cantsin
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Re: Essays: Transformers: Spektakel für die Massen oder... Avantgarde?

Beitrag von cantsin »

Da wir hier inzwischen allgemein über Blockbuster-Regisseure diskutieren, fehlt mir der Name Paul Verhoeven - mit "Robocop", "Total Recall" und "Starship Troopers" der absolute Meister des innovativen (und dabei noch auf äußerst sardonische Weise untergründig intelligenten) Blockbusterkinos, der mit ". Alles extreme visionäre Filme übrigens. Das Detroit in "Robocop" 1987 ist 2014 Realität geworden, ebenso alle düsteren Visionen des Films über Privatisierungswahn, Cyberwar und politisch-militärisch-wirtschaftliche-kriminelle Komplexe. Und "Starship Troopers", der 1997 herauskam, liest sich auf geradezu unheimliche Weise wie das Drehbuch für 9/11 und die darauffolgenden Kriege. Und darüber hinaus sind die Filme visuell eine Wucht und ziehen alle Register des Filmsprache - und sehen auch heute noch kein bisschen alt aus, sondern moderner als ihre jüngeren Remakes.

(Das Visionäre liegt natürlich nicht nur an Verhoeven, sondern vor allem auch an Ed Neumeier, dem genialen Drehbuchautor von "Robocop" und "Starship Troopers".)



Skeptiker
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Re: Essays: Transformers: Spektakel für die Massen oder... Avantgarde?

Beitrag von Skeptiker »

Paul Verhoeven hat einen Uni-Abschluss in Mathematik und Physik, Kubrick war ein begeisterter Schachspieler, Cameron ist eigentlich ein Materialist und Technik-Visonär (mit romantischem Herzen), George Lucas ist ein Romantiker mit technologischem Herzen - all diese Hyper-Realisten zeichnen sich durch einen relativ kühlen Blick aus - irgendwie gefiltert durch eine distanzierte, teils mitleidlose, lakonische Sicht der Welt.

Anders bei Spielberg: Abenteuer und Romatik pur: Mit vollem Einsatz der Gefühle und immerwährendem Blick darauf, wer gewinnen muss. Technik ist zwar cool, aber eigentlich nur Mittel zum Zweck.

Robert Zemeckis mit seiner 'Back to the Future' Trilogie könnte man auch noch erwähnen. Phantasievoll-verspielt & distanziert-ironisch. Seit 'Cast Away' (aber auch 'Forrest Gump' oder 'Contact') bin ich ein richtiger Fan vom ihm.
Zuletzt geändert von Skeptiker am Fr 08 Aug, 2014 12:45, insgesamt 1-mal geändert.



Funless
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Re: Essays: Transformers: Spektakel für die Massen oder... Avantgarde?

Beitrag von Funless »

cantsin hat geschrieben:Da wir hier inzwischen allgemein über Blockbuster-Regisseure diskutieren, fehlt mir der Name Paul Verhoeven - mit "Robocop", "Total Recall" und "Starship Troopers" der absolute Meister des innovativen (und dabei noch auf äußerst sardonische Weise untergründig intelligenten) Blockbusterkinos, der mit ". Alles extreme visionäre Filme übrigens. Das Detroit in "Robocop" 1987 ist 2014 Realität geworden, ebenso alle düsteren Visionen des Films über Privatisierungswahn, Cyberwar und politisch-militärisch-wirtschaftliche-kriminelle Komplexe. Und "Starship Troopers", der 1997 herauskam, liest sich auf geradezu unheimliche Weise wie das Drehbuch für 9/11 und die darauffolgenden Kriege. Und darüber hinaus sind die Filme visuell eine Wucht und ziehen alle Register des Filmsprache - und sehen auch heute noch kein bisschen alt aus, sondern moderner als ihre jüngeren Remakes.

(Das Visionäre liegt natürlich nicht nur an Verhoeven, sondern vor allem auch an Ed Neumeier, dem genialen Drehbuchautor von "Robocop" und "Starship Troopers".)
Absolute Zustimmung. Verhoeven zählt für mich persönlich als einer der wenigen Meisterregisseure, die diesen Titel zurecht verdient haben. Seine "Handschrift" ist unverkennbar.
Funless has spoken!

No Cenobites were harmed during filming.



Skeptiker
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Re: Essays: Transformers: Spektakel für die Massen oder... Avantgarde?

Beitrag von Skeptiker »

cantsin hat geschrieben:... fehlt mir der Name Paul Verhoeven - mit "Robocop", "Total Recall" und "Starship Troopers" der absolute Meister des ... ..."
Ein aussergewöhnlich cleverer, teils zynisch-cooler, Flmemacher.

'Basic Instinct' und 'Hollow Man' sind ebenfalls echte Klassiker!



Jan Reiff

Re: Essays: Transformers: Spektakel für die Massen oder... Avantgarde?

Beitrag von Jan Reiff »

Skeptiker hat geschrieben:Paul Verhoeven hat einen Uni-Abschluss in Mathematik und Physik, Kubrick war ein begeisterter Schachspieler, Cameron ist eigentlich ein Materialist und Technik-Visonär (mit romantischem Herzen), George Lucas ist ein Romantiker mit technologischem Herzen - all diese Hyper-Realisten zeichnen sich durch einen relativ kühlen Blick aus - irgendwie gefiltert durch eine distanzierte, teils mitleidlose, lakonische Sicht der Welt.

Anders bei Spielberg: Abenteuer und Romatik pur: Mit vollem Einsatz der Gefühle und immerwährendem Blick darauf, wer gewinnen muss. Technik ist zwar cool, aber eigentlich nur Mittel zum Zweck.

Robert Zemeckis mit seiner 'Back to the Future' Trilogie könnte man auch noch erwähnen. Phantasievoll-verspielt & distanziert-ironisch. Seit 'Cast Away' (aber auch 'Forrest Gump' oder 'Contact') bin ich ein richtiger Fan vom ihm.
Wobei Zemeckis ein Spielberg Schüler ist, merkt man in jeder Szene ;-)



Skeptiker
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Re: Essays: Transformers: Spektakel für die Massen oder... Avantgarde?

Beitrag von Skeptiker »

Jan Reiff hat geschrieben:... Wobei Zemeckis ein Spielberg Schüler ist, merkt man in jeder Szene ;-)
Vor allem hier: ;-)

Back To The Future - Guitar Scene



Gabriel_Natas
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Re: Essays: Transformers: Spektakel für die Massen oder... Avantgarde?

Beitrag von Gabriel_Natas »

Skeptiker hat geschrieben:
Gabriel_Natas hat geschrieben:... Titanic war für 14 jährige Mädchen gemacht. ...
Na ja, wenn's so wäre, spräche das nun gegen Cameron oder gegen den Film oder stimmt mit 14-jährigen Mädchen etwas nicht?

Das Sich-Verlieben(-Können) ist doch eine ebenso essentielle Erfahrung wie das Leben selbst, der Erfolg, das Scheitern oder der Tod.
Warum wertet das - als Geschichte erzählt - einen Regisseur oder dessen Film generell ab?
Weil's irgendwie nicht cool und kindisch ist, zu zeigen, dass zwei verliebt sind? Weil es als Schwäche gilt in einer männlich-starken, technokratischen Welt?
Ich will das Thema hier nicht auswalzen - wir sind ja nicht bei Dr. Sommer - aber Titanic auf 'kitschige Lovestory für 14-jährige Mädchen' zu reduzieren, ist mir etwas zu eindimensional.
Bei mir war keine Wertung im Sinne von Gut oder Schlecht dabei.
Aber Titanic ist nun mal eine kitschige Lovestory für 14-jährige Mädchen. Und das macht der Film großartig.

Für mich ist der Film strunz langweilig, vorhersehbar und die Klischees und rein Schwarz-Weißen Figuren schmerzen. Aber ich gehöre auch nicht zur Zielgruppe des Films.
Cameron hat für alle seine Filme eine perfekt zielgruppenorientierte Geschichte.
Und Herzschmerzfilme für 14 Jährige haben nun mal nicht die orginellen Drehbücher, sondern brauchen die Klischees und die Schwarz-Weiß Figuren, um diese ins Kino zu locken. Twilight hat das 10 Jahre später genauso gemacht.

Wenn man sich Titantic storymäßig anschaut, ist und bleibt das Drehbuch unoriginell. Eine bereits tausendfach erzählte Geschichte mit Charaktären die von anfang an Sterotypen entsprechen und von denen man von anfang an weiß: Die muss ich lieben, die muss ich hassen.

Und für die anvisierte Zielgruppe ist das in Ordnung. Für andere ist das nicht anspruchsvoll genug. Wer auf ausgefeilte Geschichten mit Charaktären steht, die nicht nur schwarz-weiß sind und keine Entwicklung vollziehen, der wird bei Titanic nur die Augen rollen.

Cameron kann das aber auch wesentlich besser. Er findet immer die perfekte Geschichte für die entsprechende Zielgruppe.
Die Storys zu Terminator 1&2, die perfekt funktionieren (im Gegensatz zur 3&4, wo Cameron nicht mehr mitgearbeitet hat) oder Aliens oder True Lies.

Das sind Geschichten die sich an mehr Erwachsene richten und das merkt man auch den Drehbüchern an. Charaktäre mit mehr Tiefgang, Charakterentwicklung, gute Storykonzepte. Bewährtes mit originellen Ideen verknüpfen.
Terminator 2 ist ein Meisterwerk, wenn nicht sogar der beste Film aller Zeiten und es ist Schade, das Cameron nicht weiter in der Richtung arbeitet, sondern lieber Avater-Blockbuster produzieren will.

Sie funktionieren perfekt und ich hoffe, dass wenn Cameron sich mal wieder dem Genre-Kino zuwendet und fertig ist mit Blockbustern



TaoTao
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Re: Essays: Transformers: Spektakel für die Massen oder... Avantgarde?

Beitrag von TaoTao »

Terminator 2 ist ein Meisterwerk, wenn nicht sogar der beste Film aller Zeiten und es ist Schade, das Cameron nicht weiter in der Richtung arbeitet, sondern lieber Avater-Blockbuster produzieren will.
Letztens erst wieder gesehen und den gleichen Gedanken hatte ich auch. Aber leider ist aktuell nicht mehr auf sowas zu hoffen

https://www.youtube.com/watch?v=HIC22gQfh6E



Jan Reiff

Re: Essays: Transformers: Spektakel für die Massen oder... Avantgarde?

Beitrag von Jan Reiff »

Skeptiker hat geschrieben:
Jan Reiff hat geschrieben:... Wobei Zemeckis ein Spielberg Schüler ist, merkt man in jeder Szene ;-)
Vor allem hier: ;-)

Back To The Future - Guitar Scene
einfach ein geiler Film.
Dafür ist Kino erfunden worden.

Was ich übrigens bei Spielberg cool finde, wie idealistisch konsequent er den Geigenhimmel anstimmt und manchmal in einen Kitsch verfällt, bei dem man eben sich ganz klar bewusst sein muss: fairy tale und nochmal fairy tale.
Viele finden diesen "naiven" Glauben an das Gute am Ende manchmal peinlich, ich liebe es wenn sich die Darsteller am Ende im Sonnenuntergang in die Arme fallen (War Horse). Klassisches Kino. Es muss zur Geschichte passen, klar, bei Se7en passt es net heh heh
Peter Jackson, auch einer der sehr Spielberg-like veranlagt ist (visuell grandios, mit dem Hang zur völligen Verspieltheit), hat es dann bei Herr der Ringe 3 z uweit getrieben und 4-5 Enden in den Schmalz abdriften lassen. Übermotiviert in diesem Fall. Zu Verhoeven: Holländer. Ordentlicher Sarkasmus, hat´s privat wie im Job gut krachen lassen denke ich - Robocop ist einer der besten Actionfilme aller Zeiten (aber nur unrated) - das Ende ist mein all time favorit: whats your name ? - Murphy. Ende. Geil.



Skeptiker
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Re: Essays: Transformers: Spektakel für die Massen oder... Avantgarde?

Beitrag von Skeptiker »

Gabriel_Natas hat geschrieben:... Cameron hat für alle seine Filme eine perfekt zielgruppenorientierte Geschichte. ... Terminator 2 ist ein Meisterwerk, wenn nicht sogar der beste Film aller Zeiten ...
Du meinst, der beste Film 'für seine Zielgruppe'!
Gabriel_Natas hat geschrieben:... Aber Titanic ist nun mal eine kitschige Lovestory für 14-jährige Mädchen. Und das macht der Film großartig. ... Für mich ist der Film strunz langweilig, vorhersehbar und die Klischees und rein Schwarz-Weißen Figuren schmerzen. Aber ich gehöre auch nicht zur Zielgruppe des Films.
Ich war damals im Kino deutlich über 14, zudem kein Mädchen, aber in Begleitung einiger älterer (>14) 'Jungs und Mädels'.
Und als es dann soweit war, dass das Schiff sank und DiCaprio in den eisigen Fluten erstarrte, da war es totenstill im Kinosaal.
Und als dann auch noch das Lied von Celine Dion erklang, hat manch harter 'Junge' im Geheimen eine Träne verdrückt. Ist ja keine Schande. Und als wir am Ende aus dem Kino kamen, da waren alle irgendwie betäubt von der Wucht des Films, sagte zunächst niemand nichts.

Klar waren wir alle super-cool und unempfindlich gegen solche Schmonzetten. Klar wussten wir im voraus, worum es geht. Klar wussten wir, wer alles mitspielt. Klar kannten wir das Ende der Geschichte schon: Der Überfahrtrekord-versessene Captain, der böse Eisberg, der Längs-Riss in der Bordwand, das Schiff sinkt und das war's.

Aber WIE das erzählt wurde, das wussten wir nicht.
Das zerfurchte Gesicht der alten Frau auf dem Bergungsschiff mit dem zunächst so unbekümmerten Leben der jugendlichen Passagiere an Bord der damaligen Titanic in Verbindung zu bringen, die ja so etwas verkörperte wie den unbegrenzten Optimismus und Fortschrittsglauben der Zeit, aber eben auch den Leichtsinn und Grössenwahn der damaligen, westlichen Welt, was zusammengenommen dann 1914 in eine Katastrophe noch grösseren Ausmasses mündete, das alles wie aus einem Guss in eine (melo)dramatische Story zu verpacken, war schon vereintes Können von Buch, Drehbuch und Regisseur und allen, die sonst noch dazu beigetragen haben.
Gabriel_Natas hat geschrieben:... Terminator 2 ist ein Meisterwerk, wenn nicht sogar der beste Film aller Zeiten und es ist Schade, das Cameron nicht weiter in der Richtung arbeitet, sondern lieber Avater-Blockbuster produzieren will. ... und ich hoffe, dass () Cameron sich mal wieder dem Genre-Kino zuwendet ...
Vielleicht wird er langsam altersmilde. Aber die 2 folgenden Avatare sollen, glaube ich, in einem Rutsch gedreht werden (oder wurden es schon).
Übrigens: Schliessen sich Blockbuster und Genre-Kino aus? War 'Terminator 2' kein Kassenschlager?

Altermilde scheint es bei Ridley Scott ja nicht zu geben und der ist bereits über 76.
Ich hoffe, er schafft Prometheus 2 noch, ich wüsste gerne, wie die Geschichte weitergeht.
Zuletzt geändert von Skeptiker am Fr 08 Aug, 2014 15:14, insgesamt 6-mal geändert.



Funless
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Re: Essays: Transformers: Spektakel für die Massen oder... Avantgarde?

Beitrag von Funless »

Naja wenn ich mich nicht vollends irre, sollen die Terminator Rechte ja wohl 2016 oder 2017 wieder an Cameron zurück gehen und dieser hat (bereits mehrfach) klargestellt, dass es dann eingestampft wird.

Ist offensichtlich auch der Grund weshalb jetzt gerade fieberhaft der neue Teil (ich glaube der heißt "Genesis"?) wieder mit Mr. "I'll be back" als Terminator produziert wird um noch ein paar Dollarchen aus dem Franchise heraus zu pressen. ;o)

Zur Titanic Zielgruppen Diskussion:

Ich war 27, als ich ihn mir damals im Kino angeschaut habe und ich war überwältigt (und das nicht weil ich ein Cameron Fan war). Sicherlich war mein Urteilsvermögen über den Film als Cameron Fanboy nicht 100%ig objektiv, aber als eine Liebesschmonzette für 14 jährige Teenie Pommeranzen habe ich den Film wahrlich nicht wahrgenommen. Zudem bspw. auch bei den Szenen in denen der Untergang gezeigt wurde aus meiner Sicht Sachen gezeigt wurden (teils subtil, teils brachial direkt) die mir als eigentlich abgebrühten Kerl doch ziemlich unter die Haut gingen.
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otaku
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Re: Essays: Transformers: Spektakel für die Massen oder... Avantgarde?

Beitrag von otaku »

wow... ich haette nicht gedacht das der eine satz von mir so eine cammeron diskussion ausloest. also nur um das klar zu stellen, ich finde schon das cammeron ein absoluter meister ist. der weiss ganz genau was er wie machen muss um die gewuenschte wirkung zu erziehlen. seine filme sind alle durch die bank punkt landungen. ich wuerde sagen in dieser disziplin ist er der beste regiesseur ever. ich glaube da wird ihn auch niemand jemals einholen.
titanik fand ich auch total aetzend, ich war da aber auch nicht die zielgruppe.
die anviesierte zielgruppe wurde da maximal treffsicher angesprochen.
dennoch ist titanik eines erachtens vom regie standpunkt ein totales meisterwerk. es ist ja ein unterschied, ob man einen film persoehnlich mag oder ob man ueber seine qualitaet spricht.
cameron hat auch einige filme gemacht die ich liebe und die ich schon zig mal gesehen habe. true lies ist einer davon.
wenn ich aber ueber die chreativitaeteines films spreche dann ist das was anderes, chreativitaet ist natuerlich ein weites feld, und cammeron ist natuerlich ein chreativer mensch, das steht ausser frage, aber gehoert er in genau diesem punkt zu den ganz grossen? fuer mich nicht, und der grund warum nicht ist einfach. ich sehe bei ihm schlicht und ergreifend nichts neues. ich sehe alles technisch perfekt, auf die spitze getrieben und think big, aber ich sehe wirklich nichts neues, nur sachen die ich schon kenne nochmal besser gemacht.
am aussage kraftigsten finde ich von ihm alien. da kann man ja direkt 4 regisseure vergleichen, und cammeron ist super unterhaltsam, es kracht auch am meisten, aber alien 1 und alien 3 finde ich klar besser. alien 2 und alien 4 finde ich auf einem niveau wobei alien 4 ja nur noch ein letztes mal die sahne abschoepfen war und den finde ich dann handwerklich auch noch besser als alien2.

aber bei aller kritik, auch alien 2 hab ich schon mindestens 20x gesehen.
also ist meine kritik an cammeron auf aller aller hoechstem niveau und nicht so gemeint wie es einige verstanden haben - cammeron ist ne wurst, das ist er definitiv nicht.
fix it in post



Gabriel_Natas
Beiträge: 556

Re: Essays: Transformers: Spektakel für die Massen oder... Avantgarde?

Beitrag von Gabriel_Natas »

Skeptiker hat geschrieben:
Gabriel_Natas hat geschrieben:... Cameron hat für alle seine Filme eine perfekt zielgruppenorientierte Geschichte. ... Terminator 2 ist ein Meisterwerk, wenn nicht sogar der beste Film aller Zeiten ...
Du meinst, der beste Film 'für seine Zielgruppe'!
Gabriel_Natas hat geschrieben:... Aber Titanic ist nun mal eine kitschige Lovestory für 14-jährige Mädchen. Und das macht der Film großartig. ... Für mich ist der Film strunz langweilig, vorhersehbar und die Klischees und rein Schwarz-Weißen Figuren schmerzen. Aber ich gehöre auch nicht zur Zielgruppe des Films.
Ich war damals im Kino deutlich über 14, zudem kein Mädchen, aber in Begleitung einiger älterer (>14) 'Jungs und Mädels'.
Und als es dann soweit war, dass das Schiff sank und DiCaprio in den eisigen Fluten erstarrte, da war es totenstill im Kinosaal.
Und als dann auch noch das Lied von Celine Dion erklang, hat manch harter 'Junge' im Geheimen eine Träne verdrückt. Ist ja keine Schande. Und als wir am Ende aus dem Kino kamen, da waren wir alle irgendwie betäubt von der Wucht des Films, sagte zunächst niemand nichts.

Klar wussten wir im voraus, worum es geht. Klar waren wir alle super-cool. Klar wussten wir, wer alles mitspielt. Klar kannten wir das Ende der Geschichte schon.

Aber WIE das erzählt wurde, das wussten wir nicht.
Das zerfurchte Gesicht der alten Frau auf dem Bergungsschiff mit dem zunächst so unbekümmerten Leben der jugendlichen Passagiere an Bord der damaligen Titanic in Verbindung zu bringen, die ja so etwas verkörperte wie den unbegrenzten Optimismus und Fortschrittsglauben der Zeit, aber eben auch den Leichtsinn der westlichen Welt, was zusammengenommen dann 1914 in eine Katastrophe noch grösseren Ausmasses mündete, das war schon vereintes Können von Buch, Drehbuch und Regisseur und allen, die sonst noch dazu beigetragen haben.
Auch Filme für 14 jährige können ältere und jüngere berühren. Ich mag auch viele Animationsfilme, obwohl ich nicht zur Zielgruppe gehöre ;).

Aber wenn man sich Titantic auf einem reinen Storylevel anschaut, ist da einfach nichts orginelles, innovatives oder berauschendes. War schon tausendmal dagewesen, wird auch tausendmal noch mal kommen. An der Story selbst ist absolut nichts innovatives.
Nur die technische Umsetzung ist hervorragend (und dazu zähl ich jetzt auch mal die Regie als eine Form von Technik).
Schau dir den Film einfach noch mal an und du wirst merken, wie platt und eindimensional einfach viele der Charaktäre waren. Es waren keine Charaktäre, sondern Rollen, Hindernisse für das Pärchen.
Romeo und Julia auf der Titanic eben.

Es ist keine gute Geschichte, in dem Sinn das sie Tiefgang oder entwickelte Charaktäre hat, sondern eine effektive Geschichte, auf die man sich einlassen muss und über die man nicht nachdenken darf (z.B. als der Widersacher, während die Titanic sinkt, sich nicht in Sicherheit bringt, sondern Dicaprio auch noch bekämpfen will. Warum? Weil er Böse ist! Er ist kein Mensch, er ist eine Rolle).

Avatar ist genauso. Die einzelnen Charaktäre sind nicht entwickelt, sie haben keinen Tiefgang, sie sind nicht real, sie sind einzig dafür designt, eine Rolle auszufüllen um bestimmte Gefühle hervorzurufen und einzig dazu. Der böse General, der bösartig kapitalistische gierige Manager, die Na'vi als zu schützende Ureinwohner ... Love Interest ... meine güte, die Na'vi wurden nach Kindchenschema konstruiert ^^. Emotionale Manipulation (was Filme ja auch machen sollen).

Es ist eher erstaunlich, wie einfach und mit wie wenig ausgestalteten und ausgefeilten Figuren Cameron es schafft, die richtigen Gefühle im Publikum auszulösen. In Titantic und Avatar verzichtet Cameron komplett auf Grautöne. Alles ist Schwarz oder Weiß, Gut oder Böse.
Im Vergleich zu Terminator 2 ist das einfach ein Storytechnischer Rückschritt um mehrere Stufen.

Die hohe Kunst von Cameron ist, dass er selbst diese einfachen Stories so rüberbringt, dass sie ansprechen. Das man es aktzeptiert, dass der der böse und die die guten sind. Ich mein, ich hab mich bei Avatar auch am Ende gefreut, dass die bösen Menschen besiegt und von Pandora geworfen wurden. Aber meine güte, waren die Charaktäre alle Stereotype.
Die Bösewichte waren böse, weil sie ... böse waren. Vergleich doch mal die Bösewichte von Avatar mit The Dark Knight, die üblichen Verdächtigen, A Clockwork Orange, Schweigen der Lämmer oder Star Wars (die alte Triologie) oder mit Camerons eigenen Filmen, wie der Terminator-Reihe.

Niemand wird sich an General sowieso aus Avatar erinnern, einfach weil es da nichts zu erinnern gibt.
Avatar und Titanic haben eigentlich so beliebge Geschichten, dass einzig die Art und Weise der Umsetzung sie besonders machen.
Entfernst du von Avatar und Titanic die ganze Technik, hast du eine sehr simple, einfach Geschichte, die schon tausendmal erzählt wurde.



Skeptiker
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Re: Essays: Transformers: Spektakel für die Massen oder... Avantgarde?

Beitrag von Skeptiker »

Gabriel_Natas hat geschrieben:Auch Filme für 14 jährige können ältere und jüngere berühren. Ich mag auch viele Animationsfilme, obwohl ich nicht zur Zielgruppe gehöre ;).

Aber wenn man sich Titantic auf einem reinen Storylevel anschaut, ist da einfach nichts orginelles, innovatives oder berauschendes. War schon tausendmal dagewesen, wird auch tausendmal noch mal kommen. ...
Gabriel_Natas hat geschrieben:... Avatar und Titanic haben eigentlich so beliebge Geschichten, dass einzig die Art und Weise der Umsetzung sie besonders machen.
Entfernst du von Avatar und Titanic die ganze Technik, hast du eine sehr simple, einfach Geschichte, die schon tausendmal erzählt wurde.
Hat Cameron selbst mal gesagt, dass er den Film für Teenager konzipiert hat?
Oder leitest Du das aus dem damaligen Teenie-Schwarm DiCaprio ab? Der ja nach dem Film nur noch eines wollte - nicht auf diese Rolle reduziert zu werden. Und der sich ja in "What's Eating Gilbert Grape" schon von einer völlig anderen Seite gezeigt hatte.

Ich fasse Deine Argumente zu Titanic nochmals zusammen:

1. Jeder Film ist für ein Zielpublikum gemacht.
2. Titanic für 14-jährige Teenies.
3. Die Story wurde schon 1000x erzählt und wird's noch 1000 weitere Male werden.
4. Die Film-Story ist weder innovativ noch originell.

zu 1.
Und wenn Cameron einfach mal Lust hatte, nach all den Aliens und Terminatoren wieder seiner Leidenschaft fürs Wasser nachzugehen - wie schon in in 'Abyss' mit der unbekannten Unterwasserwelt?

zu 2.
Vielleicht in Bezug auf DiCaprio - sonst nicht (nur)!

zu 3.
Kann man das nicht von den meisten einfachen Geschichten sagen?

4.
Das ist etwas dran. Offenbar ging's Cameron nicht darum, sonst hätte er sich nicht eine so journalistisch ausgewalzte, ikonische Story als Vorlage gewählt. Seine Umsetzung finde ich trotzdem originell und gelungen - jedenfalls Filmwelten vor einer englischsprachigen Schwarzweiss-Verfilmung, die ich mal am TV sah.

Dazu fällt mir Peter Jacksons 'King Kong' ein. Die dritte Verfilmung einer ziemlich kitschigen Geschichte.
Aber was Jackson daraus gemacht hat, ist für mich ein Meisterwerk und kommt noch vor LOTR. Grund: Ich finde 'King Kong' origineller (besser: von den Figuren her unterhaltsamer) als die langwierige Suche nach dem Ring (obwohl die Ring-Geschichte an sich viel anspruchsvoller und origineller als das King Kong-Märchen ist). Ich habe lange gebraucht (genauer gesagt, es bedurfte eines hartgesotternen Fans in Gestalt eines Kollegen), bis ich mir die Trilogie angesehen habe. Und war dann doch beeindruckt, wenn auch etwas ermattet vom immer gleichen Geschtsausdruck des Elijah Wood aka Frodo Beutlin und ob so vieler Hobbits, Orks, Elben und was da sonst noch alles vorbeischaute.

Originell war der Film (gemeint ist 'King Kong' von 2005) nach Deiner Definition also nicht, weil bereits 2x verfilmt, aber in dieser Form für mich dennoch ein Augen-Öffner, nicht zuletzt wegen der toll besetzten Rollen und coolen Dialoge!
Zuletzt geändert von Skeptiker am Sa 09 Aug, 2014 08:43, insgesamt 3-mal geändert.



Anne Nerven
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Re: Essays: Transformers: Spektakel für die Massen oder... Avantgarde?

Beitrag von Anne Nerven »

Ich frage mich gerade, wer hier Blockbuster-Regisseure als "Meister" bewerten kann, wenn doch in Deutschland nur Film-Legastheniker leben? Jedenfalls ist das ein immer wiederkehrendes Statement hier im Meistermacher-Forum. Und woran wird dieser Meister festgemacht? Am fertigen Film? An einem Machwerk, an dem 100e Leute beteiligt sind und letztlich nur EINER das Sagen hat: der Produzent.

Terminator 2 als "Meisterwerk" zu bezeichnen, geht mir z.B. nun gar nicht in den Kopf. Ein angeblich intelligenter Roboter aus ferner Zukunft schießt den ganzen Film lang mit Kugeln auf einen Flüssigmetallrobotor aus noch fernerer Zukunft, dem das überhaupt nichts ausmacht. Wie dämlich ist das denn, bzw. der Roboter, bzw der ganze Film? Aber auch typisch Ami: egal ob Robotor, Alien, Wasser oder Nebel - erstmal die Pumpgun durchladen.

Und Titanic war nur erfolgreich, weil die Story in einer Katastrophe endet. Nicht wegen Story, Kamerafahrten oder Licht oder gar Details im Schiff. Das ist Ego-Wixe von Cameron und hat mit dem Erfolg nichts zu tun. Wären sie im Film gesund angekommen, hätten den Streifen die üblichen Millionen DiCaprio-Fans alleine gesehen. Wer da rein geht, gafft auch bei Unfällen. Und diesen wohligen Schauer genießen sehr viele Menschen. Auf Youtube sind Unfall-Videos ja ebenfalls DER Renner und haben ein Millionen-Publikum - ganz ohne Star oder Herrn Camerons meisterlicher Liebe zum Detail.



Skeptiker
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Re: Essays: Transformers: Spektakel für die Massen oder... Avantgarde?

Beitrag von Skeptiker »

Anne Nerven hat geschrieben:... Und Titanic war nur erfolgreich, weil die Story in einer Katastrophe endet. Nicht wegen Story, Kamerafahrten oder Licht oder gar Details im Schiff. Das ist Ego-Wixe von Cameron und hat mit dem Erfolg nichts zu tun. Wären sie im Film gesund angekommen, hätten den Streifen die üblichen Millionen DiCaprio-Fans alleine gesehen. Wer da rein geht, gafft auch bei Unfällen. ...
Gut, dass Du uns unmissverständlich mitteilst, was für naive Idioten wir (gewesen) sind und wie man die Welt von der richtigen Seite betrachtet, auch wenn's ganz schön Anne Nerven geht!



Skeptiker
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Re: Essays: Transformers: Spektakel für die Massen oder... Avantgarde?

Beitrag von Skeptiker »

otaku hat geschrieben:... cammeron ist natuerlich ein chreativer mensch, das steht ausser frage, aber gehoert er in genau diesem punkt zu den ganz grossen? fuer mich nicht, und der grund warum nicht ist einfach. ich sehe bei ihm schlicht und ergreifend nichts neues. ich sehe alles technisch perfekt, auf die spitze getrieben und think big, aber ich sehe wirklich nichts neues, nur sachen die ich schon kenne nochmal besser gemacht. ...
Das hat was.

In dieser Beziehung ist er vielleicht doch eher der technische Perfektionist, so wie Lucas, aber von der psychologischen Rafinesse in den Jugendtagen steckengeblieben (so wie Peter Jackson). Gilt auch für Spielberg, obwohl ein Film wie 'Saving Private Ryan' einen von Gegenteil überzeugen könnte.

Geht's also um Geschichtenerzähler versus geniale Techniker?

Story Tellers: Spielberg, Verhoeven, Zemeckis, tendenziell die Europäer
Techniker: Cameron (1 m genügt!), Bay, Lucas, Christopher Nolan (sorry!), wer noch?
Irgendwo dazwischen: Kubrick, Emmerich, Singer, Abrams(?), Scott (der perfekte Storyboards zeichnen kann) ...

-> Absolut unvollständige (und arbiträre) Liste (wo ist Woody Allen?)!
Zuletzt geändert von Skeptiker am Fr 08 Aug, 2014 18:14, insgesamt 1-mal geändert.



Skeptiker
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Re: Essays: Transformers: Spektakel für die Massen oder... Avantgarde?

Beitrag von Skeptiker »

slashCAM hat geschrieben:Transformers: Spektakel für die Massen oder... Avantgarde?
Ein kurzer Gedanke dazu:

Avangarde? - technisch (VFX): Ja, sonst nein!
Spektakel für die Massen? Offensichtlich!

Eigener Zusatz: Sind die Massen einfach blöd?
Weniger, als die Massen von Individualisten vielleicht meinen! Viele sehen's wohl eher als ergänzendes Kontrastprogramm zum didaktischen Zeigefinger oder der tiefen Depression von richtig seriösen Streifen.



otaku
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Re: Essays: Transformers: Spektakel für die Massen oder... Avantgarde?

Beitrag von otaku »

woody allen - meiner meinung nach auch ein absoluter meister nur in einem anderen genre. aber radio days oder auch der letzte midnight in paris einfach der ober hammer.

auch als schauspieler unglaublich, manhatten ist einer meiner liebsten filme ever. genau so ein klassiker wie godfather.
fix it in post



Gabriel_Natas
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Re: Essays: Transformers: Spektakel für die Massen oder... Avantgarde?

Beitrag von Gabriel_Natas »

Skeptiker hat geschrieben:
Ich fasse Deine Argumente zu Titanic nochmals zusammen:

1. Jeder Film ist für ein Zielpublikum gemacht.
2. Titanic für 14-jährige Teenies.
3. Die Story wurde schon 1000x erzählt und wird's noch 1000 weitere Male werden.
4. Die Film-Story ist weder innovativ noch originell.

zu 1.
Und wenn Cameron einfach mal Lust hatte, nach all den Aliens und Terminatoren wieder seiner Leidenschaft fürs Wasser nachzugehen - wie schon in in 'Abyss' mit der unbekannten Unterwasserwelt?

zu 2.
Vielleicht in Bezug auf DiCaprio - sonst nicht (nur)!

zu 3.
Kann man das nicht von den meisten einfachen Geschichten sagen?

4.
Das ist etwas dran. Offenbar ging's Cameron nicht darum, sonst hätte er sich nicht eine so journalistisch ausgewalzte, ikonische Story als Vorlage gewählt. Seine Umsetzung finde ich trotzdem originell und gelungen - jedenfalls Filmwelten vor einer englischsprachigen Schwarzweiss-Verfilmung, die ich mal am TV sah.

Dazu fällt mir Peter Jacksons 'King Kong' ein. Die dritte Verfilmung einer ziemlich kitschigen Geschichte.
Aber was Jackson daraus gemacht hat, ist für mich ein Meisterwerk und kommt noch vor LOTR. Grund: Ich finde 'King Kong' origineller als die langwierige Suche nach dem Ring. Ich habe lange gebraucht (genauer gesagt, es bedurfte eines hartgesotternen Fans in Gestalt eines Kollegen), bis ich mir die Trilogie angesehen habe. Und war dann doch beeindruckt, wenn auch etwas ermattet ob so vieler Hobbits, Orks, Elben und was da sonst noch alles vorbeischaute.

Originell war der Film nach Deiner Definition also nicht, weil bereits 2x verfilmt, aber in dieser Form für mich dennoch ein Augen-Öffner, nicht zuletzt wegen der toll besetzten Rollen und coolen Dialoge!
1. Ich werfe ihm doch nicht vor, einen Teeniefilm gemacht zu haben. Aber kein Studio wird einen Film freigeben, wenn nicht die Zielgruppe klar ist, weswegen es Genre-Crossovers besonders schwer haben. Studios denken und produzieren gern in Schubladen. Titanic war nicht für den Actionfilmliebhaber gedacht, sondern für die Fancrowd von Romeo&Julia.
Und das ist auch vollkommen in Ordnung.

2. Ja, vielleicht hat es noch Leute angezogen, die Katastrophenfilme mögen, wie hier angesprochen, aber meine Güte müssen die sich in den ersten drei Stunden gelangweilt haben ;).

3. Ja, aber ein gutes, innovatives, kreatives Drehbuch gibt einer Geschichte was neues. Einen Spin, eine neue Perspektive oder sonstwas. Das gibt es weder bei Titanic noch Avatar.

4. Sag ich doch. Er hat die beste Story für die Zielgruppe geschrieben (ob er jetzt bewusst die Zielgruppe im Kopf hat oder durch seine Arbeitsweise das so entsteht sei mal dahingestellt) und umgesetzt.

King Kong: Ich bin bei King Kong im Kino eingeschlafen, so langweilig und langatmig fand ich die Geschichte. Denn es war nur ein 1:1 remake von Original King Kong, bei der jede Szene einfach in die läääääännnnnnggggeeeee gezogen wurde. Außer moderen Special Effects und Kameraführung nichts gewesen. Ja, P.J.s King Kong was komplett unoriginell und kann höchstens Leuten Spaß machen, die 1. King Kong nicht gesehen haben und 2. viel Zeit haben. Die exakt gleiche Geschichte mit den exakt gleichen Plotpoints wird in 187 Minuten abgehandelt, für das Original 100 Minuten gebraucht hat. Wer King Kong 1933 gesehen hat, hat den besseren Film gesehen.



Gabriel_Natas
Beiträge: 556

Re: Essays: Transformers: Spektakel für die Massen oder... Avantgarde?

Beitrag von Gabriel_Natas »

Anne Nerven hat geschrieben:
Terminator 2 als "Meisterwerk" zu bezeichnen, geht mir z.B. nun gar nicht in den Kopf. Ein angeblich intelligenter Roboter aus ferner Zukunft schießt den ganzen Film lang mit Kugeln auf einen Flüssigmetallrobotor aus noch fernerer Zukunft, dem das überhaupt nichts ausmacht. Wie dämlich ist das denn, bzw. der Roboter, bzw der ganze Film? Aber auch typisch Ami: egal ob Robotor, Alien, Wasser oder Nebel - erstmal die Pumpgun durchladen.
Hast du den Film mal gesehen oder magst du einfach keine Film mit Actionanteil?
Terminator 2 ist herausragend in seinem Zusammenspiel aus Story und Figurenentwicklung.
Die Beziehung zwischen John Connor und dem T-800 in diesem Film ist auf der Charakterebene perfekt.
Die moralischen Dilemma, vor die sie gestellt werden, sind problematisch usw. usf.
Terminator 2 ist weit mehr als Roboter schießt auf Roboter.
Wer Terminator 2 als dämlich bezeichnet hat keine Ahnung von Filmen.



Anne Nerven
Beiträge: 970

Re: Essays: Transformers: Spektakel für die Massen oder... Avantgarde?

Beitrag von Anne Nerven »

Skeptiker hat geschrieben:Gut, dass Du uns unmissverständlich mitteilst, was für naive Idioten wir (gewesen) sind und wie man die Welt von der richtigen Seite betrachtet, auch wenn's ganz schön Anne Nerven geht!
Naja, hier werden Argumente vorgetragen, weshalb XYZ ein Meister(werk) sei und ich halte XYZ halt nicht für Meisterwerke. Ich habe auch nirgendwo "naive Idioten" geschrieben, sondern schlicht mein Unverständnis zum Ausdruck gebracht. Sollte ich damit einen Deiner Götzen verunglimpft haben, tut es mir Leid ändert aber nichts an der Tatsache, dass Terminator 2 total dämlich ist.

Und da sind wir dann bei
Gabriel Natas hat geschrieben:Wer Terminator 2 als dämlich bezeichnet hat keine Ahnung von Filmen.
Als Beweis für Ahnung kommt
Gabriel Natas hat geschrieben:Terminator 2 ist herausragend in seinem Zusammenspiel aus Story und Figurenentwicklung.
Die Beziehung zwischen John Connor und dem T-800 in diesem Film ist auf der Charakterebene perfekt.
Die moralischen Dilemma, vor die sie gestellt werden, sind problematisch usw. usf.
Genau. Das sind die Zutaten für einen Hollywood-Kracher. Nicht Roboter schießt auf Roboter. Nein.
Wie heißt die Überschrift dieses Threads und worum geht es? "Transformers - schlechte Figurenentwicklung und ungelöste moralische Dilemma verhindern Erfolg!"?



Skeptiker
Beiträge: 5961

Re: Essays: Transformers: Spektakel für die Massen oder... Avantgarde?

Beitrag von Skeptiker »

Gabriel_Natas hat geschrieben:King Kong: Ich bin bei King Kong im Kino eingeschlafen, so langweilig und langatmig fand ich die Geschichte. ... Die exakt gleiche Geschichte mit den exakt gleichen Plotpoints wird in 187 Minuten abgehandelt, für das Original 100 Minuten gebraucht hat. Wer King Kong 1933 gesehen hat, hat den besseren Film gesehen.
Du magst einfach keine romantischen Love Stories!
Da kann man nichts machen ...
Gabriel_Natas hat geschrieben:Wer King Kong 1933 gesehen hat, hat den besseren Film gesehen.
Never ever!
Ich frag' mich langsam, ob Du überhaupt einen der beiden gesehen hast?

Wenn ein Film - abgesehen vom Vintage-Bonus und den damals sensationellen Stop Motion Effekten - langweilig war, dann der von 1933. Dialoge ohne einen Funken Geist und Ironie, eine Groschenroman-Story ohne jeden Anflug von Witz. Am Schluss wird das Monster waidmännisch vom Flugzeug-Feuer erle(di)gt und das war's.

Peter Jackson hat dem Riesenaffen echtes Leben eingehaucht, ihm Charakter gegeben und die übrigen Charakter-Rollen mit kongenialen Schaupielern besetzt und jede Menge Seitenhiebe aufs Filmbusiness eingebaut (selbst eine Reminiszenz and Faye Wray, die Hauptdarstellerin im Original von 1933, ist dabei, ursprünglich war sogar ihr Filmauftritt geplant) - das damalige und das heutige. Und mit Adrien Brody einen kompletten Antihelden (sowohl in seiner Rolle als eher introvertierter Autor von Theater-Stücken als auch vom seinem Aussehen her) zum Helden gemacht - eigentlich völlig unglaubwürdig, aber das war ja der Witz. Naomi Watts und der Slapstick-Tanz auf dem King-Kong-Felsen. Glücksritter Carl Denham's aka Jack Black's jeweils mit todernster Miene vorgetragener running Gag (zu seinem Kamera-Assistenten Preston, über seinen soeben von 2 Raptoren zerfleischten Kameramann Herb): "Und weisst Du was, Preston, wir werden den Film für Herb beenden und die Einnahmen seiner Frau und seinen Kindern spenden".

Oder Kyle Chandler als Bruce Baxter, eitler aber todesmutiger Hauptdarsteller in Denhams improvisiertem Schädel-Insel-Streifen, der angesichts der sich ankündigenden Dino-Stampede trotz der entführten und weiterhin fieberhaft gesuchten Miss Darrow (Naomi Watts) plötzlich seinen Mut verliert, nur noch weg will und meint: "Helden sehen nicht aus wie ich, nicht in der realen Welt. In der realen Welt haben sie schlechte Zähne, kahle Stellen und einen Bierbauch. Ich bin nur ein Schauspieler mit einer Knarre, der seine Motivation verloren hat. Man sieht sich!"

Oder der letzte Wortwechsel im Film:
Ein Augenzeuge des tot daliegenden King Kong: "Airplanes got him!"
Carl Denham (Black), in Gedanken versunken: "It wasn't the airplanes. It was beauty that killed the beast."

Etc. etc.

Wenn Dir das alles entgangen sein sollte, dann hast Du vermutlich die 2 1/2 Stunden im Kino durchgepennt ;-)



iasi
Beiträge: 24512

Re: Essays: Transformers: Spektakel für die Massen oder... Avantgarde?

Beitrag von iasi »

Selbst die hier genannten Regisseure hatten nicht nur Meisterwerke gedreht.

Immerhin sind selbst ihre schwachen Filme technisch so gut, dass man sie gar nicht ansehen kann.



Skeptiker
Beiträge: 5961

Re: Essays: Transformers: Spektakel für die Massen oder... Avantgarde?

Beitrag von Skeptiker »

Anne Nerven hat geschrieben:... Ich habe auch nirgendwo "naive Idioten" geschrieben, sondern schlicht mein Unverständnis zum Ausdruck gebracht. Sollte ich damit einen Deiner Götzen verunglimpft haben, tut es mir Leid ändert aber nichts an der Tatsache, dass Terminator 2 total dämlich ist.
Ich habe ja versucht darzulegen, warum ich Camerons 'Ttitanic' für einen guten Film halte. Dass Du 'Terminator 2' total dämlich findest, ist Dein gutes Recht! Und dass Du Camerons Titanic-Melodram auf die voyeuristische Freude am Untergangs-Spektakel reduzierst, ebenfalls.

Ich glaube, seine wirkliche Motivation war der Tauchgang zum Wrack - die Tiefsee-'Archaeologie' und ihre technischen Herausforderungen, die Verwirklichung des Unmöglichen.

Der Film war damals ein Kino-Erlebnis für mich, ich habe mir anschliessend noch die DVD gekauft und den Film nie mehr angesehen, auch nicht am TV. That's it. Götzen gibt's dabei keine.

'2001' beispielsweise, habe ich mir seit dem Kinobesuch noch ein paarmal angeschaut, aber ich tue mich je länger je schwerer damit. Ich weiss, er ist Kult, aber - offen gesagt - mittlerweile etwas angestaubt und langatmig. Kubricks Klassiker war/ist ein eindrucksvolles, weil mysteriöses Sci-Fi-Gemälde mit ziemlich nichtssagenden Dialogen und etwas stereotypen Charakteren - ein etwas nebulöses Gesamtkunstwerk eben. Die Details der Blu-ray machen ihn nochmals zum visuellen Erlebnis - aber einmal reicht.



Funless
Beiträge: 5502

Re: Essays: Transformers: Spektakel für die Massen oder... Avantgarde?

Beitrag von Funless »

Hollywood (mit all seinen "Werken") scheint nach wie vor im "good old D/A/CH" zu polarisieren, wie man unschwer an der mittlerweile erreichten Hitzköpfigkeit der Diskussion erkennen kann. ;o)

Geschmäcker sind nunmal verschieden: Das was der eine als Meisterwerk betrachtet, kann der andere durchaus als hirnlose Grütze empfinden. Alles völlig legitim.

Bis bald im Kino ... :o)
Funless has spoken!

No Cenobites were harmed during filming.



Skeptiker
Beiträge: 5961

Re: Essays: Transformers: Spektakel für die Massen oder... Avantgarde?

Beitrag von Skeptiker »

Funless hat geschrieben:... Geschmäcker sind nunmal verschieden: Das was der eine als Meisterwerk betrachtet, kann der andere durchaus als hirnlose Grütze empfinden. Alles völlig legitim.

Bis bald im Kino ... :o)
Das stimmt natürlich und klingt eigentlich nach einem idealen Schlusswort-Angebot, aber ich bin heute in unverhoffter Diskutierlaune ;-)
otaku hat geschrieben:woody allen - meiner meinung nach auch ein absoluter meister nur in einem anderen genre. ...
Immerhin hat er mit seinem Sci-Fi Frühwerk 'Sleeper' doch einen Genre-Klassiker beigesteuert ;-)



Anne Nerven
Beiträge: 970

Re: Essays: Transformers: Spektakel für die Massen oder... Avantgarde?

Beitrag von Anne Nerven »

Skeptiker hat geschrieben:...dass Du Camerons Titanic-Melodram auf die voyeuristische Freude am Untergangs-Spektakel reduzierst...
Das liegt mir fern, denn das Produkt ist spitze. Da es bei Filmen, die zu uns in die Kinos kommen, ausschließlich ums Geld verdienen geht (völlig ok), hat Titanic seinen Zweck erfüllt. Ich kann mir auch vorstellen, dass er ergreifend und mitreissend erzählt ist, denn das können sie ja in Hollywood. Aber ich bin davon überzeugt, dass, wenn es keine Katastrophe gäbe, der Film nicht so erfolgreich wäre.

Kubricks 2001 löste wohl schon durch seine Erde-Bilder hemmungslose Begeisterung aus. Ich habe ihn nie gesehen, da mich Weltraumfilme nicht begeistern können. Immer dunkel. Mich ließ auch "Star Wars" kalt. Nur "Raumschiff Enterprise" lag und liegt mir noch heute am Herzen. Allerdings sah ich davon keinen Kino-Film, nur Serie.

Die Filme, die mir ans Herz gingen, habe ich selten zweimal gesehen, denn bei denen, die ich dann doch nochmal sah, verflogen die Gefühle, die ich vom ersten Ansehen mitnahm. Ausgenommen Komödien. "Einer flog über das Kuckucksnest" z.B. werde ich nie wieder ansehen. Die großartige Musik, die schrillen Gestalten, die verhasste Louise Fletcher und der bemitleidenswerte, sympathische Arsch Jack Nicholson. Alles soll so bleiben, wie ich es in Erinnerung habe. Für mich ein cineastischer Meilenstein von Michael "Auf der Suche nach dem grünen Diamanten" Douglas. :-)



Skeptiker
Beiträge: 5961

Re: Essays: Transformers: Spektakel für die Massen oder... Avantgarde?

Beitrag von Skeptiker »

Anne Nerven hat geschrieben:... Da es bei Filmen, die zu uns in die Kinos kommen, ausschließlich ums Geld verdienen geht (völlig ok), ...
Ist es wirklich so zappenduster. Das wäre ja schlimmer als '1984' :-(
Anne Nerven hat geschrieben:... Aber ich bin davon überzeugt, dass, wenn es keine Katastrophe gäbe, der Film nicht so erfolgreich wäre. ...
Da könntest Du recht haben.
Anne Nerven hat geschrieben:...Nur "Raumschiff Enterprise" lag und liegt mir noch heute am Herzen....
Da haben wir doch etwas gemeinsam ;-)
"Scotty, leg noch'n paar Briketts auf - wir gehen auf SOL 5 (WARP 5) !"
Anne Nerven hat geschrieben:..."Einer flog über das Kuckucksnest" ... Alles soll so bleiben, wie ich es in Erinnerung habe. Für mich ein cineastischer Meilenstein von Michael "Auf der Suche nach dem grünen Diamanten" Douglas. :-)...
Da musste ich erstmal überlegen, ob hier ein 'Druck'fehler vorliegt ...
Aber tatsächlich: Michael Douglas als Produzent und Milos Forman als Regisseur - ein unvergesslicher Film!



carstenkurz
Beiträge: 5079

Re: Essays: Transformers: Spektakel für die Massen oder... Avantgarde?

Beitrag von carstenkurz »

Anne Nerven hat geschrieben:Aber ich bin davon überzeugt, dass, wenn es keine Katastrophe gäbe, der Film nicht so erfolgreich wäre.
Ich bin sogar überzeugt davon, dass, wenn es obendrein keine romantische Liebesgeschichte gäbe, der Film noch weniger erfolgreich gewesen wäre.

Und noch viel weniger, wenn nicht Leonardo DiCaprio und Kate Winslet die Hauptrollen übernommen hätten.

Wenn dann noch James Cameron nicht Regie geführt hätte, würde sich heute niemand mehr an den Film erinnern.


- Carsten
and now for something completely different...



Skeptiker
Beiträge: 5961

Re: Essays: Transformers: Spektakel für die Massen oder... Avantgarde?

Beitrag von Skeptiker »

@carstenkurz:

Da ist echt was dran ;-)



Funless
Beiträge: 5502

Re: Essays: Transformers: Spektakel für die Massen oder... Avantgarde?

Beitrag von Funless »

carstenkurz hat geschrieben:
Anne Nerven hat geschrieben:Aber ich bin davon überzeugt, dass, wenn es keine Katastrophe gäbe, der Film nicht so erfolgreich wäre.
Ich bin sogar überzeugt davon, dass, wenn es obendrein keine romantische Liebesgeschichte gäbe, der Film noch weniger erfolgreich gewesen wäre.

Und noch viel weniger, wenn nicht Leonardo DiCaprio und Kate Winslet die Hauptrollen übernommen hätten.

Wenn dann noch James Cameron nicht Regie geführt hätte, würde sich heute niemand mehr an den Film erinnern.


- Carsten
Ich glaube mich zu erinnern, dass Cameron damals sogar extrem viel Überzeugungsarbeit leisten musste, bis er es endlich schaffte, dass DiCaprio die Rolle angenommen hatte.
Funless has spoken!

No Cenobites were harmed during filming.



Skeptiker
Beiträge: 5961

Re: Essays: Transformers: Spektakel für die Massen oder... Avantgarde?

Beitrag von Skeptiker »

Funless hat geschrieben:... bis er es endlich schaffte, dass DiCaprio die Rolle angenommen hatte.
Was DiCaprio angesichts des Theaters, das danach folgte, vielleicht im nachhinein bedauert hat ...



Skeptiker
Beiträge: 5961

Re: Essays: Transformers: Spektakel für die Massen oder... Avantgarde?

Beitrag von Skeptiker »

Gabriel_Natas hat geschrieben:... Schade, das Cameron nicht weiter in der Richtung arbeitet (Terminator 2), sondern lieber Avater-Blockbuster produzieren will.
TaoTao hat geschrieben:..Letztens erst wieder gesehen und den gleichen Gedanken hatte ich auch. Aber leider ist aktuell nicht mehr auf sowas zu hoffen

https://www.youtube.com/watch?v=HIC22gQfh6E
Den Link jetzt erst entdeckt: Cameron in 'South Park', als selbstverliebter Egomane. Vielleicht wird er ja - auf der Suche nach der ultimativen Erfahrung - irgendwann sein eigener Avatar ...



cantsin
Beiträge: 14325

Re: Essays: Transformers: Spektakel für die Massen oder... Avantgarde?

Beitrag von cantsin »

Mal zurück zur Frage, ob Michael Bay 'Avantgarde' ist: Wenn man F.T. Marinettis Futuristisches Manifest von 1909 nimmt, mit dem die Kunstavantgarde anfing, und dessen Forderungen liest, dann passen "Transformers" perfekt:

"Wir wollen die Liebe zur Gefahr besingen, die Vertrautheit mit Energie und Verwegenheit. [...] Wir wollen preisen die angriffslustige Bewegung, die fiebrige Schlaflosigkeit, den Laufschritt, den Salto mortale, die Ohrfeige und den Faustschlag. [...] Wir erklären, daß sich die Herrlichkeit der Welt um eine neue Schönheit bereichert hat: die Schönheit der Geschwindigkeit. Ein Rennwagen, dessen Karosserie große Rohre schmücken, die Schlangen mit explosivem Atem gleichen . .. ein aufheulendes Auto, das auf Kartätschen zu laufen scheint, ist schöner als die Nike von Samothrake. Wir wollen den Mann besingen, der das Steuer hält, dessen Idealachse die Erde durchquert, die selbst auf ihrer Bahn dahinjagt. [...] Schönheit gibt es nur noch im Kampf. Wir wollen den Krieg verherrlichen — diese einzige Hygiene der Welt -, den Militarismus, den Patriotismus, die Vernichtungstat der Anarchisten, die schönen Ideen, für die man stirbt, und die Verachtung des Weibes.[...] Wir wollen die Museen, die Bibliotheken und die Akademien jeder Art zerstören und gegen den Moralismus, den Feminismus und gegen jede Feigheit kämpfen, die auf Zweckmäßigkeit und Eigennutz beruht. [...]
Aufrecht auf dem Gipfel der Welt schleudern wir noch einmal unsere Herausforderung den Sternen zu! ..."

Marinetti schrieb das vor mehr als einem Jahrhundert und erntete das typische Unverständnis für moderne Kunst. Es war Avantgarde, weil es seiner Zeit voraus war. Mit "Transformers" ist der globale Mainstreamgeschmack jetzt dort angekommen, wo die moderne Kunst vor hundert Jahren war. Marinetti wäre sicher von den Filmen begeistert gewesen. Aber weil sie eben ein Jahrhundert zu spät kommen, sind sie keine Avantgarde mehr.

Man kann auch noch weiter gehen in Kunstgeschichte und ästhetischer Theorie - ich probier's, nicht zu akademisch auszudrücken: Für Überwältigungsästhetik gibt es schon seit der Philosophie des 18. Jahrhunderts die Bezeichnung bzw. Kategorie des "Erhabenen", das oft als Gegensatz zum "Schönen" gedacht wurde. Klassische damalige Beispiele des Erhabenen waren Gewitter, steile Gebirge, Schiffsunglücke - alle Sinneserfahrung, in denen ein Mensch sich überwältigt und der Natur ausgeliefert fühlt. Im Blockbuster-Kino finden wir das Erhabene regelmäßig und geradezu klassisch wieder - bestes Beispiel "Titanic", Bergsteigerfilme, Katastrophenfilme, auch Horrorfilme.

Der Begriff des Erhabenen wurde noch im späten 18./frühen 19. Jahrhundert erweitert: Schiller wendete ihn erstmals nicht nur auf die Natur an, sondern auch auf die Kunst, mit dem klassischen Beispiel der Tragödie bzw. der Tragik. Das Erhabene musste also nicht mehr zwingend Naturgewalt, sondern konnte auch menschengemacht sein. Dies kann man noch medientheoretisch weiterspinnen: Das Kino hat in seinen Sinnesüberwältigungstechniken oft das Register des Erhabenen gezogen - vom ersten Film der Brüder Lumière, bei dem das Publikum in Panik aus dem Vorführsaal rannte, bis zu Breitbild-Riesenleinwänden, Dolby Surround, 3D, iMAX etc. (Die klassischen iMAX-Naturdokumentarfilme entsprechen mit ihren Sujets der Ästhetik des Erhabenen wie aus dem Schulbuch.)

Was Bay mit seinen hyperkinetischen Monumentalbildern, ist nichts anderes als ein pausenloses Ziehen aller Register des Erhabenen - sowohl der Natursujets ("The Rock" auch wie aus dem Lehrbuch der ästhetischen Theorie), der Techniksujets (Transformer-Autos etc.), des Dramas und natürlich der eingesetzten Medientechnologie. Hier kann man noch die letzte Innovation der klassischen Theorie des Erhabenen heranziehen, nämlich von Immanuel Kant in der "Kritik der Urtheilskraft". Kant unterscheidet erstmals zwei Typen des Erhabenen, die er "dynamisch" und "mathematisch" nennt. "Dynamisch" ist Erhabenheit/Überwältigung durch Bewegung: z.B. bei einem Sturm, einer Lawine oder einer Flut, oder modern interpretiert z.B. in einer Auto-Verfolgungsjagd. "Mathematisch" bezieht sich schlicht auf Größenverhältnisse: Ein Gebirge ist erhaben, weil es den Mensch, der davor steht, zum Zwerg macht.

Im Blockbusterkino werden diese Register immer wieder gezogen: King Kong und Godzilla z.B. sind "mathematisch" erhaben, weil sie Wolkenkratzer-artige Giganten sind, und sie werden "dynamisch" erhaben, wenn sie durch Städte marodieren und diese Wolkenkratzer zerstören.

Was Bay mit seiner Hyperkinetik und seinem Gigantismus macht, ist, soviel mögliche Register des Erhabenen gleichzeitig zu ziehen, und zwar in einer und derselben Einstellung als verschiedene Bildebenen. Das ist, platt ausgedrückt, nichts anderes als eine Achterbahnfahrt (bei der ja auch "dynamisch" und "mathematisch" Erhabenes addiert wird) mit allen verfügbaren Gestaltungsmitteln des Kinos.

Was aber auch heisst, dass das Kino (in der stärkeren Konkurrenz zu anderen Medien) sich wieder zur reinen Jahrmarktattraktion zurückentwickelt.



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