j.t.jefferson hat geschrieben:
Bei jedem Dreh lerne ich was neues.
Beim letzten Dreh in Moskau hatte ich einen 40 jährigem Beleuchter, mit dem wir aus MÜLL geile Bilder bekommen haben. Hatte nie soviel von dem Menschen gelernt wie in der einen Woche.
genau sowas kenne ich auch aus eigener Erfahrung. Wenn man die verschiedenen Gewerke mal machen lässt und zuschaut wie sie es anstellen, dann lernt man unglaubliche Dinge.
Aber es sind nicht nur die alten Hasen. Ich mache seit ca. 20 Jahren Post, und ich glaube von mir das ich eine Grund Idee habe wie Post funktioniert. Aber teilweise fragen mich junior Artists nach einem Lösungsansatz und wenn ich mir deren Setups und Lösungswege anschaue, dann habe ich auch oft einen "Aha-Effekt" weil ich auf solche Lösungen garnicht gekommen wäre. Die sind dann u.U. nicht der richtige Weg für das was sie versuchen zu erreichen, aber in einem anderen Zusammenhang sind die oft super clever. Kolaboration generiert immer Wissen, je mehr du mit anderen machst desto mehr lernst du, und da ist das Studium perfekt, weil du dich ausprobieren kannst, und Fehler machen kannst. Jeder Feher den du erkennst ist ein Gewinn, immer.
Zum Studium selbst. Ich habe nie studiert. Ich war als Gasthörer an verschiedenen Unis und ich habe als Dozent an verschiedenen Unis gearbeitet, und ich habe einige Freunde und Bekannte die studiert haben. Meine Erfahrung und das Hörensagen meiner Bekannten ist, das spannende an den Unis sind die Gast Dozenten, die teilweise echte Schwergewichte der Branche sind, die zu bestimmten Themen referieren. Was ich ebenfalls spannend finde sind Grundkurse zu bestimmten Themen, die nicht die eigene Disziplin betreffen, um eine Idee zu bekommen worum es in anderen Bereichen geht.
Also ich finde zum Beispiel Schauspielführung super interessant, und so ziemlich das wichtigste beim Film (ist natürlich subjektiv), also hab ich mir an der AFI "Acting for Directors" gegeben. Da ging es nur darum wie ich einen Schauspieler anleite mir das zu geben was ich will. Ist für einen Beruf total egal, weil ich ja Post mache, ist aber mit das spannenste gewesen was ich je gelernt habe.
Ein Freund hat an der AK VFX-Postproduktion studiert. Er hat vorher schon in dem Bereich gearbeitet und hatte zu dem Zeitpunkt auch schon einen Spielfilm auf der Rolle. Er sagt er hat zum Thema VFX in den ganzen 4 Jahren an der AK nichts dazu gelernt, dafür hat er andere Seminare belegt die ihm was gebracht haben. Für sein Diplom hat er sich von mir eine Woche die Flame geliehen und es einfach runter gerotzt, das hätte er auch 4 Jahre früher machen können. Aber dadurch das er die 4 Jahre abgesessen hat ist er heute Akademiker. Ist ja auch nicht schlecht, und hat sich schon nur für den Zettel gelohnt.
Ich selbst hab das ein paar Kamera Seminare besucht. Da ging es aber nur darum sich einen bestimmten Film anzusehen, und zu analysieren was die Kamera da so macht. Oder aber selbst gedrehtes zu beurteilen und zu kritisieren was gut und was schlecht ist.
Die grosse Frage ist ja, was willst du zum Thema Kamera lernen was sich in der Theorie vermitteln lässt? Wie eine Kamera funktioniert, was Blende, Belichtungszeit, Empfindlichkeit und Brennweite ist, das solltest du ja schon wissen bevor du ein Studium anfängst, wenn nicht kannst du das in einer Woche lernen. Wie man eine Lampe aufstellt und abbaut ohne dazu einen Krankenwagen zu rufen wirst du vermutlich auch an einem Tag lernen können. Aber ob du eine Szene mit einer Lampe oder mit einem LKW voll Licht beleuchtest, wer soll dir das bei bringen?
Sowas lernst du nur wenn du selbst dabei bist wenn gedreht wird, oder wenn du selbst drehst. Die Uni ist ein Pool von Leuten die Drehen wollen, und genau das ist die wertvollste Ressource, weil du ständig drehen kannst. Ob irgend ein Prof dann die Aufnahme gut oder schlecht findet, das ist doch total egal. Beurteile mal die Kameraarbeit bei "Blair Witch Project" das ist doch totaler Kernschrott, damit würdest du an jeder Uni durchfallen, dennoch wünschen sich vermutlich die meisten Profs sie hätten den Film gedreht.