Geschäftliche Aspekte der Filmproduktion Forum



Preise für Vorarbeit?



Filmen als Beruf: Hier geht´s um Themen wie: Tarifliches, Kundenkommunikation, Abnahmen und wieviel man für bestimmte Aufträge verlangen kann
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KanonCanon
Beiträge: 27

Preise für Vorarbeit?

Beitrag von KanonCanon »

Moin Moin

ich frage mich gerade wie meine Kollegen einem Kunden die Vorarbeit (Recherche, kreative Ideenfindung, Durchplanung des Drehs,...) in Rechnung stellen.

Gehen wir mal so vor: Es gibt einen Tagessatz für Dreharbeiten und einen Tagessatz für die Post. Ist es jetzt unverhältnismäßig für einen Arbeitstag Planungs- bzw. Vorabarbeit dem Kunden einen Tag für den Post Preis zu berechnen?

Man muss ja auch damit rechnen dass es nicht zum Auftrag kommt weil die Ideen Müll sind. Dann hat man umsonst gearbeitet.

Konkret bewegt sich unser Beispiel bei einem Stundensatz von 50-70 Euro. Da kommen alle Abzüge hinzu und das Equipment ist mit drin.
Welches natürlich streng genommen bei der Denkphase weg fällt.

Ich möchte erst mal gar nicht so viel ins Detail gehen, sondern mehr einen Anstoß geben.

Hier und da wird es wohl auch so gemacht für diese Vorarb Arbeit gar nichts zu berechnen (wenn sie sich vom Aufwand her im Rahmen hält). Falls der Kunde dann auf keinen grünen Zweig mit den Vorschlägen kommt, hat man halt Mist gebaut und für Lau gearbeitet.
Auch nicht das wahre natürlich.

Gruß an euch



Pianist
Beiträge: 8403

Re: Preise für Vorarbeit?

Beitrag von Pianist »

Du hast da echt eine sehr gute Frage gestellt. Die wird man zwar so pauschal nicht beantworten können, aber ich gebe mal ein paar Anstöße: Wenn es sich um einen neuen Interessenten handelt, wo man überhaupt nicht einschätzen kann, ob man den Auftrag bekommt, würde ich versuchen, den Vorab-Aufwand so gering wie möglich zu halten. Da sollte es reichen, sich im Rahmen eines Telefonates so weit zu informieren, dass man den Aufwand abschätzen und ein Angebot abgeben kann.

Je mehr schon vorab kreative Ideen gefragt sind, um vielleicht den Auftrag zu bekommen, um so mehr muss man sich eben fragen: Bis zu welchem Punkt ist es sinnvoll, in ein gewisses Risiko zu gehen? Wenn man weiß, dass man aus irgendwelchen Gründen relativ gute Chancen hat, den Auftrag zu bekommen, und der Auftrag dann auch vom Volumen her sehr ordentlich ist, dann kann man sicher eher ein wenig mehr Vorarbeit leisten, als wenn man weiß, dass man einer von vielen ist und am Ende eh nicht viel rüberkommt.

Mir ist es immer am liebsten, wenn der Auftraggeber mir in zwei Sätzen sagt, was er haben möchte. Dann bekommt er ein Angebot, ich kriege einen Auftrag und setze das dann zu seiner großen Zufriedenheit um. Schließlich bin ich Filmer und keine PR- oder Werbeagentur, die erst mal eine halbe Kampagne entwickeln muss, um vielleicht mal einen Auftrag zu kriegen.

Also Mischkalkulation: Hin und wieder ein wenig kostenlose Vorarbeit, so lange das Missverhältnis zwischen erhaltenen und nicht erhaltenen Aufträgen nicht zu groß wird. Wenn es sich aber um komplexe Projekte handelt, wo der Film nur ein kleiner Teil ist, dann freue ich mich, wenn es dafür eine Agentur gibt, welche mich erst dann ins Boot holt, wenn alles geklärt ist und feststeht, was zu tun ist.

Übrigens: Denke bei Kalkulationen nicht nur an Vor- und Nachbereitung, sondern zum Beispiel auch an Reisezeit. Inzwischen habe ich so ziemlich durchgesetzt, dass Reisezeit gleich Arbeitszeit ist, weil ich in dieser Zeit ja nichts anderes machen kann. Wenn also jemand unbedingt möchte, dass ich zu einem kurzen Termin quer durch Deutschland fahre, muss er dafür eben zwei volle Drehtage bezahlen, auch wenn der eigentliche Einsatz nur zwei Stunden dauert. Er wird schon wissen, warum er keinen anderen Realisator vor Ort nimmt, der die kürzere Anfahrt hat...

Es sind also ganz viele Dinge zu beachten, und Du musst individuell entscheiden, wie Du Dich verhältst. Ich habe überwiegend langjährige Auftraggeber, bei denen ich genau weiß, wie die Zusammenarbeit läuft.

Wenn man den Eindruck hat, dass es bei einem geplanten Projekt Probleme geben kann, dann darf man auch ruhig mal eine Anfrage ablehnen, oder zumindest das Angebot so teuer machen, dass es sich immer noch lohnt, selbst wenn es schlecht läuft.

Alles reine Erfahrungssache...

Matthias
Filmemacher für besondere Aufgaben



gekkonier
Beiträge: 504

Re: Preise für Vorarbeit?

Beitrag von gekkonier »

Umfangreiche Konzeption gehört bezahlt, ganz klar!
Oft ist auch das Problem dass man sich was überlegt, ein Filmkonzept vorlegt, und der vermeindliche Neukunde dann mit dem Konzept hausieren geht um einen besseren Preis zu bekommen. Alles schon gehabt. Ist dann mühsam mit den Rechtsanwälten und so.

Es kommt bei dem Thema glaub ich auf die Menschenkenntnis an - man will ja nicht jeden gleich als schwarzes Schaf darstellen...



TonBild
Beiträge: 2070

Re: Preise für Vorarbeit?

Beitrag von TonBild »

KanonCanon hat geschrieben: Konkret bewegt sich unser Beispiel bei einem Stundensatz von 50-70 Euro. Da kommen alle Abzüge hinzu und das Equipment ist mit drin.
Welches natürlich streng genommen bei der Denkphase weg fällt.
Hier
http://www.aspekteins.com/kosten-preise-imagefilm/
werden für einen Denk-Tag 300 bis 500 Euro in Rechnung gestellt:

"Zu einem solidem Fundament Ihres Imagefilms gehört eine gute Recherche. Je nach Aufwand und bereits vorhandenen Informationen fallen jeweils Tagessätze von ca. 300 bis 500 Euro an."



Jalue
Beiträge: 1412

Re: Preise für Vorarbeit?

Beitrag von Jalue »

Bei Firmenvideos kalkuliere ich die Konzepterstellung mit, wobei der Aufwand natürlich in Relation zum Endprodukt stehen muss. So kann ich z.B. schlecht für einen kleinen Imagefilm mit einem Drehtag zwei Tage für Recherche und Drehbucherstellung kalkulieren, denn Branchenfremden ist das kaum zu vermitteln, selbst wenn es nötig sein sollte. Allerdings gibt es ja noch die Möglichkeit, die Kosten zu splitten und in verschiedenen Kalkulationsbereichen 'zu vesenken' (Allgemeine Kosten, Reisekosten, Handlungskosten...), da ist eben etwas Phantasie gefragt ;-)

Gekniffen ist man natürlich, wenn der Kunde mit einem festen Etat kommt, auch der Fall wurde hier schon mehrfach diskutiert. Solche 'Friss oder stirb'-Angebote behandele ich entsprechend: Keinesfalls gleich zu- oder absagen, sondern nüchtern gegenrechnen und dann konsequent entscheiden. Gilt auch für journalistischen Aufträge, fallen die doch grundsätzlich in die 'Friss oder stirb'- Kategorie, obwohl oft am rechercheintensivsten.



srone
Beiträge: 10474

Re: Preise für Vorarbeit?

Beitrag von srone »

Jalue hat geschrieben:Gekniffen ist man natürlich, wenn der Kunde mit einem festen Etat kommt, auch der Fall wurde hier schon mehrfach diskutiert. Solche 'Friss oder stirb'-Angebote behandele ich entsprechend: Keinesfalls gleich zu- oder absagen, sondern nüchtern gegenrechnen und dann konsequent entscheiden. Gilt auch für journalistischen Aufträge, fallen die doch grundsätzlich in die 'Friss oder stirb'- Kategorie, obwohl oft am rechercheintensivsten.
you get what you pay for würde ich dem entgegensetzen, was aber voraussetzt die eigene leistungsfähigkeit im kontext der kundenerwartung und des zeitbedarfs richtig einzuschätzen.

lg

srone
ten thousand posts later...



Jalue
Beiträge: 1412

Re: Preise für Vorarbeit?

Beitrag von Jalue »

Absolut, und mindestens einmal pro Jahr verschätze ich mich da auch, zumeist mit Blick auf den Zeitbedarf. 'Immer 30% mehr Zeit als erwartet kalkulieren.' Gilt für Navis ebenso wie für Filmvorhaben ;-)



srone
Beiträge: 10474

Re: Preise für Vorarbeit?

Beitrag von srone »

Jalue hat geschrieben:Absolut, und mindestens einmal pro Jahr verschätze ich mich da auch, zumeist mit Blick auf den Zeitbedarf. 'Immer 30% mehr Zeit als erwartet kalkulieren.' Gilt für Navis ebenso wie für Filmvorhaben ;-)
wenn man das immer macht, kommt es doch gut hin :-)

lg

srone
ten thousand posts later...



wolfgang
Beiträge: 6647

Re: Preise für Vorarbeit?

Beitrag von wolfgang »

Ich weiß nicht: die Frage ist doch eher, ob der Kunde bereit ist die Vorarbeiten zu bezahlen. Und wie umfangreich sie ausfallen müssen um einen Auftrag zu bekommen.
Lieben Gruß,
Wolfgang



Pianist
Beiträge: 8403

Re: Preise für Vorarbeit?

Beitrag von Pianist »

Das wird oft genug auch vergaberechtlich schwierig sein. Man darf offiziell erst mit der Ausführung beginnen, wenn man den Auftrag hat. Den bekommt man aber nur, wenn man eine gewisse Vorarbeit geleistet hat. Sauber wäre also eine zweistufige Lösung, wo Los 1 die inhaltliche Entwicklung und Los 2 die filmerische Realisierung beinhaltet. Aber ehrlich gesagt: Ich bin ein Gegner einer solchen Aufteilung, weil sie das Verfahren erheblich verkompliziert und eher größere Agenturen anstatt Filmer bevorzugt.

Ich realisiere jedenfalls sehr ungerne fertige Konzepte, außer wenn ich sie nach meinem Gutdünken an die tatsächlichen Verhältnisse anpassen darf.

Matthias
Filmemacher für besondere Aufgaben



soan
Beiträge: 1236

Re: Preise für Vorarbeit?

Beitrag von soan »

Ich habe einen Posten "Drehplanerstellung + Konzept" auf meinen Rechnungen, der beträgt bei Projekten mit mehreren Drehtagen 250,- bei "simplen" Imagefilmen. Bei kleineren Projekten nehm ich dafür nix extra, das geht locker in die Schnitt / Drehtage mit rein.

Bei größeren Projekten steht der Posten eigentlich nur auf der Rechnung um dem Kunden zu vermitteln "ja, auch das muss erledigt und bezahlt werden". Ist aber eigentlich nur der reine Bürokram der da zusammenkommt, die angemessene Bezahlung (je nach Projekt) hole ich über die Schnittage rein.



pixelschubser2006
Beiträge: 1696

Re: Preise für Vorarbeit?

Beitrag von pixelschubser2006 »

Was noch viel schlimmer ist: Du lieferst eine gute Idee und der Kunde ist trotzdem weg, womöglich weil der Wettbewerber ein paar Prozent billiger ist. Das kann immer mal passieren. Darum habe ich eine andere Strategie. Da ich noch keine kommerziellen Imagefilm-Projekte realisiert habe, kann ich nur von meinen Erfahrungen beim Webdesign berichten, aber das dürfte im Wesentlichen übertragbar sein.
Wenn es zu einem Kundenkontakt kommt, zeige ich dem Kunden Referenz-Arbeiten. Wenn dem Kunden das zusagt, erarbeite ich ein grobes Konzept, in dem ungefähr der Umfang der Arbeiten abgesteckt wird. Wenn der Kunde mit meinen Konditionen einverstanden ist, gibt es einen Vorentwurf. Gefällt der dem Kunden, wird der Auftrag festgezurrt.
Klar, auch da gibt es Lücken im System, aber gewisse Risiken hat´s immer. Wenn man dem Kunden etwas anbietet, was ihm passt, klappt´s in der Regel auch. Ich bin mit dieser Richtschnur immer ganz gut gefahren.



soan
Beiträge: 1236

Re: Preise für Vorarbeit?

Beitrag von soan »

Jo, gibts auch. Hab mal ein Exposé in Vorarbeit erstellt, Kunde zeigte sich interessiert, Gespräche verliefen gut. Das Exposé hat auch schon Planungen für Schnitt etc enthalten. Auftrag kam nicht zu stande, wohl zu teuer. Kunde hat nun trotzdem Film...dieser entspricht ziemlich meinen Vorgaben.

Zufall? Man lernt nie aus. War ein namentlich großer Reiseanbieter, also nix von um die Ecke :-)



pixelschubser2006
Beiträge: 1696

Re: Preise für Vorarbeit?

Beitrag von pixelschubser2006 »

Tja, Ideenklau gibt´s überall. Nicht nur in der Medienbranche. Mit meiner Taktik konnte ich das Risiko minimieren, aber komplett ausblenden leider auch nicht. Geärgert habe ich mich allerdings mal vor rd. 10 Jahren. Da habe ich im Eilverfahren eine Website für ein Kneipenfestival aus dem Boden gestampft und gute Kritiken dafür bekommen. War auch eine Quasi-Ruck-Zuck-Aktion und gemessen an den Arbeitsstunden war die Bezahlung ok. Obwohl man sich damit durchaus 3x solange hätte aufhalten können. Bei der Folgeveranstaltung hat jemand anderes dann meine Website kopiert. Da fällt einem nix mehr an. Aktuell ist der Veranstalter, dem ich aus persönlicher Sympathie vieles durchgehen lasse, mal wieder pleite und braucht mich. Nun nehme ich ihn in die Zange. Zumindest sobald er wieder bezahlte Aufträge zu vergeben hat...



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