Also nichts für ungut, aber aus dem Ärmel schütteln kann man das nicht. Tonstudios, die etwa Trailer produzieren, verfügen neben sehr viel Erfahrung über bestimmte Werkzeuge, die locker mehrfach in den vierstelligen Bereich lappen.
Ich lasse dazu gleich ein paar konkrete Tipps los, möchte aber erst mal grundsätzlich die Voraussetzungen beschreiben.
Neben der Sprecherstimme, klar, stellt sich zunächst die Frage des Aufnahmeraums: Dieser muss akustisch "trocken" sein, also möglichst komplett ohne Schallreflexion. Dann das Mikrofon. Die Wahl desselben sowie - ganz wichtig - des Mikrofonvorverstärkers verlangt sehr viel Erfahrung, Vergleichstests und Gehör. Eine Wissenschaft für sich, wenn man wirklich in den High-End-Bereich will, und eine, die ich selbst nur eingeschränkt beurteilen kann. Dazu kommen dann noch Geschmacksfragen, über die endlos gestritten wird.
Weniger kritisch sind heutzutage Audio-Interface und Recordingsoftware. Interessant wird es nochmal in der Nachbearbeitung, da ist der EQ geeignet einzustellen und dann in der Tat der Kompressor, wobei, jetzt kommt's, da heute Werkzeuge im Einsatz sind, die noch darüber hinausgehen, nämlich sogenannte "Maximizer". Die sind ziemlich teuer, wenn sie das Signal ohne das typische "Kompressorpumpen" optimal bearbeiten. Um diese wichtigen Feinheiten richtig zu hören, ist wiederum die "Abhöre" von großer Bedeutung, also einigermaßen geeignete "Nahfeldmonitore" in geeigneter Aufstellung, das sind aktive Boxen mit einem möglichst unverfälschten transparenten Klang.
Also nochmals: Die Qualität der genannten Studios locker und womöglich noch für lau aus dem Ärmel zu schütteln, ist nicht möglich.
Jetzt die konkreten Tipps, wie man sich einer guten Off-Stimme -annähert-, ohne gleich mehrere tausend Euro zu investieren (Hinweis: Bei knapp 1000 landet man jedoch schon). Weitere Vorbemerkung: Ich bin kein Toningenieur, habe aber langjährige Erfahrung in verschiedenen Bereichen. Was jetzt kommt, sind daher Erfahrungswerte, die den High-End-Profis nicht das Wasser reichen können, aber schon weite Anwendungsbereiche abdecken.
- Raum: Quasi mit Wäsche vollstopfen. Teppich, Vorhänge, glatte Wände mit Stoff oder Schaumstoff entschärfen. Akustikschaumstoff ist keineswegs zwingend oder besser als anderer Stoff.
- Mikrofon: Soeben erfolgreich ausprobierte Kombination wäre z.B. Electrovoice RE320 mit ART Tube MP Vorverstärker. Kein reiner Röhrenvorverstärker - selbige kosten mehrere hundert Euro - aber ein sehr rauscharmer, klarer Verstärker. Dies ist nur ein Beispiel, unzählige andere Kombinationen sind möglich. Rezensionen bei den großen Musikversendern geben einige Hinweise, erst recht natürlich der nette Toningenieur von nebenan.
- EQ-Einstellung: Wirklich Erfahrungssache. Tipps lesen, netten Toningenieur fragen, zigfach probieren, lernen, Gehör entwickeln. Ist vollständig abhängig von der konkreten Stimme.
- Kompressor: Es gibt, ein großes Glück, ein kostenfreies VST-Plugin, das einem Maximizer ziemlich nah kommt, jedoch keiner ist: " JB Broadcast", erhältlich z.B. auf dem nachfolgenden Link (ohne Gewähr, dass das eine sichere Quelle ist, bitte selbst weitergoogeln):
http://www.vst4free.com/free_vst.php?id=548
Wichtiger Hinweis: Die "fetten" Presets sind für hiesige Verhältnisse viel zu amerikanisch und können bei falscher Anwendung amateurhaft wirken. Auch ist bei diesem Plugin das verräterische "Pumpen" nicht völlig ausgeschlossen. Vorsicht und Zurückhaltung sind geboten. Mehr Bass ist keineswegs automatisch ein Gütesiegel, sondern, ich wiederhole mich, oft ein ebenso verführerischer wie verräterischer Anfängerfehler (den man quasi ganz automatisch macht, und dann braucht man jemanden, der sagt und zeigt, wie es richtig geht).
- Abhörlautsprecher: Als gut gehandelt werden meist Nahfeldmonitore von Yamaha, KRK, Monkey Banana - sowie auf der sehr teuren Seite Adam und natürlich Genelec. Letztere sind eine Art Studiostandard und richtig dick teuer. Zur Auswahl unbedingt testhören, sich dafür in einem großen Musikladen mit viel Auswahl und Abhörraum viel Zeit nehmen. Dann auch eigene Raumgröße und Abhörabstand berücksichtigen. Weitere Marken haben übrigens vielleicht auch tolle Boxen, das Feld ist generell groß.
Vielleicht alles schulmeisterlich und sehr umfangreich, außerdem immer noch unvollständig (Kopfhörer, Mikrofonaufhängung ... ), aber ich warne wirklich davor, den Aufwand und die nötige Erfahrung zu unterschätzen. Soweit das Wort zum Sonntag.