Video DSLR & Großsensor Kameras Allgemein Forum



BMPCC oder GH4



Besonderheiten, Pro und Contra sowie Fragen zu digitalen (Spiegelreflex-)Kameras mit Videofunktion sowie Cine-Camcordern mit großem Sensor
Antworten
benyi
Beiträge: 25

BMPCC oder GH4

Beitrag von benyi »

Hallo Leute,

Da ich jetzt schon länger nachdenke mir eine neue kamera zu besorgen. Wollte ich euch nach eure meinung fragen
Derzeit filme ich mit der 7D und diversen objektiven.
Bin aber nicht mit der Bildqualität zufrieden.
Als neue kamera habe ich mir die bmpcc und gh4 ausgesucht weil sie für mich preisleistungstechnisch am besten sind. Ich weiß allerdings auch das beide unterschiedliche einsatzgebiete und auch verschiedene vor und nachteile haben.
Und jetzt wollte ich euch fragen was ihr so denkt.

Wofür würd ihr euch entscheiden?


Grüße,

Beni



RUKfilms
Beiträge: 1055

Re: BMPCC oder GH4

Beitrag von RUKfilms »

da du schon angibst das sie verschd einsatzbereiche abdecken...für was brauchst du sie denn?
sport/action kannste mit der bmpcc knicken...30fps! soll heissen für zeitlupen sehr ungeeignet, aber nicht unmöglich.
lieber reich und gesund als arm und krank



Axel
Beiträge: 16290

Re: BMPCC oder GH4

Beitrag von Axel »

Nachdem ich nun zwei Sachen mit der Pocket gemacht habe, über reine (zahlreiche) Tests hinaus, sage ich, es ist die richtige kleine Gurke für mich. Dem war nicht immer so. Du solltest wissen, dass das Ding extrem zickig ist. Eher fünf als dreimal hatte ich zwischendurch meinen Kauf bereut und wäre um's Haar auch einer gewesen, der sie (wie hier gelegentlich) als "neuwertig, nur zum Testen" wieder abgestoßen hätte. Bei den beiden erwähnten Gelegenheiten hatte ich jemanden, der mir den Ton extern angelt. Aus diesem Grund werde ich auch nächsten Monat eine Hochzeit nicht mit der Pocket aufnehmen, obwohl ich vom Bild her das durchaus bevorzugen würde.

Ich denke, wenn du Hardwaretechnisch für 4k gerüstet bist, wäre die GH4 bestimmt eine gute Sache. Das, was man an Objektiven noch dazu kaufen muss, unterscheidet sich preismäßig nicht groß von denen für die Pocket.

Wenn du weder 4k brauchst noch gezwungen sein willst, alles in der Post zu tunen, wäre auch die G6 eine Empfehlung. Das ist, rein videotechnisch gesehen, ein Riesenschritt von der klobigen 7D, die ich auch mal hatte (die GH4 hat ja nunmal noch keiner).



benyi
Beiträge: 25

Re: BMPCC oder GH4

Beitrag von benyi »

Also im grunde möchte ich kurzfilme, musikvideos, Dokumentationen und naturaufnahmen machen. Allerdings wären manchmal wirklich slowmotion aufnahmen richtig gut, daher nicht ganz überzeugt von der bmpcc.

@ axel
Was meinst du mit zickig? Was genau stört dich an der bmpcc oder was findest besonders gut?



Axel
Beiträge: 16290

Re: BMPCC oder GH4

Beitrag von Axel »

benyi hat geschrieben:@ axel
Was meinst du mit zickig? Was genau stört dich an der bmpcc oder was findest besonders gut?
- der Sensor ist klein, was zur Folge hat, dass es eine relativ große Schärfentiefe gibt. Aber wiederum ist er groß genug, leichte Unschärfen nicht zu verzeihen. Mit der 7D hast du einen etwa doppelt so großen Sensor und tendenziell kleinen DoF. Du siehst in der ganzen Unschärfe eigentlich ganz gut, was scharf sein soll. Ein schlechtes Display kommt bei der Pocket dazu, das ohne das Peaking praktisch gar nicht zu gebrauchen wäre. Die Lösungen:
1. Du hast viel Zeit zum Scharfstellen, benutzt Peaking und Vergrößerung, nix mit mal eben Draufhalten und gut is ...
2. Du benutzt extrem lichtstarke Optiken, um kleineren DoF zu kriegen, was das Peaking dann zuverlässiger macht. Damit wird es recht eng, was die Auswahl an Objektiven betrifft, zumindest wenn sie halbwegs weitwinklig sein sollen.
3. Du übst mit einem DoF-Rechner die >hyperfokalen Distanzen ein, d.h. du weißt auswendig, in welchem Bereich dein Bild auf jeden Fall scharf wird.

Dieser Punkt - Fokus - mal im Vergleich zur Panasonic. Autofokus heißt dort (Sport!) continuousAF, ein Autofokus wie bei einem Camcorder (mit geeigneten MFT-Optiken). Man filmt nicht nur szenisch, man will eben auch mal was "mitnehmen". Wie es heißt, wurde der AF bei der GH4 nochmals verbessert. Dieser Punkt gilt zwar nur mit Einschränkungen, denn bei shallow DoF weiß die Automatik natürlich nicht, was dein Motiv ist. Selbst dafür gibt es aber eine Lösung, über die man verächtlich schnauben kann: Auf das Motiv im Display tippen, Touchscreen, und die Kamera fokussiert darauf. Funzte schon mit der alten GH2.

- der intern aufgezeichnete Ton ist, kurz gesagt, unbrauchbar. Ich habe zwar erfolgreich meinen Tascam als Vorverstärker oben draufgeflanscht, aber komfortabel ist das nicht. Externer Ton ist mit einigen modernen NLEs wirklich kein Problem mehr, aber man muss von Anfang an drauf gefasst sein.

- es gibt keine AWB. Kein Problem, könntest du sagen, ich lege auch mit der 7D den Weißabgleich lieber manuell fest. Aber die Pocket hat nur wenige, sehr grobe Werte, mit denen man bei *Tageslicht* oft daneben liegt. Ohne IR-Filter (den hat sie nicht eingebaut), hast du im Dunklen und im sehr Hellen (mit ND-Filter) praktisch immer Farbstiche. Ein permanenter IR-Cut-Filter ist darum nötig.

+ mit der 7D hast du praktisch vollautomatisch angenehme Hauttöne (gute WB vorausgesetzt). Aber das war's auch. Sofern du nicht das - extrem zickige - ML-Raw verwendest, ist nicht mehr allzu viel drin mit Nachbearbeitung. Bei der Pocket ist der Vorteil - bleiben wir mal bei ProRes -, dass du nicht 1,6 Millionen Farben hast, sondern eine fette, ehrliche Milliarde. Selbst mit nicht 100% sitzender WB kannst du vor allem Hauttöne sehr gut graden - wenn du graden kannst. Du hast z.B. für ein Gesicht nicht 30, sondern tausende Werte.

+ die Zickigkeit der Pocket zwingt dich, ein voll manuelles Bild zu schießen. Das ist nicht für jeden ein Pluspunkt. Hast du aber etliche Vergleichssituationen mit konventionellen DSLRs (zu denen letzten Endes, zumindest ohne den teuren SDI-Block, auch die GH4 gehört) und deren läppischer Dynamik gesehen, weißt du, warum du trotz des ganzen Ärgers dabei bleibst.



Elsalvador
Beiträge: 389

Re: BMPCC oder GH4

Beitrag von Elsalvador »

Also wenn ich eins noch nie bei einer Pocket Aufnahme gesehen habe dann ist es ne besonders umfangreiche Dynamik. Lass mich aber gerne eines besseren Überzeugen wenn einer mal n Video posten möchte.

Edit: Sry... hab Dynamik mit Farbumfang verwechselt....empfand das Bild der Pocket nämlich immer als recht Flau....
Zuletzt geändert von Elsalvador am Sa 19 Apr, 2014 22:13, insgesamt 1-mal geändert.



Axel
Beiträge: 16290

Re: BMPCC oder GH4

Beitrag von Axel »

Elsalvador hat geschrieben:Also wenn ich eins noch nie bei einer Pocket Aufnahme gesehen habe dann ist es ne besonders umfangreiche Dynamik. Lass mich aber gerne eines besseren Überzeugen wenn einer mal n Video posten möchte.
Nehmen wir doch zwei vergleichbare Nachtclips von der GH4:


und von der Pocket:


GH4: Tolle Detailauflösung, tolles Lowlight, gute Farben. Auch die Dynamik ist nicht von schlechten Eltern, zumindest erscheint es auf den ersten Blick so. Man kann unter Dynamik den reinen Blendenumfang verstehen. Nehmen wir an, es seien 10 Blenden, dann habe ich für jede bei 8-bit rechnerisch ungefähr 23 Helligkeitsnuancen.

Dito bei der Pocket. Denn was wir auf Vimeo sehen, ist 8-bit. Dennoch kann ich bei der Pocket noch nachträglich entscheiden, was ich absaufen lasse und was nicht. Und (wenn ich ETTR belichtet habe), was ich clippen lasse und was nicht. Ich habe 100 Nuancen pro Blende ohne Kurve real aufgenommen (bzw. bei 12-bit RAW wären es 400, aber das darf und muss man anzweifeln).

Ergebnis: Die GH4 punktet durch Pünktchen, die feinen Motivdetails. Ähnlich helle und farbige Flächen werden dagegen plakativ vereinfacht. Sehr viel säuft ab. In praktisch jeder Einstellung kann man diese Flächen sehen. Würden denn durch intelligentes Downsampling nicht mehrere Bildpunkte zu einem einzigen mit besserer Farbtiefe und Farbauflösung zusammengerechnet werden können? Theoretisch nein, praktisch nein. Erst mit 10-bit 4:2:2 wäre die GH4 der echte Killer, vermutlich.

Die Pocket ist an der Grenze. Die Bilder sind nachgeschärft (sind sie bei Raw übrigens per default), die Detailauflösung kommt (natürlich) nicht im Entferntesten an die grandiose der GH4 heran. Das Absaufen dunkler Motivteile ist auch hier da, es ist nötig, weil es sonst dort rauscht. Alle nicht abgesoffenen oder geclippten Bereiche sind allerdings - ironischerweise - feiner aufgelöst, weil jeder der wenigen Bildpunkte viel genauer beschrieben ist.
Elsalvador hat geschrieben:Edit: Sry... hab Dynamik mit Farbumfang verwechselt....empfand das Bild der Pocket nämlich immer als recht Flau....
Das ist das typische ProRes-Bild, das auf einem 8-bit Display ohne Gamma-Kurve angezeigt wird:


Man kann einen Blackmagic-rec709 darüberlegen. Dann sieht man, dass der Weißabgleich nicht passte, auch wird ungehörig geclippt, aber zum Schneiden ist es oft angenehmer.


Ein Runterziehen der Höhen macht dann den Himmel wieder etwas sichtbarer, und ein nachträglicher Grauabgleich (die Wand neben dem Fenster als Neutralgrau definiert) zeigt, dass es in Wirklichkeit Abendstimmung war:


Und wenn man das typisch Weiche der nicht nachgeschärften Pocket in ProRes nicht mag, kann man noch 3% Schärfung drauftun:


Jeder Versuch, HDR-Look zu extrahieren, lässt das Bild freilich nicht mehr so schön knackig aussehen, wie es eine DSLR schon von Haus aus gemacht hätte. Aber: Ich kenne dieses Szenario und weiß, wie es dann ausgesehen hätte. Noch mehr geclippt und abgesoffen.

Um die Möglichkeiten voll auszuschöpfen, braucht man freilich eine richtige Gradingsoftware. Fummelsarbeit, offensichtlich nicht jedermanns Sache.

Und: Man sieht sehr wenige gute Pocket-Clips im Netz. Viel Spreu, wenig Weizen.



raketenforscher
Beiträge: 170

Re: BMPCC oder GH4

Beitrag von raketenforscher »

Wo kommt das Moire auf den unteren drei Bildern her?



Axel
Beiträge: 16290

Re: BMPCC oder GH4

Beitrag von Axel »

raketenforscher hat geschrieben:Wo kommt das Moire auf den unteren drei Bildern her?
War wohl schon drin. Ich häng das Original mal als Attachment dran.
Du hast keine ausreichende Berechtigung, um die Dateianhänge dieses Beitrags anzusehen.



schesch
Beiträge: 150

Re: BMPCC oder GH4

Beitrag von schesch »

Und: Man sieht sehr wenige gute Pocket-Clips im Netz. Viel Spreu, wenig Weizen.
Ich denke das liegt vor allem daran dass die Pocket auch immer wieder als immerdabei Duko Cam gehandelt wird - was sie ja offensichtlich so gar nicht ist.



eXp
Beiträge: 231

Re: BMPCC oder GH4

Beitrag von eXp »

Also wenn ich Videos wie dieses hier sehe http://youtu.be/8GEawK2O63w bin ich von der Pocket immer wieder begeistertet.



cantsin
Beiträge: 14269

Re: BMPCC oder GH4

Beitrag von cantsin »

Elsalvador hat geschrieben: Edit: Sry... hab Dynamik mit Farbumfang verwechselt....empfand das Bild der Pocket nämlich immer als recht Flau....
Das hängt nur vom Grading bzw. den verwendeten LUTs ab. Die meisten Leute graden das Material sehr flau, warum auch immer. Hier ein paar buntere Grades aus eigener Produktion; mit Tom Majerskis VisionT-LUT:


Mit Bonsaifilms Paintcontra-LUT:



WoWu
Beiträge: 14819

Re: BMPCC oder GH4

Beitrag von WoWu »

Ich denke das liegt vor allem daran dass die Pocket auch immer wieder als immerdabei Duko Cam gehandelt wird - was sie ja offensichtlich so gar nicht ist.

Die Kamera kann da nix zu, das sind Bedienfehler in der Post.
Weil es nicht "cool" ist, über einen LUT zu gehen und die meisten denken, man müsse vom Boden hochgraden und es gar nicht können, weil sie die LOG Kurve nicht verstanden haben und versuchen, das über die Farbe statt über die Gamma-entzerrung zu machen.
Gute Grüße, Wolfgang

E-Book:
www.provideome.de



schesch
Beiträge: 150

Re: BMPCC oder GH4

Beitrag von schesch »

Wie wäre eigentlich der workflow mit einer LUT bereits am Set bei der Pocket Wolfgang?



WoWu
Beiträge: 14819

Re: BMPCC oder GH4

Beitrag von WoWu »

Das bringt nur was im Monitorweg ... und das funktioniert mit dem eingebauten teil natürlich nicht.
Der Vorteil ist ja auch der erweiterete Störabstand und die verschoebene Werteverteilung, um die Luminanzverteilung anders zu gestalten.
Ich kann mir aber gut vorstellen, dass es bereits korrekte LUTs für die BMDs irgendwo zum download gibt, die man im NLE dann drüber zieht und dann eine saubere Ausgangsposition für ein (eigenes) Gradient hat. (Oder es sogar dann auch schon so lässt).
Wenn ich mir den oben verlinkten Film ansehe, dann ist das schon verdammt gut .. und das wäre doch schon eine super Ausgangsbasis, wenn man es denn dann wirklich noch irgendwo anders hinhaben will.
Aber von der Grundlinie zu graden ist wirklich ein falsches Verständnis (und geht ja auch meistens in die Hose, wie man sieht).
Gute Grüße, Wolfgang

E-Book:
www.provideome.de



cantsin
Beiträge: 14269

Re: BMPCC oder GH4

Beitrag von cantsin »

benyi hat geschrieben: @ axel
Was meinst du mit zickig? Was genau stört dich an der bmpcc oder was findest besonders gut?
Ich bin zwar nicht Axel, hatte mich zu diesem Thema schon in anderen Threads geäußert.

Wichtigste Punkte:
  1. Ton

    Die Pocket braucht externe Tonaufzeichnung bzw. externes Mikrofon + externe Vorverstärkung (mit eigener Stromversorgung). Einfachste Lösung ist ein an den Line-In der Pocket durchgeschliffener Zoom- oder Tascam-Recorder. Zur Zeit gibt es noch keine Audiopegel-Anzeige an der Pocket.
  2. Infrarot-Empfindlichkeit

    Die Pocket braucht Infrarot-Sperrfilter vorm Objektiv, in geschätzten 80% aller Lichtsituationen (also: im Zweifelsfall immer). Ihr Sensor ist extrem anfällig für Infrarotlicht, was dann in magenta-bräunlich verschlammten Videobildern resultiert. Fast alle schlecht aussehenden Vimeo- und YouTube-Videos, die mit der Pocket gedreht wurden, zeigen dieses Problem.
  3. Display

    Das Display der Pocket ist schlecht - grob auflösend und farb-/kontrastschwach - und ein elektronischer Sucher ist nicht eingebaut. Wenn man draußen dreht, braucht man eine Displaylupe (Zacuto oder Kinotehnik) oder einen externen EVF oder Field Monitor.
  4. Objektive

    Elektronische MFT-Systemobjektive von Panasonic und Olympus sind unschön in der Bedienung: Blendensteuerung geht nur über Pfeiltasten an der Kamera, Fokus-Einstellung wird vergessen, wenn die Kamera aus- und wiedereingeschaltet wird (was wegen des hohen Batterieverbrauchs, s.u., im normalen Aufnahmebetrieb häufig passiert).

    Ausserdem verzerren Panasonics und Olympus' MFT-Objektive vor allem im Weitwinkel- und Normalebereich, da die kamerainterne Software-Entzerrung bei der Pocket wegfällt (und wegen des 1080p-Sensors auch nicht sinnvoll wäre).

    Die verbliebenen Optionen sind relativ teuer: manuelle MFT-Objektive von SLR Magic und Voigtländer, Super 16-Kinoobjektive (extrem teuer, auch gebraucht), oder als beste pragmatische Lösung den BMPC-Speedbooster von Metabones für 500 Euro + Nikon-/Samyang-/Sigma-Objektive.

    Welche Lösung man auch wählt, für eine Grundausstattung von einem guten Standardzoom und einem lichtstarken Normalobjektiv werden mindestens 1000 Euro fällig, während man bei der GH4 das auch preiswerter mit MFT-Systemobjektiven für ungefähr 500 Euro haben kann.
  5. Stabilisierung

    Mit der Pocket kann man, entgegen ihrer äußeren Anmutung einer Point-and-Shoot-Kamera, aus der bloßen Hand nicht zitterfrei filmen. Die Kamera bietet dafür zu wenig eigene Masse und Grifffläche. Stabilisierung der Kamera ist daher noch wichtiger als bei Panasonics GH-Kameras. Will man viel Zubehör anstecken (wie z.B. die o.g. Mikrophone, EVFs..), kommt man an einem Cage, Rig oder einer Kombination von beidem nicht vorbei.

    Die Auswahl stabilisierter Objektive ist auf die Zooms von Panasonic beschränkt, mit den o.g. Einschränkungen bei der optischen Verzerrung
  6. Handling

    Die Aufnahmeparameter der Pocket lassen sich nur umständlich im Menü einstellen. Und diese Menüs sind dazu noch unergonomisch. Will man häufig Bildraten, Verschlusszeit und Weissabgleich (bei ProRes-Aufnahme) ändern, ist das extrem hakelig, umständlich und nervig.

    Dreht man im ProRes-Format, stört auch, dass sich der Weissabgleich nur in wenigen voreingestellten Kelvin-Werten einstellen lässt und keine Grün-/Magenta-Korrektur möglich ist.

    Scharfstellen ist schwieriger als bei den GH-Kameras und DSLRs, weil der Sensor nativ 1080p auflöst und deshalb die Fokus-Hilfe nur schwach einzoomt. Fokus-Peaking funktioniert gut, hat aber seine (systembedingten) Grenzen bei weichen Kanten. Ausserdem 'vergisst' die Kamera aktiviertes Fokus-Peaking nach jedem Aus- und Wiedereinschalten.
  7. Belichtung

    Nimmt man Raw oder ProRes im "Film"-Log auf, wird die Kamera nach dem ETTR-Prinzip belichtet. Das ist eine komplette Umgewöhnung von klassischer Videokamera-/DSLR-Bedienung und zieht mehr Aufwand in der Postproduktion nach sich, da fast jeder Clip manuell belichtungskorrigiert werden muss.

    Die richtige Belichtung von Mitten (z.B. Hauttönen) wird durchaus tricky. Man belichtet alles bis zum Anschlag, weiss aber nie genau, wo sich die Mitten befinden; es sei denn, man flanscht noch externe Scopes bzw. Feldmonitore/EVFs mit Scopes/False Colour/Histogramm an die Kamera oder kontrolliert mit Belichtungsmesser. Da das interne Display schlecht ist, kann man das auch nicht visuell pi-mal-Daumen machen.

    Belichtet man ETTR-sklavisch so, dass man Clipping/Überbelichtung immer vermeidet, kann es aber passieren, dass die Mitten in den Schattenbereich absaufen und dann beim Hochziehen des Gammas in der Post/in Resolve stark rauschen. Blackmagic hat für künftige Firmware-Versionen Histogramme versprochen. Das wird dieses Problem hoffentlich abmildern.
  8. Lichtempfindlichkeit

    Sowieso ist der Sensor der Pocket schlecht bei Schwachlicht und auch nicht gutmütig bei schlechtem Licht (z.B. Energiesparlampen). Die besten Ergebnisse erzielt man bei 5500 Kelvin Tageslicht. In Blackmagic-Foren wird sogar diskutiert, ob man ProRes-Aufnahmen auch bei Kunstlicht nicht immer mit einem Weissabgleich von 5500K machen sollte.

    Bei der Lichtempfindlichkeit sind die 800 ISO leicht irreführend, weil man bei ETTR-Belichtung faktisch ein oder zwei Blenden überbelichtet und dann in der Post absenkt. Damit sinkt die reale Lichtempfindlichkeit der Kamera, verglichen mit konventionellen Videokameras, auf 200-400 ISO. Anders als die GH und andere konventionelle Kameras kennt der Sensor der Pocket keine analoge Gain-/ISO-Signalverstärkung. Damit kann man die Empfindlichkeit nur in der Post/per Softwarenachbearbeitung pushen und verliert dann schnell Dynamik bzw. Farbqualität.

    Bei available Light in schwierigen Lichtsituationen (wie z.B. Clubs und Konzerten, wahrscheinlich auch Hochzeiten und dergleichen) braucht man praktisch zwingend f0.95-f1.4-Objektive oder f1.4/f2.0-Objektive mit Speedbooster; und ist dann trotzdem noch gezwungen, mit 360 Grad-Verschluss zu drehen und permanent am Limit der Kamera zu arbeiten. (Hier ein Beispiel dafür:

    Die Lichtempfindlichkeit ist aber andererseits so hoch, dass man bei Aussenaufnahmen zwingend ND-Filter braucht.
  9. Nachbearbeitungsaufwand

    Allgemein ist die Pocket eine Kamera, die extrem flexibel korrigier- und verbiegbares Material für die Postproduktion anliefert. Eigentlich ist sie nur ein Sensor mit Speicherkarte, der alles Bild-Processing auf Postproduktion und Software (=Resolve) auslagert. Die Pocket ist eher eine Ergänzung zu Resolve als umgekehrt.

    Anders als konventionelle Videokameras entrauscht und schärft die Pocket bei der Aufzeichnung nicht. Dies muss in der Software-Nachbearbeitung gemacht werden.

    Will man diesen Postproduktions-Aufwand nicht, sondern möglichst fertige glatte Bilder aus der Kamera, ist die Pocket das falsche Pferd und sollte man lieber zu einer Panasonic GH (oder Canon C oder Sony FS) greifen.
  10. Stromversorgung & Speichermedien

    Die Praktikabilität der Kamera wird durch den Batterieverbrauch eingeschränkt: Noname-Batterien halten ca. 15 Minuten durch, originale Nikon-Batterien ca. 25. Alternativ kann man eine Stromversorgung mit externen Akkus (Anker Astro, V-Mount) anflanschen, steigert dadurch aber wiederum die Komplexität der An- und Aufbauten.

    Die Pocket frisst Speicherkarten: 64 GB reichen für 20 Minuten raw oder 40 Minuten ProRes, für Raw-Aufzeichnung ist die ca. 120 Euro teure Sandisk Extreme Pro 64 GB die einzige funktionierende Karte.
  11. Echte Macken und Qualitätseinschränkungen

    In bestimmten Aufnahme- und Nachbearbeitungssituationen kann ein Quadrant-Muster des Sensors sichtbar werden.

    Die Kamera hat (im Gegensatz zur GH und DSLRs) kein Pixel-Defektmanagement. Bei starker Gain-Verstärkung werden "hot pixel" sichtbar, defekte Pixel können nur in der Software-Nachbearbeitung eliminiert werden. Da die Kamera ihr Videobild nicht herunterskaliert, sind "hot pixel" sichtbarer als bei Kameras wie der GH1-3.

    Die Kamera kann, wie weiter oben sichtbar, hässliche Moirees produzieren, besonders bei Verwendung sehr scharfer Objektive.
Eigentlich ist die Pocket eine Klein- und Preiswert-Version der Blackmagic 2.5k-Cinema Camera, die wiederum die Arri Alexa und Red des kleinen Mannes ist. Das Bild der Pocket ist, abgesehen von der Pixelauflösung, gleichwertig mit dem der 2.5k-Blackmagic. Entgegen Blackmagics Produktwerbung ist sie aber nicht wirklich für den Ein-Mann-Run-and-Gun-Betrieb geeignet, es sei dann, man kennt und berücksichtigt alle oben genannten Einschränkungen und Hinweise.

(Persönlich möchte ich die Pocket übrigens mit keiner anderen Videokamera tauschen. Aber das ist eine Frage von Einsatzzwecken und persönlichen Prioritäten.)



benyi
Beiträge: 25

Re: BMPCC oder GH4

Beitrag von benyi »

Hallo,

also ich habe mich entschieden es soll wohl die Panasonic GH4 werden.

Jetzt habe ich bzgl. der Objektive eine Frage. Zur Zeit besitze eine Reihe an Canon Objektiven und würde sie erstmal ungerne verkaufen.

Jetzt zu meine Fragen:

Wie sehr wirken sich Adapter auf die Bildqualität aus?

Wie sinnvoll ist es überhaupt Canon EF Objektive an der GH4 zu betreiben?

Welchen Adapter ihr empfehlen könnt? Muss kein aktiver sein aber evtl mit Blendenring.

Danke im voraus!

Beni



ennui
Beiträge: 1212

Re: BMPCC oder GH4

Beitrag von ennui »

@Cantsin

Das Grading von dem Wormstube-Film ist toll. Selten, dass mir Grading mal gefällt, aber das wirkt sehr natürlich und angenehm. Ist das hauptsächlich der LUT oder was wurde noch gemacht? WB bisschen ins Warme geshiftet?



cetaro

Re: BMPCC oder GH4

Beitrag von cetaro »

benyi hat geschrieben:Hallo,

also ich habe mich entschieden es soll wohl die Panasonic GH4 werden.

Jetzt habe ich bzgl. der Objektive eine Frage. Zur Zeit besitze eine Reihe an Canon Objektiven und würde sie erstmal ungerne verkaufen.

Jetzt zu meine Fragen:

Wie sehr wirken sich Adapter auf die Bildqualität aus?

Wie sinnvoll ist es überhaupt Canon EF Objektive an der GH4 zu betreiben?

Welchen Adapter ihr empfehlen könnt? Muss kein aktiver sein aber evtl mit Blendenring.

Danke im voraus!

Beni
Keine gute Idee,das mit den Canon EF-Objektiven,Du hast keine Blendensteuerung,weil keine elektr.Übertragung da ist.Adapter mit Blendenring,wie das bei Nikon-Objektiven der Fall ist, gibts für Canon-EF nicht.Du müßtest immer auch ein Canon-Gehäuse dabei haben,um mit einem zeitraubenden Prozedere die Blende für die GH4 einstellen zu können.



cantsin
Beiträge: 14269

Re: BMPCC oder GH4

Beitrag von cantsin »

ennui hat geschrieben: Das Grading von dem Wormstube-Film ist toll. Selten, dass mir Grading mal gefällt, aber das wirkt sehr natürlich und angenehm.
Danke für die Blumen!
Ist das hauptsächlich der LUT oder was wurde noch gemacht? WB bisschen ins Warme geshiftet?
Hauptsächlich der LUT (Tom Majerski's VisionT), der auf der Track-Node fürs Gesamtmaterial lag, plus jeweils einfache individuelle Korrektur/Normalisierung aller Clips in Resolve (d.h. per visueller Kontrolle am Waveform Monitor/RGB-Parade dafür gesorgt, dass die Schatten auf der Nullachse anfangen [-> Lift], die Spitzlichter ggfs. so abgesenkt oder angehoben sind, dass sie nicht ausbrennen oder unterbelichtet sind [-> Gain] und dass die Mitten ebenfalls hinhauen [-> Gamma], bei starken Gammakorrekturen ggfs. die Farbsättigung kompensiert [-> Saturation]). Viel mehr habe ich da, als Noob-Colorist, nicht gemacht. Mehr müssten auch andere Pocket-Besitzer, die mit der Farbkorrektur offensichtlich nicht zurande kommen, nicht wissen oder tun. (Das zweite Video drunter war aufwendiger, weil da z.T. Bildteile maskiert wurden, um sie farblich abzuheben oder anders zu belichten. Bei solchen Operationen merkt man erst den Vorteil von Raw.)

Da das Material roh aufgenommen wurde, war der Weissabgleich jeweils per Clip in Resolve (bzw. angewandt auf Clips, die unter gleichen Lichtbedingungen aufgenommen wurden) und in der Tat ein bisschen wärmer als normal. Der Dreh musste sehr schnell und ungeplant gehen und nur mit vorhandenem (ziemlich miesen Keller-Energiespar-) Licht, deshalb habe ich bei den Einstellungen z.T. noch sehr leicht am Gamma-Farbrad gedreht um verschiedene Farbigkeiten für die verschiedenen Räume zu kriegen und das ganze dem Ort angemessen abwechslungsreich aussehen zu lassen. (Die Ansprüche waren nicht hoch, und professionell musste das Video nicht sein. Der Auftraggeber freute sich über alles, das besser war als das von den eigenen Praktikanten produzierte Video: .)

Den VisionT-LUT kann ich sehr empfehlen, wenn man ohne weiteres Drehen an Kurven ein farblich sattes und zugleich stimmiges Bild haben will, das aber auch nicht künstlich knallig (camcorderhaft) wirkt: http://www.tommajerski.com/visiontbmd.html
Und, was man IMHO nicht häufig genug sagen kann: IR-Sperrfilter vorm Objektiv. Das bräunlich-graue Bild der meisten Pocket-Videos im Netz ist fast immer Produkt von Infrarot-Lichtverschmutzung in Kombination mit suboptimalen LUTs.



handiro
Beiträge: 3259

Re: BMPCC oder GH4

Beitrag von handiro »

Danke für die Tips cantsin! Und ich gebe Dir Recht: die Pocket ist schon einmalig und ein zickiges kleines Biest, macht aber tolle Aufnahmen wenn man damit umgehen kann.

GH4 mit EF Objektiven ist keine gute Idee.
Good-Cheap-Fast....Pick Any 2



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