Odysee ohne Happyend
Für kleinere Reportageaufträge arbeite ich in meiner Firma mit der Sony PMW-350. Ich habe die Kamera vor vier Jahren gekauft in der „K-Version“, also mit einem Fujinon-Objektiv.
Nun zu meiner Geschichte:
Ich stand also am 27. Februar um 01:00 Uhr morgens in einem Eisenbahntunnel und machte Aufnahmen von einer Gleisverlegemaschine im Auftrag der Schweizerischen Bundesbahn.
Als ich gegen Ende der Dreharbeiten ein weiteres Mal die Schärfe ziehen wollte, war aus dem Objektiv ein leises „Klack“ zu hören. Danach war es unmöglich die Schärfe zu ziehen. Es war, als hätte im Innern der Optik etwas ausgehängt, würde nicht mehr greifen, kurz, die Dreharbeiten wären beendet gewesen, hätte ich nicht noch die Canon Mark II im Auto gehabt.
Am nächsten Tag meldete ich mich bei Fujinon Schweiz. Schliesslich steht da ja gross „Fujinon“ auf dem Objektiv.
Bei Fujinon erklärte man mir, dass Sony diese Objektive zwar bei Fujinon bezogen hätte, dann aber mit der (von mir nie benutzten) Autofocusmöglichkeit erweitert habe. Deshalb sei Fujinon nicht mehr für diese Objektive verantwortlich. Ich solle zu einem Sony Händler gehen. Nun, auch das leuchtete ein.
Ich gab also die Linse bei einem Fachgeschäft für Professionelle Videotechnik ab, ein offizieller Sony Händler.
Dieser Händler sendete die Optik ein zu der Firma Sertronics, welche schweizweit Reparaturaufträge für Sonyequipment durchführt.
Nach drei Wochen wurde mir mitgeteilt, dass für diese Optik in der Schweiz keine Ersatzteile verfügbar wären, ich solle mich doch direkt bei Sony melden. Etwas ratlos verliess ich den Laden. Keine Ersatzteile für eine Optik welche noch heute mit der PMW-400 verkauft wird?
Direkt bei Sony? Ich fand nicht mal eine Telefonnummer, wo ich mich bei Sony Schweiz hätte melden können. Die einzigen Telefonnummern, welche im Internet angezeigt wurden, führten zu Sony Europe. Auch gut. Schliesslich bin ich dort als Kunde registriert. Ich telefonierte, wurde einige Male weitergeleitet, schliesslich versprach man mir einen Rückruf. Tatsächlich rief mich dann eine Frau an, welche mir eine Fallnummer gab und versprach, sie würde Abklärungen bezüglich Reparaturmöglichkeiten machen und sich dann per Mail wieder bei mir melden. Einige Tage vergingen, schliesslich eine Mail von SOS Sony Europe. Mir wurde mitgeteilt, dass ich die Optik zwecks Reparatur zur Firma AVC nach Deutschland senden sollte. Super, endlich ein Lichtblick. Ich telefonierte mit AVC, wurde aufgefordert, die Linse nach Hamburg zu senden. Das machte ich. Gut verpackt, in einem Köfferchen, als Reparatur gekennzeichnet und mit Proformarechnungen bestückt, sendete ich das Objektiv mit einem Kurierdienst nach Deutschland, wo meine Sendung erstmal eine gute Woche in Köln beim deutschen Zoll hängenblieb. AVC musste zuerst bestätigen, dass sie eine Reparatursendeung aus der Schweiz erwarten würden. Mittlerweile hatte ich einen Ansprechpartner bei AVC Hamburg erhalten. Meine Optik steckte noch beim Zoll, als man mir dann bei AVC mitteilte, dass die Linse nicht nach Hamburg, sondern nach Berlin hätte geschickt werden müssen.
Als die Optik nun in Hamburg angekommen war, wurde sie netterweise von AVC an ihre Berliner Filiale weitergesendet. Hier ein Dankeschön an die Leute von AVC, sie haben sich mir gegenüber sehr zuvorkommend verhalten. Abermals verging eine Woche.
Dann am Telefon mit meinem neuen Ansprechpartner in Berlin, die Ernüchterung: Es gibt keine Ersatzteile für diese Optik. Wenn ein Schaden Auftritt, muss sie komplett erneuert werden, sprich die Alte landet auf dem Müll, der Kunde darf sich ein neues Objektiv kaufen. Ich erhielt einen Kostenvoranschlag für die gleiche Optik für 4’944.- Euro.
Mir stellen sich zu dieser Geschichte folgende Fragen:
• Sind vier Jahre Lebensdauer für eine Profioptik (klar nicht eine super teure, aber doch...) nicht etwas sehr kurz?
• Alle sprechen von Umweltschutz: Ist es wirklich sinnvoll, teures optisches Gerät nicht zu reparieren sondern zu entsorgen?
• Kann und will ich Sony weiterhin vertrauen? Werde ich jemals wieder eine Sonykamera samt Objektiv kaufen?
FAZIT:
Ich muss sagen, dass ich bin sehr enttäuscht von der Firma Sony bin und fühle mich als Kunde total im Regen stehen gelassen. Was ich hier erlebt habe, hat ja wohl gar nichts mit Kundendienst zu tun.