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Wie man einen Dokumentarfilm organisiert



Kreativität, Drehbuch schreiben, Filmideen, Regie, und ähnliches
Antworten
KanonCanon
Beiträge: 27

Wie man einen Dokumentarfilm organisiert

Beitrag von KanonCanon »

Grüßt euch

ich mache mir die letzte Zeit ein paar Gedanken darüber, wie man aus verschiedensten Gesichtspunkten heraus eigentlich einen Dokumentarfilm organisiert/drehen kann.

Konkret ist mir dabei folgendes durch den Kopf gegangen:

1. Wenn ich eine Thematik habe, die mich interessiert und über die ich gerne einen Dokumentarfilm drehen möchte, sollte ich mich natürlich ausgiebig vorher mit dem Thema auseinander setzen, Recherche betreiben, Kontakte knüpfen, einen ungefähren roten Faden für den Protagonisten (o.Ä.) haben et cetera.

Habt ihr diesbezüglich irgendwelche Tipps, worauf man besonders achten sollte?

2. Mir gehen da verschiedene Thematiken durch den Schädel. Es reizt mich sehr eine Person in ihrem Alltag zu begleiten und ohne Sprecher, nur die Person selbst im Off zu Wort kommen zu lassen.

Ich bin davon überzeugt, dass man ein sehr vertrauensvolles Verhältnis zu einer solchen Person aufbauen muss, damit sie im Laufe der Drehtage die Kamera beginnt zu ignorieren, oder sich zumindest nicht mehr daran stört. Es soll praktisch ein ganz authentisches Verhalten der Person geschaffen werden und in meiner Hand liegt es dann, die wichtigen von den weniger wichtigen Dingen im Schnitt zu trennen.

Welche Gedanken habt ihr dazu?

3. Wie kann man finanziell zurecht kommen, wenn man einen eigenen Dokumentarfilm dreht?
Üblicherweise beauftragen ja beispielsweise Fernsehsender irgendwelche Produktionsfirmen. Da wird dann nach ausgiebiger Organisation ein Budget für die Filmemacher ausgegeben. Ist das richtig?

Wäre es aber auch denkbar eine Doku auf eigene Kosten zu produzieren und diese danach verschiedenen Fernsehsendern anzubieten, sodass diese letztlich die Doku ggf. "abkaufen" und senden?


Ich bin gespannt auf eure Antworten und freue mich über eine Sammlung verschiedenster Tipps über das dokumentarische Filmen.
Hätte wirklich mal Ambition einen Dokumentarfilm zu drehen, doch weiß noch nicht so recht wie man das am besten zu Ende denkt.

Ahoi!



Schleichmichel
Beiträge: 2221

Re: Wie man einen Dokumentarfilm organisiert

Beitrag von Schleichmichel »

1) ...also praktisch eine Anleitung zum Filmemachen?

2) Wenn es zum Inhalt passt und stimmig ist, ist es doch gut. Ich bevorzuge diesen Stil auch eher. Allwissende Off-Stimmen gibt es in jeder x-ten Doku.

3) ...siehe 1.

Tut mir leid, aber diese Fragen umfassen wirklich die meisten Details und Probleme, die beim Filmemachen so auftreten und die jeder jedesmal individuell Projektabhängig lösen muss.



WWJD
Beiträge: 448

Re: Wie man einen Dokumentarfilm organisiert

Beitrag von WWJD »

Dieselben Überlegungen hatten auch wir, ein Journalist und ich als Kameramann letztes Jahr.

Wir hatten den Eindruck über ein bestimmtes, aus unserer Sicht aktuelles Thema einen Beitrag realisieren zu wollen.
Wir sammelten, recherchierten nach Informationen, organisierten Interviews mit Fachleuten etc. und merkten eigentlich - hört sich jetzt blöde an, ist es auch - zu spät, dass uns ein wichtiges Element gefehlt hat: Das Drehbuch.

Also, das heisst im Klartext: Recherche etc. danach ein Drehbuch schreiben,
aus unserer Sicht - und auch aus Sicht erfahrener Berufskollegen - ein nicht ganz unwesentlicher Aspekt.

Du merkst schon beim Drehbuchaufbau, ob es eine interessante Story gibt oder nicht, auch wenn es sich "nur" um die Begleitung einer Person handelt, eine fesselnde Geschichte entwickelt sich in der Grundlage eines DB, vorausgesetzt, du hast die nötige Phantasie als Ressource.

Jack



Jalue
Beiträge: 1419

Re: Wie man einen Dokumentarfilm organisiert

Beitrag von Jalue »

Ich fasse deine Fragen mal zusammen:

"Erklärt mir bitte, wie man einen (Dokumentar-)Film macht".

Also es geht damit los, dass man lernt, sich im Rahmen der Anfangsrecherche Primärquellen zu erschließen, indem man in einer Bibliothek seiner Wahl oder bei Amazon die passenden Suchbegriffe eingibt. Auch der nette Buchhändler von umme Ecke hift dir sicher gerne und schlägt z.B. vor:

Schadt, Thomas, 'Das Gefühl des Augenblicks. Zur Dramaturgie des Dokumentarfilms', Bastei-Lübbe, Bergisch-Gladbach 2002

Wenn dann noch Fragen offen bleiben, besorgt man sich weitere Bücher zum Thema. Wenn [i]dann[/i] noch Fragen offen bleiben, wendet man sich vielleicht an ein Forum wie Slashcam und erhält mit ziemlicher Sicherheit auch konstruktive Antworten.



KanonCanon
Beiträge: 27

Re: Wie man einen Dokumentarfilm organisiert

Beitrag von KanonCanon »

In Ordnung. Ich versuche meine Fragen zu konkretisieren:

1. Habt ihr diesbezüglich irgendwelche Tipps, worauf man besonders achten sollte?
Nicht worauf man grundsätzlich achten sollte. Zum Beispiel die Kamera einschalten oder ähnliches.

2. Ich gebe zu, die können wir wohl eher streichen. Hauptsächlich würden mich hier Erfahrungen interessieren.

3. Die Frage war super gestellt.
Statt 20 Zeilen für Belehrungen zu tippen, hätte man mir auch versuchen können eine kurze Antwort zu Finanzierung zu geben. Ohne dass ich mir Literatur besorgen muss.

Danke an dich WWJD für die Antwort :)

Ich möchte keinen Unmut stiften. Gerade beim Lesen interpretiert man viel zu viel in den Wortlaut anderer hinein.
Falls der ein oder andere etwas von seiner Erfahrung im Doku Bereich weiter geben kann, würde ich mich und hoffentlich nachfolgende Leser, echt freuen.



didah
Beiträge: 975

Re: Wie man einen Dokumentarfilm organisiert

Beitrag von didah »

ich geh mal davon aus, dass du das teil dann auch verkaufen willst?

1) besonders musst darauf achten, dass du eine zielgruppe hast, die den film sehen will und einem sender vorschlaegst, der auch deine zielgruppe ansprechen will. und du brauchst einen grund, warum die zuseher jetzt nicht umschalten, die quote ist ned unwichtig :) sprich eine story, die interessant zum einen, unterhaltsam zum anderen ist.

2) ich dreh jetzt seit einiger zeit tv beitraege (wenn man so will mini docs) - ein besonderes verhaeltnis hab ich noch nie aufbauen muessen, auf dass die protas da mitmachen. hilft natuerlich, is aba ned umbedingt not

3) in der regel wird nach minuten abgerechnet. das buget steht somit vor der orgasnisation... wennst mehr kohle fuer den film brauchst, dann musss er laenger werden. zumindest is bei uns so, darum schnueren wir laenderpakete, aufdass wir nicht fuer nur einen film irgendwo hinfliegen - weil dann wuerden wir verlust einfahren

lg
mean people suck



MarcusWolschon
Beiträge: 137

Re: Wie man einen Dokumentarfilm organisiert

Beitrag von MarcusWolschon »

Jalue hat geschrieben:
Schadt, Thomas, 'Das Gefühl des Augenblicks. Zur Dramaturgie des Dokumentarfilms', Bastei-Lübbe, Bergisch-Gladbach 2002
Davon gab es auch eine Neu-Auflage 2011 und seit 2014 auch billiger als eBook.



740intercooler
Beiträge: 218

Re: Wie man einen Dokumentarfilm organisiert

Beitrag von 740intercooler »

Ich denke, dass du mit diesem Post nicht das finden wirst, was du eigentlich wissen musst, wenn du einen Dokumentarfilm machen möchtest.

Ich finde auch, Bücher sind da die erstbeste Empfehlung.

"Das Gefühl des Augenblicks" ist definitiv ein Muss.
Wirklich viele Bücher gibt es allerdings nicht auf dem deutschen Markt. Genauso wie es eben auch wenig "Markt" für den Dokumentarfilm gibt.

Mein zusätzlicher Tipp: "Werkstattberichte" vhttp://www.super-9.de/EN/Buch.html

Darüber hinaus empfehle ich Festivals wie z.B. ITFA Amsterdam, DOKFest München, oder DOK Leipzig. Wobei Leipzig und Amsterdam so genannte "A-Festivals" sind und zu den größten weltweit gehören.
Als Investition in deinen Film kann ich nur raten, hin zu gehen, viele Filme an zu sehen und sitzen zu bleiben. Viele der Filmemacher sind dort und stehen dem Publikum Rede und Antwort und erzählen von den Bedingungen wie ihr Film entstanden ist.

Die meisten erklären, dass sie davon alleine nicht leben können und, dass ihr Film nach langem Kampf und etwas Glück vielleicht ein Budget bekam, das 25 Drehtage beinhaltet, gedreht wurde aber eher 50 oder in nicht seltenen Fällen auch mal 100 Tage lang.
Manche Geschichten lassen sich vielleicht in 25 Tagen erzählen. Das sind dann aber eher Filme, die ähnlich wie Reportageformate, nur an der Oberfläche rumdümpeln.

Ein Dokfilmbudget in Deutschland setzt sich in der Regel durch eine Mehrfachfinanzierung aus Sendern und Förderungssanstalten zusammen. Wobei in den meisten Fällen der Sender zugesagt haben muss, also die Handvoll Redakteure in dem jeweiligen Haus, damit eine Förderung durch das Land zustande kommt. Gefördert wird da wo der Film spielt, oder produziert wird. Es können auch mehrere Förderanstalten und Sender zusammen einen Film finanzieren. Das passiert sogar häufig, da niemand alleine 150 Tausend gibt, was eine gängige Summe eines Dokumentarfilms ist. Zumindest ist es selten mehr.
Viele Filme die auf deutschen Festivals, in Programmkinos und letztlich evtl. noch nachts bei Arte oder 3Sat laufen, wurden jedoch weitaus günstiger produziert. Einige Filme in den wenigen TV-Slots sind immer wieder Abschlussarbeiten von den Filmschulen.

Einen Langfilm erst mal fertig zu machen und dann zu verkaufen ist eine beliebte und sehr naive Vorstellung bei vielen Filmemachern. Die Ankaufsummen von den Sendern sind allerdings absurd gering.

Die einfachste Lösung in der Branche Fuß zu fassen, ist eine Filmhochschule zu besuchen und mit einem Film ab zu gehen. Ohne den Stempel ist alles möglich, aber es wird weitaus steiniger sein.



dienstag_01
Beiträge: 13471

Re: Wie man einen Dokumentarfilm organisiert

Beitrag von dienstag_01 »

740intercooler hat geschrieben:Einen Langfilm erst mal fertig zu machen und dann zu verkaufen ist eine beliebte und sehr naive Vorstellung bei vielen Filmemachern. Die Ankaufsummen von den Sendern sind allerdings absurd gering.
Das ist richtig.
Hat zwar auch viele Vorteiel, Geld gehört aber nicht dazu ;)



Zedt
Beiträge: 98

Re: Wie man einen Dokumentarfilm organisiert

Beitrag von Zedt »

Hi zusammen,

unterschreibe was Intercooler zwei Beiträge oben so schreibt, wobei auch der "Stempel" überhaupt keine Garantie auf irgendwas ist:-)

Zu Deiner Frage 3: Ich hab 3 Filme selbst produziert, 2 davon als Studienarbeiten und danach Sender gefunden - allerdings tatsächlich für sehr überschaubares Geld verkauft. Aber natürlich freut man sich, seinen Film seiner Bestimmung, nämlich gesehen zu werden, zugeführt zu sehen. Es geht also, einen Namen kann man sich so auch machen, aber nachhaltig ist es definitiv nicht.

Ein Learning war auch, dass es sich für die richtige Idee, die man auch toll umsetzt, total auszahlt zu kämpfen - die Energie wird belohnt!

Alles Gute, hoffe das hilft a bissl,
Markus KM



KanonCanon
Beiträge: 27

Re: Wie man einen Dokumentarfilm organisiert

Beitrag von KanonCanon »

Hallo Jungs!
danke euch für die hilfreichen Postings.
Es hat mir geholfen meine Sicht auf dieses Thema etwas abzuändern und die Dinge ggf. neu anzugehen.

Beste Grüße :)



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