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Victoria - 140 Minuten in einem Take!



Hinweise auf interessante Clips im Netz sowie Filme im Fernsehen und Kino (inkl. Dokus übers Filmemachen)
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Axel
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Victoria - 140 Minuten in einem Take!

Beitrag von Axel »

Deutscher Film von Sebastian Schipper ("Absolute Giganten"), seit 11. Juni im Kino, also Beginn dritte Woche. Lief in drei Kinos in der Stadt, mittelgroßes Arthouse-Kino war in der 21-Uhr Vorstellung mehr als halbvoll, was nicht schlecht ist.

Kurz skizzierte Handlung, ohne Spoiler: Victoria trifft in einem Club auf vier Berliner Proleten, flirtet ein bisschen mit einem von ihnen, und als einer der Jungs wegen Vollrauschs bei einem ominösen "Job" passen muss, springt sie spontan ein. Ihr wird erzählt, sie müsse nur fahren. Allerdings ein geklautes Fluchtfahrzeug bei einem Bankraub. Der geht gründlich in die Hose.

Die Kritiken feiern den Film als eine Art deutschen Kinofrühling. Mit Superlativen wird nicht gegeizt. Im Vorfeld, ja sogar quasi als Untertitel, erfährt man, dass der Film in einem einzigen Take gedreht wurde, also in Echtzeit.
iasi hat geschrieben:Victoria?
"Der Film wurde in einer einzigen Kameraeinstellung durchgedreht. Er basiert auf einem zwölfseitigen Drehbuch. Viele Dialoge und Szenen sind improvisiert."

Also so innovativ und neu klingt das nicht.
Auf irgendeiner Filmfan-Seite wurden dann auch die üblichen Vergleiche angestellt. Russian Ark, Birdman, Children of Men, The Rope. Von Cocktail für eine Leiche sagte sogar Hitchcock selbst, dass ein Film ohne Schnitte nicht gut funktioniere (der Film wirkt noch am ehesten wie ein Theaterstück). Russian Ark ist dramaturgisch so inkonsequent, dass er ebenfalls nicht funktioniert und einfach nur langweilig ist.

In Viktoria kommen wir gar nicht in den zweifelhaften Genuss einer "Plansequenz", der Kameramann hetzt ständig den Darstellern hinterher, schwenkt hier, schwenkt dort. Er selbst nannte es in einem Interview "Dokumentarfilm-Stil", und das trifft die Sache. Es ist nicht störend, dass es keine Schnitte gibt. Aber mehr als alles andere erinnert der Film an Godards "Außer Atem". Nouvelle vague, direct cinema, deswegen ist der Film nicht so innovativ (denn Außer Atem ist 55 Jahre alt!), im Ganzen finde ich, dass der One-Take hier mehr Berechtigung hat als in irgendeinem der Plansequenzen-Filme, wo es überwiegend (Cuarón nehme ich da aus) ein Mätzchen ist.
Jensli hat geschrieben:
Axel hat geschrieben: und zwar mit der C300,
Eigentlich ein Grund für mich, mir diesen Film nicht anzusehen. ;-)
Der Kameramann hat durchaus Außergewöhnliches geleistet. Der Film beginnt in Unschärfe, Disko-Stroboskope blitzen zum House-Beat. Nebenbei bemerkt ohne die für Rolling Shutter typischen zerrissenen Frames, ich fragte mich wie. Dann, sehr langsam und hypnotisch, nähert sich die Kamera der Hauptdarstellerin und der Schärfe. Immer wieder fand der Kameramann die genau richtige Perspektive. Ungünstig für mich, dass die Positionswechsel mit der reinen Handkamera oft ziemlich verwackelt waren. Der Film ist in Scope, ich saß Reihe vier, und nach einer Weile wurde mir ein bisschen übel.

Das Lowlight war anfangs gut, wenn Dunkelheit rauschte, dann filmkornähnlich. Die (Haut-)Farben waren auch noch bei Schwachlicht annehmbar, klare Stärke dieser Kamera. In der letzten halben Stunde waren dunkle Partien mit einem starren Rauschmuster "überblendet", ich tippe mal, dass nach fast zwei Stunden der Sensor zu heiß geworden war.

Alle Achtung vor den Leistungen aller Beteiligten, die Technik ist gut, die Schauspieler werfen sich in's Zeug.

Ihr spürt vielleicht meinen mangelnden Enthusiasmus? Mich persönlich hat der Film nicht sehr mitgerissen. Es gab ein paar magische Momente. Und bei vier, fünf besonders emotionalen Szenen drehte Schipper den O-Ton weg und legte Musik darüber! Wie ein Hochzeitsfilmer!

Vielleicht, um gar nicht erst in die Verlegenheit zu kommen, mit langweiliger deutscher Alltagssprache das zahlende Publikum zu verprellen, versteht Victoria als Spanierin kein Deutsch, also wird abwechselnd in schlechtem Englisch (mit deutschen Untertitel in Hochsprache) und, wenn Victoria nichts mitkriegen soll, in schnellem Berlinerisch kommuniziert. Schon irgendwie innovativ. Was soll man sagen? Erneut: Alle Achtung!

Alles in allem keine vertane Zeit, aber um das deutsche Kino nachhaltig aufzurütteln braucht es m.E. mehr als ein ehrbares Experiment.
iasi hat geschrieben:Sehr gehaltvoll scheint er auch nicht zu sein, denn es wird immer vom Dreh in einer Einstellung gesprochen, aber eigentlich nicht über die Handlung oder das Thema.
Kann man so wirklich nicht sagen. Ein Banküberfall ist eigentlich ein idealer Aufhänger, um dem Medium die Botschaft zu überlassen. Und es gibt anrührende - vor allem anrührend gespielte - Szenen.



TaoTao
Beiträge: 839

Re: Victoria - 140 Minuten in einem Take!

Beitrag von TaoTao »

Mich würde interessieren ob es auch einen Abbruch gab oder ob es tatsächlich nur eine Aufnahme gab. Wenn nach 120 Minuten der Kameramann auf einer Bananenschale ausrutscht ist das sicher ärgerlich.



beiti
Beiträge: 5151

Re: Victoria - 140 Minuten in einem Take!

Beitrag von beiti »

Axel hat geschrieben: Die Kritiken feiern den Film als eine Art deutschen Kinofrühling. [...]

Ihr spürt vielleicht meinen mangelnden Enthusiasmus? Mich persönlich hat der Film nicht sehr mitgerissen.
Geht mir leider so ähnlich.

Ich habe großen Respekt vor der logistischen Leistung, so ein Projekt auf die Beine zu stellen. Aber wenn ich mir das Ergebnis rein aus Zuschauerperspektive anschaue, bleibt ein eher mäßiger Film mit viel ungeschliffenem (da improvisiertem) Dialog übrig.
Wenn den Film jemand unvoreingenommen anschaut, also ohne den organisatorischen Hintergrund des Plansequenz-Drehs zu berücksichtigen, wird sich die Begeisterung in Grenzen halten. Die erste Hälfte ist ziemlich langatmig, erst danach wird es ein bisschen spannender. Gegen Ende gibt es dann das eine oder andere Logik- oder Wahrscheinlichkeits-Problem, d. h. die Handlung wirkt ein wenig "hinkonstruiert" - was so gar nicht mit der improvisierten Machart zusammenpassen will.

Man könnte auch sagen: Der Mehrwert der ununterbrochenen Aufnahme ist für den Zuschauer gering. Sicher, sie vermittelt ein Gefühl von Authentizität. Aber der Effekt nutzt sich nach einer Weile ab; man denkt dann gar nicht mehr daran und hat insofern nichts mehr davon. Umgekehrt bringt die Art des Drehens viel unangenehmes Kamera-Gewackel und zeitlichen Leerlauf mit sich (z. B. Warten auf den Aufzug, mehrere Stockwerke Gang durchs Treppenhaus, Zeit fürs Überqueren der Straße - Sachen, die man in normal geschnittene Filmen rauskürzen würde).
TaoTao hat geschrieben:Mich würde interessieren ob es auch einen Abbruch gab oder ob es tatsächlich nur eine Aufnahme gab. Wenn nach 120 Minuten der Kameramann auf einer Bananenschale ausrutscht ist das sicher ärgerlich.
Dazu gibt es zahlreiche Interviews mit Regisseur und Schauspielern: Es ist eine echte Plansequenz, die monatelang geprobt und insgesamt dreimal ohne Unterbrechung gedreht wurde (der dritte Take ist jetzt der endgültige Film). Allerdings wurde die Ton-Ebene stark bearbeitet, z. B. hörbare Anweisungen des Regisseurs rausgemischt, klassische O-Ton-Bearbeitung durchgeführt, Geräusche ausgetauscht, Teile mit Musik unterlegt).
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Axel
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Re: Victoria - 140 Minuten in einem Take!

Beitrag von Axel »

TaoTao hat geschrieben:Mich würde interessieren ob es auch einen Abbruch gab oder ob es tatsächlich nur eine Aufnahme gab. Wenn nach 120 Minuten der Kameramann auf einer Bananenschale ausrutscht ist das sicher ärgerlich.
Es gab drei Durchgänge. Vorgabe war, die Aufnahme unter keinen Umständen zu unterbrechen, sondern Fehler improvisatorisch in den Film einzubauen. Man einigte sich darauf, im Zweifelsfall auf die One-Take-Regel zu verzichten und verkackte Stellen aus einer anderen Version einzuschneiden. Fehler gab es viele. Wie Schipper in einem Interview sagte, war der dritte Take einfach der am intensivsten gespielte. Hier geschah dem Kameramann zufolge folgendes: Victoria steuert nach dem Bankraub den Wagen versehentlich zum Film-Basislager, wo Regisseur, Caterer und anderes Gesocks rumlungerten. Im Film schreit "Sonne" plötzlich auf deutsch "Hallo! Hallo! Wo fahren wir hin?" - obwohl es doch eigentlich schnurzpiepegal wäre, wo man ein Fluchtfahrzeug abstellt. Laia Costa, die tatsächlich kein Deutsch spricht, wird von den anderen Schmalspur-Gangstern angeschrien: "Turn left, turn left!" Im wahrsten Sinne des Wortes gerade nochmal die Kurve gekriegt.

Die Bananenschale war es nicht, aber es gibt schon viele Stellen, an der die Kamera sichtlich Mühe hat. Auch lacht gelegentlich jemand im Off. Die Tonqualität - je nach Größe des jeweiligen Sets waren bis zu drei Tonangler am Start - schwankt. In engen Räumen wie Fahrstuhl oder Auto Stereoton, dann wieder synthetischer Surround (teilweise merkwürdig abgemischt).

Auch hier muss ich wieder sagen: Alle Achtung! Bei Russian Ark hatte man sich entschieden, alles nachzusynchronisieren, da bei 4500 Komparsen und - wirklich! - nur einem Take nicht auch noch Tonleute rumhampeln durften. Russian Ark wirkt technisch eleganter: Steadicam. Zu dieser Zeit waren Akku und Speichermedium noch nicht so kompakt:
Bild



Skeptiker
Beiträge: 5874

Re: Victoria - 140 Minuten in einem Take!

Beitrag von Skeptiker »

Eigentlich gilt: Wenn man über einen Film schreibt, sollte man ihn gesehen haben.
Das habe ich nicht, und mit Kritiken habe ich mich auch nicht beschäftigt.

Ich kann mir ein paar Worte trotzdem nicht verkneifen.

Wenn ich das alles so lese, komme ich zum Schluss: Den Film erspare ich mir!
Klar freue ich mich auch, wenn ein Filmemacher mit einer innovativen Idee kommt, und zudem bin ich durchaus willig, dem vielgeschmähten (im Vergeich zum nordamerikanischen) Deutschen Kinofilm eine Chance einzuräumen.

Aber Innovation durch das WIE reicht einfach nicht, wenn das WAS konventionell bleibt, soweit es die erzählte Geschichte betrifft.
beiti hat es sinngemäss oben schon geschrieben, und ich schliesse mich dem an.

Ich habe mir damals Russian Ark (2002, Ermitage in Sankt Petersburg) auf DVD angesehen. Ebenfalls gefilmt in einem einzigen Durchlauf.
Eine beeindruckende (organisatorisch-koordinative) Leistung des russischen Regisseurs und ein bewundernswerter Kraftakt des kräftigen (deutschen) Steadicam-Kameramanns (der gegen Ende vor Erschöpfung kurz vor dem vorzeitigen Aufgeben stand) und insgesamt ein schöner Film.
Aber letzlich doch nicht mehr als ein Blick in den historischen Schaukasten, ein etwas steriles aber ästhetisches Kunst- und Kostümwerk, das mich bei aller Schönheit der Bilder und elegant gekleideten Besucher eher unbeiteiligt zurückliess.

Aber hier geht's ja nicht um Russian Ark, sondern um Victoria:
Trotzdem: Wenn schon 'Victoria', dann vielleicht eher Victor/Victoria (1982, R: Blake Edwards), den ich nie gesehen habe ;-)



Axel
Beiträge: 16252

Re: Victoria - 140 Minuten in einem Take!

Beitrag von Axel »

Skeptiker hat geschrieben:Wenn ich das alles so lese, komme ich zum Schluss: Den Film erspare ich mir!
Allem was ich schrieb (und beiti dazu) zum Trotz ist Victoria der Film, den man meiner Meinung nach gesehen haben sollte. Dass er im Ganzen nicht 100%ig funktioniert heißt ja nicht, dass er nicht überwiegend Positives zu bieten hat. Mir ist schon jetzt, weniger als 12 Stunden, nachdem ich das Kino verlassen habe, klar, dass er mich nachhaltig beeindruckt hat.

Das Problem ist wie immer die Erwartungshaltung. Die lächerlich übertriebenen Schwärmereien in der Presse.

Wenn es Filme gibt, die ich mir immer wieder zu ersparen vornehme, sind es welche vom Kaliber Jurassic World. So wie man nach einem Besuch bei McDonalds denkt, das hätt' ich mir ersparen können.

Die Intensität der Schauspielerei ist nicht trotz, sondern wegen der Improvisation in Echtzeit so hoch, etwas, was man bedenken sollte (echte Erschöpfung, echte Augenringe). Vielleicht wäre der zehnte Take wirklich der ganz große Wurf geworden. Vielleicht hätte man auch einen Gimbal benutzen können mit einer GH4 oder A7s (letztere wegen des Lowlights). Egal. Mein Post ist in der Kategorie Sehenswert schon richtig aufgehoben.



beiti
Beiträge: 5151

Re: Victoria - 140 Minuten in einem Take!

Beitrag von beiti »

Axel hat geschrieben: Allem was ich schrieb (und beiti dazu) zum Trotz ist Victoria der Film, den man meiner Meinung nach gesehen haben sollte.
Das sehe ich auch so. Gerade für Leute, die sich im weitesten Sinne mit dem Filmemachen befassen, ist es schon fast ein Pflichtfilm. Nach der eher langweiligen ersten Stunde wird es ja auch spannend. Und die Hauptdarstellerin ist sehr symphatisch. :)

Sicherlich ist es einer der Filme, die bei den Kritikern besser ankommen als beim großen Publikum. Ich war am gestrigen Freitag um 19:45 Uhr drin, und wir waren gerade mal drei Zuschauer; möchte gar nicht wissen, wieviele Leute zeitgleich ein paar Säle weiter in "Jurassic World" gesessen haben.

Vermutlich wird es jetzt auch Nachahmer geben, die ebenfalls LowBudget-Langfilme in einer einzigen Einstellung drehen. Die Technik macht das ja immer einfacher.
Ich persönlich würde es wohl, nachdem ich "Victoria" gesehen habe, nicht mehr machen wollen; der Mehraufwand steht einfach in keinem Verhältnis zum Mehrwert für den Zuschauer.
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Jott
Beiträge: 21802

Re: Victoria - 140 Minuten in einem Take!

Beitrag von Jott »

"Vielleicht hätte man auch einen Gimbal benutzen können mit einer GH4 oder A7s"

Halten die zwei Stunden durch? Ohne Medienwechsel? Ohne Akkuwechsel? Ohne Aufnahmezeit-Beschränkung? Ohne Shut Down wegen Überhitzung? Wohl kaum. Die Wahl der C300 war durchaus schlüssig.



dienstag_01
Beiträge: 13415

Re: Victoria - 140 Minuten in einem Take!

Beitrag von dienstag_01 »

beiti hat geschrieben:Aber der Effekt nutzt sich nach einer Weile ab; man denkt dann gar nicht mehr daran und hat insofern nichts mehr davon.
So einen Satz kann man nur schreiben, wenn man noch nie das ERLEBNIS einer Plansequenz hatte.
Denn eigentlich ist es genau umgekehrt, ich WEISS NICHTS, vorher. Dann ERLEBE ich etwas, was mich berührt/verstört/verwundert. Bei der ANALYSE stelle ich fest, oh, war in einem Take gedreht und das hat das und das mit mir gemacht.



Skeptiker
Beiträge: 5874

Re: Victoria - 140 Minuten in einem Take!

Beitrag von Skeptiker »

Skeptiker hat geschrieben:... Wenn ich das alles so lese, komme ich zum Schluss: Den Film erspare ich mir! ...
Axel hat geschrieben:... Allem was ich schrieb (und beiti dazu) zum Trotz ist Victoria der Film, den man meiner Meinung nach gesehen haben sollte. ...
beiti hat geschrieben:Das sehe ich auch so. Gerade für Leute, die sich im weitesten Sinne mit dem Filmemachen befassen, ist es schon fast ein Pflichtfilm. ...
Axel hat geschrieben:...Wenn es Filme gibt, die ich mir immer wieder zu ersparen vornehme, sind es welche vom Kaliber Jurassic World....
beiti hat geschrieben:... Ich war am gestrigen Freitag um 19:45 Uhr drin, und wir waren gerade mal drei Zuschauer; möchte gar nicht wissen, wieviele Leute zeitgleich ein paar Säle weiter in "Jurassic World" gesessen haben. ...
Mal sehen, ob ich mir Victoria dann auf Scheibe doch noch ansehen werde (mit dem Finger auf der Vorspul-Taste für die erste Hälfte)!
Im Moment kann ich nicht schon wieder ins Kino - muss mich zunächst vom Jurassic World-Schock erholen - nicht weil der Indominus so schrecklich oder der Film so gut war :-(

PS und OT:
Falls sich jemand für 'Filmtheater' interessiert:
Am kommenden Montag läuft Zuckmayers "Der Hauptmann von Köpenick" (1956, R: Helmut Käutner) mit Heinz Rühmann am TV.
ARTE, 29. Juni 2015, 20:15 (90 Minuten).

Nachträgliche Korrektur: Nur ein Schreibfehler
Zuletzt geändert von Skeptiker am Mo 29 Jun, 2015 14:46, insgesamt 1-mal geändert.



beiti
Beiträge: 5151

Re: Victoria - 140 Minuten in einem Take!

Beitrag von beiti »

dienstag_01 hat geschrieben:
beiti hat geschrieben:Aber der Effekt nutzt sich nach einer Weile ab; man denkt dann gar nicht mehr daran und hat insofern nichts mehr davon.
So einen Satz kann man nur schreiben, wenn man noch nie das ERLEBNIS einer Plansequenz hatte.
Was muss ich tun, um zu diesem Erlebnis zu kommen?
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dienstag_01
Beiträge: 13415

Re: Victoria - 140 Minuten in einem Take!

Beitrag von dienstag_01 »

beiti hat geschrieben:Was muss ich tun, um zu diesem Erlebnis zu kommen?
Na, da lag ich doch genau richtig mit meiner Vermutung, dass du es noch nicht gehabt hast ;)

Im Ernst: Eine Plansequenz als Mittel gehört ja in den Bereich der Dramaturgie, der Erzählstruktur, im weitesten Sinne der Komposition. Sie ist (eher) kein Effekt, der sich vordergründig ins Bewusstsein drängt. Man kann eine Plansequenz als solche frühestens an deren Ende, hier also am Ende des Films erkennen. Deshalb ist deine Aussage, dass man nach einer Weile gar nicht mehr daran denkt, schlichtweg belanglos (die Tatsachen auf den Kopf stellend), da man nicht über eine Erkenntnis nachdenken kann, die man zeitlich noch gar nicht hat. HABEN DÜRFTE. Denn mir ist klar, dass du die Erkenntnis, das Wissen um die Plansequenz schon vorher hattest, aus der Presse. Aber darüber hat ein Filmemacher keine Kontrolle.

Nochmal zu deiner Frage: Ich weiss nicht, was du tun musst. (Vielleicht hilft schon, weniger über den Film im Vorhinein zu lesen, keine Ahnung, wie du das handhabst) Aber ich würde dir wirklich ein solches Erlebnis wünschen.



Axel
Beiträge: 16252

Re: Victoria - 140 Minuten in einem Take!

Beitrag von Axel »

dienstag_01 hat geschrieben:Im Ernst: Eine Plansequenz als Mittel gehört ja in den Bereich der Dramaturgie, der Erzählstruktur, im weitesten Sinne der Komposition. Sie ist (eher) kein Effekt, der sich vordergründig ins Bewusstsein drängt. Man kann eine Plansequenz als solche frühestens an deren Ende, hier also am Ende des Films erkennen.
Dem widerspreche ich. Häufig wird ja mit dem "Verzicht" auf einen Schnitt die Schwierigkeit erhöht, Dynamik in die Szene zu bringen. So auch im Fall von Victoria. Ich behaupte, dass selbst jemand, der sich nie mit Filmschnitt befasst hat und vorher nicht über diese Besonderheit von Victoria instruiert wurde, nach spätestens fünf Minuten merkt, was abgeht. Denn (wie Walter Murch in seinem Buch Ein Lidschlag - Ein Schnitt eloquent darlegt) wir nehmen in Sequenzen wahr. Häppchenweise. Sobald wir einen Zusammenhang erfasst haben, blinzeln wir und verändern währenddessen die Perspektive. Wir "schneiden" den Schwenk raus. Sobald dies in einem Film ein paarmal hintereinander nicht geschieht, verstehen wir, dass es sich widernatürlicherweise um eine kontinuierliche Aufnahme handelt. Die Erzählweise drängt sich auf, früher oder später. Und sie verspricht mentale Vergewaltigung, denn Echtzeit ist nicht strukturiert, und es ist anstrengend, dem Handlungsfluss zu folgen.

Zumindest spürt man in Victoria die "auktorielle Präsenz", denn die Kamera ist nicht der Blick eines Beteiligten, sondern der eines Erzählers aus einer anderen Dimension.

Das war der Hauptfehler von Russian Ark, die Kamera gleich in den ersten Sekunden als POV des Off-Erzählers (durch ihn selbst: "Wo bin ich hier?") zu deklarieren, der wie wir völlig ahnungslos ist, was ihn erwartet. Schlimm genug, aber dass diese Erzählweise nicht konsequent durchgehalten wird, lässt den Film förmlich kollabieren zu einer abgeschwenkten Abfolge von prächtigen, aber letzten Endes nichtssagenden Bildern.

Da aber Film als Erzählform gezwungen ist, seine eigene Zeit zu etablieren, spielt es eigentlich keine Rolle, ob ich viele oder gar keinen Schnitt ausführe. Es kann streng genommen keine "Echtzeit" geben, da das Bewusstsein für die Manipulation der Zeit vom Zuschauer beigesteuert wird, ganz gleich, was ich dagegen setze. Als extremes Beispiel für eine Plansequenz kann Andy Warhols Un-Film Empire gelten.



RLX-Devlin

Re: Victoria - 140 Minuten in einem Take!

Beitrag von RLX-Devlin »

Gibt es irgw. Infos wie der Kameramann die Belichtung gelöst hat?

Auto ISO?
Variable ND?



Axel
Beiträge: 16252

Re: Victoria - 140 Minuten in einem Take!

Beitrag von Axel »

RLX-Devlin hat geschrieben:Gibt es irgw. Infos wie der Kameramann die Belichtung gelöst hat?

Auto ISO?
Variable ND?
Ersteres mit Sicherheit, für Zweiteres ist es selten hell genug. Wahrscheinlich auch noch AWB.
beiti hat geschrieben:Umgekehrt bringt die Art des Drehens viel unangenehmes Kamera-Gewackel und zeitlichen Leerlauf mit sich (z. B. Warten auf den Aufzug, mehrere Stockwerke Gang durchs Treppenhaus, Zeit fürs Überqueren der Straße - Sachen, die man in normal geschnittene Filmen rauskürzen würde).
Vielleicht gibt es irgendwann eine geschnittene Version. Möglicherweise wird der Film dann noch intensiver. Ich würde sogar darauf wetten.

Das Konzept für zukünftige Meisterwerke: In kompletten Szenen als Plansequenz drehen, mit Improvisation. Und mehrmals drehen. Aber dann im Schnitt das Beste rausholen.

Vielleicht hat irgendwann das Drehen Einstellung für Einstellung, streng nach Drehbuch-Dialogen, als zu hölzern ausgedient ...



beiti
Beiträge: 5151

Re: Victoria - 140 Minuten in einem Take!

Beitrag von beiti »

Axel hat geschrieben: Vielleicht hat irgendwann das Drehen Einstellung für Einstellung, streng nach Drehbuch-Dialogen, als zu hölzern ausgedient ...
Das glaube ich nicht. Gut geschriebene Dialoge, die inhaltlich auf den Punkt kommen, sprachlich ausgefeilt sind und gleichzeitig immer noch natürlich klingen, sind jeder Improvisation überlegen. Aber leider findet man die zu selten.
Viele Filmdialoge - selbst in teuren Produktionen - sind ziemlich lieblos hingerotzt, so als hätte der Autor sie nur hingeschrieben und ohne weitere Verfeinerung abgeliefert. Da können einem die Schauspieler leid tun, die sowas sprechen müssen. Kein Wunder, dass im Vergleich eine komplette Improvisation erst mal erfrischend wirkt.
Vielleicht sollte man daraus die Lehre ziehen, den Dialogen mehr Aufmerksamkeit zu widmen. Das kostet eben auch Geld (z. B. in Form eines zweiten Autors, der die Dialoge überarbeitet), das man dann woanders einsparen muss.
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dienstag_01
Beiträge: 13415

Re: Victoria - 140 Minuten in einem Take!

Beitrag von dienstag_01 »

Axel hat geschrieben:Dem widerspreche ich.
Danke, sehr interessante Gedanken zur Wahrnehmung, bekomme ich regelrecht wieder mal Lust auf Lesen.

Du kannst natürlich während des Films eine Sequenz als in einer Einstellung gedreht wahrnehmen. Aber nur bis zu dem Punkt, an dem du in der Timeline gerade bist. Was danach kommt, kannst du erraten, aber nicht wissen.

Übrigens ist *Widernatürlichkeit* kein Kriterium gegen eine Art der Erzählung. Sonst könnten Animationsfilmer gleich ganz einpacken;)



Yaso
Beiträge: 172

Re: Victoria - 140 Minuten in einem Take!

Beitrag von Yaso »

beiti hat geschrieben:
Axel hat geschrieben: Vielleicht hat irgendwann das Drehen Einstellung für Einstellung, streng nach Drehbuch-Dialogen, als zu hölzern ausgedient ...
Das glaube ich nicht. Gut geschriebene Dialoge, die inhaltlich auf den Punkt kommen, sprachlich ausgefeilt sind und gleichzeitig immer noch natürlich klingen, sind jeder Improvisation überlegen. Aber leider findet man die zu selten.
Viele Filmdialoge - selbst in teuren Produktionen - sind ziemlich lieblos hingerotzt, so als hätte der Autor sie nur hingeschrieben und ohne weitere Verfeinerung abgeliefert. Da können einem die Schauspieler leid tun, die sowas sprechen müssen. Kein Wunder, dass im Vergleich eine komplette Improvisation erst mal erfrischend wirkt.
Vielleicht sollte man daraus die Lehre ziehen, den Dialogen mehr Aufmerksamkeit zu widmen. Das kostet eben auch Geld (z. B. in Form eines zweiten Autors, der die Dialoge überarbeitet), das man dann woanders einsparen muss.
Die Qualität der Dialoge hängt zum Großteil von der Struktur ab. Wenn sie nicht gut sind, dann ist die Wahrscheinlichkeit sehr groß, dass die Geschichte einfach nicht funktioniert.

Wir können uns auf jeden Fall schonmal auf zahlreiche Plansequenzen in den nächsten Jahren einstellen. Die Jury des deutschen Filmpreises hat schließlich ein klares Signal an die Branche gesendet, oder? Bin gespannt wie viele Leute nun meinen, man bräuchte gar kein Drehbuch.



DWUA
Beiträge: 2126

Re: Victoria - 140 Minuten in einem Take!

Beitrag von DWUA »

Axel hat geschrieben: Als extremes Beispiel für eine Plansequenz kann Andy Warhols Un-Film Empire gelten.
Lieber Axel, kann es eben nicht.
Ebenso wenig wie "Sleep" oder "Eat" (1963):
www.youtube.com/watch?v=XoQcGAczNTE
Es gibt da einen gewaltigen Unterschied im Sinne von
"Warum filme ich Was?"



dirkus
Beiträge: 1165

Re: Victoria - 140 Minuten in einem Take!

Beitrag von dirkus »

Yaso hat geschrieben: Bin gespannt wie viele Leute nun meinen, man bräuchte gar kein Drehbuch.
Gehört doch schon lange zur deutschen Fernsehlandschaft:

...nennt sich "Doku-Soap" oder "scripted Reality"

https://de.wikipedia.org/wiki/Doku-Soap



Yaso
Beiträge: 172

Re: Victoria - 140 Minuten in einem Take!

Beitrag von Yaso »

Was glaubst du, warum es "Scripted" Reality heißt?



dirkus
Beiträge: 1165

Re: Victoria - 140 Minuten in einem Take!

Beitrag von dirkus »

Yaso hat geschrieben:Was glaubst du, warum es "Scripted" Reality heißt?
Weils ein "Script" gibt;-)

Ich war schonmal bei solchen Drehs dabei. Das es ein Script gibt, heist da noch lange nicht, dass es auch ein Drehbuch mit allen Dialogen usw gibt. Manchmal sind Dialoge vorgegeben, manchmal gibt es aber auch nur grobe Handlungsanweisungen für die Darsteller, der Rest wird improvisiert.


Ich findes es aber toll, das eine Idee, die ich schon 2013 hatte, und die ich sogar letztes Jahr hier im Forum vorgestellt hatte, jetzt wirklich in der Art verfilmt wurde;-)

"Damn Night "(Verdammte Nacht) (s. Post NR.2)
http://forum.slashcam.de/drehbuch-schre ... interaktiv


Ich wollte den Film allerdings nicht in einem Take drehen, sondern nur in einer Nacht - es hätte da also schon Schnitte gegeben.

Wenn jemand Bock hat? Das Drehbuch ist noch frei;-)



Axel
Beiträge: 16252

Re: Victoria - 140 Minuten in einem Take!

Beitrag von Axel »

dienstag_01 hat geschrieben:Übrigens ist *Widernatürlichkeit* kein Kriterium gegen eine Art der Erzählung. Sonst könnten Animationsfilmer gleich ganz einpacken;)
Immerhin folgen Animationsfilme einer Reihe von Regeln, die sich auch unausgesprochen und unaufgeschrieben im Medium Film durchgesetzt haben, die ich als naheliegend und selbstverständlich bezeichnen würde. "Natürlich" ist da vielleicht ein unpassendes Wort und "widernatürlich" scheint direkt aus dem Wortschatz der NS-Justiz zu stammen, zum Beispiel, um Homosexualität (im Konsens mit der Kirche) zu verdammen. Da gebe ich dir Recht.

Diese Regeln:
Film ist wie verbale Sprache strukturiert und zielt auf Verständlichkeit ab. Es gibt eine Reihe von Zeichen, die durch Bildgestaltung und Timing gewichtet und gegeneinander gesetzt werden. Der Zuschauer vollzieht gewissermaßen den Gedanken- Argumentations- bzw. Erzählfluss nach.

Auch in Victoria gibt es eine Gewichtung der Inhalte nach diesen Prinzipien, nur ist sie weniger effizient. Die Positionswechsel zwischen den nach Zeigenswertem gewählten Bildkompositionen werden als die "Nähte" empfunden, die in einem normalen Film als überflüssig herausgeschnitten würden. Darum kann eine kurz geschnittene, auf das Wesentliche reduzierte Sequenz auch nahtloser, flüssiger wirken als eine ununterbrochene Aufnahme, so paradox das auch klingt.

Es ist aber wahrscheinlich, dass dieser Regelbruch in diesem Fall die Interaktivität erhöht hat. Keine Ahnung. Ich fand das Zusehen wie gesagt recht anstrengend, war aber trotzdem (?) irgendwie in der Geschichte drin.

Wenn es nun, wie ihr glaubt, eine Flut von abendfüllenden One-Takes geben wird, bin ich der Erste, der sagt: ohne mich. Ich vergleiche das mal mit einer sehr "atemlosen" Stelle in einem Roman, die im Präsenz ohne Interpunktion geschrieben ist. Toll. Eine Plansequenz als Szene oder Teil einer Szene, super! Aber nicht als Dogma gegen den Schnitt!
Yaso hat geschrieben:Die Qualität der Dialoge hängt zum Großteil von der Struktur ab. Wenn sie nicht gut sind, dann ist die Wahrscheinlichkeit sehr groß, dass die Geschichte einfach nicht funktioniert.
Amen.

Ich frage mich nur gerade, ob das Durchspielen einer ganzen Szene nicht aus mehreren, ganz praktischen Gründen Vorteile bieten würde:
1. Die Schauspieler könnten besser in die Szene eintauchen.
2. Man würde sehen, ob die Szene als Ganzes überhaupt so stark ist, wie sie auf dem Papier vielleicht erscheint. Wenn man bei der Aufnahme stückelt, hat jeder Take sein eigenes Gewicht, denn man erlebt ihn nicht im Zusammenhang.



Yaso
Beiträge: 172

Re: Victoria - 140 Minuten in einem Take!

Beitrag von Yaso »

Meiner Meinung nach müsste der deutsche Film endlich mal diesen falschen Authentizitätsanspruch ablegen. Film ist wie jede Kunst künstlich. Der Vorteil der Stückelung ist ja gerade, dass das Ganze mehr als die Summe seiner Teile werden kann.

VICTORIA war vielleicht ein nettes Experiment, wird aber letztendlich der Weiterentwicklung eher schaden.



beiti
Beiträge: 5151

Re: Victoria - 140 Minuten in einem Take!

Beitrag von beiti »

Axel hat geschrieben: Darum kann eine kurz geschnittene, auf das Wesentliche reduzierte Sequenz auch nahtloser, flüssiger wirken als eine ununterbrochene Aufnahme, so paradox das auch klingt.
Paradox ist das nicht. Im Film wird fast immer gestrafft - und dazu braucht es nicht mal Schnitte. Man muss ja nur mal aufpassen, wie schnell im Film z. B. Handy-Telefonverbindungen zustandekommen.
Hab jetzt bei "Victoria" nicht gezielt aufgepasst, ob da sowas vorkommt. Aber insgesamt ist - trotz der aus Zuschauersicht empfundenen Längen - schon recht viel Handlung da für 140 Minuten. Das alles würde in Wahrheit bestimmt zwei Stunden länger dauern, d. h. irgendwie ist ja doch eine Straffung der Handlung erfolgt.
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Axel
Beiträge: 16252

Re: Victoria - 140 Minuten in einem Take!

Beitrag von Axel »

Yaso hat geschrieben:Meiner Meinung nach müsste der deutsche Film endlich mal diesen falschen Authentizitätsanspruch ablegen. Film ist wie jede Kunst künstlich. Der Vorteil der Stückelung ist ja gerade, dass das Ganze mehr als die Summe seiner Teile werden kann.

VICTORIA war vielleicht ein nettes Experiment, wird aber letztendlich der Weiterentwicklung eher schaden.
Es wäre doch das Letzte, wenn in absehbarer Zeit tatsächlich deutsche Filme in einem Take gedreht würden. Das wäre doch der Offenbarungseid für die Filmemacher.

Aber es könnte auch dazu führen, dass sich Filmemacher sagen, verdammt, wenn wir eine Chance haben wollen, in der Öffentlichkeit wahrgenommen zu werden, müssen wir echt mal was krass Neues machen. Wir platzen vor Neid auf diesen ach so ambitionierten Victoria, und sieh bloß, wie sich Schipper in der Anerkennung suhlt. Peinlich. Das eine Youtube-Interview mit ihm ist ja praktisch so lang wie der Film selbst.

Mensch, wir möchten auch mal Reviews wie diese kriegen. Wo ein Australier auf imdb schreibt "A One Take Wonder". Die kriegen ja eine Presse, als hätten sie gerade Citizen Kane gedreht! Komm, lass uns auch mal so richtig auf die Kacke hauen!
beiti hat geschrieben:Aber insgesamt ist - trotz der aus Zuschauersicht empfundenen Längen - schon recht viel Handlung da für 140 Minuten. Das alles würde in Wahrheit bestimmt zwei Stunden länger dauern, d. h. irgendwie ist ja doch eine Straffung der Handlung erfolgt.
Als unwahrscheinlich wurde benannt, dass sich Victoria mit Leuten, die sie erst eine knappe Stunde kennt, auf so eine Räuberpistole einlässt. Ich selbst empfand ihre Motivation allerdings ziemlich originell. Unwahrscheinlich, aber gerade darum glaubwürdig. Sie wollte eine leidenschaftliche Pianistin sein (war das eigentlich wirklich von ihr gespielt?), scheiterte aber an der von Konkurrenz und Leistungsdruck geprägten Atmosphäre am Konservatorium. Das war sie nicht, das (wie es in Versicherungsprofilen heißt) "bildete ihre Lebensrealität nicht ab". Also entschied sie sich von jetzt auf gleich, als das Leben ihr das schrille Angebot machte, existenziell für das Abenteuer. "Mephisto? Ist das so eine Art Teufel?" - "Mephisto ist der Teufel." "Ich mag den Teufel!" - nach diesem Dialog kommen die Kumpels mit dem eiligen Bankraub.

Als man nach dem Raub in der Disko feiern will, aufgeputscht von Kokain und Tilidin, wären mehr als fünf Minuten wahrscheinlicher gewesen. Da sie sich aber vor lauter Übermut nackt ausziehen, werden sie von den Rausschmeißern vor die Tür gesetzt. Klar ist das ein bisschen konstruiert, aber so könnte es wohl passieren.



Ephi
Beiträge: 32

Re: Victoria - 140 Minuten in einem Take!

Beitrag von Ephi »

Axel hat geschrieben:Sie wollte eine leidenschaftliche Pianistin sein (war das eigentlich wirklich von ihr gespielt?), scheiterte aber an der von Konkurrenz und Leistungsdruck geprägten Atmosphäre am Konservatorium.
Nein.



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