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Mindestlohn und Praktikum



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MIIIK
Beiträge: 312

Mindestlohn und Praktikum

Beitrag von MIIIK »

Hallo Ihr lieben,

ich bin zum Glück schon festangestellt aber eine Freundin sucht einen Praktikumsplatz mit Aussicht auf Ausbildung.

Nun gibt es aber bald den Mindestlohn auch für Praktikanten und somit
wird das wohl alles etwas schwieriger.

Meine Firma stellt dann z.b. keine Praktikanten mehr ein. Wir sind ein sehr sehr großes Mediennetzwerk und haben Angestellte im unteren 3 Stelligen Bereich und sind somit nicht mehr klein.

Was sagt Ihr dazu ? Mindestlohn ist natürlich ne Super Sache aber in unserer Brange doch echt eher eine Belastung für die Einsteiger oder ?

Mike



jk86
Beiträge: 186

Re: Mindestlohn und Praktikum

Beitrag von jk86 »

Ich verstehe nicht, warum der Mindestlohn eine Belastung für Einsteiger sein soll. Mit 38,5h-Woche kommt man dann auf 1309 € brutto, was ja auch nicht sonderlich viel ist, aber viel mehr als unbezahlte Arbeit, 400 oder 800 €. Wo ich wohne, reicht das gerade mal für ein 15m²-Zimmer und die Krankenversicherung, Essen kann man ja bei der Tafel... Dann gibt's noch die gesetzlichen Ausnahmeregelungen und die Möglichkeit, Praktikanten nicht in Vollzeit anzustellen...

Wer arbeitet, soll auch bezahlt werden. Das ist meine Meinung zu Praktikas. Und Arbeit ist viel zu billig, für die Sätze oben kann ich genausogut hartzen. Ich kenne viele, die aus der prekären Beschäftigung nicht mehr rauskommen - auch Studierte. Für die sehe ich da eher eine Chance. Aber vielleicht merkt man das erst, wenn man selbst mal für 4,25 € die Stunde gearbeitet hat und nach drei Monaten die Kündigung bekam, weil man dann Anspruch auf 4,50 € hätte (kein Scheiß) - im 400€-Minijob, wohlgemerkt, das heißt null Absicherung durch den Arbeitgeber.

Als Einsteiger in die Kameraassistenz bekam ich Anfang des Jahres 25€/h auf Kleingewerbeschein. Es geht also doch irgendwie.



MIIIK
Beiträge: 312

Re: Mindestlohn und Praktikum

Beitrag von MIIIK »

Das das gezahlt werden sollte das seh ich auch so, aber ich seh das in meiner Firma das wir dafür lieber dann Festangestellte nehmen anstelle von Praktikanten.

Und das ist für den Einstieg doch relativ blöd sag ich mal so



otaku
Beiträge: 1180

Re: Mindestlohn und Praktikum

Beitrag von otaku »

ich finde gerade in der Medienbranche nimmt diese Praktikums Mentalität bei vielen (nicht nur bei einigen) Firmen seit Jahren Formen an, die an moderne Sklaven Haltung erinnert.
Während die Chefs immer den neuesten Porsche fahren sind 2/3tel der Belegschaft Praktikanten die noch nach ihrer 10-12 Stunden Schicht oder am Wochenende arbeiten müssen um die Miete Zahlen zu können.
Gleichzeitig werden die (wenigen) korrekt bezahlten Mitarbeiter bewusst unter Druck gesetzt nach dem Motto "Es warten schon 3 Praktikanten darauf deinen Job zu übernehmen"
Dieser ganze Habitus ist nur Menschenverachtend und es ist richtig und auch wichtig, das da jetzt mal ein klein wenig mit dem Mindestlohn gegen gesteuert wird.
Ich selbst hatte nicht viele Praktikanten, aber die die ich hatte haben auch von Anfang an eine anständige Entlohnung bekommen, von der sie leben können, und damit meine ich nicht leben im Hotel Mama.
Allerdings habe ich mich auch immer gekümmert, das sie möglichst schnell möglichst viel lernen um Gewinnbringend mitarbeiten zu können. Für mich war ein Praktikant niemals mein privater Barista.

Das Mutti Merkel Argument, das damit Arbeitsplätze verlohren gehen, was ja auch einige beschreiben, das nur noch wenige Praktikanten eingestellt werden, das ist eine dumme Einstellung.
Zum einen bin ich der Meinung das wir auf ausbeutungs Arbeitsplätze verzichten sollten, wenn einfach nicht genug Arbeit da ist, dann sollte man auch den Mut haben, damit entsprechend um zu gehen und sich Arbeitssuchend melden oder einen Berufswechsel in Betracht ziehen, auf der anderen Seite stellt aber auch keiner Praktikanten ein weil er Menschenfreund ist, Arbeit die da ist muss halt auch von irgend jemandem gemacht werden, da ist es nur fair das das auch korrekt bezahlt wird.

Und dieses ganze gejammer das ja kein Geld da ist, das ist alles ein super Scheiss, früher haben wir Packshots gedreht und das hat 30-70 tausend DM gekostet, heute sitze ich am AfterEffects oder Flame und schubse 3 Photoshop Files zusammen, und immer noch höre ich, muss aber billig sein wir haben kein Geld. Also wenn ich auf die Aktien Kurse schaue ist P&G, Henkel, Mercedes oder sonst wer nicht wirklich weniger wert. Es hat nur leider kaum noch einer die Eier zu sagen "Fickt euch ins Knie". Jeder Buckelt und sagt: "Ja gerne mache ich die Arbeit auch total unterbezahlt, ich kann ja meine Praktikanten dran setzen".
Ich frage mich nur warum gerade die Prakties für Geschäftsfürerische Inkompetenz bezahlen müssen.

Diese ganze Praktikums "Kultur" ist einfach nur Ausbeutung. Ich bin immer wieder erstaunt wie sehr sich viele Prakties dennoch mit ihren Firmen identifizieren, offensichtlich kann man den Leidensdruck in Deutschland schon in erstaunliche Höhen treiben.
fix it in post



Jott
Beiträge: 21802

Re: Mindestlohn und Praktikum

Beitrag von Jott »

Laut Gesetz:

"Orientierungs- oder Pflichtpraktika vor oder während einer Ausbildung oder eines Studiums sind vom Mindestlohn ausgenommen, für maximal drei Monate."

Orientieren kann man sicher immer, daher darf man problemlos weiterhin bis zu drei Monate für einen feuchten Händedruck arbeiten.

Ich denke nicht, dass die Generation Praktikum jetzt beendet ist, wie Frau Nahles meint. Die Praktikanten wechseln nur schneller, es stehen ja immer jede Menge Frische vor der Tür.



otaku
Beiträge: 1180

Re: Mindestlohn und Praktikum

Beitrag von otaku »

Jott hat geschrieben:Laut Gesetz:

"Orientierungs- oder Pflichtpraktika vor oder während einer Ausbildung oder eines Studiums sind vom Mindestlohn ausgenommen, für maximal drei Monate."

Orientieren kann man sicher immer, daher darf man problemlos weiterhin bis zu drei Monate für einen feuchten Händedruck arbeiten.

Ich denke nicht, dass die Generation Praktikum jetzt beendet ist, wie Frau Nahles meint. Die Praktikanten wechseln nur schneller, es stehen ja immer jede Menge Frische vor der Tür.
da kannst du recht haben, es bleibt abzuwarten, aber sicher ist auch das binnen 3 monaten niemand rentabel wird, weil keiner in dem zeitraum was lernt was auch geschäftlich nutzbar ist. ist allerdings möglich das nur noch menschen ein praktikum bekommen, die schon ein abgeschlossenes studium hinter sich haben. kann passieren, meschen sind dumm.
fix it in post



Jott
Beiträge: 21802

Re: Mindestlohn und Praktikum

Beitrag von Jott »

otaku hat geschrieben:Und dieses ganze gejammer das ja kein Geld da ist, das ist alles ein super Scheiss, früher haben wir Packshots gedreht und das hat 30-70 tausend DM gekostet
Korrekt. Das Geld ist natürlich immer noch da. Nur gibt es heute nicht mehr fünf Filmfirmen pro Stadt wie damals, sondern 500. Den einwöchigen Ausflug mit Filmcrew und zehn Kreativen auf die Malediven, nur um einen Kokosriegel im Sand zu drehen ("dort ist einfach das beste Licht"), gibt es durchaus immer noch, aber es fällt weniger auf.



otaku
Beiträge: 1180

Re: Mindestlohn und Praktikum

Beitrag von otaku »

Jott hat geschrieben:
otaku hat geschrieben:Und dieses ganze gejammer das ja kein Geld da ist, das ist alles ein super Scheiss, früher haben wir Packshots gedreht und das hat 30-70 tausend DM gekostet
Korrekt. Das Geld ist natürlich immer noch da. Nur gibt es heute nicht mehr fünf Filmfirmen pro Stadt wie damals, sondern 500. Den einwöchigen Ausflug mit Filmcrew und zehn Kreativen auf die Malediven, nur um einen Kokosriegel im Sand zu drehen ("dort ist einfach das beste Licht"), gibt es durchaus immer noch, aber es fällt weniger auf.
natürlich hat das früher teilweise komische Blüten getrieben, ich hab bei einem Spot wo jemand in Südafrika über eine Wiese rennt Regen rein animiert und Wolken in den Himmel gemacht, damit es "mehr nach Deutschland aussieht". Gut das hätte man auch 10km weiter mit MiniDV drehen können, aber sei es drum.

Der Punkt ist aber, die gleichen Firmen haben das Geld ausgegeben, ob es sinnvoll war oder nicht, ist ja erstmal egal. Heute wird es dann aber tatsächlich auf dem Akker 10km weiter mit ner DSLR gedreht nur das Budget ist nicht angepasst, sondern die kommen jetzt mit: "wir haben aber maximum 1500 Euro" und das geht einfach nicht.

Mit den 500 Firmen in einer Stadt da hast du zwar formal recht, weil heute jeder mit einem Laptop schon eine Postproduktion ist und jeder mit ner Handykamera eine Filmproduktion, das bedeutet aber nicht, das die auch zum Pitch eingeladen werden. Aus gutem Grund nicht, weil die Agenturen sich natürlich absichern wollen, das wenn etwas schief läuft sie es nicht verantworten müssen, also gehen sie weiterhin zu den üblichen Verdächtigen, aber hauen denen die Preise von genau den oben beschriebenen "Produktionen" um die Ohren. Dummer Weise gehen die meisten darauf ein.

Der Spruch: "Es gibt immer einen Weg es noch schlechter zu machen, dummerweise fehlt uns dazu die Creativität" sollte öfter mal ausgepackt werden. Dann würden sich diese negativ Preis Spiralen auch mal irgendwann etwas abflachen.
fix it in post



klusterdegenerierung
Beiträge: 27320

Re: Mindestlohn und Praktikum

Beitrag von klusterdegenerierung »

Es gibt aber auch noch die jenigen die sich wegen geringer Auftragslage keinen Festangestellten leisten können.

Da ist ein Praktikum, welches früher gänzlich unbezahlt sein konnte, mit gelegentlicher entlohnung auf freelance Basis garnicht das schlechteste, ich meine durchaus für beide Seiten.

Ich zb. hatte einige die es gewohnt waren auch Jahrespraktikas auf lau zu machen um einfach knowhow zu gewinnen!

Das man die auch bezahlen kann, war für die was sehr verblüfendes!

Ich finde das aber mit dem Mindestlohn Kontraproduktiv, da nützt auch der Einwand nicht das man dann besser den Laden gleich zu machen soll wenn man sich das nicht leisten kann, da steckt ja noch ein bisschen mehr dahinter!
"Was von Natur aus flach ist, bläht sich auf!"



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