber es gibt einige grundlegende bildsprachliche Komponenten, die in dieser (Gotik/Renaissance) Kunst auch manchmal in der zeitgenössischen Kunst vorkommen. Warum ist da z.B. eine Taube mit im Bild oder, wer ist der Typ mit dem Buch und dem Schlüssel auf dem Bild? Oder warum ist das nicht Spartakus, der da am Kreuz hängt? Ich hab mit Absicht mal überspitzt, denn es gibt noch viel mehr und diffizielere Komponenten in der religiösen Kunst. Ihr lacht vielleicht über diese Fragen, aber es ist wirklich so, dass sehr viele Menschen heute, die christliche Bildersprache gar nicht mehr verstehen. Sie können somit weite Bereiche unserer eigenen (Kunst-) Geschichte nicht mehr verstehen. Darauf bezog sich meine hier zitierte Aussage.
Und wenn solche Bezüge bzw. eine solche Bildsprache heute in Kinofilmen verwendet werden, werden sie anders interpretiert oder gar nicht verstanden, ja nicht mal bemerkt.
Einige dieser religiösen Bilder habe ich in meiner Rezension weiter oben mal aufgezeigt. Es ist zwar die Frage, ob diese Bilder und Bezüge mit Absicht oder über einen archetypisch im Menschen innewohnenden Umweg in den Film gekommen sind. Aber sie sind nun mal drin und sie sind halt auch christlich bzw. biblisch.



cantsin
Beiträge: 14327

Re: Die ersten Kritiken zu The Revenant

Beitrag von cantsin »

Frank B. hat geschrieben:Aber es gibt einige grundlegende bildsprachliche Komponenten, die in dieser (Gotik/Renaissance) Kunst auch manchmal in der zeitgenössischen Kunst vorkommen. Warum ist da z.B. eine Taube mit im Bild oder, wer ist der Typ mit dem Buch und dem Schlüssel auf dem Bild? Oder warum ist das nicht Spartakus, der da am Kreuz hängt? Ich hab mit Absicht mal überspitzt, denn es gibt noch viel mehr und diffizielere Komponenten in der religiösen Kunst. Ihr lacht vielleicht über diese Fragen, aber es ist wirklich so, dass sehr viele Menschen heute, die christliche Bildersprache gar nicht mehr verstehen.
Das kann man nur unterstreichen, auch wenn man Agnostiker ist. Mein erstes Semester Kunstgeschichte bestand wesentlich im Pauken von christlicher Ikonografie und verschiedenen Kreuzformen, aus gutem Grund. In der Populärkultur gibt's diese Bezüge fast noch mehr als in der zeitgenössischen Kunst, oft dort, wo man sie nicht vermutet. Wer z.B. weiss, dass Paul Verhoeven "Robocop" damals als moderne Version der Leidens- und Wiederaufstehungsgeschichte von Jesus Christus gedreht hat?



DWUA
Beiträge: 2126

Re: Die ersten Kritiken zu The Revenant

Beitrag von DWUA »

ok



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