Klose hat geschrieben:Das US-Magazin „Wired” holte bei Experten bereits eine Auflösung für das Phänomen ein. Die Erklärung: Unser Gehirn ist auf den Unterschied zwischen Dämmerung und Tageslicht trainiert. Jedes Gehirn führe jedoch die Farbkorrektur bei Tageslicht anders durch, erklärte Neurowissenschaftler Bevil Conway.
Was hat dieser Artikel jetzt mit der Farbkorrektur an unseren Filmchen zu tun?
Hat es Auswirkungen, wenn wir unser Filmmaterial korrigieren?
Alle Coloristen verweisen immer wieder darauf, wie unzuverlässig wir Farben wahrnehmen, weil, Fakt eins, wir eine angeborene, nicht abschaltbare Farbkorrektur-Wahrnehmung haben.
Der teuerste, hypothetisch zu 100% perfekt kalibrierte Referenzmonitor nützt uns nichts, wenn wir auf dem Schreibtisch einen roten, grünen oder blauen Kaffeebecher stehen haben. Oder wenn im Raum eine Halogen-Leselampe brennt (irgendwo, muss nicht das hauptsächliche Umgebungslicht sein).
Deshalb wird gern betont, wie wichtig es sei, zunächst den Scopes zu vertrauen.
Mit diesen ist es möglich, vereinfacht gesagt, eine perfekte neutrale Farbbalance herzustellen, also so einen nachträglichen Weißabgleich.
Bruno Peter hat geschrieben:Wenn man zuerst den Schwarzpunkt, dann den Graupunkt und zum Schluß den Weißpunkt für die Spitzlichter definiert, kommt man der Wahrheit schon etwas näher...
Was aber selten das Ziel ist. Denn, Fakt zwei, wir sind uns ohnehin bewusst, dass wir ein Abbild sehen. Die darin vorherrschende Lichtfarbe (ein Farb
stich!) lässt uns durch unterbewussten Vergleich mit vermeintlich bekannten Farben auf Tageszeit, Lichtverhältnisse vor Ort etc. schließen. Wir kompensieren, korrigieren also nicht mehr, was wir für ein Abbild halten, sondern ziehen daraus relative Informationen. Das zu verstehen ist enorm wichtig.
Darüber hinaus, Fakt drei, wirken Farben auf unsere Emotionen. Dies klingt oft etwas esoterisch, die Zusammenhänge sind jedoch empirisch zweifelsfrei bewiesen. Farben drücken etwas aus, und zwar zwangsläufig. Hier verlassen wir die Farbkorrektur als solche. Dünnes Eis, denn wenn schon so wenig Einigkeit über die objektiven Farben besteht und sie individuell und relativ verschieden wahrgenommen werden, könnte dann ein depressiver Colorist eine Komödie angemessen graden?