iasi hat geschrieben:Die 70mm-Kinos hatten auch nicht mit dem TV konkurriert, sondern mit 35mm-Kinos, die eben durchaus auch große Leinwände hatten.
Naja, wenn
die 70mm-Kinos mit
den 35mm-Kinos hätten in Konkurrenz treten müssen, wären sie eher pleite gewesen, bevor irgendein verdammter Kinosessel abgeschrieben gewesen wäre. Die
Liste echter 70mm-Filme ist kurz, und es sind zu zwei Dritteln eklatante Flops.
Daneben gab es die unechten 70mm-Filme, die entweder zur Gänze frech aufgeblasen waren oder zum größeren Teil. Der berühmteste war der erste Star Wars (dessen Trickaufnahmen mit horizontal geflipptem 35mm-Film gemacht wurden).
Es war der zweite echte Blockbuster (nach Jaws), wobei man in diesen Fällen den Begriff gar nicht nach der gecancelten Blockbuchung durch den Verleih hätte herleiten müssen, sondern daher, dass die Besucherschlangen einmal um den ganzen Häuserblock reichten.
Wer den Film unbedingt sofort sehen wollte, ging auch ins kleine 35mm-Haus, auch dort blieben keine Sitze unverkauft - über Wochen.
Den größten Vorteil im 70mm-Haus hatte man dadurch, dass dort der Ton
nicht, wie damals üblich, Lichtton Mono war, sondern "6-Kanal-Magnetton", das Beste, was es damals gab. Das Mad Magazine brachte eine Parodie:
Was nun die so genannten "70mm-Kinos" betraf, so waren es 35mm-Kinos. Sie spielten nolens volens zu 98% 35mm-Massenkopien. Ich war sehr viele Jahre lang Filmvorführer, und obwohl ich
auch auf einer, äh, "70mm"-Century vorgeführt habe, schnurrte nie eine 70mm-Kopie hindurch.
Wie das? Nun, es ist derselbe Projektor. Da die Bildfrequenz die gleiche ist und auch die Perforation die gleiche, hatten die Kombi-Projektoren schlicht Doppelreihen von Zahnkränzen, die inneren mit schmalerem Durchmesser für 35mm 4-Perf, die äußeren, breiteren für 70mm 5-Perf, hier an der Zahnrolle unten links gut zu erkennen:
Am Getriebe brauchte nichts umgestellt zu werden, bloß Bildfenster und Objektiv wurden ausgetauscht.
Das hieß aber auch, dass die Leinwandgröße der so genannten "70mm-Kinos" auf 35mm zugeschnitten sein musste. Und das war sie.
Wenn du Lawrence von Arabien in einem wirklich vorbildlichen 70mm-Kino auf wirklich großer Leinwand gesehen hast und dich die Erfahrung gerührt hat, kannst du dich glücklich schätzen, denn das war weit und breit nur wenigen vergönnt.
iasi hat geschrieben:Ich denke auch nicht, das heute eine eche Konkurrenz zwischen TV und Kino besteht - und das, obwohl die TV-Geräte ja nun wirklich "groß" geworden sind.
Stimmt, aber bloß deswegen, weil Kino das Vorrecht genießt, neue Filme eine Zeitlang exklusiv zu zeigen. Es war schon immer so, dass selbst im modernsten Kinosaal mit riesiger Leinwand und, sagen wir, 600 Plätzen nur auf ca 200 davon ein halbwegs ordentliches Bild zu sehen war und ist. Ein
optimales Bild, eines, das sowohl relativ groß genug ist, um 2k von 4k zu unterscheiden als auch nicht perspektivisch
zu verzerrt ist, hast du dann auf vielleicht zwanzig Plätzen, 3% der Zuschauer dürfen den Film (technisch gesehen) genießen.
Dieses Dilemma haben moderne Flat-TVs nicht in diesem Maße. Dort ist darum 4k viel angebrachter.
... und ohne Computerwelten-Gedöns? Das glaubst du doch selbst nicht.
Warum 4k von ganz alleine kommt: Die Kinoserver- und Projektoren laufen nicht mehr, wie zu analogen Zeiten, drei, vier, fünf Jahrzehnte lang tagein, tagaus, sondern sie gehen früher kaputt. Dann sagen sich auch die mittelgroßen Häuser, hey, wir kriegen sowieso keine platzsparende 2k-Version ausgeliefert und 4k ist in der Anschaffung kaum teurer, machen wir's einfach.