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Die ersten Kritiken zu The Revenant



Der Joker unter den Foren -- für alles, was mehrere Kategorien gleichzeitig betrifft, oder in keine paßt
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Skeptiker
Beiträge: 5874

Re: Die ersten Kritiken zu The Revenant

Beitrag von Skeptiker »

DWUA hat geschrieben:
Skeptiker hat geschrieben:
Aber Inarritu (mit 'Revenant') und CDF gemeinsam ist das Thema "Mensch und Natur".
WOW !
Vielen Dank!
Tja, manchmal sieht man vor lauter Bäumen den Wald nicht mehr!

Übrigens kam das Motiv "Verlorener, winziger Mensch in 'unendlicher' Umgebung" auch in Ridley Scotts Marsianer (ebenfalls im Oscarwettbewerb) immer wieder vor: Statt in der Schneewüste in der roten Steinwüste.
Frank B. hat geschrieben: ... Dabei ist klar, dass man immer nur die Dinge sehen kann, die man kennt, die in einem eine Reaktion auslösen, weil sie auf einen Erfahrungs- oder Erkenntnishintergrund treffen. ....
Ich bin mir nicht sicher, ob das stimmt.
Dann hätte man beim ersten Sehen also gar keinen Erkenntnisgewinn, gar keinen Aha-Effekt?
Es sind auch vorher schon während des individuellen Lebens Engramme ins Gedächtnis geschrieben worden.
Kommt hinzu die Frage, was wir als evolutive Mitbringsel bereits an Gedächtnisinhalten dabeihaben. Oder sind wir bei der Geburt absolut unbeschriebene Blätter?



Funless
Beiträge: 5484

Re: Die ersten Kritiken zu The Revenant

Beitrag von Funless »

Skeptiker hat geschrieben:Oder sind wir bei der Geburt absolut unbeschriebene Blätter?
Abgesehen von unserem instinktgesteuertem Nahrungsbedürfnis und den automatisierten Prozessen des Stoffwechsels in unserem Körper ... Ja sind wir!
Funless has spoken!

No Cenobites were harmed during filming.



Frank B.
Beiträge: 9318

Re: Die ersten Kritiken zu The Revenant

Beitrag von Frank B. »

Skeptiker hat geschrieben:
Frank B. hat geschrieben: ... Dabei ist klar, dass man immer nur die Dinge sehen kann, die man kennt, die in einem eine Reaktion auslösen, weil sie auf einen Erfahrungs- oder Erkenntnishintergrund treffen. ....
Ich bin mir nicht sicher, ob das stimmt.
Dann hätte man beim ersten Sehen also gar keinen Erkenntnisgewinn, gar keinen Aha-Effekt?
Es sind auch vorher schon während des individuellen Lebens Engramme ins Gedächtnis geschrieben worden.
Kommt hinzu die Frage, was wir als evolutive Mitbringsel bereits an Gedächtnisinhalten dabeihaben. Oder sind wir bei der Geburt absolut unbeschriebene Blätter?

Naja, wir sind halt lernfähig. Ich weiß nicht, ob unser erstes Sehen einen Aha-Effekt auslöst. Wahrscheinlich nicht, denn wir können wahrscheinlich noch gar nicht einordnen und reflektieren, was Sehen ist und was wir da überhaupt sehen. Die Aha-Effekte setzen wahrscheinlich erst später ein, wenn wir im Stande sind, Dinge in Zusammenhänge zu bringen. Aber ich bin kein Psychologe. Ich muss mich auch nicht zu jedem Thema äußern. Oder wie Dieter Nuhr immer zu sagen pflegt: "Wenn man keine Ahnung hat, einfach mal die Fresse halten". Fällt mir nicht ganz leicht, aber es ist nicht die schlechteste Strategie. ;)



DWUA
Beiträge: 2126

Re: Die ersten Kritiken zu The Revenant

Beitrag von DWUA »

Funless hat geschrieben:
Skeptiker hat geschrieben:Oder sind wir bei der Geburt absolut unbeschriebene Blätter?
Abgesehen von unserem instinktgesteuertem Nahrungsbedürfnis und den automatisierten Prozessen des Stoffwechsels in unserem Körper ... Ja sind wir!
Wenn du genauer hinsiehst, bemerkst du, dass deine DNA
unverwechselbar/einzig ist...



DWUA
Beiträge: 2126

Re: Die ersten Kritiken zu The Revenant

Beitrag von DWUA »

Nix Neues?



Funless
Beiträge: 5484

Re: Die ersten Kritiken zu The Revenant

Beitrag von Funless »

DWUA hat geschrieben:
Funless hat geschrieben:
Skeptiker hat geschrieben:Oder sind wir bei der Geburt absolut unbeschriebene Blätter?
Abgesehen von unserem instinktgesteuertem Nahrungsbedürfnis und den automatisierten Prozessen des Stoffwechsels in unserem Körper ... Ja sind wir!
Wenn du genauer hinsiehst, bemerkst du, dass deine DNA
unverwechselbar/einzig ist...
Das bestreitet niemand und diese Tatsache beißt sich zudem auch nicht mit meinem Satz. Darüber hinaus habe ich Skeptikers Frage ja im psychologischen Kontext verstanden (wenn ich sein Posting genauer lese).
Funless has spoken!

No Cenobites were harmed during filming.



DeejayMD
Beiträge: 452

Re: Die ersten Kritiken zu The Revenant

Beitrag von DeejayMD »

"Wer den Gewalten der Natur ausgesetzt ist, muss zwangsläufig eine spirituelle Verbindung dazu aufbauen."

Ja, genau so ist es!

Zeus war für Blitze verantwortlich, Neptun für die Belange der Meere und Jesus für die Sünden der Menschen. Was für ein Bullshit! Jede heute existierende Religion ist nur Nachkomme der Naturreligionen, bzw. der Anbetung der Sonne. Religionen dienen der Menschheit, sich wieder wie Kleinkinder zu verhalten, die Augen vor der Realität zu verschließen und sich die Welt, die sie nicht verstehen (ich auch nicht) mit ausgedachten Fabelwesen zu füllen, damit sie dem Leben einen Sinn geben können. Auch die Angst vor dem Tod spielt da eine große Rolle. Niemand will sterben und niemand will sich damit abfinden, dass nach dem Sterbeprozess einfach alles vorbei ist. Nix Himmel, nix Hölle, nix 72 Jungfrauen, die man nach dem erfolgreichen Mord an Ungläugigen vögeln kann! Das nennt sich Realität!

Religionen hatten ihre Berechtigung, in längst vergangenen Zeiten, als die Menschheit zahlreicher wurde und enger zusammen rückte, mußten Regeln zum Zusammenleben erdacht werden. Diese Regeln beruhten auf Angst, Unwissenheit und Unterdrückung, zum Wohle der Oberschicht. Der strafende Gott mit seinem Jähzorn und der zu vermeidenden Hölle. Heute wird ein Großteil der Menschheit durch Geld unterdrückt, wenigstens etwas weltliches, aber damals einfach nur durch Schwachsinn und Rückständigkeit.

Hitler war für die Deutschen Jesus, ihre Religion, ihr Heilland. Wir sind die Herrenrasse, die Allwissenden. Genau so und nicht anders funktionieren alle Religionen. Mein Gott ist der einzig wahre, deiner ist Müll, Faschismus at it's best! Deswegen sind Religionen Gift für die Menschheit, so wie es der Nationalsozialismus ist und war. Der Kommunismus, mit seinem Massenmörder Stalin ist ebenso eine Art Religion, ein gottgleicher Wahnsinniger, den die Menschen zu ihrem Jesus gemacht haben.

Heutzutage gibt es Staaten mit Regierungen, die eigentlich die Götter ersetzen sollten mit ihren weltlichen Regeln, was sie auch tun, aber leider kann ein Großteil der Weltbevölkerung das Überbleibsel des Gotteswahns nicht ablegen. Das Steißbein ist auch so ein Überbleibsel der Evolution, welches heutzutage keinen Sinn ergibt, aber dennoch tragen wir alle eins. ;)

Man stelle sich nur mal eine Gesellschaft vor, welche noch nie etwas von irgendwelchen Göttern gehört hat. Und dann kommt jemand daher, faselt was von geteilten Meeren, einer Frau, die gut gevögelt hat, ihrem Mann dann aber erzählen mußte, dass das Kind ein göttliches sei und ohne Biologie entstanden ist, um die Ehe zu retten, der erzählt, dass ein ans Kreuz genageltes Folteropfer die Sünden der Menschheit an sich nimmt und dieser Mist dann von Milliarden geglaubt wird, dass man durch die Tötung Ungläubiger einen Gang-Bang im Himmel zu erwarten hat usw...
Was macht man mit so einem Verwirrten? Genau, man steckt ihn in die Gummizelle, dort hin, wo alle Religionen hingehören!
Es ist wirklich nicht auszuhalten, wie absolut dämlich Menschen werden können, sobald übersinnlicher und kranker Scheiß in ihren Köpfen heran wachsen!

Religionen wurden lange genug toleriert. "Aber du mußt doch die religiösen Gefühle Anderer achten"?! Fuck that! Ich achte keine Kleinkinder, die sich Erwachsene schimpfen. Deutschland sollte sich ein Beispiel an Frankreich nehmen! Eine strickte und gesunde Trennung von Staat und Gotteswahn. Habe Hollande großen Respekt gezollt, als er zur kirchlichen Trauerfeier bezüglich der Opfer von Paris nicht erschienen ist. Dort herrscht nun mal Säkularität! Französische Kirchen, insbesondere in ländlichen Gebieten, kämpfen ums Überleben. Gut so! Null Unterstützung vom Staat, was über kurz oder lang dazu führen wird, dass der Glaube mit seinen perversen Bauten dort ausstirbt. So wie die Zechen des Kohleabbaus in Deutschland sterben. Kein Bedarf, keine Unterstützung, gleich Niedergang.
Religion ist heutzutage nichts anderes, als Tradition. Wird dir nur oft genug ein Märchen erzählt, glaubst du es am Ende sogar selbst.
Da lobe ich mir doch die mordenden Islamisten, die ihre Religion wirklich ausleben und den Mist wortwörtlich nehmen, und nicht wie die Weicheier des Christentums, die ihren Glauben nicht ernst nehmen, indem sie ständig an ihrem Glauben herumwurschteln, so wie es gerade in die momentane Zeit passt.

Ein kluger Mann, der all das auf den Punkt bringt, der aber wahrscheinlich demnächst von irgendwelchen Religioten ermordet wird, ist Richard Dawkins:



Und was uns Atheisten, bzw. Realisten noch von den schwachsinnigen, agressiven und zurückgebliebenen unterscheidet, ist die Tatsache, dass wir unseren Humor bewahren, egal wie dümmlich uns auch der Wind entgegen weht:



Und was hat das jetzt alles mit "The Revenant" zu tun? Absolut nichts, aber das Thema Religion scheint hier ja zu überwiegen. ;)

MfG,

MD
Kameras: Panasonic GH5 - Canon 70D - Canon 5D MK III - Inspire 1 - Mavic Pro

Objektive: Tokina 11-16mm - Voigtlander Nokton 25mm - Lumix 12-60mm - Canon 100mm 2,8L - Canon 16-35mm 4.0L - Samyang 24mm...

www.ideja-media.de - www.facebook.com/idejamedia



Axel
Beiträge: 16252

Re: Die ersten Kritiken zu The Revenant

Beitrag von Axel »

Frank B. hat geschrieben:Für mich ist es eben schon auch Glaube, wenn jemand eine irgendwie außer ihm gelegene Instanz zur Orientierung seines Lebens annimmt und diese für seine Entscheidungen einbezieht.
Annimmt ...
Die nächste *scheinbare* Haarspalterei. Es kann bedeuten, dass er eine ungenaue Vorstellung davon hat, dass es "mehr Dinge gibt" und sein Selbstbild mit einer Art Demut einerseits und einer Art Hoffnung andererseits korrigiert. Das würde ich als Spiritualität bezeichnen.

Es kann auch bedeuten, dass sein Geist, das heißt in diesem Kontext jetzt mal sein fragender Verstand, mit vorhandenen, in Tradition weitergegebenen Geschichten (verschiedene Varianten des Christentums, Judentums, Islam) zufrieden ist und der spirituelle Schmerz (ein Begriff aus der Sterbeforschung, den ich sehr schön finde) erstickt wird. Dass er einen verlogenen Trost, der ihm angeboten wird, annimmt und damit seine Ganzheit als Mensch aufgibt.
Frank B. hat geschrieben:Von daher lohnt es sich auch damit zu beschäftigen, was die Maler z.B. in ihren Bildern überhaupt mitteilen wollten. Das sind oft auch gar keine klar ausformulierte Gedanken. Es sind religiös verpackte Grundempfindungen des Menschen, wegen mir auch spirituelle Erfahrungen.
Überwiegend sind es m.E. gewissermaßen Märchenillustrationen. Wenn Inarritu oder Tarkowski ihre Bildwelt mit Versatzstücken aus ihren eigenen Kulturen versehen, ist das nur authentisch. Ich sehe allerdings keine religiös belehrende Moral, die man daraus ableiten könnte (wenn man's drauf anlegt kann man natürlich noch aus der Relativitätstheorie einen Gottesbeweis kneten) oder besser: sollte. Die religiöse, äh, Ikonografie (passt gut zum Rubljow) dient dazu, scheinbar banalen Geschichten eine spirituelle Tiefe zu geben.



Frank B.
Beiträge: 9318

Re: Die ersten Kritiken zu The Revenant

Beitrag von Frank B. »

So richtig weiß ich nicht, was ihr beiden jetzt von mir wollt. Ich betrachte es jetzt einfach mal als eure Meinungsäußerung zum Thema Glaube und Religion, zu der ihr euch hier offensichtlich nach meinen Beiträgen hier berufen gefühlt habt. Herzlich gern dürft ihr die Welt betrachten wie ihr das für richtig haltet. Warum sollte ich euch von irgendwas überzeugen wollen? Ich habe keinen missionarischen Drang in mir, Leuten etwas nahe zu bringen, was sie gar nicht haben wollen, ja nicht einmal verstehen wollen. Man kann sich hier noch zig Postings lang über Feinheiten streiten. Dazu habe ich aber keine Lust. Ich rege mich nur immer drüber auf, dass es einfach so vernagelte Leute gibt, die den anderen nicht so stehen lassen können, wie er ist.
Um auf den Revenant zurück zu kommen, da habe ich meine Sicht der Dinge versucht zu erklären. Betrachtet es einfach als ein kleines Mosaiksteinchen in der Vielfalt der Betrachtungsweisen. Vielleicht hilft euch das ein bisschen, damit klar zu kommen, dass es auch gläubige Menschen gibt, was auch immer ihr darunter verstehen mögt.



Axel
Beiträge: 16252

Re: Die ersten Kritiken zu The Revenant

Beitrag von Axel »

Frank B. hat geschrieben:So richtig weiß ich nicht, was ihr beiden jetzt von mir wollt.
Alles gut. Ich hab dich schon verstanden. Wir haben nur leicht unterschiedliche Vermutungen, was das Ausmaß der Bedeutung der religiösen Hintergründe in Revenant betrifft, ansonsten hast du mich überzeugt, dass es diese darin gibt. Okay?



Frank B.
Beiträge: 9318

Re: Die ersten Kritiken zu The Revenant

Beitrag von Frank B. »

Klar ist das ok für mich, Axel.
Du weißt ja auch, dass ich deine Beiträge grundsätzlich sehr schätze.
Ich hab es einfach nur manchmal satt, dass man immer in so ne Rechtfertigungsposition genötigt wird, wenn man religiöse, vor allem christliche Positionen einnimmt. Da hab ich einfach keine Lust (mehr) drauf.



Skeptiker
Beiträge: 5874

Re: Die ersten Kritiken zu The Revenant

Beitrag von Skeptiker »

Wenn ich noch einmal auf Caspar David Friedrich zurückkommen darf:

In Dresden steht offenbar ein Denkmal mit folgender Inschrift:

Bild



Zu Richard Dawkins: Wer eine Fundgrube sucht mit Argumenten für den Atheismus, der wird in Dawkins Buch "Der Gotteswahn" (The God Delusion, 2006) reichlich fündig. Ich muss allerdings gestehen, dass mich sein geradezu 'missionarischer' Atheismus etwas abschreckt.
Ich würde Dawkins-Interessierten (siehe DeejayMD's-Rundumschlag) eher seinen Klassiker "Das egoistische Gen" empfehlen. Zunächt aber mit den Grundlagen vertraut werden: Wie funktioniert Evolution genau (nach Theorie)? - Unterscheidung Soma (Körper) und Genom (Erbgut), wo setzt die E. an, was wird vererbt und wie?



Frank B.
Beiträge: 9318

Re: Die ersten Kritiken zu The Revenant

Beitrag von Frank B. »

@Skeptiker
Ich finde den Ausspruch von Friedrich richtig und wichtig. Eigentlich trifft diese Aussage auf jegliche Kunst zu. Sogar auf die Foto-/Videografie. In einem Künstler treffen handwerkliches Können, die innere und die äußere Welt aufeinander und werden zu einem kreativen Produkt/ Ereignis.
Wenn ich einen Künstler vertehen will, muss ich mich ein Stück weit mindestens auf seine innere Welt einlassen. Sie interpretiert die äußere. Ich muss diese innere Welt nicht teilen oder gut finden, aber wenn ich sie verstehe, verstehe ich den Künstler auch.
Heute hat man sehr oft mit sehr individuell geprägten Innenwelten der Künstler zu tun. Deren Kunstergebnisse bringen mir persönlich meist nicht viel. Ich verschließe mich vor ihnen. Jeder hat ja heute eine Botschaft, von der er meint, sie sei ganz wichtig. Mir sind sie es nicht. Manchmal aber, durch irgenwas ausgelöst, finde ich mich darin wieder. Dann finde ich einen Zugang zu dem jeweiligen Kunstwerk. Nur, wenn ich mich in etwas wiederfinde, beginnt es für mich eine wichtige Aussage zu entwickeln.
Will nochmal meine Gedanken etwas kreisen lassen darüber, warum mir die religiöse Kunst so wichtig ist und die Religion selbst.
Die christliche-jüdisch-griechisch geprägte Religion war einst die größte gemeinsame Basis in der Kunst und Kultur unserer Vorfahren. Im Grunde ließen sich dort alle möglichen Regungen und Empfindungen der Menschen wiederfinden und hineinlegen. Es gibt nahezu keinen Gedanken, den man in der (christlichen) Religion nicht angesprochen findet oder mit christlichen Motiven nicht beschreiben könnte. Sicher trifft das auch auf andere Religionen zu aber mit denen kenne ich mich weniger aus.
Die gemeinsame Religion war/ist sozusagen eine zusätzliche Sprache, die viele unterschiedliche Kulturen und Völker miteinander verband, auch wenn sie verfeindet waren. Man konnte immer auf sie zurückgreifen, wenn man etwas zum Ausdruck bringen wollte.
Das ist heute nicht mehr so. Viele religiöse Motive in der Kunst müssen permanent übersetzt werden, weil die Sprache nicht mehr verstanden wird. Deshalb bleiben die Themen aber trotzdem religiös. Die Fragen, woher ich komme, wohin ich gehe, was das alles dazwischen soll, was wichtig ist zu erreichen, was tröstet mich...sind alles religiöse Fragen. Die muss nun jeder für sich beantworten, wenn er nicht auf Religion zurück greifen will und wird dann trotzdem religiös.
Ich finde es eben sehr interessant, sich mit Religion zu beschäftigen. Auch in der Kunst. Wie haben die vor mir die Welt interpretiert und worin finde ich mich wieder? Was würde ich vielleicht heute anders formulieren? Dennoch sind viele Dinge im Menschen über Jahrhunderte gleich geblieben. Wir sind mit Hilfe der Kunst und der Religion in der Lage uns mit Menschen zu "verständigen", die vor mehreren Jahrtausenden gelebt haben. Man überlege sich doch mal, was man sich z.B. mit seiner Ururgroßmutter, die vielleicht um 1850 gelebt hat unterhalten mag, wenn diese plötzlich in unsere heutige Zeit käme. Die Menschen würden einen Kulturschock bekommen, wenn sie heute mit uns leben müssten mit ihrem Erlebnishorizont. Sie würden gar nicht begreifen, was hier geschieht und wir wüssten nicht, was wir mit ihnen anstellen sollten. Und das ist gerade mal etwas mehr als 150 Jahre her. Wenn ich die Bibel aufschlage, lese ich Texte, die z.T. 2000 Jahre alt sind. Und siehe da, ganz viele Probleme, die die damals hatten, habe ich heute immer noch. Und ich habe den gleichen Trost wie sie. Sie sind meine älteren Geschwister im Glauben. Und über Jahrhunderte und Jahrtausende hinweg wurden diese Texte gelesen und interpretiert und bearbeitet. Bilder sind darüber gemalt worden, in Musik sind sie geschrieben worden.
So bin ich verbunden mit Generationen von Menschen, die vor mir gelebt haben und ich werde verbunden sein mit Generationen von Menschen, die nach mir leben werden. Find ich jedenfalls toll den Gedanken. ;)
Ich verstehe die Menschen aber nur, weil ich ihre Bilder gelernt habe zu verstehen, die sie mir vor Augen gemalt haben.
Diese Jahrtausende vor uns haben unser Denken so stark geprägt, dass wir da nicht mehr heraus kommen. Selbst wenn jemand meint ganz antireligiös zu sein, er tickt in ähnlichen Strukturen, wie sie uns alle geprägt haben. Er kommt auch nicht umhin, sich irgendwie eine eigene Religion zu bauen, denn ohne sie geht er kaputt.

Bitte nicht immer kaputtdiskutieren. Einfach mal so stehen lassen. ;)
Kann jeder ganz anders sehen. Es ist nur meine Innenwelt, an der ich euch ein bisschen teilhaben lies.



cantsin
Beiträge: 14145

Re: Die ersten Kritiken zu The Revenant

Beitrag von cantsin »

Starshine Pictures hat geschrieben:
Geht es nur mir so? Tarkowskis Bilder sehen aus wie gemalt. Assoziationen wie Caspar David Friedrich oder William Turner liegen in der Tat nahe. Sie haben eine unglaubliche Intensität von Farben und Komposition. Während die "Revenant"-Bilder wie gelackte Hochglanzfotografie aussehen - kunstgewerblich.

(Und nein, das liegt nicht nur am analogem versus digitalem Filmlook.)



DWUA
Beiträge: 2126

Re: Die ersten Kritiken zu The Revenant

Beitrag von DWUA »

cantsin hat geschrieben: [Geht es nur mir so? Tarkowskis Bilder sehen aus wie gemalt...]
[... Während die "Revenant"-Bilder wie gelackte Hochglanzfotografie aussehen - kunstgewerblich...]
"Wie gemalt"?
Das liegt zunächst an den "altmeisterlichen" Kompositionsregeln, die bestimmend waren (sind) innerhalb der Abmessungen eines Rahmens,
der halt irgendwo hinpassen musste; auf den Altar/im Salon.
Als Tafelbild; Seitenverhältnis Höhe/Breite. Insofern besteht hier keine Vergleichsmöglichkeit. Zu "ungleich".

Kalt-Warm-Kontrast.
Fällt bei der direkten Gegenüberstellung natürlich sofort auf.
"Wie gemalt" ist bei diesen Filmvergleichen obsolet.
Warme Sepiatönung einer grünlich-bläulich gehaltenen Farbigkeit, die Eiseskälte symbolisieren soll, gegenüberzustellen reicht dazu nicht aus.

Farbpsychologie.
Wissenschaftlich nachgewiesen ist die unterschiedliche Reaktion des menschlichen Organismus auf unterschiedlich farbiges Licht.
Würde hier zu weit führen.

Zeitfaktor.
Naja, kann man, wenn man will, als filmgeschichtliches Rührei servieren.
Bin schon dankbar, wenn nicht Giotto und CDF ins Kino geschleust werden,
um mit Leo und seinem Oscar (Oskar Matzerath) die Kellertreppe runter (äh rauf) absichtich auf den Kopf zu fallen,
um ab dann nie mehr wachsen zu müssen...

;)))



Starshine Pictures
Beiträge: 2658

Re: Die ersten Kritiken zu The Revenant

Beitrag von Starshine Pictures »

no comment






Grüsse, Stephan von Starshine Pictures
*Aktuell in Vaterschaftspause*



Valentino
Beiträge: 4821

Re: Die ersten Kritiken zu The Revenant

Beitrag von Valentino »

Glaube die Doku wurde schon mal hier oder in einem separaten Beitrag gepostet.

Auch wenn ein paar MakingOf Aufnahmen dabei sind, geht es in der Doku eher um die Ureinwohner von Amerika.

Habe mir die Doku ganz angeschaut und sehe immer nur eine Alexa-M(Nicht Mini) mit einem 14mm MasterPrime und eigentlich nie eine Alexa65.
Wenn man dazu noch bedenkt, das bei "The Revenant" schon 2014 die erste Klappe gefallen ist und der Dreh mangels Schnee abgebrochen und nach Ushaia verlegt worden ist, sollte schnell klar sein, das der Film wahrscheinlich nur 5 bis 10 Prozent an Alex65 Footage enthält.

Im MakingOf sieht man auch ganz gut das die meisten Aufnahmen wirklich auch der Hand gedreht worden sind und das ist mit einer Alexa65 beim besten Willen ohne Rig nicht möglich.

Jetzt muss ich selber zugeben, das ich das im Kino im vorderen Drittel auf einer 17m breiten Leinwand und lichtstarken 4k Projektion beim besten Willen nicht erkannt habe.
Was wiederum bedeutet, das sich das 3,2k ARRI RAW Material sehr gut mit anderem 4k Material unterschneiden lässt und man keinen Unterschied mehr sieht.



Skeptiker
Beiträge: 5874

Re: Die ersten Kritiken zu The Revenant

Beitrag von Skeptiker »

Auf dpreview.com gibt's ein Interview mit Revenant-Kameramann Lubezki:

"Digital gave me something I could never have done on film."

Muss es selbst noch genauer lesen ...

http://www.dpreview.com/interviews/4663 ... el-lubezki



maxx miliano
Beiträge: 187

Re: Die ersten Kritiken zu The Revenant

Beitrag von maxx miliano »

Und da is es wieder!

"Bildbeleckung.." Tarkovski / Stalka der hat extrem, sehr viel Zeit verbraucht.
Und der rest von Bildkomposition hast von den alten Meistern bis heute vorgelegt.
Damit beschäftigen :)
Finds lustig, dass einige wh im Kino aufstehen nach vor gehen, und anfangen die
Pixxerl durch zu zählen... wen denen das in / nicht in den Kram passt, dann wird
über den Bund der Hose des DOP an der Arschkante gerätselt, wenn es das net
ist ist der böse böse Baum im Hintergrund schuld.... se german Labernaski.... :)



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