(Hervorhebung durch Autor)Axel hat geschrieben:Was bedeutet es, wenn Einzelne aus der Zielgruppe dieses Werbefilms sich komplett mit dem Bösewicht identifizieren […]?
Was dann ja nicht gerade wenig sind, Deiner Meinung nach. ^^gunman hat geschrieben:Für mich einfach nur DEKADENT. Wer über so etwas einfach nur lachen muss, gehört meiner Meinung nach in die Psychiatrie.
Wenn ich Dich richtig verstanden habe: Zuspruch.Habenichts hat geschrieben:Jugendliche können oft besser abstrahieren. Und trotzdem ist das gewöhnen an Bildern, die Mord und Totschlag zeigen nicht ohne Wirkung - wie eben nichts ohne Wirkung ist.
Kleine Ergänzung: Das Niveau des Publikums bestimmt auch die Nachfrage und selbstverständlich auch die Produktion, denn auch Produzierende sind Teil des Publikums.JanHe hat geschrieben:Ich lese hier einen Konsens heraus, dass Gewalt in Filmen nicht verantwortlich, aber mitverantwortlich für reale Gewalt
ist und genauso moderne Technik (Smartphones etc.) nicht das Übel aller Welt ist, andererseits aber auch bereits große Schäden
hervorgerufen hat und somit die Etikette des Unschuldlamm nicht passt. Vielleicht liegt der Zwiespalt daran, dass die Rolle der
Selbstverantwortung und des Bewusstseins jeden Einzelnen missachtet wird. Aber vorweg eine einfache Gegenfrage:
Was ist mit OP-Ärzten? Die müssen abstumpfen, damit sie überhaupt in ihrem Job als Lebensretter fungieren können!
Dieses Bild hier machte im Internet große Runde. Es zeigt einen Arzt, der gerade das Leben eines 19-Jährigen verloren hat:
Die pure Empathie und das trotz aller »Verrohung«. (Ich glaube nicht, dass man sehen muss, wie jemandem Schaden zugefügt wird, sondern
es reicht, die Spuren der Gewalt zu sehen. Falls nicht, zieht mein Vergleich zu Ärzten natürlich nicht mehr logisch.)
Bei Filmen ist es doch genauso. Wie gehen wir als Zuschauer mit ihnen um? Ich habe nochmal eine Nacht über meine Ausgangsfrage
Veroberflächlichung in Filmen? geschlafen und denke jetzt folgendes:
1. Wir brauchen nicht nur tiefsinnige/intellektuelle Filme. Es wurde hier ja bereits erwähnt und ich möchte es noch einmal betonen;
es ist einfach schön, mal der grausamen Realität zu entfliehen.
2. Es ist andererseits eine Sache, wie man diese Filme dann macht. Und hier möchte ich den Kreis schließen zur Selbstverantwortung;
hat jeder Zuschauer ein ausreichendes Maß an Bewusstsein entwickelt, mit neuen Erfahrungen umzugehen, dann werden automatisch die
Filme verschwinden, die wirklich »oberflächlich« und niveaulos sind. Weil bis dahin das Publikum eine höhere intellektuelle Ebene erreicht hat.
Und hier kommen dann wieder die Erziehung, Schule & Medien in Spiel…
Roh.JanHe hat geschrieben:Bei Filmen ist es doch genauso. Wie gehen wir als Zuschauer mit ihnen um?
Wenn es um Filme geht, so sind aus meiner Sicht schlechte Filme frömmelnde, blutleere Essays, die sich einem vorgestellten Niveau des Publikums anbiedern. Deshalb (und nicht weil ich mich als hoffnungslos verroht sehe) ziehe ich im Großen und Ganzen scheinbar dumpfe Appelle an so genannte niedere Instinkte (als wäre deren Leugnung etwas Höheres) harmlosen deutschen Förderfilmen vor.JanHe hat geschrieben:Das Niveau des Publikums bestimmt auch die Nachfrage und selbstverständlich auch die Produktion, denn auch Produzierende sind Teil des Publikums.
Sorry, aber Du verstehst Da etwas von grundauf nicht. Das ist kein Humor, auch kein schwarzer. Es ist einfach kein Humor.JanHe hat geschrieben:[...]dass Juliensblog das in voller Ironie und schwarzem Humor gesagt hat,[...] ich nehme das aber locker, weil es eben seine künstlerische Art ist, Inhalte zu transportieren. [...]über so eine Lächerlichkeit wie schwarzen Humor, den nun einmal viele Leute nicht verstehen.
Ich würde das 'leider' da mal weg lassen.nachtaktiv hat geschrieben:leider kann heute jeder vollpfosten mittels youtube sendeanstalt spielen.
@Adam: ++Adam hat geschrieben:Ich habe es mir nicht angesehen - weiß also auch nicht wirklich worum es geht. Ich habe aber alles hier gelesen und bleibe nun dabei: Schaue ich mir nicht an.
Denn: Ich habe bereits in sehr jungen Jahren beschlossen, bestimmte Bilder nicht in meinen Kopf zu lassen.
Ich würde niemals nie IS-Videos sehen.
Und ich habe da eine ganz klare Grenze:
Ich sehe nichts an, bei dem klar ist, dass jemand Spaß am Leid anderer hat. ...
Stimmt - obige Zitate sind aus dem Zusammenhang gerissen!Axel hat geschrieben: ... Ich musste an Scorseses Cape Fear denken. Darin wird Nick Nolte als ein braver Rechtsanwalt Racheopfer von Robert De Niro. Der Film ist so inszeniert, dass De Niro zwar als das Böse schlechthin erscheint, aber auch als Werkzeug Gottes, der dem angepassten Bürger aufzeigt, wie verlogen seine Rechtschaffenheit eigentlich ist.
Ähnlich ergeht es uns Europäern, wenn wir die Gräueltaten der IS betrachten - indirekte Reaktionen auf globale Ungerechtigkeiten und gedeckelt durch Politik, die jeder von uns mitzuverantworten hat. Der Sieg der Lüge. Wir lassen täglich Menschen vor unseren Küsten jämmerlich ersaufen und erdreisten uns, uns zivilisiert zu nennen.
Was bedeutet dann Zivilisiertheit? Die schrecklichste Bösartigkeit, die die Killergehirne der Spezies Mensch je hervorgebracht haben. ...
Zweischneidig. Zum einen sollte man die Gräueltaten der Menschen kennen, zum anderen sollte man auch seinen Geist mit solchen Dingen nicht unnötig belasten. Ich wünschte ich hätte so einige Videos nicht gesehen, manchmal aber brauch es genau das um nicht völlig naiv durch das Leben zu flanieren.Skeptiker hat geschrieben: @Adam: ++
Geht mir genauso.
Nennt mich naiv, realitsfremd, zu wenig abgebrüht, ignorant, was auch immer ...
Einmal im Kopf drin, kriegt man gewisse Bilder nicht mehr raus.
Soll man sie trotzdem zeigen?
Die Inception-Prämisse. Ein fremder Gedanke bleibt. Und wir denken schließlich teilweise in Bildern, bildhaften Vorstellungen.Skeptiker hat geschrieben:Einmal im Kopf drin, kriegt man gewisse Bilder nicht mehr raus.
Die Trailer-Frage: Auf welcher Seite stehst du?Skeptiker hat geschrieben:Ich bin durchaus dafür, die Dinge hin und her zu wenden und sie von allen Seiten zu betrachten.
Aber ich bin nicht bereit, sie total zu relativieren. Es gibt Grenzen, und es gibt für mich einen Plus- und einen Minus-Pol.
Der weitgehende Verzicht auf Gewalt vor der eigenen Haustür ist nicht gerade eine Leistung, für die sich der Einzelne auf die Schulter klopfen kann. Die Gesellschaft hat uns zu Duldern erzogen. Wir dulden kleinere und große Ungerechtigkeiten ("Nackt im Wind, der brüllt und wütet, im Orkan, der Menschen frisst"), weil es der Weg des geringsten Widerstands ist. Nicht, weil wir ein edleres Menschenbild entwickelt haben. Die Gewaltlosigkeit ist passiv im Sinne von Das Gute, dieser Satz steht fest, ist stets das Böse, das man lässt.Skeptiker hat geschrieben:Zivilisiertheit = Bösartigkeit?
Richtig. Wir erdulden, dass es uns besser geht. Aber leisten wir gewaltlosen Widerstand gegen die vielen kleinen und großen Ungerechtigkeiten in unserem Umfeld? Ergreifen wir Partei? Sind wir mit Eifer dabei, diese Welt zu verbessern? Aktiv?Skeptiker hat geschrieben:Aber die Verantwortung bei (...) unserer Lebensart und Handlungsweise zu suchen, bei unserer angeblich so dekadenten westlichen Philosophie und Vielfalt (die uns dann als Schwäche vorgehalten wird), geht mir zu weit. Diese Schwäche ist unsere Stärke - wir halten den Anblick unverhüllter Frauen aus, wir akzeptieren, dass es verschiedene Wege gibt, glücklich zu werden, wir habe keine Religionspolizei, die Verfehlungen mit drakonischen Strafen ahndet (bis zum Tode für Blasphemie), wir müssen nicht mit jedem abweichenden Wort - ob gesprochen oder geschrieben - fürchten, vor dem Henker zu landen ...
Der IS wurde von den Saudis und der USA geschaffen, ausgebbildet und mit Waffen und Geld versorgt um für die beiden die Drecksarbeit zu machen.Skeptiker hat geschrieben: Die IS - eine Folge unserer fehlgeleiteten Politik und westlichen Zivilisation?
stimmt, das hätte Mohandas Karamchand wahrscheinlich genauso gesehen...Frank Glencairn hat geschrieben:...
@ Axel: Es gibt keinen "passiven" oder gewaltlosen Widerstand, sonst könnte er nicht widerstehen.
... und die verkehrtesten Bilder, von denen wir uns verführen lassen können, sind Feindbilder. Es ist richtig, IS-Kämpfer als krank und verblendet zu sehen. Wie kam das? Von Ideologen mit Feindbildern verführte Opfer, die bloß durch ihre spektakuläre Gewaltausübung zu Tätern wurden.Frank Glencairn hat geschrieben:Der IS wurde von den Saudis und der USA geschaffen, ausgebbildet und mit Waffen und Geld versorgt um für die beiden die Drecksarbeit zu machen.Skeptiker hat geschrieben: Die IS - eine Folge unserer fehlgeleiteten Politik und westlichen Zivilisation?
Gewalt zu widerstehen, ist sehr aktiv. Denn es setzt voraus, dass ich um jeden Preis den Mechanismus von Gewalt und Gegengewalt außer Kraft setzen will. Das dämliche FarCry-Spiel lässt diese Möglichkeit gar nicht zu. Denn, wie gesagt, es konstruiert eine Situation, in der Kopfabschlagen nur das "Argument" (ein IS-"Argument") ist, um ein starres Feindbild zu formen. Gar kein für sich genommen bedeutsames Bild.Frank Glencairn hat geschrieben:@ Axel: Es gibt keinen "passiven" oder gewaltlosen Widerstand, sonst könnte er nicht widerstehen.
Frank Glencairn hat geschrieben:Andere Zeiten, spezielle Umstände - von Ghandi kann man keine allgemeingültige Regel ableiten.
Welche Welt denn? Den Planeten Erde? Oder unsere eigene individuelle Welt?Axel hat geschrieben:Wir erdulden, dass es uns besser geht. Aber leisten wir gewaltlosen Widerstand gegen die vielen kleinen und großen Ungerechtigkeiten in unserem Umfeld? Ergreifen wir Partei? Sind wir mit Eifer dabei, diese Welt zu verbessern? Aktiv?
Verdrängung rächt sich. Wir sind fähig, zu reklektieren (soll heißen, wir haben das Potential, nicht, dass wir es überwiegend auch tun). Wir sollten unsere Natur nicht verleugnen, sondern unseren natürlichen Instinkten vertrauen. Auch wenn sie wild und ungezähmt sind, wie es ihrer Natur entspricht. "Böse" (wenn man das alte Wort wirklich verwenden will) werden wir nur, wenn wir sie unterdrücken, ihnen Gewalt antun. Vor allem aber sollten wir nach unseren tatsächlichen Bedürfnissen forschen, anstatt wie die Lemminge der Masse zur Klippe zu folgen.Funless hat geschrieben:Nein, Zivilisation (oder das "zivilisierte Verhalten") ist ein Hilfsmittel-Trugbild um unsere Verdrängung unserer wahren Natur, nämlich dass Gewalt in jeglicher Form schon seit jeher unzertrennlich zu uns Menschen gehörte und weiterhin gehören wird, zu perfektionieren.
Nach Norbert Elias ist der Prozess der Zivilisation eine Transformation vom Fremdzwang (zwei Bewaffnete treffen aufeinander, einer bleibt übrig) zum Selbstzwang (wir wenden keine - körperliche - Gewalt zur Durchsetzung unserer Ziele an, wir benehmen uns, ab und zu mal eine kleine Intrige).Nein, Zivilisation (oder das "zivilisierte Verhalten") ist ein Hilfsmittel-Trugbild um unsere Verdrängung unserer wahren Natur, nämlich dass Gewalt in jeglicher Form schon seit jeher unzertrennlich zu uns Menschen gehörte und weiterhin gehören wird, zu perfektionieren.
Von Game of Thrones ganz zu schweigen, wo das abschneiden von Köpfen an der Tagesordnung ist - regt sich auch keiner drüber auf.soahC hat geschrieben:I..
Ich habe gestern (ja, es hat lange gedauert) die erste Folge von The Walking Dead gesehen, da geht es um einiges heftiger zu, aber das wird überall in den Himmel gelobt....