es läuft gerade ein offener wettbewerb zum thema "zeitlupe" bzw. einem gewissen herrn august musger, den man gemeinhin als erfinder des ersten dafür geeigneten geräts erachtet.
natürlich ist diese zuschreibung nicht ganz unproblematisch und sehr verkürzt, weil man ja kaum entscheiden kann, ob man so etwas wie "zeitlupe" nicht vielmehr bereits vor jenem zeitpunkt, an dem die bilder flüssig zu laufen begannen, ansetzten sollte? einfaches overcranking gabe es im übrigen auch schon bei den allerersten filmaufnahmen, wann immer ein kameramann ein bisserl zu schnell gekurbelt hat...
dem kollegen musger erschienen auf jeden fall die aufnahme- und projektionstechniken zu beginn des letzten jahrhundert noch recht ungenügend und verbesserungsbedürftig, weshalb er versucht hat, den ruckartigen filmtransport durch nachgeführten bildstandausgleich über prismenspiegel und kontinuierlichen filmtransport ohne dunkelphasen zu ersetzten. eigentlich müsste man ihn also fast eher dafür würdigen, dass er uns jenes projektionstechnik eröffnet hat, die sich in schneidetischen und lauffbildbetrachtern über hundert jahre hindurch bewähren sollte.
dass es damit aber auch möglich war, kameras zu bauen, die schon sehr früh aufnahmen mit bis zu 500 bildern pro sekunde erlaubt haben, ohne den film mechanisch zu zerstören, kann man fast als nebeneffekt betrachten. trotzdem wurde von seinen zeitgenossen gerade dieser aspekt immer besonders hervorgehoben und als seine zentrale leistung angesehen. eine gedenktafel an seinem geburtshaus im steirischen eisenerz erinnert daran.
genau an diesem ort ist nun auch der angesprochene künstlerische wettbewerb geknüpft. die vorgaben sind dabei relativ offen gehalten. es soll aber jedenfalls nicht ausschließlich nur um eine reflexion filmtechnischer leistungen gehen, sondern vor allem auch fragen der zeitwahnehmung im konkreten kontext dieses orts thematisiert werden.
eisenerz war nämlich einst ein blühende bergwerksstadt, die gewissermaßen das zentrum der österreichischen schwerindustrie gebildet hat, während es heute mit extremer abwanderung und massiven folgen der wirtschaftlichen veränderungen zu kämpfen hat. ein umfeld also, an dem die zeit wirklich einschneidende und unübersehbare spuren hinterlassen hat.
hier gibt's die konkreten infos zur wettbewerbsausschreibung:
http://www.eisenerz-art.at/?events=zeit ... n-eisenerz
https://www.museum-joanneum.at/kioer/we ... wettbewerb
vielleicht hat ja irgendwer unter euch eine überzeugende idee dazu!
zur einstimmung auch noch schnell ein winziger teaser von der pressekonferenz, der zumindest einige relevante aspekte dieser aufgabenstellung grob andeuten und thematisieren sollte:
also: nur mut!