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Mein Praktikum als Videooperator - Erfahrungsbericht



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nad
Beiträge: 29

Mein Praktikum als Videooperator - Erfahrungsbericht

Beitrag von nad »

Ich erstelle diesen Post vor allem, da ich im Internet so gut wie keine Erfahrungsberichte zum doch recht üblichen Praktikum als Videooperator gefunden habe und ich vor einem knappem Jahr einen solchen gerne gefunden hätte. Dieser Post ist also vor allem für die Leute gedacht, die genau das in google gesucht haben :) Da das Praktikum bereits 10 Monate her ist, kann ich jetzt einen sehr objektiven Überblick über meine Zeit geben.

Im November 2013 habe ich ein Praktikum bei einer Produktionsfirma gemacht. Gefunden habe ich es über crew-united.com.
Meine Aufgabe sollte es sein, die Videocombo zu bedienen. Das Praktikum war auf 6 Wochen in München ausgelegt und wurde mit 450€ pro Monat vergütet. Gedreht wurde eine Vorabendkrimiserie für das ARD. Ich war damals 21 Jahre alt. Ich war durchaus erfahren im Videos drehen und schneiden mit DSLR Kameras, hatte aber keine Erfahrung mit professionellen Drehs.

Mein erster Arbeitstag begann im Kameraverleih, wo wir unser zu mietendes Equipment zusammenstellten und ausgiebig testeten. Ich lernte, wie die Videocombo zu bedienen ist und half bei allen möglichen Arbeiten. Unser Kamerateam bestand aus Kameramann, 2. Kameramann, 2 Assistenten, einer anderen Praktikantin und mir. Da die andere Praktikantin bereits ihr viertes Praktikum am Set bestritt, wurden ihr die Aufgaben Klappe schlagen, Equipment bringen und mich unterstützen zugeteilt. Gleich bei der Begrüßung durch den Kameramanns wurde mir die Hiobsbotschaft gebracht, dass ich den Kameravan fahren "darf". Wie ich so mit der Zeit herausfand, hatte der eine Assi keinen Führerschein und der andere keinen bock. Also durfte ich, der nahezu nie Auto fährt, noch nie mit einem anderem Auto, als unserem Familienauto gefahren ist und noch nie in München war, die Riesenkutsche durch die Gegend schippern. Ich konnte mir zwar nicht vorstellen, wie ich das Teil heil nachts durch München bringen soll, aber gut.

Ab dem zweiten Tag wurde gedreht. Wir waren ein rund 30 köpfiges Team. Die Freundlichkeit meiner Kollegen offenbarte sich auch sogleich. Meine Frage "Wo bekomme ich Strom her" (wir drehten Mitten auf der Straße) wurde mit "Finds heraus" beantwortet. Als ich den Kameraassistenten in einer sehr ruhigen Minute fragte, mit was für Einstellungen sie denn gerade gefilmt haben, wurde ich mit "Also eins müssen wir klar stellen, solche Fragen gehen mal gar nicht, hast du verstanden!" abgewimmelt. So viel dazu, dass ein Praktikant zum Lernen da ist.

Die Arbeitstage waren sehr lang, was mich aber nicht störte, denn es kam definitiv nie Langeweile auf und meist war es auch nicht übertrieben körperlich anstrengend. Oft kam ich aber erst um 9 Uhr Abends heim und musste um 5:30 wieder aufstehen. Wen ich abends heim kam musste ich zudem die Kameras und Objektive aus dem Van in mein Schlafzimmer bringen - aus Versicherungsgründen. Ist aber ganz nett Kameraequipment im Wert von über 50.000€ neben dem Bett stehen zu haben.

Die Arbeit mit der Videokombo war im Prinzip sehr gut. Ich war in den meisten Fällen direkt am geschehen, da ich ja für die Regisseure den Arbeitsplatz aufgebaut habe. Ich musste also immer unsere Videokombo durch die Gegend fahren. Zudem durfte ich oft die Kameras halten und stand während des Drehs neben den Kameraassistenten, um bereit zu sein, Aufgaben entgegen zu nehmen. Das schwierigste war aber die Arbeit mit dem Kabeln. Wir hatten 2 Kameras (C300), also 2 Kabel die je von Kamera zu Monitor verbunden waren. Dabei gab es einige Schwierigkeiten.
Da wir in Windeseile mit der Kamera von Ort zu Ort liefen, ohne die Videokombo zu bewegen, musste immer genügend Extrakabel für beide Kameras vorhanden sein ohne erst zur Videokombo gehen zu müssen um mehr von der Trommel abzuwickeln. Gleichzeitig mussten die locker 10-20 Meter Extrakabel so liegen, dass nichts im Bild ist, die Kameras sich nicht verknoten und die 30 Crewmitglieder nicht drüber stolpern (oder mir ständig alles kaputt machen). Und wenn die Kameras von 30 Meter Abstand auf 5 gehen, dann heißt das 2x25 Meter Kabel schnellst möglich zusammenzurollen. Und das sind keine schön dicken gemächlichen Kabel, sondern dünner, quirlige, die sich lieben gerne ständig verdrehen.

Zudem hatte ich zwar meist genügend Zeit, alles zu verkabeln, ausprobieren, ob das Bild bei der Videokombo auch ankommt konnte ich aber nicht, da die Kameraassistenten nicht wollten, dass das Kabel schon vorher eingesteckt wird und die Kamera meist noch gar nicht im Aufnahmemodus war. Erst kurz vorm "Action" konnte ich also sehen, ob meine Verkabelung funktioniert - und wenn nicht (was zum Glück nicht allzu oft vorkam) hieß es "Daniel, du hattest 20 Minuten Zeit dafür und es geht immer noch nicht" Ja...wenn ich es nicht testen kann, würden mir auch 5 Stunden nichts bringen. Dann hat sich der Regisseur oft gewundert, warum das Bild zwischen den Drehs weg ist. Also rannte ich zum Set um zu schauen ob die Kameras ausgeschaltet sind, oder etwas mit der Verkabelung nicht stimmt. Meist war einfach die Kamera aus, da die Assis die ständig ausgeschaltet haben - Stress war es trotzdem immer, wenn kein Bild da war und ich nicht wusste warum.
Dass es am Set stressig sein könnte, war mir aber klar. Von daher war das eigentlich okay. Was nicht okay war, war die Tatsache, dass der Umgang im Kamerateam extrem ruppig war und ich sehr unfair behandelt wurde. Als ich das beim Kameramann (der total okay war und mich ja auch angestellt hatte) ansprach, wurde es für einige Tage besser. Dann hat es auch wirklich Spaß gemacht und ich war super motiviert und selbstbewusst. Mitte der zweiten Woche wurde es dann aber wieder deutlich schlechter und der zweite Kameramann wurde einfach nur noch unverschämt. Ich fühlte mich nicht mehr in der Lage weiter zu machen, da ich ständig Angst hatte, kritisiert zu werden und mich daher kaum noch traute eigenständig Aufgaben zu erledigen. Spaß machte es sowieso keinen und immer mit Angst bei der Arbeit zu sein, ohne von irgendwie Unterstützung zu erhalten ist auf Dauer sehr schwierig. Also brach ich das Praktikum nach 2 Wochen ab.

Das Problem des Praktikums war, dass sich das ARD keinen Materialassi leisten wollte und daher lieber einen Praktikanten für einen Bruchteil des Gelds nahm. Dass der kein vollwertiger Assi ist, war ihnen wohl nicht bewusst. So war das Kamerateam unterbesetzt und sehr gestresst. Trotz allem war die Behandlung einfach unverschämt. Ich selbst war schon für ein Jahr Leiter einens 30 köpfigen Teams plus 5-10 ständig wechselnden Praktikanten in einer extrem stressigen Arbeit mit viel Druck und nie im Leben wäre es mir eingefallen, mein Team und erst recht nicht die Praktikanten auch nur annähernd so schlecht zu behandeln.

Rückblickend muss ich aber sagen, dass ich trotz allem viel gelernt habe. Und mit dem richtigem Team kann es sicherlich viel Spaß machen. Ich würde aber empfehlen, ein Praktikum zu suchen, dass nicht so lang ist. 2 Wochen waren durchaus ausreichend, um sich einen guten Überblick über die Vorgänge am Dreh zu machen. Über die Kameraarbeit konnte ich leider nur durchs zuschauen lernen - erklärend wollte man mir ja nichts. Auch rückblickend bin ich froh, das Praktikum abgebrochen zu haben, denn so eine Behandlung muss man sich nicht gefallen lassen.

Wenn es fragen gibt, könnt ihr mir gerne an nad92 (at) hotmail (dot) de schreiben. Und slashcam User können Ihre Meinung und Erfahrungen hier gerne hinzufügen :)
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Zuletzt geändert von nad am Do 28 Aug, 2014 18:13, insgesamt 1-mal geändert.



Regisseur
Beiträge: 92

Re: Mein Praktikum als Videooperator - Erfahrungsbericht

Beitrag von Regisseur »

2 Wochen sind meiner Meinung nach etwas zu wenig um in einem Praktikum etwas gelernt zu haben. Deinen Eindruck hast du dir unter den Leuten die du dort während deines Praktikums kennengelernt hast wohl versaut. Natürlich wird von Leuten die noch nie ein Praktikum am Set gemacht hatten erwartet das Sie alles in kürzester Zeit drauf haben oder sich selbst zu helfen wissen. Vor allem wenn es stressig wird. Wenn ich du wäre würde ich den Beitrag den du da gerade veröffentlicht hast möglichst schnell editierten und so deine E-Mail Adresse rausnehmen. In deinem Arbeitsvertrag steht mit Sicherheit etwas davon das betriebsinterne Informationen/Angelegenheiten nicht an die Öffentlichkeit geraten dürfen. Wie du wohl wissen wirst tummeln sich hier nicht nur Amateure in diesem Forum rum sondern auch Leute die in dieser Branche arbeiten.



TaoTao
Beiträge: 839

Re: Mein Praktikum als Videooperator - Erfahrungsbericht

Beitrag von TaoTao »

Sehe ich das richtig. Ich zahle GEZ für Müll den ich nicht schaue, der von Leuten produziert wird die am Ende mit dem riesen Überschuss an Geld noch an den kleinsten Dingen sparen und irgendwelche Praktikanten rumscheuchen?..Soso..

Wenn ich schon diese grauhaarigen alten Leute auf dem Bild sehe, machen das sicher seit Ewigkeiten und halten ihre Arbeit für die Krönung der Kreativät die keinen Platz und vor allem Zeit hat für neue Leute die sich für das Thema interessieren.

Und was "Regisseur" da schreibt ist doch absoluter Müll.
2 Wochen sind meiner Meinung nach etwas zu wenig um in einem Praktikum etwas gelernt zu haben
Natürlich wird von Leuten die noch nie ein Praktikum am Set gemacht hatten erwartet das Sie alles in kürzester Zeit drauf haben oder sich selbst zu helfen wissen

Alles klar Johnny.



Bergspetzl
Beiträge: 1493

Re: Mein Praktikum als Videooperator - Erfahrungsbericht

Beitrag von Bergspetzl »

Harter tobak. So ists is numal. Stell dir vor du wärst im live umfeld gewesen statt im szienischen. Da hättest dann erst richtig spaß gehabt. Wenn du an ein set kommst dann musst du funktionieren oder du bleibst fern. Anfassen mit watte is da nicht. Nimm den umgang nicht persönlich. Meint auch keiner so. Aber allein aus dem blickwinkel den du beschrieben hast ist ein problem klar ersichtlich: sollte irgendwer auf die idee kommen seine knappe zeit am set mit dir zu vergeuden, dann würdest du am ende noch brauchbar sein. Für schlappe 450 im monat. Wenn das schema klappen würde na dann gute nacht am set. Allein aus der sicht des teams also verständlich. Wenns nicht kracht, dann wirds die dispo/produktion wieder so machen. Diesen vertrauenspanzer zu durchbrechen und beim team akzeptiert zu werden, dass is die eigentliche aufgabe und chance bei so einer geschichte. Die andern kennen sich, die nehmen dich sowar wie du bist: der is gut, der beisst und weiss sich zu helfen oder lernts. Oder: der will alles zugetragen kriegen, und er ist auch noch von sich überzeugt, kneift aber wenns ernst wird....
Den transporter zb. Glaube einfach, jeder deiner partner könnte den stressfrei fahren, wenn es sein müsste. Will aber keiner, weil sie es schon hinter sich haben...
Das sind aber die kleinen dinge am anfang, die es ausmachen und filtern.
Aber nimm die erfahrung mit ins nächste praktikum und du wirst sehen es läuft schon besser. Oder lass es, weil du es nie wirklich wolltest und schieb die schuld nicht auf die anderen, die es dir aufgezeigt haben und wqhrscheinlich vor dir erkannt haben, 'wieweit' du schon bist. Set ist etwas ganz anderes wie dslr einzelkämpfer...



nachtaktiv
Beiträge: 3169

Re: Mein Praktikum als Videooperator - Erfahrungsbericht

Beitrag von nachtaktiv »

Bergspetzl hat geschrieben: Das sind aber die kleinen dinge am anfang, die es ausmachen und filtern.
Aber nimm die erfahrung mit ins nächste praktikum und du wirst sehen es läuft schon besser. Oder lass es, weil du es nie wirklich wolltest und schieb die schuld nicht auf die anderen, die es dir aufgezeigt haben und wqhrscheinlich vor dir erkannt haben, 'wieweit' du schon bist. Set ist etwas ganz anderes wie dslr einzelkämpfer...
er steht aber nicht am anfang. er hat doch geschrieben, das er schon ein jahr ein grosses team selber geleitet hat, und die andere seite auch schon kannte.

insofern trau ich ihm da schon genug weitsicht zu, innerhalb von 2 wochen zu erkennen, ob man mit leuten zusammen arbeiten kann, oder das team einfach scheisse is.
Die Ignore Funktion ist ein Segen <3



Alf_300
Beiträge: 8011

Re: Mein Praktikum als Videooperator - Erfahrungsbericht

Beitrag von Alf_300 »

Dass er vorher schon selber ein großes Team geleitet hat, - hat er schrieben - der Erfolg war aber ein weiteres 450 Euro Praktikum in wesentlich kleinerem Rahmen



wp
Beiträge: 807

Re: Mein Praktikum als Videooperator - Erfahrungsbericht

Beitrag von wp »

ich hatte es so verstanden, dass er beruflich in anderen Bereichen eigenständig Teams geführt hat



nad
Beiträge: 29

Re: Mein Praktikum als Videooperator - Erfahrungsbericht

Beitrag von nad »

Danke für die bisherigen Beiträge.
Ich denke durchaus, dass man in 2 Wochen sieht, wie es am Set zugeht. Vielleicht nicht in allen Feinheiten und Varianten, aber im groben schon.
Dass ich es mir bei manchen Leuten versaut habe, kann schon sein, aber abseits vom Kamerateam gab es einige Leute, die zu mir kamen und mir sagten, dass sie sich wunderten, wie man mir ohne Unterstützung die Arbeit so gibt. Es war ja auch nicht so, dass das Kamerateam nur aus A... bestand, sondern unser Team einfach durch den fehlenden Matassi unterbesetzt war so dass jeder unter extremen Druck stand, welchen manche nun mal sehr krass zum Ausdruck brachten. Ich bin es von meiner Arbeit gewohnt, dass man als Team zusammen hält und sich unterstützt, ganz egal was passiert. Und das hab ich bei uns absolut nicht gesehen.

Zudem muss ich auch ganz klar nochmal sagen, dass nicht alles schlecht war. Ich behaupte, weder, dass ein Praktikum bei dieser Produktionsfirma nicht gut wäre (die Produktionsfirma selber war extrem freundlich und hilfsbereit), noch rate ich vom Praktikum als Videooperator ab.
Ich habe lediglich versucht, objektiv und ehrlich meine Erfahrungen wiederzugeben. Solch ein Erfahrungsbericht hätte womöglich auch mir geholfen.
Und ja, ich stimme zu, dass jemand, der ein "härteres Fell" hat als ich, mit dem selben Praktikum besser zurecht gekommen wäre (was aber nicht hießt, dass ich eine Memme bin ;) )

Edit: Ja, ich hatte in anderen Bereichen ein Team geführt. Das hatte mit Filmen nichts zu tun. Ich wollte lediglich verdeutlichen, dass ich weiß, wie es ist, unter extremen Druck zu stehen und für Leute verantwortlich zu sein, die keinen Plan haben ;)



tehaix
Beiträge: 481

Re: Mein Praktikum als Videooperator - Erfahrungsbericht

Beitrag von tehaix »

wp hat geschrieben:ich hatte es so verstanden, dass er beruflich in anderen Bereichen eigenständig Teams geführt hat
So habe ich das auch verstanden.

Zum Thema "Am Set muss man funktionieren": Das mag schon stimmen. Und auch, dass am Set schon immer der Schwächste rumgescheucht und schlecht behandelt wurde: mag stimmen.

Das heißt aber nicht, dass man daran nichts ändern könnte.

--> "Das war schon immer so, muss also richtig sein..."



Frank B.
Beiträge: 9318

Re: Mein Praktikum als Videooperator - Erfahrungsbericht

Beitrag von Frank B. »

Das Problem ist folgendes: Gib einem Ferkel Macht und es wird zum Schwein.



rkunstmann
Beiträge: 650

Re: Mein Praktikum als Videooperator - Erfahrungsbericht

Beitrag von rkunstmann »

Also, Praktikum bei großen Produktionen ist kein Zuckerschlecken; Das ist klar, aber man muss und darf sich auch nicht zum Blitzableiter für jeden Assi machen lassen... Wenn die Kamera aus ist und Du nichts dafür kannst musst Du das auch klar sagen (nicht den Humor dabei verlieren- Das ist wichtig- alles kommt besser mit einer Prise Witz und Ironie, auch wenn man gerade innerlich kocht- Das qualifiziert Dich auch und bringt Respekt)
Die Haltung der Crew bei dem ein oder Anderen TV Projekt kann übrigens auch wirklich schlimm sein (jeder wünscht sich woanders hin, muss aber die Miete bezahlen, kenne ich gut), aber wenn der DP mal patzig antwortet würde ich mich nicht gleich entmutigen lassen (besser ist dann mal beim Bier beim Bergfest zu reden; da sind alle ganz anders drauf und man lernt sich unter "normalen" Bedingungen kennen; Wer weiß wie gestresst der Kameramann ist und was für Streichungen der gerade bekommen hat: Wie Alexa? Wir drehen hier auf diesen Canons vom Snowden Interview* und ihr Lichtbudget ist auch geviertelt;)
Nimm es mit Humor und verstehe, dass Du in diesem Fall ganz unten in der Hierarchie bist (was auch Freiheiten gibt). Ich persönlich mag dieses "professionelle" Gehabe an großen, deutschen Sets auch überhaupt nicht, aber das ist ein anderes Thema.
* nichts gegen die C300 an Sich ;)

Beste Grüße!

Robert

PS: Es heißt die ARD (Allgemeine Rundfunkanstalten Deutschlands); pedantisch , aber musste sein ;)
Zuletzt geändert von rkunstmann am Do 28 Aug, 2014 18:58, insgesamt 1-mal geändert.



rainermann
Beiträge: 1722

Re: Mein Praktikum als Videooperator - Erfahrungsbericht

Beitrag von rainermann »

Ich war einen ganzen Sommer bei der Bavaria Film als Praktikant und Assi - das war vor 20 Jahren.
Die Ur-Bayerischen Beleuchterspezis dort, die muss man mal kennenlernen. Da kommst Du rein als Ballerina und wenn Du es schaffst, daß sie Dir nicht in den ersten 2 Wochen die Hosen ausziehen, erst dann bist Du akzeptiert. Und das heißt dann schon was. Hab da ordentlich die Zähne zusammenbeissen und mir viel Spott und Häme anhören müssen. Aber ich blieb dran und am Ende haben wir uns prima verstanden! Hab da Script gemacht und mich zum Kameraassi hochgearbeitet (das war so die Zeit vor dem Filmstudium). Will damit nur sagen: alles ganz normal. Keinen Grund, sich da groß Gedanken machen zu müssen.
Bergseil und Regisseur kann ich mich nur anschließen.



Frank B.
Beiträge: 9318

Re: Mein Praktikum als Videooperator - Erfahrungsbericht

Beitrag von Frank B. »

rkunstmann hat geschrieben:
PS: Es heißt die ARD (Allgemeine Rundfunkanstalten Deutschlands); pedantisch , aber musste sein ;)
Es heißt "Arbeitsgemeinschaft der öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten der Bundesrepublik Deutschland"
Aber weiblich ist schon richtig. ;)



rkunstmann
Beiträge: 650

Re: Mein Praktikum als Videooperator - Erfahrungsbericht

Beitrag von rkunstmann »

Frank B. hat geschrieben:
rkunstmann hat geschrieben:
PS: Es heißt die ARD (Allgemeine Rundfunkanstalten Deutschlands); pedantisch , aber musste sein ;)
Es heißt "Arbeitsgemeinschaft der öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten der Bundesrepublik Deutschland"
Aber weiblich ist schon richtig. ;)
So schnell kommt Besserwisserei auf einen zurück ;) Danke für die Info!



nad
Beiträge: 29

Re: Mein Praktikum als Videooperator - Erfahrungsbericht

Beitrag von nad »

rkunstmann hat geschrieben: Robert

PS: Es heißt die ARD (Allgemeine Rundfunkanstalten Deutschlands); pedantisch , aber musste sein ;)
Ich hatte mich schon gewundert, dass sich "das ARD" irgendwie komisch anhört. Sorry - bin in der letzten Zeit kaum noch im deutschsprachigen Raum unterwegs.



Regisseur
Beiträge: 92

Re: Mein Praktikum als Videooperator - Erfahrungsbericht

Beitrag von Regisseur »

nad hat geschrieben:Danke für die bisherigen Beiträge.
Ich denke durchaus, dass man in 2 Wochen sieht, wie es am Set zugeht.
Da kann ich nur zustimmen. Tut mir leid das ich mich da falsch ausgedrückt hatte. Um ein wirklich funktionierender Teil vom Set zu werden hat es bei mir aber eine Woche länger gedauert was allerdings auch daran liegen könnte das es mein erstes Set-Praktika war und ich noch relativ jung war bzw. bin. Was die Arbeitsmoral anging war es bei uns zwar in manchen Wochen wirklich stressig am Ende des Tages hatten die Leute mit denen ich mehr zu tun hatte immer für ihr Verhalten entschuldigt was man wahrscheinlich auch nicht so häufig erlebt



otaku
Beiträge: 1180

Re: Mein Praktikum als Videooperator - Erfahrungsbericht

Beitrag von otaku »

hey nad,

schade das du nach 2 wochen ausgestiegen bist. drehen ist spannend und man lernt täglich unglaublich viel. das kamera department ist immer eine total eingeschwohrene gruppe am set, das wirst du, wenn du beim film bleibst, noch öfter feststellen. da ruppig behandelt zu werden ist wirklich normal, die behandeln nicht nur dich als kleinstes rad im getriebe ruppig, sondern auch jeden anderen, das sich regie und kamera anschreien hab ich schon oft gesehen, das der kameraman den ober beleuchter anschreit ist schon fast normal, und das das puder luder sowieso an allem schuld ist und durchgehend blöde sprüche vom kamera department bekommt gehört fast zum guten ton.
die sind einfach so. irgendwann sprichst du die gleiche sprache und dann geht das, das braucht aber seine zeit.

wenn du mit kamera menschen zu tun hast solltest du denen erstmal mit grossem respekt begegnen, weil es kaum einen bereich gibt wo der konkurrenzkampf so gross ist, und du must wissen das die kamera crew bei den producern immer die arschkarte hat, jede überstunde ist immer schuld des kamera departments. und je besser ein kameramann seine arbeit macht, ein umso grösseres arschloch ist er in den augen der produktion.
gib denen ne chance, 2 wochen sind nichts, da bist du selbst noch alice im wunderland, und am set nach einstellungen zu fragen, naja was soll ich sagen... da ist definitiv nicht der ort für sowas, und es bringt dir auch nichts, wenn du das wissen willst nimm selbst ein spotmeter mit und schau welche nummer an der seite auf der optik steht. (die grosse nummer ;-). aber ganz ehrlich, sowas interessiert mich am set einen scheiss, wo der kameramann die lampen hin stellt finde ich da schon deutlich spannender.
fix it in post



rkunstmann
Beiträge: 650

Re: Mein Praktikum als Videooperator - Erfahrungsbericht

Beitrag von rkunstmann »

nad hat geschrieben:
rkunstmann hat geschrieben: Robert

PS: Es heißt die ARD (Allgemeine Rundfunkanstalten Deutschlands); pedantisch , aber musste sein ;)
Ich hatte mich schon gewundert, dass sich "das ARD" irgendwie komisch anhört. Sorry - bin in der letzten Zeit kaum noch im deutschsprachigen Raum unterwegs.
Zumal ich ja auch unrecht hatte (siehe oben), aber im Ernst, meine Vorredner haben recht (auch wenn ich nicht immer weiß, ob das alles so gut ist für den Film). Bei meinem ersten Praktikum assistierte ich der Aufnahmeleitung. Irgendwann schickte ich 30 Statisten ans Set; Die kamen aber nicht an und ich wurde über das Walkie angebrüllt: "Robert! Wo sind die Statisten?" Ich: "Keine Ahnung. Ich hab die vor fünf Minuten mit klaren Anweisungen losgeschickt." (Und dann dummerweise mit dem Koch vom Catering Witze ausgetauscht) AL: "Such sie! Sonst bist Du weg!" Kurze Suche später: "Hab sie gefunden, Sind alle beim Catering." (Dem Statistencatering) AL(brüllt): Natürlich sind sie da! Du musst die vor die hertreiben wie eine Viehherde! (konnten die natürlich alles mithören;) War lustig...



rkunstmann
Beiträge: 650

Re: Mein Praktikum als Videooperator - Erfahrungsbericht

Beitrag von rkunstmann »

Ein anderes Mal instruierte mich die Aufnahmeleiterin über die divenhafte Art, wie die Hauptdarstellerin ihren Tee haben wollte und machte sich darüber lustig. Ich war nur gerade im Wohnwagen der Dame und sagte nur durch: ich bin übrigens gerade bei XX im Wohnwagen." Kchch kcch... :)



Regisseur
Beiträge: 92

Re: Mein Praktikum als Videooperator - Erfahrungsbericht

Beitrag von Regisseur »

rkunstmann hat geschrieben:Ein anderes Mal instruierte mich die Aufnahmeleiterin über die divenhafte Art, wie die Hauptdarstellerin ihren Tee haben wollte und machte sich darüber lustig. Ich war nur gerade im Wohnwagen der Dame und sagte nur durch: ich bin übrigens gerade bei XX im Wohnwagen." Kchch kcch... :)
Haha ja offenene Funken sind auch der größte Mist überhaupt..ist aber manchmal auch ganz witzig ;-))



rkunstmann
Beiträge: 650

Re: Mein Praktikum als Videooperator - Erfahrungsbericht

Beitrag von rkunstmann »

Regisseur hat geschrieben:
rkunstmann hat geschrieben:Ein anderes Mal instruierte mich die Aufnahmeleiterin über die divenhafte Art, wie die Hauptdarstellerin ihren Tee haben wollte und machte sich darüber lustig. Ich war nur gerade im Wohnwagen der Dame und sagte nur durch: ich bin übrigens gerade bei XX im Wohnwagen." Kchch kcch... :)
Haha ja offenene Funken sind auch der größte Mist überhaupt..ist aber manchmal auch ganz witzig ;-))
Das war 1998 und wir hatten nur offene Funken bei dem Dreh, aber die AL hat mich später (sehr freundlich) gebeten, das Walkie doch kurz auszumachen bevor ich bei XX vorbeischaue;) Ich fand´s nur cool, weil wir vorher wirklich eine längere Diskussion über den Tee über Funk geführt hatten und die Dame nun tatsächlich glücklich mit ihrem grünen (bei 70 Grad gebrühtem) Tee mit ein wenig Honig war;) Nein im Ernst: Man muss es mit Humor nehmen!



Jott
Beiträge: 21802

Re: Mein Praktikum als Videooperator - Erfahrungsbericht

Beitrag von Jott »

Ein Praktikum kann auch dazu dienen, zu erkennen, um welche Bereiche der Branche man für den Rest seines Lebens besser einen Bogen macht.

Mein persönliches Schlüsselerlebnis als Praktikant bei der ARD war ein EB-Einsatz zum aktuellen Thema erste Krokus-Sichtungen des Frühlings. Wieviele unheimlich wichtige und unangenehme Leute braucht man, um einen Krokus für 30 Sekunden Lokalnachrichten aufzunehmen? Fünf. Inclusiv altgedientem Tonmann, der wichtig mit Nagra und allem Schnickschnack hochkonzentriert die Blume anangelt. Das war zu viel für die zarte Praktikantenseele.

Niemals wieder Fernsehen!!! :-)



otaku
Beiträge: 1180

Re: Mein Praktikum als Videooperator - Erfahrungsbericht

Beitrag von otaku »

hab mal mit nem ami star hier in deutschland gedreht, der hat darauf bestanden, das er seinen eigenen airstream trailer hat, obwohl wir ihm direkt eigene räume im studio angeboten haben, das war schon die pest so einen trailer hier in dschland zu bekommen, aber dann musste der auch IM STUDIO aufgebaut werden, direkt vor der tür war ihm zu weit. ;-)
naja, er konnte es sich leisten das zu fordern.

schauspieler sind halt so...
fix it in post



tehaix
Beiträge: 481

Re: Mein Praktikum als Videooperator - Erfahrungsbericht

Beitrag von tehaix »

Jott hat geschrieben:Inclusiv altgedientem Tonmann, der wichtig mit Nagra und allem Schnickschnack hochkonzentriert die Blume anangelt. Das war zu viel für die zarte Praktikantenseele.
Hat mir den Abend gerettet :D



TonBild
Beiträge: 2070

Re: Mein Praktikum als Videooperator - Erfahrungsbericht

Beitrag von TonBild »

Jott hat geschrieben:Wieviele unheimlich wichtige und unangenehme Leute braucht man, um einen Krokus für 30 Sekunden Lokalnachrichten aufzunehmen? Fünf. Inclusiv altgedientem Tonmann, der wichtig mit Nagra und allem Schnickschnack hochkonzentriert die Blume anangelt. Das war zu viel für die zarte Praktikantenseele.
Nicht umsonst gibt es die Redensart "das Gras wachsen hören", die seit dem 15. Jahrhundert nachweisbar ist. Warum sollte man dann nicht versuchen, auch einen Krokus zu hören, insbesondere wenn es sich um die ersten Krokus-Sichtungen des Frühlings handelt?
;-)

Der altgediente Tonmann hat natürlich nicht versucht, Wachstumsgeräusche aufzunehmen, sondern hochkonzentriert darauf geachtet, dass keine unangenehmen oder unpassenden Geräusche aufgenommen werden. Straßenlärm, gesprochene Worte, Kinderschreien, Flugzeuge, Hundebellen, Kamerageräusche, Windrauschen vom Mikrofon usw., das alles nicht zum Thema passt, sollte natürlich vermieden werden. Und ganz ohne O-Ton wirkt auch eine Aufnahme eines Krokus unnatürlich. Besonders wenn in der Nahaufnahme Bewegung wie fliegene Insekten zu sehen ist.

Schau Dir mal die Aufnahme auf

an. Diese enthält einige Stellen mit Störgeräuschen.

Also auch bei Aufnahmen von einen Krokus für 30 Sekunden Lokalnachrichten muss man korrekt und konzentriert arbeiten.



Frank Glencairn
Beiträge: 22706

Re: Mein Praktikum als Videooperator - Erfahrungsbericht

Beitrag von Frank Glencairn »

Ja, an manchen Sets geht es zu wie an einem Kriegsschauplatz.
Wenn die Zeit knapp wird, das Licht weg geht, oder irgendeine Technik den Geist aufgibt verlieren manche die Nerven und flippen völlig aus.

Da trennt sich dann die Spreu vom Weizen. Die wirklich guten, behalten auch in so einer Situation die Nerven und fangen nicht an auf Leute einzudreschen die überhauptnix dafür können.

Persönlich finde ich es extrem wichtig am Set für gute Stimmung zu sorgen und dafür, daß jeder in seiner Komfortzone ist - dann arbeitet die Crew am effektivsten.

Aufnahmeleiter, Produzenten oder Regisseure die ständig ihre Crew anmotzen und gleichzeitig (oft auf Kosten der Crew) divenhafte Schauspieler hofieren verderben allen die Freude an der Arbeit.



handiro
Beiträge: 3259

Re: Mein Praktikum als Videooperator - Erfahrungsbericht

Beitrag von handiro »

Vorabend Krimiserie....das sagt doch eigentlich schon alles oder? Kein Wunder, wenn bei der beschriebenen Stimmung das Resultat zum wegzappen ist. Der Müll der da hergestellt wird, sorgt meistens automatisch für schlechte Laune bei der Herstellung und bei mir als eventuellem Zuschauer.

Was man dabei lernen kann? Harte Schule und das Fahrrad-Syndrom (nach oben Buckeln-nach unten Treten) gibt es überall. Frag mal einen Kochlehrling. Man sollte aber auch genug Selbstbewusstsein mitbringen um sich zu wehren zu können.
Good-Cheap-Fast....Pick Any 2



beiti
Beiträge: 5151

Re: Mein Praktikum als Videooperator - Erfahrungsbericht

Beitrag von beiti »

Bei meinem Film-Praktikum (1995) ging es auch ziemlich ruppig zu, obwohl ich nicht direkt am Set eingesetzt war, sondern meist im Produktionsbüro. Überhaupt hatte ich den Eindruck, dass jeder jeden hasst: Der Produktionsleiter witzelte über die Produzentin und lästerte über den Regisseur - und umgekehrt war es nicht besser. Da ich immer zwischen diesen Stellen hin- und herirrte, bekam ich sämtliche Perspektiven mit. Jeder war offenbar der Überzeugung, die anderen machten alles falsch. Auch das Verhältnis zwischen den Praktikanten war, obwohl besser, etwas angespannt.
Dass ich bei der Vielzahl an Bewerbungen überhaupt eingestellt wurde, verdankte ich der Tatsache, dass der Produktionsleiter den Regisseur ärgern wollte: Wie ich später erfuhr, hatte der Regisseur nach einem persönlichen Assistenten verlangt und der Produktionsleiter, der diese Forderung überzogen fand, eigens einen "minderwertigen" Praktikanten ausgesucht - mich. ;)
Ich habe in den fünf Wochen des Praktikums einiges gelernt, aber eine schöne Zeit war es nicht.

Wenn ich hier lese, das sei nun mal so, und da müsse man sich durchboxen, mag ich das nicht akzeptieren. Es geht bestimmt auch anders, und ein gutes Betriebsklima ist im Zweifelsfall immer besser für das ganze Projekt. Die Vorgesetzten spielen da eine ganz zentrale Rolle.
Einer meiner Regiedozenten hat mich mal kritisiert, ich gehe mit den Schauspielern zu nett um. "Schrei am Set ruhig mal ein bisschen rum!" Wenn das schon ein Ausbilder sagt, braucht man sich über nichts mehr wundern.
Mich erschreckt weniger der offenbar immer noch raue Ton innerhalb der Produktionsteams als die Tatsache, dass viele Insider gar keinen Grund sehen, etwas dagegen zu unternehmen und auf längere Sicht für eine freundlichere Atmosphäre zu sorgen.
In anderen Branchen hat sich ja schon einiges gebessert. Zum Beispiel habe ich mir sagen lassen, dass der Umgangston auf Baustellen - obwohl immer noch nicht von der ganz sanften Sorte - in den vergangenen Jahrzehnten deutlich anständiger geworden ist.

Die Mentalität "Das haben wir doch immer so gemacht." ist anscheinend weit verbreitet. Das gilt für den Umgangtston genauso wie für konkrete Arbeitsweisen. Umso wichtiger, dass sich "von oben her" etwas ändert, oder wenigstens mal ein Problembewusstsein entsteht.
Interessantes rund um die Foto- und Videotechnik - fotovideotec.de
Der FotoVideoTec-Blog - fotovideotec-blog.de
Alles über Satellitenempfang - satellitenempfang.info



Horace83
Beiträge: 45

Re: Mein Praktikum als Videooperator - Erfahrungsbericht

Beitrag von Horace83 »

Jott hat geschrieben:Ein Praktikum kann auch dazu dienen, zu erkennen, um welche Bereiche der Branche man für den Rest seines Lebens besser einen Bogen macht.

Mein persönliches Schlüsselerlebnis als Praktikant bei der ARD war ein EB-Einsatz zum aktuellen Thema erste Krokus-Sichtungen des Frühlings. Wieviele unheimlich wichtige und unangenehme Leute braucht man, um einen Krokus für 30 Sekunden Lokalnachrichten aufzunehmen? Fünf. Inclusiv altgedientem Tonmann, der wichtig mit Nagra und allem Schnickschnack hochkonzentriert die Blume anangelt. Das war zu viel für die zarte Praktikantenseele.

Niemals wieder Fernsehen!!! :-)
Etwas off-Topic:

Man muss halt auch seine Position rechtfertigen und sichern ;)
Hab auch schon erlebt, dass bei einem Beitrag über Laser-OPs am Auge das Blinzeln mit AB-Stereo geangelt wurde...^^

Ach ja, die Praktikanten Zeit. Das Gute ist: Auch wenn das Praktikum noch so beschissen ist, man nimmt immer was mit und wenn es nur der Umgang mit Vollidioten in der Branche ist...
Mein erstes Praktikum ging 6 Monate bei ner Film/TV Produ in München und da waren wir nur billige Arbeitskräfte (vom Ton-Assi bis zur Sekretärin, Abrechnung, Drehplanung - alles dabei....) die alle 14 Tage angeschrien und mit Rauswurf bedroht wurden, wenn der Chef mal wieder 24h durchgearbeitet hat. War mega-unglücklich, aber alles danach hab ich mit nem Schulterzucken weggesteckt und weiß heute wie man nicht mit Praktis/Azubis umgehen sollte.



nad
Beiträge: 29

Re: Mein Praktikum als Videooperator - Erfahrungsbericht

Beitrag von nad »

rkunstmann hat geschrieben: Bei meinem ersten Praktikum assistierte ich der Aufnahmeleitung. Irgendwann schickte ich 30 Statisten ans Set; Die kamen aber nicht an und ich wurde über das Walkie angebrüllt: "Robert! Wo sind die Statisten?" Ich: "Keine Ahnung. Ich hab die vor fünf Minuten mit klaren Anweisungen losgeschickt." (Und dann dummerweise mit dem Koch vom Catering Witze ausgetauscht) AL: "Such sie! Sonst bist Du weg!" Kurze Suche später: "Hab sie gefunden, Sind alle beim Catering." (Dem Statistencatering) AL(brüllt): Natürlich sind sie da! Du musst die vor die hertreiben wie eine Viehherde! (konnten die natürlich alles mithören;) War lustig...
Es war deine Verantwortung, dass die Statisten zum richtigen Platz gehen. Wenn sie das nicht tun, ist es deine Schuld, auch wenn du dachtest du hättest getan, was du solltest.
Wenn ich einen klaren Fehler mache und dafür angeschrien werde, kann ich das durchaus hinnehmen.
Wenn aber der 120 kg Kameraassistent samt voll ausgerüsteter Kamera über den Gartenzaun fällt und ich, der gerade in Sichtweite kam, nicht mehr rechtzeitig zu Hilfe eilen konnte, angeschrien werde, dass ich ihn nicht im Fallen aufgefangen habe und deswegen Teile der Kamera demoliert sind, während der Assi sich damit brüstet, wie heldenhaft er versucht hat die Kamera zu schützen, ist das eher weniger verständlich.
Ich könnte noch dutzende weitere solcher Fälle aufzählen (die leider weniger spektakulär waren), aber ich nehme an, dass man am Set einfach nicht so zimperlich sein darf und vieles stillschweigend hinnehmen muss. War ich nicht gewöhnt.



Frank B.
Beiträge: 9318

Re: Mein Praktikum als Videooperator - Erfahrungsbericht

Beitrag von Frank B. »

nad hat geschrieben:... aber ich nehme an, dass man am Set einfach nicht so zimperlich sein darf und vieles stillschweigend hinnehmen muss. War ich nicht gewöhnt.
Nein, das solltest du nicht annehmen. Du solltest annehmen, dass du dort von egomanischen, machtgeilen Idioten umgeben warst. Wär gut, wenn die hier mitlesen würden. ;)
Zuletzt geändert von Frank B. am Fr 29 Aug, 2014 20:47, insgesamt 2-mal geändert.



Doc3D
Beiträge: 15

Re: Mein Praktikum als Videooperator - Erfahrungsbericht

Beitrag von Doc3D »

Es ist sehr bedauerlich wie bei Film und Fernsehen in unserem Land mit Mitarbeitern umgegangen wird. Bedauerlich ist auch, das Sender/Prodfirmen Praktikanten als Fachleuteersatz benutzen um Kosten zu sparen.

Was Daniel am Set während seines Praktikums widerfahren ist und er hier niedergeschrieben hat ( und ich finde das mutig, da er aus der Anonymität dabei herausgetreten ist) sollte eigentlich uns alle nachdenklich machen.
Der Durchlauferhitzer Film/TV erfährt keinen Widerstand, nein das Gegenteil da lästern die Leute am Set (mobbing) Schreien sich an und nennen das dann kreative Auseinandersetzung oder Brüllen Mitarbeiter an um Dampf abzulassen, weil sie Stress haben oder sich über sich selbst ärgern.
Wo soll das in dieser ohnehin schon verkommenen Branche hinführen, wenn wir das widerstandslos akzeptieren.
Auch ist es durchaus nicht normal das es am Set ruppig im Umgangston zugeht. Was soll daran normal sein Leute?! Wenn Piloten; Op Ärzte, Rettungsdienste etc. so arbeiten würden wie wir das hier als "normal" darstellen, was würde die Konsequenz sein ?!

Nein , wir müssen selber dafür sorgen das es am Set ruhig, konzentriert und mit höflichen Umgangsformen zugeht.
Leute die schreien, zeigen damit eigentlich immer das sie keine Profis sind.
Die sollten sich lieber nen anderen job suchen.



Jott
Beiträge: 21802

Re: Mein Praktikum als Videooperator - Erfahrungsbericht

Beitrag von Jott »

TonBild hat geschrieben:
Jott hat geschrieben:Wieviele unheimlich wichtige und unangenehme Leute braucht man, um einen Krokus für 30 Sekunden Lokalnachrichten aufzunehmen? Fünf. Inclusiv altgedientem Tonmann, der wichtig mit Nagra und allem Schnickschnack hochkonzentriert die Blume anangelt. Das war zu viel für die zarte Praktikantenseele.
Nicht umsonst gibt es die Redensart "das Gras wachsen hören", die seit dem 15. Jahrhundert nachweisbar ist. Warum sollte man dann nicht versuchen, auch einen Krokus zu hören, insbesondere wenn es sich um die ersten Krokus-Sichtungen des Frühlings handelt?
;-)

Der altgediente Tonmann hat natürlich nicht versucht, Wachstumsgeräusche aufzunehmen, sondern hochkonzentriert darauf geachtet, dass keine unangenehmen oder unpassenden Geräusche aufgenommen werden. Straßenlärm, gesprochene Worte, Kinderschreien, Flugzeuge, Hundebellen, Kamerageräusche, Windrauschen vom Mikrofon usw., das alles nicht zum Thema passt, sollte natürlich vermieden werden. Und ganz ohne O-Ton wirkt auch eine Aufnahme eines Krokus unnatürlich. Besonders wenn in der Nahaufnahme Bewegung wie fliegene Insekten zu sehen ist.

Schau Dir mal die Aufnahme auf

an. Diese enthält einige Stellen mit Störgeräuschen.

Also auch bei Aufnahmen von einen Krokus für 30 Sekunden Lokalnachrichten muss man korrekt und konzentriert arbeiten.

Ach du meine Güte, nach zwanzig Jahren immer noch so einer und belehrt obendrein! Mal angenommen, da ist Kindergeschrei. Das wird weniger, wenn man den Zeppelin näher an die absolut geräuschlose Blume hält? Ganz ehrlich? Das willst du erzählen?

Heute bin ich Chef und die Krokusfilmer in Pension. Ich arbeite weder mit Idioten noch Rumschreiern noch mit lautstarken Wichtigtuern zusammen. Nur die Guten benehmen sich normal und sind gern genommen, die aufgeblasenen Typen sollen gerne in ihren Vorabendserien versauern, jämmerliche Machtspielchen spielen und mit Wollmützchen das Titelbild des Kameramanns schmücken. Andere Baustelle. Deren Praktikanten tun mir aufrichtig leid.



TonBild
Beiträge: 2070

Re: Mein Praktikum als Videooperator - Erfahrungsbericht

Beitrag von TonBild »

Jott hat geschrieben:Mal angenommen, da ist Kindergeschrei. Das wird weniger, wenn man den Zeppelin näher an die absolut geräuschlose Blume hält?
Entschuldigung, ich wollte nicht besserwisserisch wirken. Ich bin auch kein Tonmeister oder ähnliches.

Wenn man das Richtmikro ca. 30 ° von hinten auf das Kindergeschrei hält, könnte man es zumindest vermindern. Oder man schenkt dem Kind die Blume bzw. lässt es mit dem Zeppelin spielen. ;-)

Ich weiß nicht, wie die Situation von vor zwanzig Jahren wirklich war. Aber wenn ein altgedienter Tonmann beauftragt wurde, um einen Krokus für 30 Sekunden Lokalnachrichten aufzunehmen, was soll er auch anderes tun als mit Nagra und allem Schnickschnack hochkonzentriert die Blume zu angeln und dabei wichtig auszusehen?

Das war sicher die Tätigkeit, die man von ihn erwachtet und für die er bezahlt wird. Ob diese nun in diesem Fall so sinnvoll war oder nicht, steht auf einem anderen Blatt.

Also nichts für Ungut.



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