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Doku: Life after Pi



Hinweise auf interessante Clips im Netz sowie Filme im Fernsehen und Kino (inkl. Dokus übers Filmemachen)
Antworten
jogol
Beiträge: 779

Doku: Life after Pi

Beitrag von jogol »

Sehr gute 30minütige Doku über den Bankrott von Rhytm & Hues und die Situation der Visual Effect Branche.
#t=1479



motiongroup

Re: Doku: Life after Pi

Beitrag von motiongroup »

Danke für den interessanten Einblick..



otaku
Beiträge: 1180

Re: Doku: Life after Pi

Beitrag von otaku »

sehr nette doku.
leider machen die amerikaner die wurzel des uebel fast ausschliesslich an den steuer verguenstigungen in vancouver, montreal und london fest weil diese natuerlich arbeit aus los angeles abziehen.
das halte ich aber fuer absoluten mist. natuerlich machen steuerverguenstigungen das leben der artists nicht leichter weil man wie ein grosser wander zirkus immer den arbeitsplaetzen hinterher reisen muss.
aber als studio betreiber kann das ja erstmal egal sein.

steuerverguenstigungen sind meiner meinung nach auch nur der erste schritt, wenn indische und chinesische firmen in den markt kommen, dann werden sich noch viel mehr amerikaner unglaeubig die augen reiben.
nach vancouver zu gehen ist doch fuer einen artist aus los angeles als wenn ein hamburger nach wien zieht, das ist auswandern light. man spricht die gleiche sprache, die kultur ist sehr aehnlich, die gesellschaft funktioniert wie man es gewohnt ist, und man verdient weitestgehend das gleiche.

schafft die subsidies morgen ab, am besten weltweit, und uebermorgen sind alle arbeitsplaetze in indien und china. aber nicht mehr zur gleichen gage.
ich bin kein freund der subventionen aber ich denke man verkennt die lage total.

meiner meinung und erfahrung nach sind die grossen probleme auch nicht in den chef etagen der grossen 6 film firmen zu suchen. das die die arbeit so guenstig wie moeglich haben wollen und am besten noch als fixed bid ist doch total klar. das ist der job von jedem einkaeufer weltweit. das die nicht rum laufen und candy verteilen sollte doch eigendlich jedem klar sein. die frage ist wie gehe ich als auftragnehmer damit um.
jedem ist klar wenn ich zum frisoer gehe und waschen und foehnen anfrage, mich dann aber umentscheide und will ne dauerwelle und faerben dann wird der preis an der kasse nicht mehr waschen und foehen sein. gut unseren spitzenpolitikern ist das nicht klar siehe BER und hamburgs philharmonie die koennten auch chefs eines vfx hauses werden, aber jeder mit nem i.q. ueber 60 versteht den zusammenhang.
es ist also an den studio bossen genau das geld auch zu bekommen, schaffen sie es nicht, FAIL, da machen genau die etwas falsch. kein artist, keine warner bros. kein vancouver. es ist deren fail und zwar ausschliesslich!
in deutschland ist jedem klar je effektiver gearbeitet wird, desto mehr geld bleibt haengen und mit ende des kindergartens kommt ein zweiter begriff dazu den jeder kennt "lohnstueckkosten". das ist etwas wovon die amerikaner aber offensichtlich noch nie etwas gehoert haben.
da geht es eigendlich nur um 2 dinge, wie billig bist du und wie creativ bist du. beides sind nicht wirklich hilfreiche dinge um etwas oekonomisch sinnvoll herzustellen. also wenn ein senior in einer gegebenen zeit 10 stueck herstellt und ein junior 3stueck, der senior aber das doppelte kostet, dann ist fuer den amerikaner klar das er den junior behalten muss weil der ja billiger ist. ???? echt ???? taschenrechner kaputt????

dann deren ganze viel besungenen produktions pipelines. da erzehlt einer der keine ahnung hat nem anderen der auch keine ahnung hat was er sich tolles ausgedacht hat. am ende sind natuerlich beide zufrienden, der eine weil er seine story los werden konnte, der andere weil er so tuen konnte als wuerde er verstehen worum es geht.
klassisches beispiel. nuke. ich liebe nuke. ich finde es das beste vfx comp tool das je gebaut wurde. aber, ist es in jeder disziplin das beste tool was man bekommen kann? nein, bei weitem nicht. jeder professionelle roto artist wird immer silhouette fuer seinen job bevorzugen. das ist fuer die meisten studios ein klares zeichen das die alle mit nuke ausgestattet werden muessen. warum? weis der geier! vermutlich weil das die einzigartige moeglichkeit bietet, wenn man schon kurz vor der pleite steht noch mehr geld zu verbrennen. wenn da aber jetzt 20 roto artists rum sitzen sind immer 3 dabei die sagen "wollt ihr mich verarschen",
die bekommen dann silhouette, sind natuerlich meistens auch 2-5 mal so effektiv wie ihre kollegen und natuerlich werden die am ende des projektes als erste gefeuert, weil die ja nicht teamfaehig sind oder ne "bad attitude" haben oder "bad work ethics".
mit diesen beispielen kann man jetzt seiten weise weiter machen.

also das vfx studios reihenweise pleite gehen ist meines erachtes ein ganz klares miss management. da stinkt der fisch vom kopf und zwar 10 kilometer gegen den wind.

sich mit den geschaeften von digital domain mal auseinander zu setzen ist auch ein echtes aha erlebnis. die sind ja inzwischen auch bei version 3.0 und deren geschichte hatte auch mal einen kurzen abstecher nach deutschland, nach oberhausen um genau zu sein, ist ja bekanntlich eine der stadte in deutschland wo die medien industrie ihr hauptquatier hat.

naja was soll man sagen, netter film, geht nur ein bissel an dem vorbei was das problem ist. ist in amerika aber ja nicht wirklich unueblich. da ist einfach nur wichtig zu wissen, wir sind die guten und wenn wir nicht triumphieren dann muessen die anderen betrogen haben. die einstellung hat ja in detroit schon super funktioniert.
fix it in post



Frank Glencairn
Beiträge: 22702

Re: Doku: Life after Pi

Beitrag von Frank Glencairn »

R&H hatte bereits mehrere Tochterfirmen in Indien - hat auch nix geholfen.



otaku
Beiträge: 1180

Re: Doku: Life after Pi

Beitrag von otaku »

das ist ja was ich sage, wer produktionskosten zur verfuegung hat wie sie im westen ueblich sind, dann nach indien geht und fuer 10% produziert und dann noch pleite geht......

ja was soll man dazu sagen...

das geschaeftsmodell ist das die kohle per lkw rein kommen muss, jetzt wo das geld nur noch schubkarren weise in die firmen rollt gehen alle pleite.

so wie die mit ihren mitarbeitern umgehen finde ich das gut, mein mitleid haelt sich da extrem in grenzen.
fix it in post



handiro
Beiträge: 3259

Re: Doku: Life after Pi

Beitrag von handiro »

Sehr interessanter Kommentar otaku!

Tausende von Maussklaven in Rigipshütten, jeder spezialisiert auf ein minimales Fachgebiet, obs jetzt der Wolkenmann oder die Haar im Wind Frau, der Hihat Spezi oder die Bassdrum Frau sind, alle sind ersetzbar und sitzen irgendwann in Bangalore oder Shanghai fürn Appel und `n Ei.

Hätte die FX Branche so etwas wie eine GVL, gäbe es diese Pleiten wohl nicht. Rigipssklavenhüttenbetreiber Zimmer dagegen wird immer fetter :-)

Kennt Ihr übrigens den Ursprung des Musikurheberrechts? Der war in Frankreich vor zwei Jahrhunderten, als ein Kellner in einem Cafe von einem Gast für die dort gerade aufgeführte Musik, extra Geld haben wollte. Zufälligerweise war das der Komponist und der sagte: dann ist aber mindestens der Cafe umsonst und man endete vor Gericht.
The rest is history.
Good-Cheap-Fast....Pick Any 2



iasi
Beiträge: 24216

Re: Doku: Life after Pi

Beitrag von iasi »

Schon zu Beginn sagt er´s ja:
Sie wollten neues Geld besorgen und beauftragten einen Investmentbanker.

Wenn man seine Kosten nicht im Griff hat, hilft eben auch dies langfirstig nicht.
Sie hätten mal besser einen Betriebswirt angeheuert.

So ist das eben in der Wirtschaft - und die Filmindustrie gehört mit dazu:
Natürlich kann man tollste Sachen herstellen ohne auf Rentabilität zu achten - das Produkt ist dann sicherlich fantastisch und besser als das der wirtschaftlich agierenden Konkurrenz - nur ist man dann eben letztlich pleite.

Vor allem ruinieren doch Firmen, die unrentabel wirtschaften und durch Kredite sowie Investorengelder das Produkt mitfinanzieren, selbst die Preise.
Wer bei der Herstellung eines Produktes Miese macht, verlangt nun einmal nicht den angemessenen Preis.
Wenn man höhere Preise nicht durchsetzen kann, muss man eben an der Kostenschraube drehen.

Auch dieses 13 statt 10 Monate Beispiel zeigt doch, dass da Fehler in der Kalkulation gemacht worden waren. Bei solch einem komplexen Auftrag sollte man eben auch einen Puffer mit einkalkulieren und eben dann nicht 1 Mill. für Löhne pro Monat ausgeben.
Ein guter Chef bezahlt eben nicht nur hohe Löhne und stellt viele Leute ein.



iasi
Beiträge: 24216

Re: Doku: Life after Pi

Beitrag von iasi »

Frank Glencairn hat geschrieben:R&H hatte bereits mehrere Tochterfirmen in Indien - hat auch nix geholfen.
Ja - das zeigt doch nur, dass die Geschäftsleitung nur reagierte und nicht agierte.
Das kennt man doch aus anderen Branchen auch: Wer seine Kosten nicht in den Griff bekommt, steuert eben in den Bankrott.

Es sagt doch auch vieles aus, dass kein Investor gefunden werden konnte. Die sehen sich eben auch die Bücher an.



iasi
Beiträge: 24216

Re: Doku: Life after Pi

Beitrag von iasi »

handiro hat geschrieben:Sehr interessanter Kommentar otaku!

Tausende von Maussklaven in Rigipshütten, jeder spezialisiert auf ein minimales Fachgebiet, obs jetzt der Wolkenmann oder die Haar im Wind Frau, der Hihat Spezi oder die Bassdrum Frau sind, alle sind ersetzbar und sitzen irgendwann in Bangalore oder Shanghai fürn Appel und `n Ei.

Hätte die FX Branche so etwas wie eine GVL, gäbe es diese Pleiten wohl nicht. Rigipssklavenhüttenbetreiber Zimmer dagegen wird immer fetter :-)

Kennt Ihr übrigens den Ursprung des Musikurheberrechts? Der war in Frankreich vor zwei Jahrhunderten, als ein Kellner in einem Cafe von einem Gast für die dort gerade aufgeführte Musik, extra Geld haben wollte. Zufälligerweise war das der Komponist und der sagte: dann ist aber mindestens der Cafe umsonst und man endete vor Gericht.
The rest is history.
Jetzt heb mal den FX-Bereich nicht zu hoch.

Bei Mercedes produzieren sie auch schöne Autos und dennoch hast du da auch "Lohnsklaven" am Band.

Die FX-Leute sind die Musiker in einem Orchester, aber eben keine Dirigenten und schon gar keine Komponisten.
Und FX-Firmen sind Teil einer Industrie - der Filmindustrie. Wer da nicht konkurrenzfähig wirtschaftet, geht pleite.

"Tausende von Maussklaven"????
Nach gesetzlichen Regelungen schreien, wenn man selbst nicht in der Lage ist, sich zu organisieren, ist schwach.
"Gewerkschaften" wäre hier eigentlich das, wonach die "Maussklaven" recherchieren sollten.



Hayos
Beiträge: 297

Re: Doku: Life after Pi

Beitrag von Hayos »

iasi hat geschrieben:"Tausende von Maussklaven"????
Nach gesetzlichen Regelungen schreien, wenn man selbst nicht in der Lage ist, sich zu organisieren, ist schwach.
"Gewerkschaften" wäre hier eigentlich das, wonach die "Maussklaven" recherchieren sollten.
Tja solche Bestrebungen gibt es schon eine Weile, wenn das so einfach ist, kannst du uns gerne erleuchten. Gewerkschaften interessieren sich scheinbar auch nur für Branchen ab einer gewissen Arbeitnehmerzahl - alles darunter ist wohl "unrentabel". Die Leute in der Landwirtschaft haben es bis heute nicht geschafft und diesen Bereich gibt es ja nicht erst seit gestern...



iasi
Beiträge: 24216

Re: Doku: Life after Pi

Beitrag von iasi »

Hayos hat geschrieben:
iasi hat geschrieben:"Tausende von Maussklaven"????
Nach gesetzlichen Regelungen schreien, wenn man selbst nicht in der Lage ist, sich zu organisieren, ist schwach.
"Gewerkschaften" wäre hier eigentlich das, wonach die "Maussklaven" recherchieren sollten.
Tja solche Bestrebungen gibt es schon eine Weile, wenn das so einfach ist, kannst du uns gerne erleuchten. Gewerkschaften interessieren sich scheinbar auch nur für Branchen ab einer gewissen Arbeitnehmerzahl - alles darunter ist wohl "unrentabel". Die Leute in der Landwirtschaft haben es bis heute nicht geschafft und diesen Bereich gibt es ja nicht erst seit gestern...
"Gewerkschaften" sind ursprünglich Organisationen, die von Arbeitern gegründet wurden - da haben sich eben letztlich die Betroffenen zusammengetan, um gemeinsam ihre Interessen besser vertreten und durchsetzen zu können.

Gemeinsam demonstrieren ist ja schon mal ein guter Anfang. Da gibt es aber eben noch andere Möglichkeiten, sofern die Leute es schaffen, an einem Strick zu ziehen - aber hier verbirgt sich wohl das eigentliche Problem.
Nach staatlichen Regeln zu rufen ist sicherlich die falsche Lösung.


Rhytm & Hues hatte ja zudem die Verträge ausgehandelt und unterschrieben. Wenn sie aufgrund eines Auftrages pleite gehen, dann hatten sie wohl bei der Kalkulation und bei den Vertragsvereinbarungen grobe Fehler gemacht. In der Doku klingt das so, als seien die Leute von Rhytm & Hues völlig Weisungsabhängig gewesen und hätten gar nichts zu sagen und entscheiden gehabt.



otaku
Beiträge: 1180

Re: Doku: Life after Pi

Beitrag von otaku »

ne die vfx artists sind die letzten die da was zu sagen haben, das sind auch die letzten die mit der pleite zu tuen haben.
der vergleich mit den musikern im orchester beschreibt das schon sehr gut.

aber mit den gewerkschaften das wird so nicht funktionieren, und das liegt nicht an der anzahl der menschen, die kamera leute, gripper, beleuchter, etc die haben ja alle eine gewerkschaft und da wird auch peinlich genau drauf geachtet das man immer genug gewerkschafter beschaeftigt hat weil sonst ein dreh auch mal sehr schnell ins wasser faellt. ich hab in L.A. schon am set gearbeitet, das sind traum bedingungen die die leute da haben, ich wuerde sogar sagen fast besser als in deutschland, wobei die bedingungen hier auch sehr gut sind.
ne das problem mit gewerkschaften im vfx ist, man muesste eine gewerkschaft haben die weltweit agiert, und das ist aus verschiedenen gruenden unmoeglich. z.b. in indien ist streik verboten, dafuer geht man dort in den knast oder wird zumindest nieder geknueppelt.
auch die interessen in den einzelnen laendern sind zu unterschiedlich, aus allen diskussionen die ich bis jetzt verfolgt habe ist z.b. das amerikanische interesse eigendlich immer so, das die jobs zurueck nach L.A. muessen, da werden sich international nicht so viele dran beteiligen.

ich glaube was auch eine wesendliche rolle spielt ist, was michael moore in einem seiner filme beschreibt, wo es um die bezahlung der piloten in amerika geht, die dort so wenig verdienen das sie zusaetzlich zu ihrem gehalt noch sozialhilfe bekommen. er fuehrt das darauf zurueck, das keiner pilot wird weil man da so toll verdient, sondern das es alle aus passsion machen und sich damit natuerlich im gehalt deutlich leichter druecken lassen. ich denke diese parallele haben wir beim film auch.
fix it in post



iasi
Beiträge: 24216

Re: Doku: Life after Pi

Beitrag von iasi »

otaku hat geschrieben:ne die vfx artists sind die letzten die da was zu sagen haben, das sind auch die letzten die mit der pleite zu tuen haben.
der vergleich mit den musikern im orchester beschreibt das schon sehr gut.

aber mit den gewerkschaften das wird so nicht funktionieren, und das liegt nicht an der anzahl der menschen, die kamera leute, gripper, beleuchter, etc die haben ja alle eine gewerkschaft und da wird auch peinlich genau drauf geachtet das man immer genug gewerkschafter beschaeftigt hat weil sonst ein dreh auch mal sehr schnell ins wasser faellt. ich hab in L.A. schon am set gearbeitet, das sind traum bedingungen die die leute da haben, ich wuerde sogar sagen fast besser als in deutschland, wobei die bedingungen hier auch sehr gut sind.
ne das problem mit gewerkschaften im vfx ist, man muesste eine gewerkschaft haben die weltweit agiert, und das ist aus verschiedenen gruenden unmoeglich. z.b. in indien ist streik verboten, dafuer geht man dort in den knast oder wird zumindest nieder geknueppelt.
auch die interessen in den einzelnen laendern sind zu unterschiedlich, aus allen diskussionen die ich bis jetzt verfolgt habe ist z.b. das amerikanische interesse eigendlich immer so, das die jobs zurueck nach L.A. muessen, da werden sich international nicht so viele dran beteiligen.

ich glaube was auch eine wesendliche rolle spielt ist, was michael moore in einem seiner filme beschreibt, wo es um die bezahlung der piloten in amerika geht, die dort so wenig verdienen das sie zusaetzlich zu ihrem gehalt noch sozialhilfe bekommen. er fuehrt das darauf zurueck, das keiner pilot wird weil man da so toll verdient, sondern das es alle aus passsion machen und sich damit natuerlich im gehalt deutlich leichter druecken lassen. ich denke diese parallele haben wir beim film auch.
Das Globalisierungsargument - damit wird immer gern versucht, den Gewerkschaften und Leuten den Wind aus den Segeln zu nehmen.
Es ist ganz so wie mit diesem Steuerersparnisargument:
Da werden nur die Steuerersparnisse berücksichtigt - die erheblich hören Kosten werden gern unterschlagen. Um die bewährten Mitarbeiter dorthin zu locken, muss man ihnen viel Geld bieten. Ganz zu schweigen von der eingespielten Infrastruktur, die man zurück lässt.
Und man sollte doch nicht wirklich denken, dass in Indien die Leute für ein paar Cent in heruntergekommenen Fabriken an ausgemusterten Computern schuften.
Lohn allein ist es eben nicht - sondern Produktivität. Ein Mitarbeiter in D mit einem Verdienst von 50€ in der Stunde kann durchaus rentabler sein, als ein Inder, der nur 5€/h verdient. Da spielen dann so ganz banale Dinge mit hinein, wie z.B. Stromausfälle.

Das Problem scheint mir eher, dass es den VFX-Leuten an - ich sag mal - Motivation fehlt, um sich zusammen zu tun, um ihre Interessen zu vertreten. Der Leidensdruck ist eben noch nicht so hoch und jeder kämpft sich alleine durch.

Es ist doch wie mit diesem Argument, dass wenn die Löhne zu hoch seien, die Arbeitsplätze abwandern würden: Wird dann der Haarschnitt nur noch in Polen angeboten und die Pizza nur noch in Bulgarien serviert?



otaku
Beiträge: 1180

Re: Doku: Life after Pi

Beitrag von otaku »

naja das argument stimmt zwar in teilen fuer die deutsche wirtschaft, weil ich fuer den haarschnitt meinen kopf nach polen bringen muss und fuer die pizza ein europaweiter delivery service noetig waehre. beim film es es ja aber so, das man problemlos den kopf (das footage) nach polen schicken kann und auch problemlos von bulgarien die pizza (die master) nach koeln schicken kann. wenn man es darauf anlegt sogar ohne zeitverlust.
und die eingespielten teams gibts ja bei "hire and fire" auch nicht mehr wirklich, der groesste teil der teams sind ja inzwischen contractors die nach jedem film die firma wechseln.

natuerlich wuerde man denken, (und so denke ich auch) wenn man ueber die halbe welt reist um einen job zu machen, dann sollte ich doch mindestens das gleiche verdienen, eigendlich aber mehr weil ich ja einige einschraenkungen fuer mein leben in kauf nehme. es ist aber andersrum. die firmen sichen ja nicht dich oder mich, die suchen einen der bereit ist den job zu einem gewissen preis zu machen, und den suchen die halt weltweit.

mit den indern / chinesen fuer 5 euro und den deutschen / amerikanern / englaendern fuer 50 euro, da hast du im einzelfall natuerlich recht, klar kann jemand fuer 50 euro genau so effektiv sein wie einer fuer 5 euro, aber das ist massgeblich eine frage der ausbildung. den indern ist das sehr bewusst, daher investieren die massiv in die ausbildung ihrer mitarbeiter und werben leute in loncon, vancouver, los angeles ab, nicht um da produktiv zu arbeiten sondern um heimische teams auszubilden.
der durchschnittliche inder hat heute andere staerken als der durchschnittliche englaender, das wird sich aber sehr bald angeglichen haben, und dann stehen einfach nur noch 5 euro gegen 50. ich kenne einige inder / chinesen / philipina die krachend gut sind, die arbeiten auch nicht mehr fuer 5 euro, aber fuer 10-15 und da koennen wir einfach nicht gegen an.
fix it in post



jogol
Beiträge: 779

Re: Doku: Life after Pi

Beitrag von jogol »

ILM hat das Glück von Disney gehätschelt zu werden, entlässt aber trotzdem einen Haufen Leute. Dream Works feuert 300, Digital Domain ist insolvent und andere entgehen der Pleite indem sie schlicht ihre Freelancer nicht bezahlen.
https://www.facebook.com/PayUsPixomondo ... ion=stream
Eine gute Methode klare Verhältnisse zu schaffen wäre z.B. eine komplette Prävisualisierung eines Films vor Drehbeginn um den Aufwand und die Kosten kalkulierbar zu machen. Hier noch ein Versuch sich zu organisieren: http://vfxsolidarity.org/
und ein Vorschlag zur wirklich effektiven Kostendeckelung:
Bild



otaku
Beiträge: 1180

Re: Doku: Life after Pi

Beitrag von otaku »

@jogol

ich hab ja keine ahnung wie weit du professionell arbeitest oder nicht, aber die previz gibts ja. die ist auch meistens nicht das problem.
im professionellen umfeld ist das groesste problem, das du nicht fertig bist wenn es gut aussieht, sondern du bist erst dann fertig wenn alle nasen die im rang ueber dir rumschwirren sagen es ist fertig.

und da hast du nunmal mindestens 4 etagen ueber dir die es abnehmen muessen, bzw es erstmal garnicht von einer stufe zur neachsten weiter leiten, das sieht in der praxis dann teilweise so aus, das dein sequence lead (der wirklich garnichts zu melden hat) dich erstmal 2 wochen an einem shot schrauben laesst, in eine richtung die ihm gerade gefaellt, und dann sagt dein supervisor "noe, gefaellt mir nicht" und der will dann das genaue gegenteil von dem was du die letzten 2 wochen gemacht hast. sowas ist nicht die ausnahme sondern die regel. nach dem supervisor kommt noch der director und nach dem nochmal der techcheck. und jeder einzelne ist bemueht an deinem shot auch noch mal sein bein zu heben und eine duftmarke zu hinterlassen.

das waehre super einfach zu umgehen, die ansage hey sequence lead ich will von dir jeden tag min 5 shots final haben, hey supe ich will von dir jeden tag mindestens 20 shots final haben. schafft ihr das nicht, seit ihr ja offensichtlich mit eurem job ueberfordert und entsprechend entlassen.
schon kannste die kohle schubkarrenweise auf dein bankkonto schaufeln, macht aber keiner so.

stell dir vor die qualitaetskontrolle bei mercedes schickt bis auf 2 autos am tag alles wieder zurueck was die so produzieren. ich glaube nach spaetestens 1 tag wuerden die beim arbeitsamt sitzen.
fix it in post



iasi
Beiträge: 24216

Re: Doku: Life after Pi

Beitrag von iasi »

Es liegt also an den Arbeitsabläufen und den Vertragsbedingungen, die ausgehandelt werden.

Kein Wunder, dass Firmen pleite gehen, wenn so wenig auf Effizienz und Kosten geachtet wird.



otaku
Beiträge: 1180

Re: Doku: Life after Pi

Beitrag von otaku »

jepp, deswegen ist es meiner meinung nach auch nicht fair den film studios (warner, sony etc) die schuld zuzuschreiben. auch wenn feature vfx natuerlich ungleich komplexer sind als z.b. in der werbung so ist der anteil des budgets den die vfx am gesammtbudget hat in den usa deutlich hoeher als bei uns.
die gage die ein schauspieler bekommt muss man meiner meinung nach da aus der kalkulation weitestgehend raus halten, weil die nem darsteller die 50millionen ja nicht zahlen weil er der beste schauspieler der welt ist, sondern weil er massgeblich die zuschauer zieht. d.h. je bekannter/beliebter der schauspieler desto weniger geld muss in werbung gepumpt werden.

wenn ich das also mal von den produktionskosten abziehe, was ja meistens der groesste batzen ist, dann stelle ich fest das 50% produktionsbudget in post zu versenken bei hollywood blockbustern kein problem ist.

wieder mein mercedes beispiel, wenn die pleite gehen und dann mit dem argument kommen, ja die kunden sind schuld, die wollten alle einfach keine 100.000 euro fuer ne a-klasse ausgeben. naja. ich wuerde ehr sagen da liegt der fehler irgend wo anders.
fix it in post



TheBubble
Beiträge: 1910

Re: Doku: Life after Pi

Beitrag von TheBubble »

otaku hat geschrieben: die gage die ein schauspieler bekommt muss man meiner meinung nach da aus der kalkulation weitestgehend raus halten, weil die nem darsteller die 50millionen ja nicht zahlen weil er der beste schauspieler der welt ist, sondern weil er massgeblich die zuschauer zieht.
Könnte man über VFX vom Prinzip her auch sagen. Aber es ist doch verständlich: Wenn sich einer seine Mitwirkung vergolden lässt, dann wollen das alle Anderen auch.



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