Nein... ganz im Gegenteil... ich stehe ganz am Anfang und bin für jeden Tipp dankbar.
Wie müsste meiner Meinung nach ein Imagefilm für Ärzte oder Zahnärzte aussehen?
Eben nicht wie er immer aussieht.
1. Frontansicht Praxis als establishment shot
2. Patient betritt Praxis und gibt Versicherungskarte ab
3. Er sitzt im Wartezimmer und wird von einer lächelnden Dame abgeholt
4. Er/oder sie sitzt auf dem Stuhl und der Zahnarzt/Zahnärztin erklärt was.
5. Technische Geräte
Etc. pp
Es ist immer die gleiche Leier... DAS KANN NICHT FUNKTIONIEREN... es ist absolut kontraproduktiv und rausgeschmissenes Geld.
Aber ich denke so wollen die Zahnärzte das. Es ist angepasst, nicht auffällig und immer schön im Mainstream.
Aber es gibt Ausnahmen.
Beispiel 1. Zielgruppe
Basis jedes Marketingkonzeptes ist die Zielgruppe. Wen will ich behandeln? Welche Patienten will ich in meiner Praxis haben? Das klingt jetzt vollkommen blöd. Aber so ist es.
Dieser Spot ist deshalb gut ( auch technisch ) weil er ganz genau eine bestimmte Zielgruppe ins Visier nimmt. Der Film transportiert ganz klar. Ich will nur Patienten, die bereit sind viel Geld für die Behandlung bei mir zu lassen.
Kritik:
Was für Referenzen hat er um dem Anspruch gerecht zu werden? Welche Information gibt mir der Film, die Vertrauen in seine Fähigkeiten schafft?
Keine. Alles nur Behauptung. Aber das reicht schon. Hier wird ein Image angelegt, unabhängig davon ob es der Realität entspricht.
https://youtu.be/dxvdTUwwYVQ
2.Beispiel: Zielgruppe
Kinderzahnärzte. Das dürfte wohl der einfachste Job sein. Warum? Zielgruppe ist vollkommen klar. Eltern bzw. die Kinder. Wie einfach ist das denn? Kinder die glücklich auf den Zahnarztstuhl klettern. Kinder lösen bei uns natürlicherweise ein Beschützerinstinkt aus. Gut verpackt in nette und emotionale Bilder ist das ein Seller. Man muss sich allerdings auf Kinder einlassen können.
https://youtu.be/VxrdtkiPsp4
3. Beispiel. Die "normale" Zahnarztpraxis
Schwierig hier eine Zielgruppe zu nennen. Warum? Weil keine Nische vorhanden ist. Wir machen alles. Füllungen, Implantate , Zahnersatz. Das macht der Kollege zwei Strassen weiter auch.
Lösung: Hier führt uns die Frage nach der Zielgruppe nicht weiter. Hier muss man auf der psychologischen Ebene arbeiten und den Zahnarzt / Zahnärztin auf emotionaler Ebene "verkaufen". Ja genau.
Was verkauft der Zahnarzt denn? Füllungen oder Kronen? Nein. Nur sich selbst. Also Patienten auf der emotionalen Ebene erreichen. Was für ein Mensch ist das? Kommt der sympathisch rüber? Kann ich mir vorstellen mich da behandeln zu lassen?
Problem: Was den meisten Kollegen und Kolleginnen fehlt ist die Empathie.
Kann man das lernen? Nur bedingt.
Wer kennt den nicht, den maulfaulen Zahnarzt, der grad mal ein Hallo über die Lippen bringt und dann einfach anfängt.
Da macht ein Film überhaupt keinen Sinn. Das würde ich von vornherein ablehnen.
4. Beispiel: Der Spezialist
Das kann sein Implantologe, Wurzelkanalspezialist etc.
Was ist hier die Zielgruppe? Es ist nicht
eine Zielgruppe . Es können zwei sein.
1: Kollegen, die zu dem Spezialist überweisen .
Hier muss nach anderen Regeln gefilmt werden. Die Sprache ist anders, die Argumente fachlicher Natur. So ein Film hat im Netzt nichts zu suchen, vielleicht im geschlossenen Bereich für Kollegen. Sonst als DVD persönlich bei einem persönlichem Besuch verteilen. ( Klinkenputzen)
2. Patienten, die im Netzt nach einer 2. Meinung suchen'
Be
ispiel: Muss der Zahn gezogen werden oder kann man da noch was anderes machen.
Hier müssen beide Faktoren sichtbar gemacht werden. Fachliche Kompetenz und die emotionale Komponente. Das ist eine große Herausforderung, da das Eine nicht unbedingt mit dem Anderen in Einklang zu bringen ist.
Ist die fachliche Kompetenz vorhanden ( kann man das als Filmemacher = Laie beurteilen?)...die emotionale Komponente aber unterentwickelt, muss man sich eben auf das fachliche beschränken.
Die größten No Go's
Technische Geräte... interessiert Keinen.
"Wie arbeiten nach modernen Standards"... Interessiert auch nicht... davon geht man aus.
"Unser hochqualifiziertes Team"... vollkommen irrelevant... kann der Patient nicht beurteilen...bzw. auch davon geht man aus.
Behauptungen die nicht der Realität entsprechen.
Beispiel: "Unser freundliches Team" und an der Rezeption sitzt der Drache schlechthin. Da sind flames im Netz vorprogrammiert.
Schnäppchenangebote.
"Wir bieten die Leistung XY zum Preis Z an." Rechtlich problematisch...da keine Pauschalpreise vereinbart werden dürfen.
Siehe : Musterberufsordnung und Gesetz gegen unlauteren Wettbewerb.
Und da gibt es noch viel mehr.
Der Zahnarzt muss sich fragen. "Was unterscheidet mich vom Kollegen um die Ecke?" "Warum sollen Patienten ausgerechnet zu mir kommen?"
Kann diese einfache Frage nicht beantwortet werden, ist ein Film völlig hirnrissig, und es muss erst mal am Praxiskonzept gearbeitet werden.
So, das war jetzt sehr lang und ausführlich. Und doch kann ich hier nur einen Bruchteil dessen beschreiben, was ich mir als Praxisinhaber von einem Vorgespräch wünschen würde.
LG
Stefan