ich mache seit 4 jahren DCPs professionell für festivals, kinos und verleiher. ich habe, so wie ihr angefangen (damals noch ohne den praktischen helfern und alles "manuell").
ihr müsst wissen: DCP ist weit mehr als reines konvertieren! seid sehr vorsichtig mit auf diesem wege selbst gemachten DCPs, viele kinos werden sie nicht abspielen können und es wird einige (qualitäts)probleme geben.
zunächst gibt es eben die DCI norm. das steht ja auch immer, dass sie nicht einfach DCPs wollen, sondern eben DCI-standards. das bedeutet, bild un ton müssen als master files schon mit den richtigen spezifikationen vorliegen.
ich weiß, tools wie "dcp-o-matic" schlucken alles und machen auch brav ihre arbeit, aber das hat per se noch ncihts mit weltweiter DCI kompatibilität zu tun.
der weltweit recht strenge interOP DCI standard (und es macht nur sinn, diesen zu verwenden, kein kopierwerk fertigt etwas anderes an - denn sie müssen 100%ige abspielbarkeit garantieren): also 24p, 5.1 surround (nach allen regeln eines kinomixes) in 2K 1:85:1 auf einer linux festplatte mit inode 128KB
alles andere ist 50:50 chance und birgt viele fehlerquellen. selbst der weg über resolve (macht in der gratis variante keinen XYZ farbraum) und easyDCP (das teuerste und am weitest verbreitete tool, aber konvertiert selbst nicht) ist nur im interOP bereich zu empfehlen. alles, was nicht 24p ist wird auf vielen kinoservern nicht laufen. und untertitel funktionieren nur im interOP format.
dass ihr DCPs so einfach nicht zuhause testen könnt, habt ihr ja schon herausgefunden. und es stimmt, der rechner muss relativ stark sein, um in echtzeit eine farbraumkonversion durchzuführen in guter qualität. ein linux kinoserver ist demnach auch eine spezialanfertigung und relativ stark.
DCP ist also keine reine "konversion", nichts was man einfach mal so nebenbei wie ein h264 machen kann. entweder man hat sich viel damit beschäftigt, kennt jeden kniff und hat mehrere kinos mit unterschiedlichen server systemen zum testen oder man lässt es eben von jemandem machen, der ahnung hat.
ich kenne das leid, festivals, kino, verleiher - alle beklagen sich, dass sie immer DCPs in unterscheidliocher qualität und spezifikationen bekommen und dann erst mühsam und teuer etwas "vernünftiges" machen müssen.
DCP standard ist NICHT: stereo, 25p, 16:9 - sondern eben 5.1, 24p, 1:85:1, 12bit, 2K und dazu müssen eben schon mal die richtigen ausgangsfiles vorliegen.
ton: jeder kanal als 24bit 48khz linear PCM wav (ohne metadaten!) mono
bild: prores HQ 422 10bit sRGB gamma 2.4 (oder ähnliches format, doer TIFF)
DCP-o-matic schreibt weiters leider keine 100%ig konforme DCP syntax. es kann also sein, das manche server damit nichts anzufangen wissen. wesentlich besser: openDCP, zumindest die interOP struktur stimmt da!
dann gibts noch den XYZ farbraum, de rmuss auch vernünftig gewandelt werden. DCPO ist gamma 2.6 bei 12bit - da sieht man jedne kleinen fehler. und man hört auch jedne kleinen fehler, wenn der ton nicht richtig gemischt oder auf surround verteilt ist.
zu stereo im kino: wenn da ein dolby processor steht, weiss der unter umständen damit nichts anzufangen und spiel munter mal einmal auf dem einen kanal, dann auf dem anderen. weil es eben nicht spezifiziert ist - da müsste man schon jeden stummen kanal mit einem leeren file füttern, um trotzdem surround zu haben. die schlechtesten lautsprecher im kino sind weiters genau die stereo boxen. die müssen ja auch nromalerweise nicht das gesamte signal tragen. einem kino fehlen die höhen, in stereo klingts schnell mal zu mittig und dumpf. gibt ja auch die dolby X-curve, die man bei der mischung beachten muss, weil der kinoprozessor (auf den man keinen einfluss hat) da an den frequenzen herumschraubt.
SMPTE (also alle anderen frameraten und auflösungen) wird aus gutem grund immer noch nicht gemacht. die weltweite DCI vereinigung beginnt offiziell erst 2016 mit der verteilung von SMPTE trailern (also 25p zb), da die meisten kinoserver immer noch alt sind oder nicht die neueste software haben oder einfach dazu nicht gebaut sind. hängt auch vom rest der ausstattung ab.
DCI konform bedeutet auch: passender DCI projektor, audio prozessor und so weiter. einen DCP server an den sanyo beamer und stereoanlage anschliessen hat nichts mit DCI konform zu tun (gibt aber genug kinos, die das so machen) und bringt wieder neue probleme, weil der server dazu nicht ausgelegt ist und kein heimbeamer zb. 12 bit kann.
dann gibts noch das ding mit der anlieferung. DCI standard sind festplatten in einem CRU container (oder externe USB2.0 platten) im linux EXT2/3 format mit inode size 128KB (was sich nur unter einer linux umgebung erstellen lässt - kein plugin oder ähnliches macht das, trust me). oft geht auch NTFS auf neuren servern, aber trotzdem nur im interOP standard.
viel server spielen das content asynchron, wenn man ein SMPTE DCP (selbst, wenn es 24p ist) auf einer NTFS platte abgibt.
USB sticks gehen auch in den selben o.g. specs. BITTE KEINE DVDs oder anderes! das muss jedes kino erst mühsam rippen, auf einen externen datenträger oder ihren server packen und dann einspielen.
also entweder man hält sich an die standards oder man braut sein eigenes süppchen - aber die chancen, dass es gut geht, stehen schlecht.
das war nur ein kleiner einblick - ich weiß, den meistne wird das egal sein und heuzutage gibt es ja für alles eine app und fachwissen zählt nicht mehr. ihr werdet lachen und sagen "ach, bei mir hat das schon oft so funktioniert..."
all true. ich spreche hier jetzt auch aus professioneller, seriöser sicht und kann nur dazu raten, sich so früh wie möglich mit DCP auseinander zu setzen und zwar wirklich gründlich, weil man darauf in einer cineastischen karriere ständig stößt.
der jp2k codec (encoder, aber vor allem decoder) ist nur noch proprietär gut und teuer. in de ropen source variante, sehr langsam und weitab von echtzeit. daher gibt es nur die möglichkeit, mit den demo versionen von großer software seine DCPs zu testen. wohlgemerkt lässt sich hier nur ein sehr rudimentärer check durchführen. zb. mit easyDCP player (spielt 15sek in der test version, macht aber 1A farbraumwandlung) oder doremi's cineplayer (qualitativ nicht so gut, dafür lassen sich die 15sek überall abspielen, damit kann man auf synchronizität prüfen). der weg ins kinos oder ein kino mit mehreren servern bleibt aber nicht erspart. es geht ja darum, wie das DCP am abgegebenen medien dann läuft. und ob es läuft. aber zumindest gamma werte/farbraum/sync und grundlegende abspielprobleme lassen sich damit checken.
wer konkrete fachfragen hat oder interesse an einem vernünftigen DCP oder sonst was, erreicht mich unter
mail@sebastianleitner.com, bin in berlin.