Sehenswert: Webvideo, Kino, TV und Film Tips Forum



Oppenheimer - inhaltlich und spirituell



Hinweise auf interessante Clips im Netz sowie Filme im Fernsehen und Kino (inkl. Dokus übers Filmemachen)
Antworten
Axel
Beiträge: 16309

Re: Oppenheimer - inhaltlich und spirituell

Beitrag von Axel »

cantsin hat geschrieben: Do 14 Mär, 2024 23:40
Es geht nicht um die Faktentreue oder künstlerische Freiheit, die sich der Film nimmt, sondern die Propaganda, die er reproduziert.
Da haben wir einen anderen Film gesehen. Als Propaganda oder auch nur Rechtfertigung für die Siegerseite? Kam bei mir anders an.
cantsin hat geschrieben: Do 14 Mär, 2024 23:40 Wenn man in den Film geht, dann wohl am besten nicht mit der Haltung, abschließend tatsächlich etwas über Oppenheimer und die Ursprünge der Atombombe gelernt zu haben...
Weiß nicht mehr, von wem der Spruch ist, dass ein Film immer die Kritik an dem nicht gedrehten Film (bzw. den Filmen) ist. Dass das Leid, das die Bombe brachte, nur in einer Halluzination bei der Siegesfeier angedeutet wird, räumt ein, dass es einen zweiten Film in einem Paralleluniversum gibt, der nur von grauenhaften Auswirkungen des Baus und Einsatz der Bombe handelt und in dem die Siegesfeier als Insert am Schluss auftaucht. Und dieser Film heißt ebenfalls Oppenheimer.

Bester ausländischer Film (ein Oscar wird verstanden als eine indirekte Kritik an den nicht prämierten Filmen) ist Zone of Interest. Da geht es um das biedere deutsche Familienleben der Familie Drombusch, äh, Höss, die hinter Mauern in Auschwitz leben wie die Made im Speck. Größter Konflikt ist die Frage, ob sie aufgrund politischer Ränke irgendwann gezwungen sein werden, ihr Schlaraffenland aufzugeben. Funktioniert das? Der nicht gedrehte Spiegelfilm, den wir nicht sehen, aber den wir permanent im Hinterkopf haben? Ich würde vorsichtig sagen, bedingt. Weil die Wirkungsabsicht durchschaut wird.

Funktioniert Oppenheimer? Nicht darin, den Opfern Gerechtigkeit zu zollen, es ist nicht Komm und sieh. Er ist nicht der endgültige und beweiskräftige Film über Oppenheimer, geschweige denn die Atombombe. Er funktioniert mE als bombastisches Biopic und regt darüber hinaus, wie dieser Thread beweist, zum drüber Nachdenken und Diskutieren an.
macaw hat geschrieben: Fr 15 Mär, 2024 06:56
Darth Schneider hat geschrieben: Do 14 Mär, 2024 23:17 Es ändert doch nix daran, Oppenheimer ist ein biografischer Spielfilm. De
r halt gewisse Dinge auslässt, sich künstlerische Freiheiten nimmt, genau so wie zum Beispiel Napoleon auch.
Halt ein Spielfilm, keine reine Biografie.
Ich finde diese Aussage ehrlich gesagt ganz schön zynisch. So interessant ich auch die Physik hinter der Atombombe finde, so ist es so, daß dies auch zugleich mit der alptraumhaften …
Wie gesagt, die Alptraumhaftigkeit der gesamten Situation zu zeigen, das wäre ein ganz anderer Film. Es gibt eine Doku über Hiroshima, an deren Titel ich mich nicht erinnere, die wir in der Schule auf 16 mm („Film in Wissenschaft und Unterricht“) sahen, und bei der wir weinten. Es gab viele Filme aus unterschiedlichen Perspektiven, und vielleicht ist es Voraussetzung für eine richtige Einordnung von Oppenheimer, wenigstens einige davon gesehen zu haben.
Na und? Im Fernsehen wird ja auch alles wiederholt ...



7River
Beiträge: 3751

Re: Oppenheimer - inhaltlich und spirituell

Beitrag von 7River »

macaw hat geschrieben: Fr 15 Mär, 2024 06:56 … mal z.B. Gandhi ins Spiel,…
Vielleicht liegt es auch daran, dass im Grunde Nicht-Inder den Film gemacht haben. Zumindest Regie und Drehbuch. Meines Wissens nach. Gerade bei so einer Person mit Größe wie Gandhi wäre es klüger gewesen, einen indischen Autor mit ins Boot zu holen. So etwas (eine japanische Drehbuch-Autorin) hatte man bei den Kriegsfilmen „Letters from Iwo Jima“ und „Flags of our Fathers“ gemacht. Bei ersterem, genau gesagt. Aber selbst dann stellt sich die Frage, welchen Film man erzählen möchte. Kann man alles berücksichtigen, kann man allem gerecht werden.
„Wissen Sie, Ryback, aussehen tut's köstlich. Aber riechen tut's wie Schweinefraß. Ich hab' Ihren Scheiß lang genug geduldet. Nur weil der Captain die Art liebt, wie Sie kochen. Aber dieses eine Mal ist er nicht hier und wird Ihnen nicht helfen können.“
Zuletzt geändert von 7River am Fr 15 Mär, 2024 07:34, insgesamt 2-mal geändert.



Skeptiker
Beiträge: 5961

Re: Oppenheimer - inhaltlich und spirituell

Beitrag von Skeptiker »

cantsin hat geschrieben: Do 14 Mär, 2024 15:42 Interessante Kritik des Films des Wissenschaftshistorikers Peder Anker, Professor an der New York University, ursprünglich auf Schwedisch in einer schwedischen Zeitung veröffentlich, hier mit DeepL übersetzt:
Der schlechteste Film des Jahres
....
....
...-

Es ist eine Schande, dass ein Film über Atomwaffen keine Menschenopfer, Krebs und Umweltzerstörung beinhaltet. Da er auf mieser Propaganda aufbaut, hätte "Oppenheimer" eigentlich in der Kategorie "Schlechtester Film" gewinnen müssen. Wenn Sie den Film noch nicht gesehen haben, bleiben Sie zu Hause und streamen Sie "No More Hiroshima" (1984). Alternativ können Sie sich auch auf einen unbequemen Stuhl setzen und John Herseys meisterhaftes Buch "Hiroshima" (1946) lesen. Der Oppenheimer-Film lehrt uns, nicht zu erinnern, sondern zu vergessen.
Interessante Zusatz-Informationen zum Film, aber ich teile die Kritik in diesem Fall nur begrenzt.
Es geht hier um einen Kinofilm (keine wissenschaftshistorische Dokumentation) von 3 Stunden mit dem Titel "Oppenheimer". Nicht "Hieroshima und Nagasaki", nicht "Das Kriegsverbrechen des zweifachen Atombombenabwurfs 1945" und auch nicht "Das Geheimnis hinter dem Atombomenbau: Die Urananreicherung bis 1945", etc..

Propaganda wäre es, wenn der Film die einzige Informationsquelle zum Thema Oppenheimer und zum Thema Atombombenbau oder auch zum Themenkreis "Gefährlichkeit atomarer Strahlung am Beispiel der US-Atombombenabwürfe über Japan 1945" wäre.
Aber wem Google zum Finden von Zusatzinformationen zum Thema mit allen Nebenwirkungen und Konsequenzen inklusive dem Strahlungselend der Opfer und den vielen ethischen Bedenken nicht ausreicht, der kann heutzutage auch noch ChatGPT befragen, wenn er nicht zu einem dokumentarischen Buch als "Gegengift" greifen will.

So gesehen unterschätzt Professor Anker mit seiner harten und reichlich polemischen Pauschal-Kritik "Der schlechteste Fim des Jahres" das Kinopublikum, wenn er unterstellt, dass es - wie auch die Filmemacher (die immerhin Andeutungen der japanischen Gegenseite mittels filmischen "Flashbacks machen, die den gefeierten Kriegs-Beender nach dem Abwurf heimsuchen) und die Oscar-Jury - seinen Punkt der fürcherlichen Nebeneffekte einer solchen Atomwaffe nicht nach dem Verlassen des Kinos ebenfalls bedacht hat, falls sich die Kinozuschauer nicht bereits vorher darüber informiert hatten oder in der Schulzeit, am TV, im Gespräch mit anderen davon gehört haben.
Zudem beruht der Film offiziell nicht auf dem DeWolf Smyth-Bericht, sondern auf einer Oppenheimer-Biografie aus dem Jahr 2005. Ich habe beide nicht gelesen, kann also nichts dazu sagen, wie die Quellenlage wirklich ist und wer da was angeblich unreflektiert übernommen haben könnte.
Es gibt, wie so oft, nicht nur Schwarz und Weiss bzw. Entweder-Oder, sondern ein "Sowohl als auch". Man kann den Oppenheimer-Film als Anregung nehmen, um sich (nochmals) mit ALLEN Aspekten einer solchen, höchst umstrittenen technischen Entwicklung (und Person) zu beschäften, und man kann gleichzeitig trotz der 7 Oscars für diese durchaus nicht komplett ausgewogene, filmische Umsetzung des Themas deutlich machen, dass man vehement dafür ist, Atomwaffen abzuschaffen bzw. niemals wieder zur menschlichen Massenvernichtung einzusetzen.

Ob das dann wirklich helfen würde, künftige Kriege zu verhindern, ist eine andere Frage, und vielleicht kommen die 'Atom'waffen der Zukunft dank AI, Gen- und Nanotechnik in ganz anderer Form auf die Menscheit zu - so klein und schleichend, dass man sie zuächst kaum wahrnimmt (Covid gab einen Vorgeschmack), aber nicht weniger verheerend.



macaw
Beiträge: 1262

Re: Oppenheimer - inhaltlich und spirituell

Beitrag von macaw »

7River hat geschrieben: Fr 15 Mär, 2024 07:30
macaw hat geschrieben: Fr 15 Mär, 2024 06:56 … mal z.B. Gandhi ins Spiel,…
Vielleicht liegt es auch daran, dass im Grunde Nicht-Inder den Film gemacht haben. Zumindest Regie und Drehbuch. Meines Wissens nach. Gerade bei so einer Person mit Größe wie Gandhi wäre es klüger gewesen, einen indischen Autor mit ins Boot zu holen. So etwas (eine japanische Drehbuch-Autorin) hatte man bei den Kriegsfilmen „Letters from Iwo Jima“ und „Flags of our Fathers“ gemacht. Bei ersterem, genau gesagt. Aber selbst dann stellt sich die Frage, welchen Film man erzählen möchte. Kann man alles berücksichtigen, kann man allem gerecht werden.
Ich fürchte angesichts meiner eigenen - aller Recherchen zum Trotz - aber dennoch laienhaften Kenntnis, daß noch mehr Einfluß von Indern die Sache noch verschlimmert hätte. "Gandhi" entstand nämlich auch unter dem politischen Einfluß vom Premierminister Nehru, der übrigens auch der erste des unabhängigen Indiens und enger Wegbegleiter Gandhis war, so wie auch Motilal Kothari. Mit von der Partie bei der Anbahnung des Films war dann auch Louis Mountbatten (letzter "Vizekönig" Indiens), insgesamt also viele Leute, die den Film bzw. (und da kommen wir zum Kern des Problems) die Geschichtsschreibung ordentlich massieren konnten...
Zuletzt geändert von macaw am Fr 15 Mär, 2024 09:34, insgesamt 1-mal geändert.



cantsin
Beiträge: 14325

Re: Oppenheimer - inhaltlich und spirituell

Beitrag von cantsin »

Lustig, @macaw, dass Du Attenboroughs "Gandhi" nennst. Hatte gestern keine Zeit, auf diesen Thread zu antworten, aber ich wollte genau diesen Film auch nennen als Beispiel dafür, wie auf Basis von durch politische Propaganda/Einflussnahme gesteuerte Geschichtsklitterung/-verschönerung politische Mythen entstehen, die sich dann im Allgemeinwissen festsetzen.

Anker schreibt ja deutlich "Den Wissenschaftshistoriker in mir schaudert es". Man kann auch "Gandhi" einen künstlerisch gelungenen Film finden und dann als politischer Historiker schreiben: "Den politischen Historiker in mir schaudert es".

(Spike Lees "Malcolm X", die Heiligsprechung eines Rassisten, wäre noch so ein Fall.)



Darth Schneider
Beiträge: 19529

Re: Oppenheimer - inhaltlich und spirituell

Beitrag von Darth Schneider »

@Cantsin
Was aber auf Oppenheimer nicht zutrifft.
Die wichtigen Aspekte stimmen.

Wenn man nicht hingeht wie der Adler die Kernaussagen von Oppenheimer einfach im Kopf ummodelliert , und somit gegen einen sehr guten biografischen Film Propaganda macht…;))

Das war bei Gandhi ganz anders.
Gruss Boris



7River
Beiträge: 3751

Re: Oppenheimer - inhaltlich und spirituell

Beitrag von 7River »

@macaw und @cantcin

Mhm, das wusste ich noch gar nicht. Danke für die Info.
„Wissen Sie, Ryback, aussehen tut's köstlich. Aber riechen tut's wie Schweinefraß. Ich hab' Ihren Scheiß lang genug geduldet. Nur weil der Captain die Art liebt, wie Sie kochen. Aber dieses eine Mal ist er nicht hier und wird Ihnen nicht helfen können.“



Axel
Beiträge: 16309

Re: Oppenheimer - inhaltlich und spirituell

Beitrag von Axel »

cantsin hat geschrieben: Fr 15 Mär, 2024 08:55 Lustig, @macaw, dass Du Attenboroughs "Gandhi" nennst. Hatte gestern keine Zeit, auf diesen Thread zu antworten, aber ich wollte genau diesen Film auch nennen als Beispiel dafür, wie auf Basis von durch politische Propaganda/Einflussnahme gesteuerte Geschichtsklitterung/-verschönerung politische Mythen entstehen, die sich dann im Allgemeinwissen festsetzen.

Anker schreibt ja deutlich "Den Wissenschaftshistoriker in mir schaudert es". Man kann auch "Gandhi" einen künstlerisch gelungenen Film finden und dann als politischer Historiker schreiben: "Den politischen Historiker in mir schaudert es".

(Spike Lees "Malcolm X", die Heiligsprechung eines Rassisten, wäre noch so ein Fall.)
Gandhi als Film über die Geschichte der Unabhängigkeit Indiens vom Commonwealth mag historisch zweifelhaft, eine Lüge, politisch (Nehru) gefärbte Propaganda gewesen sein. Ich als reiner Kinokonsument sah ihn als Dramatisierung und Emotionalisierung der Idee von gewaltlosem Widerstand als Mittel der Politik. Schon früh - nicht unbedingt mit diesem Begriff, aber inhaltlich in lobender wie in tadelnder Absicht - als SJW bezeichnet, hatte ich eine Affinität dazu. Meine zugegebenermaßen sorgfältig zurechtgelegte Begründung für meine Wehrdienstverweigerung (man kam damals vor eine Art Tribunal aus Gewissensprüfern, sic) fußte darauf: wer Gewalt einsetzen muss, hat Unrecht. Sture Verweigerung ("Nicht-Zusammenarbeit") ist langfristig effektiver. Ich kannte damals persönlich überhaupt keine Inder, auch keine Engländer, und von Hinduismus wusste ich nicht mehr als Klein Fritzchen. Etwas mehr wusste ich über Apartheit in Südafrika, als ich Eastwoods Invictus sah. Malcolm X ließ mich seinerzeit kalt, kann an vielem liegen. Problematisch an diesen Konstrukten ist, dass sie eine Heldenfigur aufbauen, um die Idee zu transportieren, was ja mehr oder weniger Thema des Dune-Epos zu sein scheint. Um ein SJW zu sein, wurde mir klar, braucht man einen Gegner, einen Unterdrücker. Man sucht danach. Oder (Filmquiz): "Die erste Voraussetzung für die Errichtung eines Heldenmals sind hunderttausend Tote!"

Meinen inneren Langzeit-Oscar erhalten weder Gandhi noch Invictus ("Der fremde Sohn" schon) noch Oppenheimer, aber sie haben einen Platz in meiner inneren Mediathek.
Skeptiker hat geschrieben: Fr 15 Mär, 2024 07:30Ob das dann wirklich helfen würde, künftige Kriege zu verhindern, ist eine andere Frage, und vielleicht kommen die 'Atom'waffen der Zukunft dank AI, Gen- und Nanotechnik in ganz anderer Form auf die Menscheit zu - so klein und schleichend, dass man sie zuächst kaum wahrnimmt (Covid gab einen Vorgeschmack), aber nicht weniger verheerend.
Parallel zu AI gibt es jüngste Erkenntnisse der Neurobiologie, die nahe-, sehr nahelegen, dass wir noch nicht einmal frei entscheiden können, welches Paar Socken wir morgens anziehen, geschweige denn, wie wir uns moralisch verhalten. Als gen- neuronen- und hormongesteuerte Automaten beobachten wir gerade, wie mit AI ein künstliches Modell von uns entsteht. Das Einzige, was fehlt, sagt man so, ist das Bewusstsein. Aber das Bewusstsein selbst ist womöglich reine Einbildung und Selbsttäuschung.

Diese jeder Intuition zuwiderlaufende Theorie hat aber überraschend positivistische und utilitaristische Konsequenzen. Wir können uns nicht ändern, aber wir werden permanent verändert durch den Input von außen. Unser präfrontaler Cortex wird größer (bezogen auf die Spezies) und besser (Wachstum endet mit ca. 15 Jahren, Programmierung schreitet zeitlebens fort). Die Information, dass das Ich eine Lüge ist und die Aufgabe des Glaubens an persönliche Freiheit, Macht und Verantwortung könnte uns (im nietzsche'schen Sinne, dass wir "kranke Thiere" sind) heilen. AI wäre dann kein Gegner mehr, sondern ein Werkzeug.
Na und? Im Fernsehen wird ja auch alles wiederholt ...



7River
Beiträge: 3751

Re: Oppenheimer - inhaltlich und spirituell

Beitrag von 7River »

Bestes Beispiel ist „Braveheart“. Ein super-toller Film, der hervorragend funktioniert. In Wirklichkeit war der W. Wallace aber ein ziemlich blutrünstiger und brutaler Mensch. Das hätte man so gar nicht nach Tatsachen verfilmen können.
„Wissen Sie, Ryback, aussehen tut's köstlich. Aber riechen tut's wie Schweinefraß. Ich hab' Ihren Scheiß lang genug geduldet. Nur weil der Captain die Art liebt, wie Sie kochen. Aber dieses eine Mal ist er nicht hier und wird Ihnen nicht helfen können.“
Zuletzt geändert von 7River am Fr 15 Mär, 2024 11:27, insgesamt 1-mal geändert.



Darth Schneider
Beiträge: 19529

Re: Oppenheimer - inhaltlich und spirituell

Beitrag von Darth Schneider »

Und damals gab es noch gar keinen Schottenrock…;)))
Gruss Boris



Darth Schneider
Beiträge: 19529

Re: Oppenheimer - inhaltlich und spirituell

Beitrag von Darth Schneider »

Und denkt auch an die Verfilmungen von Steve Jobs Leben.
Keine einzige stimmt wirklich…
Sind halt auch Spielfilme, die reine Realität wäre zu hart, beziehungsweise wahrscheinlich auch zu langweilig…
Gruss Boris



Axel
Beiträge: 16309

Re: Oppenheimer - inhaltlich und spirituell

Beitrag von Axel »

Andere Sichtweise bezüglich des Threadstarts über die spirituellen Zusammenhänge zwischen der Atombombe und der Bhagavad Gita (getimet):
Na und? Im Fernsehen wird ja auch alles wiederholt ...



Frank Glencairn
Beiträge: 23226

Re: Oppenheimer - inhaltlich und spirituell

Beitrag von Frank Glencairn »

Skeptiker hat geschrieben: Fr 15 Mär, 2024 07:30 .. und man kann gleichzeitig trotz der 7 Oscars für diese durchaus nicht komplett ausgewogene, filmische Umsetzung des Themas deutlich machen, dass man vehement dafür ist, Atomwaffen abzuschaffen bzw. niemals wieder zur menschlichen Massenvernichtung einzusetzen.
Es gibt ja auch keinen Oscar für 100%ige Realität im Spielfilm - die Academy Awards sind in erster Linie Preise für außergewöhnliche Leistungen in den verschiedenen (oft rein technischen) Departments der Unterhaltungsindustrie.

Die Preise stehen deshalb in keinem Zusammenhang mit Tatsächlichen Vorgängen in der Vergangenheit.
Schon allein deshalb weil nicht mal die Geschichten, welche die Filme erzählen den Anspruch erheben, zu 100% die Realität abzubilden.
Sapere aude - de omnibus dubitandum



Frank Glencairn
Beiträge: 23226

Re: Oppenheimer - inhaltlich und spirituell

Beitrag von Frank Glencairn »

7River hat geschrieben: Fr 15 Mär, 2024 07:30
Vielleicht liegt es auch daran, dass im Grunde Nicht-Inder den Film gemacht haben.
Nur weil jemand zufällig im selben Land wohnt, wie eine der Figuren in einem Film, heißt das noch lange nicht, daß derjenige eine bessere Geschichte erzählen kann als jemand anderes.

Ich bin ziemlich sicher, daß verschiedene Inder völlig gegensätzliche Gandhi Filme machen würden, die sich sogar mehr unterscheiden als Gandhi Filme eines Engländers und eines Chinesen.

Vor allem weil Gandhi ja auch generell sehr umstritten ist.

Da kann man jede Menge verschiedene Perspektiven auf machen, aus denen man so einen Geschichte erzählen kann.
Sapere aude - de omnibus dubitandum



Darth Schneider
Beiträge: 19529

Re: Oppenheimer - inhaltlich und spirituell

Beitrag von Darth Schneider »

Also ich hab die Biografie auf der der Film basiert mal früher gelesen, und der Film Oppenheimer ist doch gar nicht weit weg davon.
Gruss Boris



Skeptiker
Beiträge: 5961

Re: Oppenheimer - inhaltlich und spirituell

Beitrag von Skeptiker »

Frank Glencairn hat geschrieben: So 17 Mär, 2024 11:13
Skeptiker hat geschrieben: Fr 15 Mär, 2024 07:30 .. und man kann gleichzeitig trotz der 7 Oscars für diese durchaus nicht komplett ausgewogene, filmische Umsetzung des Themas deutlich machen, dass man vehement dafür ist, Atomwaffen abzuschaffen bzw. niemals wieder zur menschlichen Massenvernichtung einzusetzen.
Es gibt ja auch keinen Oscar für 100%ige Realität im Spielfilm - die Academy Awards sind in erster Linie Preise für außergewöhnliche Leistungen in den verschiedenen (oft rein technischen) Departments der Unterhaltungsindustrie.

Die Preise stehen deshalb in keinem Zusammenhang mit Tatsächlichen Vorgängen in der Vergangenheit.
Schon allein deshalb weil nicht mal die Geschichten, welche die Filme erzählen den Anspruch erheben, zu 100% die Realität abzubilden.
100% gibt's in Realität ohnehin nicht, das ist ein mathematisches Konstrukt. Irgendein Trade-Off findet man immer, wenn man lange genug sucht.

Ich wollte mit dem zitierten Satz darauf hinweisen, dass man den Film nicht komplett ablehnen muss ("schlechtester Film", "Propaganda"), weil man in der Erzählung völlig andere Prioritäten gesetzt hätte, wie der Historiker Anker dies offensichtlich tut (und dabei auch filmische Alternativen empfiehlt).
Einerseits geht es hier um das Portrait eines einzelnen Mannes, der ja nicht der "Erfinder" der Atombombe ist, sondern der Teamleiter war für deren Konstruktion in ungewissen Kriegszeiten - eine unter Zeit- und Erfolgsdruck stehende, technisch-wissenschaftliche Herausforderung (insofern vielleicht vergleichbar mit der ersten Mondlandung) -, und auf der anderen Seite (der Opferseite) geht es um hundertausend (vor allem zivile) Menschen in Japan (Hiroshima), die in einem gewaltigen Lichtblitz starben und, falls sie in der Peripherie überlebten, danach im verstrahlten Gebiet umherirrten, ohne Informationen über die Auswirkungen (die von amerikanischer Seite trotz Erleichterung über das Kriegsende samt Siegestaumel und Heldenverehrung fairerweise hätten kommen müssen).
Und insgesamt ist (war) die Person Oppenheimer natürlich eingebettet in einen historischen, politischen, wissenschaftlichen und sozialen Kontext (auch auf der Zeitachse) und in diesem Sinne keine singuläre Figur.

Prof. Anker wollte mit seiner Polemik offenbar einen scharfen Protestpunkt setzen, weil für ihn Christopher Nolans (& Co) künstlerisch-filmische Umsetzung der Oppenheimer-Biografie nicht kompensieren konnte, dass für ihn (Anker) der Schwerpunkt des Films auf der Opferseite und dem atomaren Schrecken hätte liegen müssen.
Zuletzt geändert von Skeptiker am So 17 Mär, 2024 12:16, insgesamt 2-mal geändert.



Darth Schneider
Beiträge: 19529

Re: Oppenheimer - inhaltlich und spirituell

Beitrag von Darth Schneider »

Da muss ich dem Anker aber widersprechen.
Wenn der Schwerpunkt dort liegen würde ja dann wäre Oppenheimer gar kein Film über die die Person Oppenheimer und die Entwicklung der ersten Atombombe sondern ein Film über die Opfer der beiden eingesetzten Atombomben in Japan…

Ganz anderes Thema und eine ganz andere Geschichte.
Gruss Boris



Axel
Beiträge: 16309

Re: Oppenheimer - inhaltlich und spirituell

Beitrag von Axel »

Darth Schneider hat geschrieben: So 17 Mär, 2024 12:13 Ganz anderes Thema und eine ganz andere Geschichte.
Ein anderer Film. Anker meint wahrscheinlich eine verpasste Chance. Und vermutlich in dem Sinne wie es Slavoj Žižek in dem oben verlinkten Video meint. Um die Zukunft zu managen, müssen wir zuerst die Erzählung der Vergangenheit, also die Geschichte korrigieren. Das leuchtet mir ein. Daraus folgt aber auch, dass ich neu deute, umdeute. Da kann ich mir gut vorstellen, was für Kontroversen das lostritt, Stichwort Deutungshoheit (z.B. Woke-ismus). Ja, wir sind nah dran, aber Rechnung ohne den Wirt, usw. …
Na und? Im Fernsehen wird ja auch alles wiederholt ...



Frank Glencairn
Beiträge: 23226

Re: Oppenheimer - inhaltlich und spirituell

Beitrag von Frank Glencairn »

Skeptiker hat geschrieben: So 17 Mär, 2024 12:07
Prof. Anker wollte mit seiner Polemik offenbar einen scharfen Protestpunkt setzen, weil für ihn Christopher Nolans (& Co) künstlerisch-filmische Umsetzung der Oppenheimer-Biografie nicht kompensieren konnte, dass für ihn (Anker) der Schwerpunkt des Films auf der Opferseite und dem atomaren Schrecken hätte liegen müssen.
In a nut shell: er ist beleidigt, daß seine persönliche Sichtweise nicht so berücksichtigt wurde wie er es haben will.
Sapere aude - de omnibus dubitandum



Frank Glencairn
Beiträge: 23226

Re: Oppenheimer - inhaltlich und spirituell

Beitrag von Frank Glencairn »

Axel hat geschrieben: So 17 Mär, 2024 12:32 Um die Zukunft zu managen, müssen wir zuerst die Erzählung der Vergangenheit, also die Geschichte korrigieren. Das leuchtet mir ein. Daraus folgt aber auch, dass ich neu deute, umdeute. Da kann ich mir gut vorstellen, was für Kontroversen das lostritt, Stichwort Deutungshoheit (z.B. Woke-ismus). Ja, wir sind nah dran, aber Rechnung ohne den Wirt, usw. …
Diese Erzählung, die wir "Geschichte" nennen (und die ihren wahren Kern ironischerweise schon im Namen verrät), wird immer von den Siegern geschrieben.

Wer sie umschreiben will, muß also zuerst mal selbst zum Sieger werden.
Sapere aude - de omnibus dubitandum



TomStg
Beiträge: 3454

Re: Oppenheimer - inhaltlich und spirituell

Beitrag von TomStg »

Anker kann sich in zwei Rollen zum Film geäussert haben:

Als Historiker: Dann hat er sich mit seiner undifferenzierten Sichtweise als Wissenschafter selbst diskreditiert.
Als Privat-Person: Dann ist seine persönliche Meinung genauso relevant wie die des Vorsitzenden des Taubenzüchter-Vereins in Wanne-Eikel.



Axel
Beiträge: 16309

Re: Oppenheimer - inhaltlich und spirituell

Beitrag von Axel »

Frank Glencairn hat geschrieben: So 17 Mär, 2024 12:42
Diese Erzählung, die wir "Geschichte" nennen (und die ihren wahren Kern ironischerweise schon im Namen verrät), wird immer von den Siegern geschrieben.

Wer sie umschreiben will, muß also zuerst mal selbst zum Sieger werden.
Und selbst zum Sieger zu werden versuchen in unserer postmodernen Welt auch die Opfer, ich nannte ja den Woke-Kult. Mir fiel dazu eine Zeile aus dem “Bürgerlied” ein: Ob uns vorne Kreuze schmücken/oder hinten Kreuze drücken/das tut, das tut nichts dazu!
Und ob das dazu tut! Bei „Kreuze drücken“ denke ich natürlich an RTLs „Passion“, wo der Loser zum Held wird und erklärt: „Die Letzten werden die Ersten sein!“ („Ist das das Ende der Schlange?“ „Nein, wir stehen alle verkehrt rum, und Sie sind an der Reihe!“)
Totales Kuddelmuddel hier auf Erden.
Na und? Im Fernsehen wird ja auch alles wiederholt ...



Frank Glencairn
Beiträge: 23226

Re: Oppenheimer - inhaltlich und spirituell

Beitrag von Frank Glencairn »

Axel hat geschrieben: So 17 Mär, 2024 13:34
Und selbst zum Sieger zu werden versuchen in unserer postmodernen Welt auch die Opfer, ich nannte ja den Woke-Kult.
Wobei ich die nicht als "Opfer" bezeichnen würde - im Gegenteil - die sehen sich eindeutig in der Tradition der Inquisition.

Axel hat geschrieben: So 17 Mär, 2024 13:34 Bei „Kreuze drücken“ denke ich natürlich an RTLs „Passion“, wo der Loser zum Held wird und erklärt: „Die Letzten werden die Ersten sein!“ („Ist das das Ende der Schlange?“ „Nein, wir stehen alle verkehrt rum, und Sie sind an der Reihe!“)
Jeder bitte nur ein Kreuz.
Sapere aude - de omnibus dubitandum



 Aktuelle Beiträge [alle Foren]
 
» Motor Smart: Intelligenter AutoFocus-Motor von PDMovie nutzt LiDAR und KI
von roki100 - Sa 23:10
» Kamera Kaufberatung Budget ca. 2000€
von Videoeditor_2000 - Sa 23:02
» Was schaust Du gerade?
von roki100 - Sa 22:33
» Fadenvorhang animieren- wie mache ich das?
von TomStg - Sa 22:30
» Behind The Boom with Boom Operator Ken Strain | URSA Exclusive
von pillepalle - Sa 21:13
» Tieraufnahmen mit dem MKE600 + H1 Essential rauschen
von Blackbox - Sa 18:17
» Heimvideos in 4K anschauen
von konsolenchris - Sa 17:27
» Eigenes kartenspiel mit software erstellen.
von walang_sinuman - Sa 14:58
» Avid Liquid 7.2 installieren
von MLJ - Sa 14:34
» >Der LED Licht Thread<
von freezer - Sa 13:39
» AMD Radeon RX 7900 GRE mit 16GB und 256 Bit - preiswerte Grafikkarte für DaVinci Resolve?
von medienonkel - Sa 12:42
» Lumix S5II Bildzittern, Pulsieren
von Peter-LS - Sa 12:03
» Neue Blackmagic Cloud Store Max Speicherlösungen mit 24 und 48 TB
von slashCAM - Sa 11:36
» Davinci Resolve, Color Card und Monitorkalibrierung
von MK - Sa 11:26
» Panasonic S5 - Allgemeine Fragen, Tipps und Tricks, Zeig deine Bilder/Videos usw.
von roki100 - Sa 11:16
» HORIZON
von 7River - Sa 10:57
» VideoGigaGAN - Adobe zeigt generative KI Super Resolution für Bewegtbilder
von BildTon - Sa 6:42
» Sendung Ersatzteile aus nicht EU Ländern nach Deutschland
von soulbrother - Fr 21:01
» Neues Blackmagic DaVinci Resolve 19 bringt über 100 neue Funktionen
von Frank Glencairn - Fr 20:58
» - Erfahrungsbericht - DJI Pocket 3
von Frank Glencairn - Fr 20:09
» Ich brauche dringend Teilnehmende an meiner Studie für meine Masterarbeit
von freezer - Fr 19:05
» Videointerview mit dem eigenem KI-Zwilling
von Frank Glencairn - Fr 16:44
» Flackern bei der Digitalisierung - USB Grabby
von Laboriosa - Fr 13:36
» Aktuelle rechtliche Situation für AI generierte Inhalte
von Frank Glencairn - Fr 10:57
» LVX AURORA VISTA Primes - Re-Housing und Vintage Tuning jetzt auch in Europa
von slashCAM - Fr 9:39
» Was hast Du zuletzt gekauft?
von klusterdegenerierung - Fr 7:14
» Nach 7 Jahren mit der OG BMPCC finde ich das Bild noch immer schön.
von Frank Glencairn - Fr 7:02
» Apple Vision Pro: Verkaufsstart (USA) ab Februar für 3.499,- Dollar + neuer Werbeclip
von Darth Schneider - Fr 5:57
» Linsen (Vintage, Anamorphic & Co.)
von Funless - Do 23:58
» H264 4K Minischneideprogramm Empfehlung? Freeware?
von Videopower - Do 22:31
» Hi 8 Videos schärfer machen
von Manschy - Do 20:52
» WORKFLOW: Stockfootage & Resolve
von freezer - Do 19:20
» AMDs Notebook APU Strix Halo - besser als Apples M3 Pro Chip?
von berlin123 - Do 17:34
» AJA: ColorBox 2.1 ACES-Workflow und DRM2 für das DIT-Cart erklärt
von slashCAM - Do 15:48
» Insta360 X4 360°-Action-Kamera filmt in 8K
von -paleface- - Do 14:19