klusterdegenerierung hat geschrieben:Ich glaube es ist garnicht so leicht, nach dem ganzen GH4 bashing ein wirklich tolles Video von der GH4 zu finden!
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Vielleicht gefällt es ja dem einen oder anderen auch, oder es auseinander zu pflücken? ;-)
Der Macher hat drei Dinge unternommen, um schönere Bilder aus der GH4 'rauszuholen:
1) Er hat, wie er in den Vimeo-Kommentaren schreibt, das 8bit-Material kaum gegradet, sondern so aufgenommen, wie es im Endprodukt aussehen sollte. (Das sollte man bei einer Kamera wie der GH4 immer tun, es sei denn, man zeichnet extern mit 10bit auf.)
2) Er hat ca. 80% des Materials in der "golden hour" aufgenommen - sowieso die beste Methode, um jedes Material gut aussehen zu lassen. Ausserdem hat er peinlich darauf geachtet, innerhalb der Dynamik der Kamera zu belichten und ausbrennende Lichter (bis auf ganz wenige kurze Einstellungen) zu vermeiden. Dafür hat er auch Unterbelichtungen seiner Sujets in Kauf genommen (die er oft dadurch ausgleicht, dass seitlich einstrahlendes vorhandenes Licht als Konturlicht z.B. die Haare seiner Darstellerin modelliert). Durch einen relativ kühlen Weissabgleich hat er ausserdem einen gefälligen Komplementärfarbkontrast - sozusagen ein in-der-Kamera-Grading - zwischen den ins Blaue gehenden Grau- und Weisstönen und den orangenem Sonnenuntergangs-Licht hergestellt. In den Nachtaufnahmen am Ende des Videos ist der Weissabgleich deutlich nach Magenta verschoben und sorgt so auch für einen gefälligen Look direkt aus der Kamera.
3) Durch den Anamorphoten hat er das Bild auf organisch-optische Weise weicher gemacht und damit die relativ aggressive elektronische Nachschärfung der GH4 abgemildert.
Und er hat auf kreative Weise Kameraartefakte bzw. Bildfehler - sparsam verwendete anamorphische Flares (1:48, 2:26), großflächiges Lichtflackern durch Leuchtreklame in asynchroner Bildfrequenz zur Kamera (1:56) und natürlich die Gewitterblitze (1:47) - verwendet, um die Bilder stimmungsvoller zu machen.
Die Grenzen der Kamera bzw. ihres Dynamikumfangs zeigen sich bei allen Einstellungen mit Leuchtreklamen, z.B. bei 1:23.
Das Drehen des Videos muss - ungeachtet der Leichtigkeit seiner Anmutung - stellenweise recht anstrengend und komplex gewesen sein, weil er für seine Nahaufnahmen (wie z.B. 2:30) wahrscheinlich jedesmal Diopter vor den Anamorphoten schrauben musste....
Sehr kreativer Umgang mit dem Werkzeug! So sollte es sein. (Noch genialer bei diesem jungen Burschen, der mit einer gewöhnlichen - um nicht zu sagen: elenden - Canon 550D Filme wie diese macht:
.)