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Boy Met Girl



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Antworten
gericool
Beiträge: 84

Boy Met Girl

Beitrag von gericool »

Hallo,

Ich würde euch gerne mein erstes Video vorstellen, in der Hoffnung es durch eure Hilfe verbessern zu können.

Es handelt sich um ein 4:30 langes Hochzeits-Musikvideo, aufgenommen im Schloss Gloggnitz.



Besonders würde ich mich über Vorschlägen freuen, wie ich Szenen verbessern kann die sehr unter der Dunkelheit/Rauschunterdrückung gelitten haben.

Leider habe ich niemanden der mir feedback dazu gibt, ich bin also auf eure Hilfe angewiesen.

Jedes Kommentar sichert euch meine ewige Dankbarkeit! :)

Vielen Dank schon mal an alle die den thread nicht schon beim Wort Hochzeitsvideo geschlossen habe^^

edit: Keine Sorge, ich hab dafür kein Geld bekommen, geheiratet hat mein Bruder.



-paleface-
Beiträge: 4422

Re: Boy Met Girl

Beitrag von -paleface- »

Was du auf jedenfall nächstes mal lassen solltest sind diese Fisheye Aufnahmen.
Eine Hochzeit sollte natürlich wirken, das verzehrt das Bild und reisst mich raus.
www.mse-film.de | Kurzfilme & Videoclips

www.daszeichen.de | Filmproduktion & Postproduktion



Jensli

Re: Boy Met Girl

Beitrag von Jensli »

-paleface- hat geschrieben:Was du auf jedenfall nächstes mal lassen solltest sind diese Fisheye Aufnahmen.
Das sollte allgemeingültig sein. Fisheye ist ein fürchterlicher Blödsinn. Kommt aus der Fotografie, und hat im Film nix verloren. Sieht immer kacke aus. Nicht umsonst gibt es extra Software, um Fisheyeeffekte aus (z.B.)Actionscams rauszurechnen.



Axel
Beiträge: 16252

Re: Boy Met Girl

Beitrag von Axel »

Schicke Slider-Shots sind meiner Meinung nach weniger wichtig als eine emotionale Geschichte, die eine Hochzeit nämlich ist. Am besten abgemildert durch Humor. Gut, dass das Video kurz war. Schlecht, dass es gefühlt zu lang war. Sehr viele Bilder gaben einfach keinen Sinn in der Timeline.



Jensli

Re: Boy Met Girl

Beitrag von Jensli »

Die verschiedenen timelapse-Aufnahmen zu Beginn sind too much. Ein netter Sonnenaufgang von mir aus, aber dann isses auch mal gut. Ansonsten pflichte ich meinem Vorredner bei.



sottofellini
Beiträge: 454

Re: Boy Met Girl

Beitrag von sottofellini »

Ja, diese FE's sind ziemlich daneben.
Der Anfang gefällt mir gut mit diesen TL Aufnahmen des Schlosses.
Schade war Winter und es hatte keine Blumen zum filmen. Deshalb hätte ich Blumen im Innern mehr gezeigt. Macht sich nämlich immer gut, auch als Schnittpunkt.
Die Musik...hmmm... Allerweltssound, wie er in jeder Autobahntoilette auch zu erdulden ist.
Alternativ ein passenderes individuelleres Stück wählen und lizenzieren lassen. Ist bei den zu erwartenden Anklicks absolut zahlbar.
Denn es heisst ja: Der Ton macht 50 Prozent eines Filmes aus!
Aber hier sehr wichtig: Dem (zahlenden) Brautpaar muss es gefallen, nicht unbedingt uns Hyänen ;-)



Niko M.
Beiträge: 312

Re: Boy Met Girl

Beitrag von Niko M. »

Der Anfang ist für eine Hochzeit sehr sehr dunkel. Würde ein paar Sekunden am Anfang weg nehmen, und auch auf ein oder zwei TL's verzichten und später einbauen. Könnte für etwas Abwechslung sorgen.

Dann würde ich emotional passende Musik von Anfang an darunter legen. Die Stimmung ist ganz wichtig. Musik kann dir da einen grossen Teil der Arbeit abnehmen oder extrem erleichtern.

Die Jahreszeit, der Saal und das Licht waren sicher nicht deine Verbündeten. Trotzdem sind viele Shots dabei, die keine Gefühle transportieren oder welche beim Zuschauer auslösen.
Viele Shots sind auch sehr ähnlich, würde da ein paar Closeups etc. einbauen...um Langeweile zu vermeiden.

Wenn man nicht sicher ist, welche Shots gut sind, würde ich nach denen Suchen wo jemand lacht oder weint oder auf irgend etwas reagiert.
Viele wirken sehr versteinert oder angespannt, das ist etwas kontraproduktiv für die "Message" eines Hochzeitsvideos.

Dann würde ich einen anderen, passenderen Track nehmen, und auf diesen dann schneiden - das kann einen Riesen Unterschied machen. Für mich macht Musik mehr als 50% aus. Gerade bei Hochzeiten.

Weissabgleich würde ich noch evtl. anpassen, das könnte beim Eindruck der Bilder helfen.

PS: War das die GH4 + 7-14mm ?



domain
Beiträge: 11062

Re: Boy Met Girl

Beitrag von domain »

sottofellini hat geschrieben: Denn es heisst ja: Der Ton macht 50 Prozent eines Filmes aus!
Ja aber nicht so ein Ton, also ein durchgehend über den Stummfilm geklatschter Sound. Die Kunst besteht in der Mischung.
Viel mehr O-Ton wäre angesagt, allerdings mit erheblichem technischen Aufwand verbunden. Soll ja auch ein wenig dokumentarisch wirken. Niemals darf die eigentliche Hintergrundmusik im Vordergrund mit Null oder minus 10 DB stehen.
Ja hallo, wo sind wir denn?
Bei Super-8 war eine große Errungenschaft die schon im Originalmaterial aufgebrachte Tonspur, damit es nicht immer nur Stummfilme gab.
Und was machen die heutigen Filmer? Totale Konzentration auf das Bild mit unzähligen Mätzchen, aber freiwilliger Verzicht auf den O-Ton.



ChristianG
Beiträge: 254

Re: Boy Met Girl

Beitrag von ChristianG »

Hab es nur durchgeklickt, aber die Bilder finde ich vollkommen in Ordnung, ich störe mich eher an den vielen vermutlich künstlichen Vignetten. Ich hätte vor allem bei der Farbkorrektur zugesehen, dem ganzen eine hellere und fröhlichere Note zu verleihen. Und Nahaufnahmen sind vielleicht auch nett, aber - after all - es ist ein Hochzeitsvideo, die sind für Außenstehende eh nie interessant.



Niko M.
Beiträge: 312

Re: Boy Met Girl

Beitrag von Niko M. »

domain hat geschrieben:
sottofellini hat geschrieben: Denn es heisst ja: Der Ton macht 50 Prozent eines Filmes aus!
Ja aber nicht so ein Ton, also ein durchgehend über den Stummfilm geklatschter Sound. Die Kunst besteht in der Mischung.
Viel mehr O-Ton wäre angesagt, allerdings mit erheblichem technischen Aufwand verbunden. Soll ja auch ein wenig dokumentarisch wirken. Niemals darf die eigentliche Hintergrundmusik im Vordergrund mit Null oder minus 10 DB stehen.
Ja hallo, wo sind wir denn?
Bei Super-8 war eine große Errungenschaft die schon im Originalmaterial aufgebrachte Tonspur, damit es nicht immer nur Stummfilme gab.
Und was machen die heutigen Filmer? Totale Konzentration auf das Bild mit unzähligen Mätzchen, aber freiwilliger Verzicht auf den O-Ton.
Etwas veraltete Verallgemeinerungen, die glaube ich nicht immer zutreffen.
Aber natürlich, wenn der Ton, die Stimme und der Inhalt des gesprochenen "gut" oder berührend etc. sind, kann das den Film ziemlich aufwerten und die Wirkung verstärken.

Es kann aber auch die Wirkung negativ beeinflussen. Kommt auf vieles an...

Schneide gerade den letzten Teil einer schweizerisch-englischen Hochzeit, die nach englischer Tradition ablief.
Habe aus mehreren Gründen auf Ton in den Clips verzichtet. Und das Brautpaar und die Familie sind damit super glücklich und ich soll bitte alles so lassen wie es ist. Hatte ihnen Änderungswünsche angeboten.

Hatte zum Glück 2 Musik-Clips gefunden, von dem der Text des einen, ziemlich gut zu dem Schicksalsschlag des Bräutigams passt(Vater gestorben), und trotzdem aber auch zur Hochzeit.
Habe versucht zum Text zu schneiden, so weit es möglich war.
Der andere passt zum Glück sehr gut zu dem wie sich selbst sehen, und wie die beiden die Welt wahrnehmen, und auch zu dem wie er sie in seiner Rede beschrieben hat. Und warum er sie geheiratet hat.
Sie haben in ihrem Feedback die Musik extra erwähnt, und fanden sie perfekt. Das hat mich sehr gefreut, hätte ja auch keine Rolle für sie spielen können.



Niko M.
Beiträge: 312

Re: Boy Met Girl

Beitrag von Niko M. »

ChristianG hat geschrieben:Hab es nur durchgeklickt, aber die Bilder finde ich vollkommen in Ordnung, ich störe mich eher an den vielen vermutlich künstlichen Vignetten. Ich hätte vor allem bei der Farbkorrektur zugesehen, dem ganzen eine hellere und fröhlichere Note zu verleihen. Und Nahaufnahmen sind vielleicht auch nett, aber - after all - es ist ein Hochzeitsvideo, die sind für Außenstehende eh nie interessant.
Sehe ich auch so, eine hellere und fröhlichere Note würde dem Clip gut tun.

Aber dem zweiten Teil muss ich etwas widersprechen. Ich bin davon überzeugt, dass das Endresultat um einiges besser werden kann, wenn man versucht auch Aussenstehende damit beeindrucken zu können.



domain
Beiträge: 11062

Re: Boy Met Girl

Beitrag von domain »

Niko M. hat geschrieben: Etwas veraltete Verallgemeinerungen, die glaube ich nicht immer zutreffen.
Aber natürlich, wenn der Ton, die Stimme und der Inhalt des gesprochenen "gut" oder berührend etc. sind, kann das den Film ziemlich aufwerten und die Wirkung verstärken.
So ist es und zwar gewaltig.
Es gibt doch immer wieder Hinweise auch dahier, dass man sich einen Film zunächst mal ohne Ton ansehen sollte.
Ich empfehle aber, sich von einem Film mal nur den Ton anzuhören.
Wenn dann speziell bei einem Hochzeitvideo mehr rauskommt als der kontinuierlich dominierende Song, dann ist es ja super.
Aber den Song allein kann ich mir auch ohne Hochzeitsvideo anhören, die Bilder stören mich dann kaum noch und sind ohnehin unbedeutend.



Niko M.
Beiträge: 312

Re: Boy Met Girl

Beitrag von Niko M. »

domain hat geschrieben:
Niko M. hat geschrieben: Etwas veraltete Verallgemeinerungen, die glaube ich nicht immer zutreffen.
Aber natürlich, wenn der Ton, die Stimme und der Inhalt des gesprochenen "gut" oder berührend etc. sind, kann das den Film ziemlich aufwerten und die Wirkung verstärken.
So ist es und zwar gewaltig.
Es gibt doch immer wieder Hinweise auch dahier, dass man sich einen Film zunächst mal ohne Ton ansehen sollte.
Ich empfehle aber, sich von einem Film mal nur den Ton anzuhören.
Wenn dann speziell bei einem Hochzeitvideo mehr rauskommt als der kontinuierlich dominierende Song, dann ist es ja super.
Aber den Song allein kann ich mir auch ohne Hochzeitsvideo anhören, die Bilder stören mich dann kaum noch und sind ohnehin unbedeutend.
Machst du jetzt auf Iasi ? :)



domain
Beiträge: 11062

Re: Boy Met Girl

Beitrag von domain »

Ich habe Isai bisher noch nie auf dem Radar gehabt, wer ist das überhaupt?
Ist der auffällig und pflegt einen eigenen Stil?



gericool
Beiträge: 84

Re: Boy Met Girl

Beitrag von gericool »

Wow, ich bin regelrecht überwältigt von euren Rückmeldungen und freue mich über die rege Diskussion. Ich würde gerne auf einige Dinge eingehen und erspare mir der Übersicht halber förmliche Zitate.

Fisheye

Ich habe kein fisheye Objektiv. Anscheinend verwechseln einige fisheye mit Weitwinkel. Ich habe eine GH4 mit 7-14mm und 45mm benutzt, mehr hab ich nicht. Ich hätte das 7-14 wohl nicht am unteren Ende benutzen sollen, das sehe ich nun ein.

timelapse

Sehe ich ein, dass es zu viel ist. Werde nur 2 der 4 Aufnahmen nehmen und auch noch verkürzen.

Emotionen einfangen und vermitteln

Ok, was nicht da ist, kann ich aber auch nicht zeigen. Ich werde das Material nochmal mit besonderem Augenmerk darauf durchforsten. Einiges hab ich durch Objektivwechsel leider verpasst.

Sehr viele Bilder gaben einfach keinen Sinn in der Timeline.

Da wäre ich für Beispiele dankbar, mir fällt es sehr schwer das zu beurteilen, ich werde aber mal darüber nachdenken.

Die Musik...hmmm... Allerweltssound, wie er in jeder Autobahntoilette auch zu erdulden ist.
Alternativ ein passenderes individuelleres Stück wählen und lizenzieren lassen.


Harte Ansage. Ich habe etwa 60 Stunden in das Suchen von Musik investiert. Letztendlich habe ich mich für den aktuellen track entschieden und die Lizenz erworben.

Durch euer feedback zur Musik steh ich nun wieder am Anfang meiner Suche.

Viele Shots sind auch sehr ähnlich

Dann werde ich da nochmal aussortieren, ich denke besonders bei der Trauung.

Vignette

Werde ich entfernen.

heller und fröhlicher

Dazu brauche ich bitte mehr Hilfestellung, wie mache ich Bilder fröhlicher? Zur Farbkorrektur sauge ich jeden Tipp von euch auf den ich kriegen kann. Bewusst habe ich noch kaum eine angewandt weil ich eure Meinung wissen wollte.

O-Ton

Ein bisschen O-Ton dazu zu mischen wäre sicher interessant gewesen. Leider hatte ich weder Mikrofon noch recorder. Bei Zeitlupen Aufnahmen kann man keinen Ton mit der Cam aufzeichnen.


Vielen Dank für eure Mühe! Gerne beantworte ich weitere Fragen.



Starshine Pictures
Beiträge: 2658

Re: Boy Met Girl

Beitrag von Starshine Pictures »

Hallo Gerhard!

Danke dafür dass du uns deinen Film zeigst und du dich für unsere Meinung interessierst. Das ist ein grosser Schritt und zeigt meiner Meinung nach dein Interesse an Verbesserung. Ich möchte hier etwas ausholen um nicht nur technische sondern auch philosophische Tipps zu geben. Ich denke dass die Grundeinstellung zum Thema Film an sich dein Produkt am Ende stark prägt. Die nächsten Ausführungen spiegeln meine persönliche Meinung wieder und sind wahrscheinlich nicht allgemein und für jeden gleichsam gültig.

Zunächst einmal sollte man sich Gedanken machen was denn der eigentliche Sinn des Filmes sein soll. Für wen soll dieser Sinn gelten, also wer ist die Zielgruppe, und wie erreiche ich dieses Ziel. Meiner Meinung nach sollte ein Hochzeitsfilm den Tag und die Ereignisse für das Hochzeitspaar möglichst emotional wiedererlebbar machen. Das ist meine persönliche Einstellung zum Thema Hochzeitsfilm. Ich möchte mir als Brautpaar den Film einlegen und haargenau die selben Emotionen noch einmal erleben. Ich möchte Details und Abläufe wieder erkennen und neu entdecken. Und ich möchte dass es meinen Gästen oder anderen Menschen, die nicht dabei waren, genau so geht. Eine immer wieder reproduzierbar gespeicherte Emotionskiste für alle.
Nun machen wir uns Gedanken wie wir an dieses Ziel kommen. Dabei ist es keine Schande sich an Gegebenem zu orientieren. Also nehmen wir einen unserer Lieblingsfilme. Sei es "Alien", "Pretty Woman" oder "E.T.". Alles Filme, die es schaffen, beim Zuschauer Emotionen hervorzurufen. Sei es Spannung, Angst, Mitgefühl, Humor oder Freude. Nun analysieren wir die Vorgehensweise der Regisseure die diese Filme kreiert haben. Wie schaffen sie es, Emotionen zu transportieren?
Zunächst einmal werden wir im ersten Drittel des Filmes orientiert wo wir uns befinden und in welcher Zeit. Uns werden nacheinander die Charaktere vorgestellt. Je nach Länge und Intensität der Darstellung und Beschreibung der Protagonisten erschliesst sich uns deren Wichtigkeit. Anschliessend werden wir in den sich anbahnenden Konflikt eingeführt, der sich im Verlauf des 2. Drittels zum Höhepunkt steigert um sich dann im letzten Drittel aufzulösen und dem Zuschauer die Moral bzw. die Kernaussage des Filmes zu präsentieren.
Nun betrachten wir die Mittel die die Regisseure benutzen um uns diesen Komplex zu transportieren. Da wären Mimik und Gestik der Darsteller, Dialoge, Musik, Beleuchtung, Schnitt, Grading und Bildkomposition.

Nun nehme ich deinen Film her und betrachte ihn mir unter diesen Gesichtspunkten. Du führst uns Ort und Zeit in den Zeitraffern vor. Sehr gut. Jedoch versprühen die Bilder einen eher morbiden als einen fröhlich erwartungsvollen Charme. Der allererste (von dunkel zu Tageslicht) ist dabei für mich noch der Beste. Dann unterbrichst du den Filmfluss mit dem Titel der viel zu lang eingeblendet ist. Den würde ich komplett weg lassen.
Ich möchte nun nicht auf jede weitere einzelne Szene eingehen. Ab jetzt ist aber deutlich erkennbar dass du kaum eines der dir zur Verfügung stehenden und oben genannten Werkzeuge benutzt um tatsächlich einen Film im erzählerischen Sinn zu gestalten. Du zeigst zu wenig Emotionen in den Bildern, es fehlt komplett der Originalton der Stimmen und Ambiente transportieren könnte. Die Musik verfehlt für mich ihre Dramaturgie unterstützende Funktion. Sie baut nichts auf oder ab, sie lenkt nichts und gibt dem Zusachauer keinerlei Impulse. Die Musik in einem Film ist eminent wichtig um den Zuschauer unterbewusst durch den Dramaturgieverlauf zu leiten. Im Schnitt hast du dich auf die Ausdruckskraft von Zeitlupen verlassen die aber nur zum Zweck ihrer selbst vorhanden sind. Zeitlupen können nichtvorhandene Emotionen nicht aus sich heraus hervorrufen. Wenn du alle anderen Erzählstrategien vernachlässigst und einfach nur langsam die Zeit ablaufen lässt, wirkt dieser Effekt völlig überflüssig und deplaziert. Wenn du Zeitlupen aber mit der Aussage deiner Musik und Dialogen kombinierst, dann können sie einiges an Aussage bewirken. Dein Grading ist leider zu dunkel und farblos. Ziehe doch dazu die Highlights und die Mitten heller (Levels). Anschliessend Sättigung nach Gusto anpassen.
Deine Bildkomposition ist um ehrlich zu sein ziemlich langweilig. Es benötigt immer eine gute Mischung aus Weitwinkel-, Medium- und Naheinstellungen. Am besten arbeitest du dich in eine Szene schon so beim Dreh hinein. Weit, medium, nah. Weit, medium, nah. Überblick, Erkennen, Verstehen. Überblick, Erkennen, Verstehen. Shoote deine Szenen immer aus mindestens zwei Perspektiven. Shot, Gegenshot. Shot, Gegenshot. Leite den Blick deines Zuschauers. Du bist dafür verantwortlich dass er versteht was du sagen willst. Ständige Ultraweitwinkel überfordern bzw. langweilen Zuschauer weil sie nur überblicken, aber nichts erkennen geschweige denn verstehen können.

Und bitte gib deinen Protagonisten mehr Inhalt und Tiefe. Lass sie reden, stelle sie uns vor. Natürlich nicht im wortwörtlichen Sinn! Sondern gib uns Gelegenheit die Protagonisten zu erkennen, sich mit ihnen identifizieren zu können. Dimensioniere sie in verschiedene Richtungen wie Humor, Intellekt oder Emotionalität. Zeige ihre "Seiten".

So wie es jetzt ist hast du ein bewegtes Fotobuch geschaffen, aber meiner Meinung nach keinen Film. Aber als Einzelperson einen wirklich guten erzählerischen und dramaturgischen Hochzeitsfilm zu drehen ist fast unmöglich. Und man muss dazu sagen dass 90% der Hochzeitsfilmer ihr Endprodukt auf dem selben erzählerischen Niveau haben wie du.

Das war meine persönliche Meinung zum Thema.


Liebe Grüsse, Stephan von Starshine Pictures
*Aktuell in Vaterschaftspause*



Axel
Beiträge: 16252

Re: Boy Met Girl

Beitrag von Axel »

Gute Tips von Starshine Pictures. Auf eine Sache gehe ich nochmal etwas ein:
gericool hat geschrieben: Sehr viele Bilder gaben einfach keinen Sinn in der Timeline.

Da wäre ich für Beispiele dankbar, mir fällt es sehr schwer das zu beurteilen, ich werde aber mal darüber nachdenken.
Du kannst vorhaben, lediglich einen "Bilderbogen"/"Impressionen", eine "Hochzeitsreportage" oder aber einen quasi-narrativen "Hochzeitsfilm" zu machen. Meiner Meinung nach unterscheiden sich diese Ansätze nur graduell.

Gemeinsam ist ihnen, dass du, bevor du überhaupt filmst, im Kopf hast, was du dir als "Schlüsselbilder" oder "Highlights" vorstellst. Der perfekte Hochzeitsfilmer ist willens und fähig, diese wichtigen Momente zu erwarten, auf sie zu warten, sie gegebenfalls zu provozieren oder sogar zu inszenieren. Außerdem weiß er, dass er technisch darauf vorbereitet sein muss, sie gut bis perfekt aufzunehmen (z.B. Ton/Bild bei Jawort/Ringtausch/Kuss).

Ich schrieb "der perfekte Hochzeitsfilmer", weil ich selbst dieser nicht bin. Als Kameramann bin ich nicht sehr gut. Meine Stärke ist das Konzeptuelle, die Idee, der Schnitt. In allem suche ich die Struktur.

Eine klare Struktur ist, kurz gesagt, eine sinnvolle oder einfach "starke" Aneinanderreihung von Highlights. Alles, was das Gesamtbild schwächt, hat nichts in der Timeline verloren, auch (und manchmal besonders), wenn es einfach bloß ein schönes Bild ist.

Nun hast du ein für normale Hochzeitsvideos sehr kleines Set an Plotpoints. Aber das hat nichts zu sagen. Es ist dann halt eine kleinere Geschichte. Das Schloss am Anfang? Kann man machen, ist nahe liegend. Was muss dann rein? Portraits von glücklichen Menschen (in verschiedenen Einstellungsgrößen, auf jeden Fall aber auch mal Halbnah und Nah). Nebenbei ein bisschen vom schönen Saal. Das Paar muss sich küssen, wie im Traum. Auf's Geratewohl vier Punkte, reicht so auf keinen Fall für vier Minuten, vielleicht für eine.

Irgendwelche Bilder von Leuten, die Sektgläser halten, in die Gegend starren oder sonstwie unbeteiligt wirken sind nur störend.

Die Empfehlungen zur Musik: Im besten Fall schafft Musik eine passende Stimmung, die die Bilder färbt. Nicht gut ist es, wenn die Bilder einfach zur gefälligen Musik geschnitten sind. Am schlechtesten ist Musik, die weder emotional ist noch zum Rhythmus der Bilder passt (ich glaube, dass dein Bruder ein miserabler Tänzer ist, genau wissen werden wir's nicht, da der O-Ton fehlt).

An deiner Stelle würde ich mir zuerst ganz viele Kinotrailer ansehen. Sie verraten sofort das Genre, sie pappen die Highlights geschickt aneinander, sodass man sich den fertigen Film bereits vorstellen kann. In der überwiegenden Zahl der Fälle ist der Film, den du dir dazu vorstellst, im Vergleich besser als der tatsächliche.

Noch krasser bei Werbung. Schau dir immer die Fernsehwerbung an. Am besten nimmst du sie auf und analysierst die Schnitte. Wie werden die kleinen, netten Handlungen aufgebaut? Wie viel wird tatsächlich gezeigt und wie viel weggelassen? Zehn Bilder einer linearen Handlung wirken viel schwächer als ein Bild, in dem (durch Emotionalität) alles enthalten ist. Siehe auch dieses alte Posting.



Bommi
Beiträge: 561

Re: Boy Met Girl

Beitrag von Bommi »

Stephans Hinweise sind sicherlich sehr richtig, aber hier wird uns ein 4:30 langes Hochzeits-Musikvideo vorgestellt und eben kein regulärer Hochzeitsfilm.

Die Musik würde ich nicht ändern, aber das Intro:

Die ersten 7 Sekunden ('captivating pictures') gehören ans Ende des Videos.

0:10 Seltsame Lichter: Die Beleuchtung des Schlosses wird erweitert und einen Frame später wird ein Stadtteil angeknipst. Irritierend.

Das Windbrausen erinnert an die sibirische Taiga im tiefsten Winter.

0:19-0:25 Die Wiese mit dem Schuppen mit Solarpanel darauf und Schrott umzu sieht sehr profan, trostlos und unromantisch aus.

0:38 Abruptes Ausblenden des Windgeräusches und zu lange Schwarzab- und -aufblende.

Das Intro gefällt mir also gar nicht, obwohl die Idee sehr gut ist, den Betrachter auf diese Weise an den Ort des Geschehens heranzuführen.

Also:
- Wind weg und erwartungsfrohen Sound her
- Zügige Annäherung an das Schloss mit schnellen Schnitten
- Überblenden auf das Plakat 'Boy met Girl'.

Ansonsten:

Man spürt die Begeisterung des Filmers für Timelapse und Slider. Slowmotion dagegen wurde immer sehr angemessen eingesetzt.

0:58 Die kitschige 'Ba la la little magic fairy'-Karte passt eher zu einem Kindergeburtstag... oder hat die eine besondere Bedeutung?

1:23 Haarspray auf die Rübe ist nicht gut. Bei Bildern von Haareschön ist alles okay außer Chemie versprühen.

1:33 Die Schnitte der Braut zuvor sind nicht optimal, jedoch eine Dame ins Bild zu bringen, die mit einem strahlenderen Lächeln den Blick des Betrachters von der Braut weg lenkt, ist keine gute Idee.

3:20 Der Blick auf die abgelegte Gaderobe der Gäste sind drei Sekunden, die niemand vermissen würde.

-

Abgesehen vom Intro ist es ein schönes Video geworden. Eben ein Hochzeits-Musikvideo, das man nicht unbedingt mit einem Hochzeitsfilm vergleichen sollte.



Starshine Pictures
Beiträge: 2658

Re: Boy Met Girl

Beitrag von Starshine Pictures »

Die Frage ist doch welchen Sinn ein solches Hochzeitsmusikvideo hat. Was habe ich als Brautpaar von so einem Film? Meiner Meinung nach erfüllt es in keinster Weise auch nur annähernd die Ansprüche die man an die Arbeit eines Hochzeitsfilmers stellt. Klar findet es das Brautpaar zunächst gut. Aber ist diese Art Film deshalb nachhaltig? Hilft er mir den Tag neu zu erleben? Können dadurch andere am Fest teilhaben die nicht dabei waren? Kinder oder sogar Enkelkinder? Meiner Meinung nach nicht. Es ist eine Aneinanderreihung von Szenen zu einem Musikstück. Ich weiss dass diese Hochzeitsmusikvideos gerade der letzte Schrei sind, jeder macht nur noch diese 4 Minuten Clips. Auf allen Wedding-Blogs à la Hochzeitswahn etc. werden diese Clips gepostet und gefeiert. Aber warum macht man so etwas? Klar, es ist billig und schnell. Man braucht sich kaum Gedanken machen beim Filmen. Zack, hier was nettes, da was hübsches, dort ein Lachen und noch ein wenig mit dem Slider rumgespielt. Ton ist völlig irrelevant. Anschliessend einen Song rausgesucht und flutsch alles drauf geklatscht. Für den künstlerischen Touch noch ein paar Szenen in Schwarz/Weiss, Zeitlupen. Passt. Kann man an 2 Tagen zusammen rühren. Ich als Paar hätte da aber ein ganz anderes Ziel im Auge wenn ich mich dazu entschliesse einen Film von meiner Hochzeit machen zu lassen. Ich will meine Hochzeit sehen, möglichst professionell umgesetzt. Und nicht irgendwelche künstlerischen Ergüsse eines Filmographen der die 96p an seiner GH4 entdeckt hat.



Grüsse, Stephan von Starshine Pictures
*Aktuell in Vaterschaftspause*



Bommi
Beiträge: 561

Re: Boy Met Girl

Beitrag von Bommi »

Starshine Pictures hat geschrieben:Die Frage ist doch welchen Sinn ein solches Hochzeitsmusikvideo hat.
Der Sinn soll wohl sein, ein 'offizielles' Video zum Vorzeigen zu haben. So: "...und neben den Fotos haben wir hier noch ein Video... das hat der Bruder von meinem Mann gemacht..."

So ein 4-Minuten-Musikvideo ist schnell angesehen, während bei einem regulären Hochzeitsfilm wegen der Zeit die Bereitschaft zum Ansehen da sein muss. Nicht jede neue Bekannte möchte die Hochzeit in 30-60 Minuten nachempfinden.
Starshine Pictures hat geschrieben:Klar findet es das Brautpaar zunächst gut. Aber ist diese Art Film deshalb nachhaltig?
:-) Ist okay, wenn du deine Kunst mit dem Argument der Nachhaltigkeit hochhältst. Aber nicht jedes Paar möchte die eigene Hochzeit als Dokudrama aufbereitet sehen. Manchen reicht ein schönes, kurzes Video zum Vorzeigen - und für die Erinnerung die zahlreichen Aufnahmen aus Foto- und Videokameras, z.T. von den Gästen.



Starshine Pictures
Beiträge: 2658

Re: Boy Met Girl

Beitrag von Starshine Pictures »

Wir machen ja auch unsere Highlightsfilme zwischen 7 und 12 Minuten, je nach Material. Aber es geht mir nicht primär um die Länge sondern den Inhalt. Für mich haben diese Musikvideos keine Message, da ist kein Futter drin. Jedenfalls nur die allerwenigsten Filmemacher schaffen es ohne O-Ton und ohne jeglichen dramaturgischen Verlauf einen richtig guten und sehenswerten Film zu erstellen.


Grüsse, Stephan von Starshine Pictures
*Aktuell in Vaterschaftspause*



klusterdegenerierung
Beiträge: 27312

Re: Boy Met Girl

Beitrag von klusterdegenerierung »

Hallo Gerald,
also ich finde Dein Video in dem ganzen Hochzeitseinerlei echt klasse!
Auch finde ich die Ultaweitwinkel (Fishauge wurde hier nicht verwendet) sehr gut.

Das Intro ist mal was anderes und alleine deshalb hat es mir schon sehr gefallen, ich finde es auch immer klasse, wenn erst was kommt was nicht so viel mit dem eigentlichen zu tun hat.

Ein gutes Auge hast Du auch.
Wenn man überhaupt was bemängeln kann, dann das Du einmal zu oft gleiche Szenen hintereinander hattest und das die dunkel Szenen am Ende zu viel sind und als outro nicht sehr gut passen, man bekommt das Gefühl man wird zum Schluß alleine gelassen.

Sehr symphatisch finde ich auch Deine tiefstapelei, denn ich habe Gottweißwas schlimmes erwartet!

Meiner Meinung nach bräuchtest Du nur ein paar Szenen im Schnittprogramm aufhellen und Deinem Bruder eine neue Frisur verpassen! LOL

Sehr unkonventionell und erfrischend! :-)



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