Gemischt Forum



Ist man verroht, wenn man sich dieses Video ansehen kann…?



Der Joker unter den Foren -- für alles, was mehrere Kategorien gleichzeitig betrifft, oder in keine paßt
Antworten
JanHe
Beiträge: 471

Ist man verroht, wenn man sich dieses Video ansehen kann…?

Beitrag von JanHe »

…ohne mit der Wimper zu zucken und womöglich noch darüber lachen kann?



Axel
Beiträge: 16290

Re: Ist man verroht, wenn man sich dieses Video ansehen kann…?

Beitrag von Axel »

Es geht darum, ein Spiel zu verkaufen, richtig? Ich kann es mir anschauen, ohne mit der Wimper zu zucken, weil die Haltung der Macher so leicht zu durchschauen ist. Es ist nur ein mehr oder weniger gut gemachter Film. Es macht mir zugleich ein bisschen Angst, dass offensichtlich eine Zielgruppe existiert, die sich vom Inhalt des Videos angesprochen fühlt. Und dass diese Zielgruppe vielleicht nicht klein ist.

Der Inhalt ist durchaus gebrochen. Ich gehöre einer verschwindend kleinen Minderheit an, die nicht nur zuerst, sondern überhaupt den Inhalt, die Haltung, die Wirkungsabsicht, die Motivation, die Kernaussage betrachtet.

Irgend jemand sagte mal, unsere Zivilisiertheit sei nur ein dünner Firnis, darunter seien wir wilde Bestien. Woher kommt die Faszination für sadistische Gewalt, ausgeübt durch antimoralische, anarchische Täter?

Dieser Irokese ist nicht ungebildet. Er führt den Internet-Moderator vor, macht sich über dessen Pseudo-Naivität, also seine zur Schau gestellte Harmlosigkeit und Heuchelei sich selbst gegenüber lustig.

Ich musste an Scorseses Cape Fear denken. Darin wird Nick Nolte als ein braver Rechtsanwalt Racheopfer von Robert De Niro. Der Film ist so inszeniert, dass De Niro zwar als das Böse schlechthin erscheint, aber auch als Werkzeug Gottes, der dem angepassten Bürger aufzeigt, wie verlogen seine Rechtschaffenheit eigentlich ist.

Ähnlich ergeht es uns Europäern, wenn wir die Gräueltaten der IS betrachten - indirekte Reaktionen auf globale Ungerechtigkeiten und gedeckelt durch Politik, die jeder von uns mitzuverantworten hat. Der Sieg der Lüge. Wir lassen täglich Menschen vor unseren Küsten jämmerlich ersaufen und erdreisten uns, uns zivilisiert zu nennen.

Was bedeutet dann Zivilisiertheit? Die schrecklichste Bösartigkeit, die die Killergehirne der Spezies Mensch je hervorgebracht haben.

Was bedeutet es, wenn Einzelne aus der Zielgruppe dieses Werbefilms sich komplett mit dem Bösewicht identifizieren und aus einer leicht selbstquälerischen Faszination für inszenierte Grausamkeit Gewalttaten hervorgehen?

Die einfache Antwort: Verrohung von Teilen der Gesellschaft, Bedrohung für die Sicherheit, ein klares Feindbild.



JanHe
Beiträge: 471

Re: Ist man verroht, wenn man sich dieses Video ansehen kann…?

Beitrag von JanHe »

Danke für die Antwort!

Ich fand's witzig und kann es nicht genau erklären: Natürlich nicht, dass dort jemand leidet, sondern wie Vaas (der Folterknecht) Sprüche klopft und sich zwischendurch anzubiedern scheint.

Ein Freund hat's mir gezeigt, wir beide haben viel gelacht und seine Sprüche aus Spaß nachgemacht (mit Akzent), dann einem anderen Freund gezeigt, der fand's auch witzig – wir alle sind 18.

Dann hab' ich's meiner Mutter gezeigt, weil sie solche Art von Filmen eher verträgt und das war ein totaler Schuss in den Ofen: Sie hat sich total aufgeregt, wie man so etwas gucken kann, warum ich denke, dass sie das lustig finden könnte, wie verroht man denn sein müsse und dass ihr die Bilder nicht aus dem Kopf gingen und Beklemmung ausgelöst haben………

Jetzt beginne ich, mich selbst zu hinterfragen, zumal ich schon echt kranke Sachen im Internet aus reiner Faszination gesehen habe, die leider echt waren und nun bin ich besorgt, verroht zu sein.

Da ich mich mit Verrohung eigentlich aber ganz gut auskenne, weil ich dieses Buch gelesen habe, bin ich eher um die Kommentatoren besorgt, die den Vaas abzufeiern scheinen.

Und wie Du schon richtig meinst:
Axel hat geschrieben:Was bedeutet es, wenn Einzelne aus der Zielgruppe dieses Werbefilms sich komplett mit dem Bösewicht identifizieren […]?
(Hervorhebung durch Autor)



Gooerkfish
Beiträge: 227

Re: Ist man verroht, wenn man sich dieses Video ansehen kann…?

Beitrag von Gooerkfish »

500% Axel!
Hier aus dem milden England, 14 Grad, es regnte net!! ich fett vor dem
Musekonzert in Erwartung, na ja, und Slashcam-süchtig...

Ich schau mir des obige Video net an, weil alleine die Koketterie mit dem
eine Smartphoneige-überall-dabei-fusspilzigkeit-des-hirnlos-unmenschlichen
hat das einem schlecht wird. ende.
Wir leben in einer Zeit ( wieder mal/noch immer) wo die SYMBIONTEN
Europäische Staatsräsonen und Co mit dem Mörderpack i.s ( das genau so
highlevel tactics und reconnissance vorgeht wie ihre gehateten Gegner)
beidseitig maximalen "Einschüchterungserfolg" erzielen.
Dort GREUL..unmenschlich und unfassbar....
Hier Spekullation mit den bürgerlichen Angsthasensystem, dass durch diese
dortige Medial-karnalie ( Medien stehn daneben und sehen zu, Sanitäter dabei und kämpfen um das jeweilige Leben!), eben hier KONTROLLE erzielt
wird. Alles plaetti für Regierung(en) und Co+ ihre Systeme ( Banken, etz).
Am schlimmsten wird es dann wenn Oma harmlos BILdmapf in Todesangst ist und sich aus Hessendorf in Kleinschwaben, net mehr in den Garten traut weil... dann ist dieser SYMBIONT perfect gereift.
MOment,, es geht weiter, hier sind 120.000 Fans..
Ist unsere Demokratie nix mher wert?
Ist menschenrecht nix wert?
Ist hirnamputiertes obiges ( freiwillig nie gesehenes) Video wert, auch nur
0,00000000000000000000000000000000000000000 sec seiner wertvollen
Lebnszeit zu verschwenden?
Und wie eertlos ist das Lben des jenigen der es tut und sich daran aufgeilt?
Für die Psychonalyse und für die datenkrake in Mountainview noch viel zu
tun und auszuwerten. ich finds zum kotzen.

So es geht rein. MUSE. und die sind ein Statement. Und klingt geil.

bis ..n.w.:)



Axel
Beiträge: 16290

Re: Ist man verroht, wenn man sich dieses Video ansehen kann…?

Beitrag von Axel »

Die menschliche Natur, dieses wörtliche Paradoxon, ist nicht so, wie es uns im Kindergarten, in der Schule und in Talkshows suggeriert wird. Die alten Griechen forderten "Erkenne dich selbst" und glaubten, dass das plötzliche Erkennen ihres wahren Wesens für viele der größte Horror wäre.

Aber "Selbsterkenntnis ist der erste Weg zur Besserung" (und was ist der Umkehrschluss?). Wenn ich gewalttätige Impulse in mir erkenne, akzeptiere und übe, sie im richtigen Maß und produktiv und kreativ einzusetzen (Ideen von Aristoteles), dann bin ich überhaupt nicht gefährdet, zu verrohen oder mir und anderen zu schaden.



gunman
Beiträge: 1404

Re: Ist man verroht, wenn man sich dieses Video ansehen kann…?

Beitrag von gunman »

Für mich einfach nur DEKADENT. Wer über so etwas einfach nur lachen muss, gehört meiner Meinung nach in die Psychiatrie.
Was mich nicht umbringt macht mich nur stärker



Alf_300
Beiträge: 8011

Re: Ist man verroht, wenn man sich dieses Video ansehen kann…?

Beitrag von Alf_300 »

Ein Wort zu "SAW"

Der Film erhielt Publikumspreise auf den Filmfestivals Brussels International Fantastic Film Festival (2004) und dem San Sebastián Horror and Fantasy Film Festival (2005). Regisseur James Wan gewann zudem den Spezialpreis der Jury auf dem Filmfestival von Gérardmer.



JanHe
Beiträge: 471

Re: Ist man verroht, wenn man sich dieses Video ansehen kann…?

Beitrag von JanHe »

gunman hat geschrieben:Für mich einfach nur DEKADENT. Wer über so etwas einfach nur lachen muss, gehört meiner Meinung nach in die Psychiatrie.
Was dann ja nicht gerade wenig sind, Deiner Meinung nach. ^^

Aber vielleicht willst Du nochmal genauer schreiben, was Du mit »nur« meinst.



motiongroup

Re: Ist man verroht, wenn man sich dieses Video ansehen kann…?

Beitrag von motiongroup »

Die Welt ist noch nicht ganz den Bach hinunter gegangen solange über so etwas diskutiert wird. Schön ist, dass ihr in der Nachdenkphase seit warum Ihr "wie" wegen dem Dreck reagiert und handelt der euch da gezeigt wird.

Ich erinnere mich an die Zeiten der Benneton Plakate, Priester küsst Klosterschwester, Aidskranker beim Sterben usw. und heute so etwas ..ja die Welt ist verroht und alle machen mit..

Zu Saw, Saw hielt im ersten Teil die Zuseher dadurch im Bann, dass die Geschichte bis zur letzten Minute offen gehalten wurde. Das Blut und die Unglaublichkeit des Handelns und die Brutalität waren Nebenprodukte und brachten keinen Ekel hervor. Hostel funktionierte komplett umgekehrt nur durch Ekel und Fassungslosigkeit mit dem Hintergedanken "kann es das wirklich geben" gefolgt von 8mm der uns eher im Dunkeln tappen lässt mit der Gewissheit das es so etwas mit 100 prozentiger Sicherheit gibt und jedem Elternteil Übelkeit beschert und bei Vätern sogar die Lust generiert einen Kurs in Ausweidungstechnik zu belegen und Und sofort zur tat zu schreiten.

Inszeniert um eine Reaktion zu erzeugen, widerlich aber erfolgreich ....
Zuletzt geändert von motiongroup am So 24 Mai, 2015 15:31, insgesamt 1-mal geändert.



7River
Beiträge: 3736

Re: Ist man verroht, wenn man sich dieses Video ansehen kann…?

Beitrag von 7River »

Verroht würde ich nicht sagen. Das ist es nicht. Nein. Der Mensch ist ein Gewohnheitstier. Durch die ständige Präsenz und Berieslung von Nachrichtenausschnitten und Clips von Katastrophen und Mord und Totschlag usw. im Internet, besonders in der heutigen digitalen Zeit, hat er sich quasi damit ... abgefunden. Heute geht alles noch schneller und zwar per Knopfdruck. Überall. Dem Smartphone sei Dank.

Ich kann mich noch sehr gut an früher erinnern, wo in jeder Nachrichtensendung (abends um 20:00 Uhr auf ARD und/oder ZDF) die Wörter "Krieg in Afghanistan" vorkamen - und worüber natürlich auch berichtet wurde. Dieser Krieg ging von 1979 bis 1989, wenn mich nicht alles täuscht. Damals konnte man die TV-Kanäle noch an einer Hand abzählen und das Internet wie es heute gibt, gab es noch nicht. Zu der damaligen Zeit wurde Fernsehen noch anders konsumiert - zusammen mit der ganzen Familie. Eben weil es die ganze Technik noch nicht gab, war es irgendwie was Besonderes. Heute sind TV-Geräte usw. sehr viel günstiger als damals und die Kids heute haben ihre eigenen Geräte im Kinderzimmer stehen.

Zu den Nachrichten und Clips: Wenn man tagtäglich Jahr für Jahr so was "vorgesetzt bekommt", gewöhnt man sich nach einer gewissen Zeit daran. Mit gewöhnen meine ich aber nicht, dass es einem egal ist. Das ist ein sehr großer Unterschied. Die meisten Sachen wie Kriege und und und finden oft weit entfernt in anderen Ländern statt. Man kann so wieso nichts daran ändern.

Vieles betrifft einen nicht wirklich, weil es woanders, weil es weit entfernt stattfindet; weil viele Menschen sich denken, mir geht es gut und mir wird so etwas schon nicht passieren. Selbst erschreckende Videos in Full-HD wirken noch distanziert. Weil... (...)



Frank Glencairn
Beiträge: 23080

Re: Ist man verroht, wenn man sich dieses Video ansehen kann…?

Beitrag von Frank Glencairn »

Als ob es vor dem Internet keine Geschichten, Filme und Bücher mit solchen Inhalten gegeben hätte.



Habenichts
Beiträge: 155

Re: Ist man verroht, wenn man sich dieses Video ansehen kann…?

Beitrag von Habenichts »

Werbung braucht Aufmerksamkeit und in einer übervollen virtuellen Bilderwelt werden Grenzen unweigerlich verschoben. Ob man dadurch verroht ist schwierig zu beantworten. In der Masse am Ende wahrscheinlich schon ein wenig, im Einzelfall nicht unbendingt. Es geht um Macht in einer immer ohnmächtigeren Welt. Je größer die Welt zu sein scheint und sie ist in den letzten 20 Jahren massiv gewachsen, desto kleiner das Individuum, desto größer das Verlangen nach Macht? Nur eine nicht bestätigte Theorie. Das Gleichsetzen, finde ich, ist auch eine Reaktion auf die größe und damit Komplexität. Die IS-Typen machen das und die westliche Welt macht jenes und deswegen ist das ja nur logisch und auch irgendwie alles gleich. Nee, das eine ist das eine und das andere ist das andere. Auch wenn das eine mit eine Reaktion auf das andere ist, so ist es wahrscheinlich nicht der alleinige Grund und nur ein kleiner Ausschnitt aus dem Prizinp Ursache und Wirkung.
Eltern, die nicht mit dieser Bilderflut aufgewachsen sind, haben noch ein viel höheren Anspruch an die vermeindliche Wahrheit, die in Bildern zu stecken scheint. Jugendliche können oft besser abstrahieren. Und trotzdem ist das gewöhnen an Bildern, die Mord und Totschlag zeigen nicht ohne Wirkung - wie eben nichts ohne Wirkung ist.



JanHe
Beiträge: 471

Re: Ist man verroht, wenn man sich dieses Video ansehen kann…?

Beitrag von JanHe »

Habenichts hat geschrieben:Jugendliche können oft besser abstrahieren. Und trotzdem ist das gewöhnen an Bildern, die Mord und Totschlag zeigen nicht ohne Wirkung - wie eben nichts ohne Wirkung ist.
Wenn ich Dich richtig verstanden habe: Zuspruch.

Würdest Du das auch auf schwarzen Humor beziehen? Vielleicht hast Du mitbekommen, dass »Juliensblog« wegen seinem Vergasen-Kommentar zu den GDL-Bahnfahrern angeklagt wurde (das Video ist mittlerweile gelöscht, aber von einzelnen Usern neu hochgeladen worden). Ich hab's heute nochmal bei meinen Eltern versucht, wobei es mir eher um die Argumente darin ging, nicht um den Vergasen-Kommentar, den ich nicht so lustig fand, aber auch nicht schlimm:

Es ist für mich völlig eindeutig gewesen, dass Juliensblog das in voller Ironie und schwarzem Humor gesagt hat, sich selbst und sein Leben beschimpfte er in dem Video gar, also dass es selbst für Außenstehende offensichtlich sein muss, dass er es nicht ernst meint. Hier aber wieder so ein komisches Argument von meinen Eltern: Rechtsradikale könnten diese Parolen schlucken und dann……… ja, dann irgendetwas Böses machen.

Und ja, Juliensblog sagt Dinge, die vielleicht nicht immer total intelligent sind, aber warum muss man so etwas immer dermaßen ernst nehmen?! Ich stimme auch nicht mit jedem seiner Videos überein und wurde auch schon »Opfer« seiner Beschimpfungen, ich nehme das aber locker, weil es eben seine künstlerische Art ist, Inhalte zu transportieren. Über die tatsächlichen Inhalte sollte man sich dann streiten, wie das Tarifeinheitsgesetz oder die konkreten Forderungen der GDL, aber nicht über so eine Lächerlichkeit wie schwarzen Humor, den nun einmal viele Leute nicht verstehen.

Aber es gibt immer Dummheit und ich möchte mich nochmal aus einem anderen Thread, den ich erstellt habe, wiederholen, weil ich finde, dass es nach wie vor richtig ist und auch hierauf zutrifft:
JanHe hat geschrieben:Ich lese hier einen Konsens heraus, dass Gewalt in Filmen nicht verantwortlich, aber mitverantwortlich für reale Gewalt
ist und genauso moderne Technik (Smartphones etc.) nicht das Übel aller Welt ist, andererseits aber auch bereits große Schäden
hervorgerufen hat und somit die Etikette des Unschuldlamm nicht passt. Vielleicht liegt der Zwiespalt daran, dass die Rolle der
Selbstverantwortung und des Bewusstseins jeden Einzelnen missachtet wird. Aber vorweg eine einfache Gegenfrage:

Was ist mit OP-Ärzten? Die müssen abstumpfen, damit sie überhaupt in ihrem Job als Lebensretter fungieren können!
Dieses Bild hier machte im Internet große Runde. Es zeigt einen Arzt, der gerade das Leben eines 19-Jährigen verloren hat:



Die pure Empathie und das trotz aller »Verrohung«. (Ich glaube nicht, dass man sehen muss, wie jemandem Schaden zugefügt wird, sondern
es reicht, die Spuren der Gewalt zu sehen. Falls nicht, zieht mein Vergleich zu Ärzten natürlich nicht mehr logisch.)

Bei Filmen ist es doch genauso. Wie gehen wir als Zuschauer mit ihnen um? Ich habe nochmal eine Nacht über meine Ausgangsfrage
Veroberflächlichung in Filmen? geschlafen und denke jetzt folgendes:

1. Wir brauchen nicht nur tiefsinnige/intellektuelle Filme. Es wurde hier ja bereits erwähnt und ich möchte es noch einmal betonen;
es ist einfach schön, mal der grausamen Realität zu entfliehen.

2. Es ist andererseits eine Sache, wie man diese Filme dann macht. Und hier möchte ich den Kreis schließen zur Selbstverantwortung;
hat jeder Zuschauer ein ausreichendes Maß an Bewusstsein entwickelt, mit neuen Erfahrungen umzugehen, dann werden automatisch die
Filme verschwinden, die wirklich »oberflächlich« und niveaulos sind. Weil bis dahin das Publikum eine höhere intellektuelle Ebene erreicht hat.
Und hier kommen dann wieder die Erziehung, Schule & Medien in Spiel…
Kleine Ergänzung: Das Niveau des Publikums bestimmt auch die Nachfrage und selbstverständlich auch die Produktion, denn auch Produzierende sind Teil des Publikums.



Axel
Beiträge: 16290

Re: Ist man verroht, wenn man sich dieses Video ansehen kann…?

Beitrag von Axel »

JanHe hat geschrieben:Bei Filmen ist es doch genauso. Wie gehen wir als Zuschauer mit ihnen um?
Roh.
Gute Filme sind öffentliche Träume. Träume sind zensierte Wünsche. Ihre Funktion ist (neben der eher offensichtlichen Funktion, den Schlafzustand zu erhalten) der Ausgleich mit lang- und kurzfristigen Konflikten aus dem Erleben im Wachzustand.
Der Zensor ist nicht, wie man ja denken könnte, die innere Behörde für politische Korrektheit (vergleichbar der FSK). Um den Wunsch träumen zu können, muss dieser mehr oder weniger gut getarnt sein. Also ist der "Autor" und Zensor des Traums der innere Filmemacher, der eine Story entwirft, die den Zuschauer fesselt. Was immer eine Gratwanderung ist zwischen dem kompromisslosen Wunsch und dem Anpassungsdruck durch moralische Ge- und Verbote.

Beispiel "Taken - nur 96 Stunden". Der Wunsch ist, in jeder Minute Gegner zusammenzuschlagen, zu foltern und zu töten. Totale Macht durch hemmungslose Gewaltausübung, ein klassischer Wunsch von Menschen, die unter ihrer Ohnmacht leiden. Auf's Wesentliche reduziert ist das der Motor dieser Filmreihe.

Zum gediegenen Familienfilm "zur besten Sendezeit" kann ein so roher Ansatz nur werden, wenn er eingebettet ist in ein wenn auch noch so fadenscheiniges Konstrukt, das den Täter als Gutmenschen zeigt, der durch das Böse zum Äußersten getrieben wird. Weil man ihn sonst verbieten würde? Auch, irgendwann. Aber in erster Linie, weil das Publikum sich unbehaglich fühlen würde, wenn man es als die "Opfer" (modernes Schimpfwort der Jugendsprache) zeigte.

Beispiel Horrorfilme wie SAW. In Alpträumen ist der zugrunde liegende Wunsch meist bis zur Unkenntlichkeit verkleidet. Der Schrecken (der uns manchmal aufwachen lässt, der Traum hat wegen unerträglicher Spannung versagt) ist formal die Bestrafung für den Wunsch. Die Härte der Strafe kennzeichnet die Unerfüllbarkeit des Wunsches im Alltag. Zum Beispiel, ein intensives Leben bis zur sprichwörtlichen Schmerzgrenze und darüber hinaus. Ich lasse mich in Stücke hacken, aber ich spüre meinen Körper mit jeder Faser. Was mich hindert? Die Angst vor den Konsequenzen, der Erwartungsdruck "von außen" (wer oder was ist das?), ein Konglomerat aus Millionen kleiner Kompromisse, die in ihrer Gesamtheit mich zu einem verzagten, meinen eigenen Bedürfnissen entfremdeten Wicht machen.

Klingt nach einem Power-Wunsch.

Wie kann man nun am Beispiel des FarCry3-Clips auf die eigentlichen Bedürfnisse schließen, die dahinter liegen? Der Irokese bestraft den vorgeblich harmlosen Videoblogger grausam. Wofür? Wer "ist" in dem Szenario der Zuschauer? Welches Böse könnte siegen, was bedeutete der Sieg des Guten?

Laut Wiki (bin selbst kein Gamer) ist die Grundkonstellation des Spiels die, dass der Journalist der Ego-Shooter-Held ist. Sein Bruder wird von Piraten getötet, er selbst gedemütigt. Nun muss er, um Rache nehmen zu können (und überhaupt auf der Insel zu überleben), Fähigkeiten erlernen und Strategien entwickeln, um die feindliche Übermacht unter Kontrolle zu bekommen.
JanHe hat geschrieben:Das Niveau des Publikums bestimmt auch die Nachfrage und selbstverständlich auch die Produktion, denn auch Produzierende sind Teil des Publikums.
Wenn es um Filme geht, so sind aus meiner Sicht schlechte Filme frömmelnde, blutleere Essays, die sich einem vorgestellten Niveau des Publikums anbiedern. Deshalb (und nicht weil ich mich als hoffnungslos verroht sehe) ziehe ich im Großen und Ganzen scheinbar dumpfe Appelle an so genannte niedere Instinkte (als wäre deren Leugnung etwas Höheres) harmlosen deutschen Förderfilmen vor.

Filme sind am besten subversiv, die ersten Filme waren es bereits. Die scheinbar harmlosen, unbeschwerten Slapstickfilmchen griffen das Bild frontal an, das die Gesellschaft von sich hatte, darin bestand ihr Unterhaltungswert. Frühe Filmtricks waren explosionsartige Befreiungen aus der Diktatur des Sachzwangs. Intellektuelle (die wie immer nichts begriffen) nannten das "frivol". Katzenfilme, falls es sie gab, überdauerten nicht. Kino war fetteste Wunscherfüllung, Wie Es Euch Gefällt.

Die Schattenseite dieser Eignung des Mediums, die Wahrnehmung von Realität spielerisch zu verschieben, war natürlich die Propaganda. Aber das ist wieder ein anderes Thema.



nachtaktiv
Beiträge: 3169

Re: Ist man verroht, wenn man sich dieses Video ansehen kann…?

Beitrag von nachtaktiv »

natürlich könnte ich darüber lachen - genauso wie über tarantinos django. wenns denn gut gemacht wäre.
Die Ignore Funktion ist ein Segen <3



Adam
Beiträge: 1112

Re: Ist man verroht, wenn man sich dieses Video ansehen kann…?

Beitrag von Adam »

Ich habe es mir nicht angesehen - weiß also auch nicht wirklich worum es geht. Ich habe aber alles hier gelesen und bleibe nun dabei: Schaue ich mir nicht an.
Denn: Ich habe bereits in sehr jungen Jahren beschlossen, bestimmte Bilder nicht in meinen Kopf zu lassen.
Ich würde niemals nie IS-Videos sehen.

Und ich habe da eine ganz klare Grenze:
Ich sehe nichts an, bei dem klar ist, dass jemand Spaß am Leid anderer hat.
Wer soetwas sehen kann, ohne dass es ihm schlecht (im weitesten Sinne) wird, oder gar dabei lachen kann, ist .... keine Ahnung. Für mich einfach nicht nachvollziehbar.
Ich sehe jedoch sehrwohl Gewalt, auch echte. IdR im politischen Kontext. Aber keine 'Lust am Leid anderer'-Sachen.

Mir ist klar das SAW ein Hit war. Es ist mir jedoch absolut unverständlich. Ich kann gut mit echter direkter Gewalt leben, aber mit pychischer Qual, dem Spiel andere Leiden zu lassen, dem lustvollen sich-ergözen, mit Folter und Erniedrigung...damit kann ich nichts anfangen und kann auch nicht verstehen wie andere Leute das mögen.

Von daher: Wenn Du über das Leid anderer lachen kannst, dann ...hm... irgendwie hört sich das schon verroht an.

Und zu Juliensblog. Ich habe es gesehen. Ich kann keinerlei schwarzen Humor erkennen. Nur gewaltige Unwissenheit, gepaart mit unfassbarer Überheblichkeit, Frechheit, Dummheit, dem Fehlen jeglichen Anstands, Taktlosigkeit....
Ein ungebildeter Wichtigtuer, der einfach nicht weiß wovon er redet, es aber glaubt und sich dabei auch noch für toll hält. Politisches Kabarett ist etwas ganz anderes.
Und da kann man mir hundertmal sagen, dass es 'witzig gemeint' ist. Dadurch wird es nichht besser. Wer minutenlang Streikende als 'Hurensöhne, die letzen Arschlöcher, irrelevante Spastis, Nullnummern, Untermenschen...usw.' bezeichnet und dann am Ende auch noch meint, er würde freiwillig alle Lockfüherer nach Auschwitz zum Vergasen fahren (und gleichzeitig ein Bild einer Gaskammer zeigt), der disqualifiziert sich vollkommen.
Das ist einfach kein Humor, auch kein schwarzer. Das ist extrem billiges Herumhacken, Herumgeschreie und -geschimpfe auf Menschen, von deren Lebensumständen er keinerlei Ahnung hat.
Noch dazu hat er nicht die geringste Ahnung der Geschichte der Arbeiterschaft, der Demokratie und all der Erungenschaften, die es ihm ermöglichen sein Leben so wohlbehütet und relativ wohlhabend zu führen wie er es in Deutschland kann.

Sorry für diesen langen und auch etwas emotionalen Text, aber wenn Du soetwas feierst, muss man dem etwas entgegenstellen!

EDIT:
JanHe hat geschrieben:[...]dass Juliensblog das in voller Ironie und schwarzem Humor gesagt hat,[...] ich nehme das aber locker, weil es eben seine künstlerische Art ist, Inhalte zu transportieren. [...]über so eine Lächerlichkeit wie schwarzen Humor, den nun einmal viele Leute nicht verstehen.
Sorry, aber Du verstehst Da etwas von grundauf nicht. Das ist kein Humor, auch kein schwarzer. Es ist einfach kein Humor.
Und erst recht ist es keine künstlerische Art. Das hat mit Kunst noch weniger zu tun, als das Putzen einer Toilette. (Das z.B. war Humor, vergleichender Humor. Evtl. nicht wirklich witzig, aber eben aus der Kategorie Humor.)
Und da gibt es auch nichts zu verstehen. Klar, Kinder zwischen 12 und 20 finden es oftmals lustig sich über Schwächere lustig zu machen oder mit Fäkalausdrücken um sich zu werfen. Kinder dieses Alters mobben ja auch Schwächere und stacheln sich dabei gegenseitig an.
Dass das Pupertierende lustig finden mag ja sein, aber das macht es nicht zu Humor oder gar zu Kunst.

Und Juliensblog ist da noch besonders armselig. Er verdient sein Geld damit in relativer Anonymität schwächere auf die übelste Art niederzumachen. Und dabei Spaß zu empfinden. Da ist wirklich ganz ganz übel und zeugt nicht nur von mangelnder Reife, sondern vom Fehlen jeglichen Respekts gegenüber Mitmenschen und dem Misachten der Würde die Menschen besitzen.
Für Geld in dieser Art auf der Würde anderere Menschn herumzutrampeln ist einfach unterste Etage.
Zuletzt geändert von Adam am Mo 25 Mai, 2015 22:08, insgesamt 2-mal geändert.



nachtaktiv
Beiträge: 3169

Re: Ist man verroht, wenn man sich dieses Video ansehen kann…?

Beitrag von nachtaktiv »

juliensblog ist einfach für mich eines der aushängeschilder einer absoluten idiotengeneration. leider kann heute jeder vollpfosten mittels youtube sendeanstalt spielen. was sich ÖRs niemals erlauben dürften, weil sofort eine schar von rechtsanwälten, empörter politiker, senderat, NGOs, und whatever auf den plan rufen würde, die youtuber nehmen sichs einfach raus.
Die Ignore Funktion ist ein Segen <3



Adam
Beiträge: 1112

Re: Ist man verroht, wenn man sich dieses Video ansehen kann…?

Beitrag von Adam »

nachtaktiv hat geschrieben:leider kann heute jeder vollpfosten mittels youtube sendeanstalt spielen.
Ich würde das 'leider' da mal weg lassen.
Es ist in der Tat so wie von Dir beschrieben.
Aber: Es bringt eine unglaubliche Freiheit mit sich. Es bringt die Möglichkeit für viele wirklich gute Künstler (ob nun Musiker oder Filmschaffende oder auch geniale Erfinder) ihre Fähigkeiten einem Puplikum zu präsentieren.
Für mich als Puplikum ist es toll, dass ich heute Musik entdecken kann, die ich vor 20 Jahren niemals zu Gehör bekommen hätte.

Auch im Sinne der Demokratie und der Freiheit hat die Möglichkeit, dass jeder Sendeanstalt spielen kann, viele Vorteile.

Und ich denke - im gesamten betrachtet - überwiegen die Vorteile bei weitem. Eine freie Gesellschaft muss eben (innerhalb der Menschenrechte und des Grundgesetztes) auch die unschönen Nebenprodukte der Freiheit ertragen.
Nur muss man eben 'sein Maul aufmachen', wenn etwas daneben läuft. Und bei Julienblog läuft so ziemlich alles daneben.

Edit:
Auch wenn es etwas ausufert - nochmals zu Juliensblog - den Du lieber TO ja offenbar magst.

Folgende Geschichte:
Es gibt da den Rapper A. Ist ganz gut und auch recht beliebt.
Julien macht diesen Rapper A fertig. Die Kids folgen Julien und die Karriere von Rapper A ist beendet.
Etwas später taucht Rapper B (ein Typ hinter einer Maske) auf. Juilien erklärt ihn zum Superrapper, er geht sogar hoch in die Charts.
Dann kommt raus dass Rapper B, der mit der Maske, der gleiche Typ wie Rapper A ist.
Was lernen wir daraus - folgendes Zitat:
Wenn du, Julien, den Kids ihren Musikgeschmack diktieren kannst, kannst du ihnen
auch ihr politisches Verständnis diktieren – das ist dir hoffentlich
klar, lieber Herr Sewering. Ich hoffe dir ist auch
klar, dass 12-Jährige zwar registrieren, dass du dein Schaffen mit der
Phrase “schwarzer Humor” titulierst, diese das aber trotzdem
unreflektiert übernehmen.



Und genau das macht solche Typen gefährlich.
Und darum muss man es ansprechen!!



Skeptiker
Beiträge: 5927

Re: Ist man verroht, wenn man sich dieses Video ansehen kann…?

Beitrag von Skeptiker »

Adam hat geschrieben:Ich habe es mir nicht angesehen - weiß also auch nicht wirklich worum es geht. Ich habe aber alles hier gelesen und bleibe nun dabei: Schaue ich mir nicht an.
Denn: Ich habe bereits in sehr jungen Jahren beschlossen, bestimmte Bilder nicht in meinen Kopf zu lassen.
Ich würde niemals nie IS-Videos sehen.

Und ich habe da eine ganz klare Grenze:
Ich sehe nichts an, bei dem klar ist, dass jemand Spaß am Leid anderer hat. ...
@Adam: ++
Geht mir genauso.
Nennt mich naiv, realitsfremd, zu wenig abgebrüht, ignorant, was auch immer ...

Einmal im Kopf drin, kriegt man gewisse Bilder nicht mehr raus.

Soll man sie trotzdem zeigen?

Ich bin im Prinzip gegen Zensur.
Aber es kommt schon darauf an, wie die Bilder entstanden sind und in welchem Kontext sie gezeigt oder angeschaut werden.
Axel hat geschrieben: ... Ich musste an Scorseses Cape Fear denken. Darin wird Nick Nolte als ein braver Rechtsanwalt Racheopfer von Robert De Niro. Der Film ist so inszeniert, dass De Niro zwar als das Böse schlechthin erscheint, aber auch als Werkzeug Gottes, der dem angepassten Bürger aufzeigt, wie verlogen seine Rechtschaffenheit eigentlich ist.

Ähnlich ergeht es uns Europäern, wenn wir die Gräueltaten der IS betrachten - indirekte Reaktionen auf globale Ungerechtigkeiten und gedeckelt durch Politik, die jeder von uns mitzuverantworten hat. Der Sieg der Lüge. Wir lassen täglich Menschen vor unseren Küsten jämmerlich ersaufen und erdreisten uns, uns zivilisiert zu nennen.

Was bedeutet dann Zivilisiertheit? Die schrecklichste Bösartigkeit, die die Killergehirne der Spezies Mensch je hervorgebracht haben. ...
Stimmt - obige Zitate sind aus dem Zusammenhang gerissen!
Axels Gesamt-Statement ist viel differenzierter und facettenreicher!

Trotzdem zum obigen Ausschnitt folgender Kommentar:
Ich bin durchaus dafür, die Dinge hin und her zu wenden und sie von allen Seiten zu betrachten.
Aber ich bin nicht bereit, sie total zu relativieren. Es gibt Grenzen, und es gibt für mich einen Plus- und einen Minus-Pol.

Zivilisiertheit = Bösartigkeit?
Die IS - eine Folge unserer fehlgeleiteten Politik und westlichen Zivilisation?

Mag sein, dass da ein wahrer Kern drinsteckt, mag sein, dass dies teils durchaus zutrifft.

Aber die Verantwortung für diese irre Kopfanschneidertruppe im religösen Allmachtsrausch allein oder vor allem bei uns und unserer Lebensart und Handlungsweise zu suchen, bei unserer angeblich so dekadenten westlichen Philosophie und Vielfalt (die uns dann als Schwäche vorgehalten wird), geht mir zu weit. Diese Schwäche ist unsere Stärke - wir halten den Anblick unverhüllter Frauen aus, wir akzeptieren, dass es verschiedene Wege gibt, glücklich zu werden, wir habe keine Religionspolizei, die Verfehlungen mit drakonischen Strafen ahndet (bis zum Tode für Blasphemie), wir müssen nicht mit jedem abweichenden Wort - ob gesprochen oder geschrieben - fürchten, vor dem Henker zu landen, wir mögen wohl von NSA und eigenem Geheimdienst beobachtet werden, aber wir leben nicht in einem Spitzelstaat, wo jeder Linientreue jeden Abweichler jederzeit denunzieren kann, worauf Letzterer auf Nimmerwiedersehen verschwindet (Orwells '1984' lässt grüssen).

Ich wünsche jedem dieser selbstgerecht vor der Kamera protzenden Kopfabschneider, dass ihn die abgeschnittenen Köpfe in seinen Träumen bis ans Lebensende verfolgen und nicht mehr loslassen mögen - ganz im Sinne dessen, was Adam im Zitat zu Beginn sinngemäss geschrieben hat - (in meinen Worten) es gibt Bilder, die wird man nicht mehr los!



TaoTao
Beiträge: 839

Re: Ist man verroht, wenn man sich dieses Video ansehen kann…?

Beitrag von TaoTao »

Skeptiker hat geschrieben: @Adam: ++
Geht mir genauso.
Nennt mich naiv, realitsfremd, zu wenig abgebrüht, ignorant, was auch immer ...

Einmal im Kopf drin, kriegt man gewisse Bilder nicht mehr raus.

Soll man sie trotzdem zeigen?
Zweischneidig. Zum einen sollte man die Gräueltaten der Menschen kennen, zum anderen sollte man auch seinen Geist mit solchen Dingen nicht unnötig belasten. Ich wünschte ich hätte so einige Videos nicht gesehen, manchmal aber brauch es genau das um nicht völlig naiv durch das Leben zu flanieren.



Axel
Beiträge: 16290

Re: Ist man verroht, wenn man sich dieses Video ansehen kann…?

Beitrag von Axel »

Skeptiker hat geschrieben:Einmal im Kopf drin, kriegt man gewisse Bilder nicht mehr raus.
Die Inception-Prämisse. Ein fremder Gedanke bleibt. Und wir denken schließlich teilweise in Bildern, bildhaften Vorstellungen.

Das Bild des einstürzenden World Trade Center, ein gewaltiges Statement durch Al Qaida. Wie die Türme selbst, die wohl jeder als die Symbole für den Sieg des Welthandels unter westlicher Regie verstand, entweder bewusst oder (fast effektiver) unterbewusst.

Ein kluger Kommentar von 2001 (sehr früh) war, dass dieser Anschlag am ehesten als ein verzweifeltes Aufbäumen zu verstehen sei, von Menschen, die bereits wissen, dass sie verloren haben.

Man kann gewisse Bilder nicht mehr aus dem Kopf kriegen. Es kommt wohl darauf an, sie richtig zu interpretieren. Ihre Wirkungsabsicht zu verstehen.

In die Enge getrieben, sinken bei nahezu allen Menschen die Aggressionshemmer. Sie sehen sich als von Feinden umzingelt. Wie war die Reaktion des Westens? Die USA sahen sich als von Feinden umzingelt, die Hemmschwelle sank ins Bodenlose (Abu Ghraib), auf die 3000 Toten von 9-11 folgten einige hunderttausend Tote im "Krieg gegen den Terror".
Skeptiker hat geschrieben:Ich bin durchaus dafür, die Dinge hin und her zu wenden und sie von allen Seiten zu betrachten.
Aber ich bin nicht bereit, sie total zu relativieren. Es gibt Grenzen, und es gibt für mich einen Plus- und einen Minus-Pol.
Die Trailer-Frage: Auf welcher Seite stehst du?

Die Plot-Konstruktion jedes Kinofilms, der mit dieser Frage wirbt, fusst auf der Rechtfertigung von Gewalt, wenn der brave Durchschnittsbürger in die Enge getrieben wird.

Auf welcher Seite stehen wir?

Wir sind froh, dass unsere Aggressionshemmer (überwiegend) funktionieren. Westliche Demokratie, pluralistische Gesellschaft, Humanismus. Zum Glück. Von irgendwelchen Bimbos, die kommen, um unsere Sozialkassen zu plündern (auf der Straße aufgeschnappt) trennt uns eine dicke Schicht dämmende Zuckerwatte. Die Griechen geben ihre Kinder zur Adoption frei, obwohl wir ihnen Milliarden in den Arsch geblasen haben.
Skeptiker hat geschrieben:Zivilisiertheit = Bösartigkeit?
Der weitgehende Verzicht auf Gewalt vor der eigenen Haustür ist nicht gerade eine Leistung, für die sich der Einzelne auf die Schulter klopfen kann. Die Gesellschaft hat uns zu Duldern erzogen. Wir dulden kleinere und große Ungerechtigkeiten ("Nackt im Wind, der brüllt und wütet, im Orkan, der Menschen frisst"), weil es der Weg des geringsten Widerstands ist. Nicht, weil wir ein edleres Menschenbild entwickelt haben. Die Gewaltlosigkeit ist passiv im Sinne von Das Gute, dieser Satz steht fest, ist stets das Böse, das man lässt.

Wie lange lassen wir "das Böse"? Wenn hierzulande Familien gezwungen wären, ihre Kinder abzugeben, auf welcher Seite stünden wir dann?
Skeptiker hat geschrieben:Aber die Verantwortung bei (...) unserer Lebensart und Handlungsweise zu suchen, bei unserer angeblich so dekadenten westlichen Philosophie und Vielfalt (die uns dann als Schwäche vorgehalten wird), geht mir zu weit. Diese Schwäche ist unsere Stärke - wir halten den Anblick unverhüllter Frauen aus, wir akzeptieren, dass es verschiedene Wege gibt, glücklich zu werden, wir habe keine Religionspolizei, die Verfehlungen mit drakonischen Strafen ahndet (bis zum Tode für Blasphemie), wir müssen nicht mit jedem abweichenden Wort - ob gesprochen oder geschrieben - fürchten, vor dem Henker zu landen ...
Richtig. Wir erdulden, dass es uns besser geht. Aber leisten wir gewaltlosen Widerstand gegen die vielen kleinen und großen Ungerechtigkeiten in unserem Umfeld? Ergreifen wir Partei? Sind wir mit Eifer dabei, diese Welt zu verbessern? Aktiv?



Frank Glencairn
Beiträge: 23080

Re: Ist man verroht, wenn man sich dieses Video ansehen kann…?

Beitrag von Frank Glencairn »

Skeptiker hat geschrieben: Die IS - eine Folge unserer fehlgeleiteten Politik und westlichen Zivilisation?
Der IS wurde von den Saudis und der USA geschaffen, ausgebbildet und mit Waffen und Geld versorgt um für die beiden die Drecksarbeit zu machen.

@ Axel: Es gibt keinen "passiven" oder gewaltlosen Widerstand, sonst könnte er nicht widerstehen.



blickfeld

Re: Ist man verroht, wenn man sich dieses Video ansehen kann…?

Beitrag von blickfeld »

Frank Glencairn hat geschrieben:...
@ Axel: Es gibt keinen "passiven" oder gewaltlosen Widerstand, sonst könnte er nicht widerstehen.
stimmt, das hätte Mohandas Karamchand wahrscheinlich genauso gesehen...



Frank Glencairn
Beiträge: 23080

Re: Ist man verroht, wenn man sich dieses Video ansehen kann…?

Beitrag von Frank Glencairn »

Andere Zeiten, spezielle Umstände - von Ghandi kann man keine allgemeingültige Regel ableiten.


Versuch doch mal gegen Boku Haram, den IS oder auch nur einen US Cop "passiven Widerstand" zu leisten, dann wirst du sofort sehen, wie erfolgreich diese Strategie ist.


Es gab und gibt immer nur eine einzige allgemeingültige Regel: Die Macht des Stärkeren. Alles andere ist romantisierende Folklore.

Und ja, es gibt - wie von jeder Regel - Ausnahmen, siehe oben, spezielle Zeiten und Umstände.



Axel
Beiträge: 16290

Re: Ist man verroht, wenn man sich dieses Video ansehen kann…?

Beitrag von Axel »

Frank Glencairn hat geschrieben:
Skeptiker hat geschrieben: Die IS - eine Folge unserer fehlgeleiteten Politik und westlichen Zivilisation?
Der IS wurde von den Saudis und der USA geschaffen, ausgebbildet und mit Waffen und Geld versorgt um für die beiden die Drecksarbeit zu machen.
... und die verkehrtesten Bilder, von denen wir uns verführen lassen können, sind Feindbilder. Es ist richtig, IS-Kämpfer als krank und verblendet zu sehen. Wie kam das? Von Ideologen mit Feindbildern verführte Opfer, die bloß durch ihre spektakuläre Gewaltausübung zu Tätern wurden.
Frank Glencairn hat geschrieben:@ Axel: Es gibt keinen "passiven" oder gewaltlosen Widerstand, sonst könnte er nicht widerstehen.
Gewalt zu widerstehen, ist sehr aktiv. Denn es setzt voraus, dass ich um jeden Preis den Mechanismus von Gewalt und Gegengewalt außer Kraft setzen will. Das dämliche FarCry-Spiel lässt diese Möglichkeit gar nicht zu. Denn, wie gesagt, es konstruiert eine Situation, in der Kopfabschlagen nur das "Argument" (ein IS-"Argument") ist, um ein starres Feindbild zu formen. Gar kein für sich genommen bedeutsames Bild.

Das Strafrecht kennt die Tatrechtfertigung der Notwehr. Sie ist so definiert, dass sie eine maßvolle, unvermeidliche Reaktion auf unmittelbare Bedrohung durch Gewalt sein muss. Auf diese Vorstellung sind viele zivilisierte, zahme Menschen fixiert. Sie spielen (im Falle von FarCry im Wortsinn) mit dieser ausweglosen Situation. Nicht, um im Ernstfall vorbereitet zu sein, sondern um ihrem tristen Alltag zu entfliehen, in dem sie sich als hilflose Opfer fühlen. Von Umständen, die ihnen zu komplex vorkommen, um sie zu bewältigen.

Gewalt ist immer eine Reaktion eines Opfers. Sie führt immer zu einer Gegenreaktion. Das muss sich der Einzelne bewusst machen. Es von ganzen Gesellschaften zu erwarten, ist utopisch. FarCry ist nur ein Symptom. Es zu verbieten oder zu verpönen heißt nur, die Bäume mit dem Wald zu verwechseln. Im Grunde ist der makabre Hohn, mit dem der Internet-Journalist (der als im Virtuellen lebender Mensch ohne echte Überzeugung gesehen wird, als geborenes Opfer) im Video belegt wird, Klartext.



Funless
Beiträge: 5498

Re: Ist man verroht, wenn man sich dieses Video ansehen kann…?

Beitrag von Funless »

Frank Glencairn hat geschrieben:Andere Zeiten, spezielle Umstände - von Ghandi kann man keine allgemeingültige Regel ableiten.



Richtig, andere Zeiten, andere Umstände. Besser kann man es eigentlich nicht beschreiben finde ich.
Axel hat geschrieben:Wir erdulden, dass es uns besser geht. Aber leisten wir gewaltlosen Widerstand gegen die vielen kleinen und großen Ungerechtigkeiten in unserem Umfeld? Ergreifen wir Partei? Sind wir mit Eifer dabei, diese Welt zu verbessern? Aktiv?
Welche Welt denn? Den Planeten Erde? Oder unsere eigene individuelle Welt?

Letzteres ja in der Tat und zwar tagtäglich. Jedenfalls gaukeln wir uns vor wir würden es tun. Ersteres definitiv nicht. Wozu auch wenn wir schon bis zu unserem Limit mit Letzterem beschäftigt sind?

Ebenfalls die Frage des TO ob "man" denn "verroht" sei, wenn man sich obiges Promo Video eines Videospiels ( - und es ist nichts anderes als das - ) angucken kann (oder vielleicht sogar darüber lachen?), entbehrt aus meiner Sicht jegliche Sinnhaftigkeit. Denn diese Frage (wie auch im Umkehrschluss die Feststellung, dass jemand verroht sei) strotzt vor Heuchelei, dass sich die Balken biegen. Heuchelei welche bereits geboren wurde im Zeitalter der alten Griechen als sogenannte Gründer der zivilisierten Welt. Eine "zivilisierte" Welt in der Einerseits über philosophische Fragen des Lebens sinniert wurde und andererseits der Pädophilie nach Lust und Laune nachgegangen wurde. Na herzlichen Glückwunsch zu dieser "Zivilisation".

Nein, Zivilisation (oder das "zivilisierte Verhalten") ist ein Hilfsmittel-Trugbild um unsere Verdrängung unserer wahren Natur, nämlich dass Gewalt in jeglicher Form schon seit jeher unzertrennlich zu uns Menschen gehörte und weiterhin gehören wird, zu perfektionieren.

Also werden wir (bspw. hier im Forum) weiterhin schön unserem Pixelporn nachgehen, uns darüber streiten welche Kamera doch die bessere sei, die Sinnhaftigkeit von 4K, 6K, 8K in Frage stellen (oder verfechten) und uns weiterhin lauthals darüber beschweren dass die Hersteller es immer noch nicht geschafft haben, die offensichtlich geforderten Features in das nächste neu angekündigte Modell zu implementieren.

Willkommen in der Matrix.

Just my 50 Cents hierzu.

In diesem Sinne.
Funless has spoken!

No Cenobites were harmed during filming.



Axel
Beiträge: 16290

Re: Ist man verroht, wenn man sich dieses Video ansehen kann…?

Beitrag von Axel »

Funless hat geschrieben:Nein, Zivilisation (oder das "zivilisierte Verhalten") ist ein Hilfsmittel-Trugbild um unsere Verdrängung unserer wahren Natur, nämlich dass Gewalt in jeglicher Form schon seit jeher unzertrennlich zu uns Menschen gehörte und weiterhin gehören wird, zu perfektionieren.
Verdrängung rächt sich. Wir sind fähig, zu reklektieren (soll heißen, wir haben das Potential, nicht, dass wir es überwiegend auch tun). Wir sollten unsere Natur nicht verleugnen, sondern unseren natürlichen Instinkten vertrauen. Auch wenn sie wild und ungezähmt sind, wie es ihrer Natur entspricht. "Böse" (wenn man das alte Wort wirklich verwenden will) werden wir nur, wenn wir sie unterdrücken, ihnen Gewalt antun. Vor allem aber sollten wir nach unseren tatsächlichen Bedürfnissen forschen, anstatt wie die Lemminge der Masse zur Klippe zu folgen.



dienstag_01
Beiträge: 13471

Re: Ist man verroht, wenn man sich dieses Video ansehen kann…?

Beitrag von dienstag_01 »

Nein, Zivilisation (oder das "zivilisierte Verhalten") ist ein Hilfsmittel-Trugbild um unsere Verdrängung unserer wahren Natur, nämlich dass Gewalt in jeglicher Form schon seit jeher unzertrennlich zu uns Menschen gehörte und weiterhin gehören wird, zu perfektionieren.
Nach Norbert Elias ist der Prozess der Zivilisation eine Transformation vom Fremdzwang (zwei Bewaffnete treffen aufeinander, einer bleibt übrig) zum Selbstzwang (wir wenden keine - körperliche - Gewalt zur Durchsetzung unserer Ziele an, wir benehmen uns, ab und zu mal eine kleine Intrige).
Sehr interessantes Modell.
Und die Schwierigkeiten für uns/den Menschen heute: die Interdependenzketten (Abhängigkeiten) werden immer länger, manche meinen zu lang, der Mensch durchschaut/versteht die kausalen Zusammenhänge (der Zwänge) nicht mehr und tickt aus/verhält sich irrational.
Leuchtet mir irgendwie mehr ein als dieses simple *wir dürfen unsere Natur nicht verleugnen*. Da ist was Wahres dran, aber wenn wir alle *natürlich* leben wollten, flösse Blut. Und zwar reichlich.

Edit: Mit Verdrängung hat das eher weniger zu tun.



domain
Beiträge: 11062

Re: Ist man verroht, wenn man sich dieses Video ansehen kann…?

Beitrag von domain »

Das sgn. Böse gibt es gar nicht. Reine Definitionssache, was als böse in unserem Kulturkreis eingestuft wird. Oder ist es böse wenn man wesentliche Teile des Feindes aufisst, um seine Kraft zu übernehmen oder sich Schweinehoden auf den Oberarm bindet.
Was es aber wirklich gibt, ist ein angeborenes und für seine „Entwicklung“ entscheidendes Aggressionsverhalten des Menschen, ähnlich dem von Schimpansen. Dass es aber auch anders geht beweisen die Bonobos „make love not war“.
Darüber hinaus sind fast alle Pflanzenfresser unterdurchschnittlich aggressiv. Auch kein Wunder, wenn man auf einer Fläche lebt, die für uns Menschen quasi aus Erbsenreis und Wienerschnitzeln besteht :-)



soahC
Beiträge: 717

Re: Ist man verroht, wenn man sich dieses Video ansehen kann…?

Beitrag von soahC »

Ich verstehe die Aufregung nicht. Das Video ist wesentlich harmloser als viele viele Filme die es gibt, vor allem ist die Fiktion der Situation von Anfang an sehr klar dargestellt.
Ich habe gestern (ja, es hat lange gedauert) die erste Folge von The Walking Dead gesehen, da geht es um einiges heftiger zu, aber das wird überall in den Himmel gelobt.

Und wenn man nicht immer nur das sehen würde was man sehen will, und sich einmal genauer mit Themen befasst über die man spricht, würde man feststellen, dass eine der Intentionen der Entwickler des Spiels war, Videospielklischees und Gewalt in Videospielen zu hinterfragen...



Frank Glencairn
Beiträge: 23080

Re: Ist man verroht, wenn man sich dieses Video ansehen kann…?

Beitrag von Frank Glencairn »

soahC hat geschrieben:I..
Ich habe gestern (ja, es hat lange gedauert) die erste Folge von The Walking Dead gesehen, da geht es um einiges heftiger zu, aber das wird überall in den Himmel gelobt....
Von Game of Thrones ganz zu schweigen, wo das abschneiden von Köpfen an der Tagesordnung ist - regt sich auch keiner drüber auf.



domain
Beiträge: 11062

Re: Ist man verroht, wenn man sich dieses Video ansehen kann…?

Beitrag von domain »

Es ist ja außerdem interessant, was heute noch als grausam und mörderisch eingestuft wird und was in 6 Monaten, Machiavelli lässt grüßen.
Ich sage voraus, dass der IS mit den Amis und mit uns noch zusammenarbeiten und kollaborieren wird. Denn das ist nur vorläufig eine Mördertruppe.
In Wirklichkeit ein zukünftiger Stabilitätsfaktor und eine strategisch wie taktisch hochorganisierte Armee in diesen Gebieten.
Wir werden die Annäherung noch erleben, denn im Grunde ist der Glaube nur ein Vorwand für macht- und wirtschaftspolitische Interessen und das war schon immer so, auch im Katholizismus.



Funless
Beiträge: 5498

Re: Ist man verroht, wenn man sich dieses Video ansehen kann…?

Beitrag von Funless »

@Axel:

Die Fähigkeit (bzw. das Potenzial) zur Reflektion nutzt uns (ich meine jetzt Spezies Mensch) herzlich wenig wenn es um das wesentliche geht, nämlich ums Überleben, bzw. am Leben zu bleiben oder (noch weiter heruntergebrochen) nicht zu verhungern.

Analog hierzu ein Beispiel:

Jedes mal in meiner Zigarettenpause vor der Tür hier beim Job beobachte ich (weil es sich so ergibt) Spatzen bei dem was sie da tun wenn ich sie beobachte. Ich beobachte Vögel (insbesondere Spatzen) ja ziemlich gerne muss ich gestehen. Wie sie in ihrer Putzigkeit umherhüpfend mit ihrem Schnabel am Boden herum picken auf der Suche nach etwas essbarem. Und im Grunde genommen machen sie das den ganzen lieben Tag bis sie irgendwann schlafen und am nächsten Tag geht die Prozedur von vorne los. Und repräsentativ gilt das für jede andere Tierart auf diesem Planeten. Tagein Tagaus nach etwas essbarem suchen um nicht zu verhungern.

Was unterscheidet jetzt uns Menschen von denen? Bis auf unsere Fähigkeit des abstrakten Denkens eigentlich ...... nix!

Auch wir müssen darauf achten nicht zu verhungern und zu verdursten, nur sind wir Dank unserer o.g. Fähigkeit dabei weitaus kreativer damit uns das nicht passiert. Hat uns unsere Kreativität die Möglichkeit, respektive den Komfort, verschafft dass wir nicht den ganzen lieben Tag mit der Nahrungsbeschaffung beschäftigt sind, sondern können uns mit der neu hinzu gewonnenen Zeit irgendwelchen Banalitäten widmen. Das ist dann der grundsätzlich definierte Wohlstand. Hart "erarbeitet", "erkämpft" und "gewonnen" natürlich als Resultat der "Zivilisation". Halleluja!

Nur erlaubt uns unsere äußerst arrogante Art nicht, dies als gegeben zu akzeptieren. Das kann ja nicht angehen, dass uns im wesentlichen nichts von der gemeinen Tierwelt unterscheidet. Wir verdrängen das also fröhlich und dafür benutzen wir eine ganze Menge an Hilfsmitteln (wieder Dank unserer Kreativität geboren aus der Fähigkeit des abstrakten Denkens) unter anderem eben mit "zivilisiertem Verhalten". Am besten noch schön vorwurfsvoll den Finger in die Luft heben und damit wedelnd darauf hinweisen, wie schrecklich doch die eine oder andere Gräueltat ist, mit denen wir in den Nachrichten konfrontiert werden.

Bricht uns aber unser heiliger Wohlstand ab, dann werden unsere Nebenbei-Banalitäten unwichtiger und das oben beschriebene wesentliche wird immer dominanter. Resultierend sinkt jedwede Hemmschwelle. All das ist jetzt natürlich sehr allgemein formuliert und müsste eigentlich differenzierter ausgeführt werden, dennoch hoffe ich dass es verständlich war, worauf ich hinaus will.

Wie gerade von Domain treffend formuliert, ist das "Böse" ein sehr relativer Begriff, abhängig der jeweiligen Kultur, etc.



@soahC:

Für mich persönlich ist die "ganze Aufregung" ebenfalls unverständlich, jedoch aus den von mir oben beschriebenen Gründen, nicht weil es weitaus heftigeres zu bestaunen gibt (und stimmt das gibt es in der Tat).

Und mach dir nichts daraus, dass es bei Dir mit "TWD" solange gedauert hat. Ich hab's bisher auch noch nicht geschafft über Folge 4 der ersten Staffel zu gucken. Ich nehm's mir zwar immer wieder vor, aber dann entscheide ich mich doch für was (aus meiner Sicht) interessanteres. ;o)

"Game of Thrones" habe ich bisher noch keine einzige Folge gesehen. Schande über mich! ;o)
Funless has spoken!

No Cenobites were harmed during filming.



soahC
Beiträge: 717

Re: Ist man verroht, wenn man sich dieses Video ansehen kann…?

Beitrag von soahC »

So eine Reaktion hätte Ich hier ehrlich gesagt nicht erwarten. Verurteilt Ihr denn alle Filme, in denen Gewalt (wie bereits erwähnt oft auch viel expliziter) dargestellt wird genauso, oder sind für euch Filme eben Art und Computerspiele nicht? Ich sehe da keinen Unterschied.
Wegen so einem Video muss man weder Leute in die Psychiatrie schicken, noch den Untergang des Abendlandes durch die Verrohung einer Generation befürchten.

Aber einen Typen der den Weltuntergang prophezeit gibt es ja schließlich für jeden Kalendertag.



domain
Beiträge: 11062

Re: Ist man verroht, wenn man sich dieses Video ansehen kann…?

Beitrag von domain »

Nein ich verurteile solche Gewaltvideos keinesfalls. Wir müssen uns halt mental vorbereiten auf die Auseinandersetzung zwischen christlichem Glauben und dem Islam und denen werden wir in unseren neuen Kreuzzügen schon noch noch das Hirn aus der Schale blasen, wäre doch gelacht.
Auf auf, zu neuen Kreuzzugsphantasien ;-)



 Aktuelle Beiträge [alle Foren]
 
» Freefly Systems Ember S2.5K - High Speed Kamera für 25.000 Dollar
von roki100 - Do 15:01
» Blackmagic PYXIS 6K: Die Vollformat „Box“-Kamera mit Viewfinder, 2x SDI, Sideplates (!) uvm.
von roki100 - Do 14:58
» Atomos 5" Shinobi/SDI und Ninja/V Zubehör-Set fabrikneu/unbenutzt
von Rockie - Do 13:29
» Linsen (Vintage, Anamorphic & Co.)
von Skeptiker - Do 13:15
» Tieraufnahmen mit dem MKE600 + H1 Essential rauschen
von Skeptiker - Do 12:43
» Microsoft VASA-1 generiert realistische Video-Portraits aus einer Audiodatei
von Frank Glencairn - Do 12:09
» NAB 2024 Neuigkeiten
von markusG - Do 12:01
» Blackmagic URSA Cine 12K - 16 Blendenstufen für 15.000 Dollar!
von Frank Glencairn - Do 11:49
» Was schaust Du gerade?
von Frank Glencairn - Do 10:17
» Was hörst Du gerade?
von klusterdegenerierung - Mi 23:14
» Messevideo: Atomos NINJA PHONE erklärt
von rob - Mi 22:39
» Was hast Du zuletzt gekauft?
von Jörg - Mi 22:08
» Blackmagic Box Camera
von roki100 - Mi 20:31
» Western Digital Ultrastar Transporter: 368 TB in der Aktentasche
von medienonkel - Mi 19:44
» GPS Receiver GP-E2 Standort anzeigen
von Reinhold888 - Mi 17:32
» Western Digital stellt weltweit erste 4 TB SD-Karte vor
von Walter Schulz - Mi 16:43
» Insta360 X4 360°-Action-Kamera filmt in 8K
von Achim KCW - Mi 16:13
» Netflix „Ripley“
von TomStg - Mi 13:17
» Adobe entfernt negativ promts
von klusterdegenerierung - Mi 12:09
» Tragischer Unfall am Set trotz Filmwaffe: Kamerafrau stirbt nach Schuß von Alec Baldwin
von 7River - Mi 11:23
» Dehancer Pro - Filmsimulation auf höchstem Niveau
von Frank Glencairn - Mi 10:19
» Blackmagic DaVinci Resolve 19 jetzt auch auf Deutsch
von medienonkel - Mi 9:58
» DJI Avata 2, Goggles 3 und RC Motion 3 im ersten Praxistest
von Videopower - Di 23:35
» RED ist nun eine Nikon-Tochter - und Jarred Land abgesetzt
von iasi - Di 23:24
» ASUS ProArt PA32KCX - 8K Mini-LED-Monitor mit DisplayPort 2.1
von MK - Di 20:22
» Blackmagic stellt neues DaVinci Resolve Micro Color Panel für 495 Dollar vor
von patfish - Di 19:57
» Neues Blackmagic DaVinci Resolve 19 bringt über 100 neue Funktionen
von MK - Di 19:23
» Videointerview: Die neue Blackmagic PIXIS 6K Box Kamera erklärt
von iasi - Di 18:42
» Adobe Firefly für Premiere Pro - Generative Extend, Object removal/addition
von klusterdegenerierung - Di 16:47
» Welches Highclass Smartphone für gute BTS-Video?
von Frank Glencairn - Di 16:09
» !Großes Serien update bei Samyang!
von Bildlauf - Di 15:54
» Videointerview: Adobe Premiere Pro - die neuen KI Funktionen erklärt
von slashCAM - Di 15:42
» ARRI zeigt Multicam-System ALEXA 35 Live
von slashCAM - Di 14:45
» Neues Ärzte-Musikvideo schafft durchgehende Konsistenz mittels KI-Stil
von februarfinal8 - Di 14:31
» Blackmagic senkt Preise für alle Video Assist 3G- und 12G-Monitor-Recorder
von roki100 - Di 12:49