Ich fürchte, dass jemand mit dem Background eines Kamera-Assistenten damit vollkommen überfordert wäre. Es sind ja schon fertig ausgebildete Kameraleute und Cutter/Cutterinnen überfordert. Was aber auch nicht verwunderlich ist, weil es eben nicht zu deren Berufsbild gehört, inhaltliche Entscheidungen zu treffen. Es geht eben nicht darum, vernünftige Aufnahmen zu drehen, oder diese Aufnahmen zusammenzusetzen. Das können die Leute natürlich, aber das muss ich doch ohnehin voraussetzen. Wenn ich Sorge hätte, dass jemand wackelfrei eine Rede aufnimmt, würde ich ihn nie einsetzen. Aber mein eigentliches Problem ist, dass bei jedem Termin eine Reihe von inhaltlichen Entscheidungen zu treffen ist, und dass man mit den Leuten vor Ort so umgeht, dass vernünftige Aufnahmen überhaupt erst möglich werden.srone hat geschrieben:wie wäre es mit einem assistenten, den du langsam an die sache ranführst (in deinem sinne ausbildest, bei einem "fitten" assi müssen es dann auch keine 3jahre sein:-)), bis du ihn alleine losschicken kannst?
Ja, Du hast ein konkretes Bild davon, wo das Problem liegt. Im Prinzip bräuchte ich Leute, die ein grundsätzliches Verständnis davon haben, wie unser Wirtschafts- und Gesellschaftssystem funktioniert und welche Institutionen es da gibt. Die müssen zu jedem Zeitpunkt kompetent sein, auch wenn sich vor Ort eine neue Sachlage ergibt, auf die man sich nicht vorbereiten konnte. Da würde ich viele Leute ins offene Messer laufen lassen, und das kann ich nicht verantworten. Bestimmte Fremdsprachenkenntnisse sind auch sehr wichtig (englisch, französisch, gerne auch italienisch, spanisch, niederländisch).Jott hat geschrieben:Kenn ich. Du musst Leute einstellen. Gute Leute, da wird's leider schwierig. Soziale Kompetenz, Allgemeinbildung und die Fähigkeit, mal zwei fehlerfreie Zeilen zu schreiben? Da wird's dünn wie Omas Kaffee. Good luck!
Ich habe ja ohnehin nur supergute Auftraggeber, und mein Tagessatz liegt schon ziemlich hoch. Letztendlich will ich ja auch keinen davon verlieren, weil das alles interessante Themen sind.mediadesign hat geschrieben:Du bist glaub ich an einem Scheitelpunkt angelangt, wo du einfach Entscheidungen treffen musst und entweder Arbeit weiter gibst und somit auch die 100%-Kontrolle über ein Projekt oder deine Preiskalkulation vielleicht nochmal "überarbeitest" um somit ein wenig auszusieben.
Nein, also davon bin ich zum Glück weit entfernt. Ich fühle mich (noch) relativ wohl, und meine Arbeit macht mir viel Spaß. Aber ich möchte eben auch, dass das so bleibt. Daher denke ich lieber rechtzeitig über dieses Thema nach.r.p.television hat geschrieben:Der Burnout klopft an.
In meinem Fall ist es so, dass ich so gut wie immer die Transparenz habe, wann Filme fertig sein müssen. Meist sind es Pakete, wo es darum geht, drei oder vier Einspieler mit guten Praxisbeispielen für eine Tagesveranstaltung zu produzieren. Da weiß ich also genau, wann die Veranstaltung ist, und bis dahin muss es eben fertig sein. Und dann gehört da noch ein Beitrag über die Veranstaltung dazu, der möglichst am nächsten Vormittag online gehen soll. Bei anderen Aufträgen sind es Filme für Messen, und da weiß man eben auch genau, wann die Messe beginnt. Also ich kenne den Zeitrahmen immer ganz genau. Bei einigen Sachen kommt übrigens auch noch die Wetterlage als zu berücksichtigendes Element dazu.Jott hat geschrieben:Auch wichtig: für Uploads unbedingt ein System benutzen, das dir meldet, wenn heruntergeladen wird und von wem. Falls unverzüglich, wurde die dringende Arbeit tatsächlich sofort gebraucht. Falls erst nach ein paar Tagen: du wirst verar...t. Wichtige Erkenntnisse.
Nein, ganz falsch. Die Leute haben keinen Bock darauf, dass dort drei oder vier Leute einreiten und alle verrückt machen. Die wollen, dass solche Aufnahmen so problem- und geräuschlos wie möglich laufen und schnell beendet sind. Zumindest bei meiner Art von Aufträgen. Und man muss mit sehr unterschiedlichen Leuten, die man meistens vorher nicht kennt, sofort gut klarkommen.perrostar hat geschrieben:Jemand der für ein Projekt plant, produziert, Konzept schreibt, Regie führt, die Kamera macht, schneidet und den Kaffee am Set kocht vernichtet unzählige Arbeitsplätze. Und nur darum geht es , auch in eurer kleinen Welt.
Wenn ich derart viele Kunden habe und nicht willens bin Personal einzustellen und Arbeitsplätze zu schaffen dann ist es entweder Geiz oder was ich eher vermute die Produktionen sind derart schlecht bezahlt das sich zusätzliche Wo(man) Power nicht mehr ausgeht.
Solche Kunden habe ich ja zum Glück gar nicht. Alles, was kundenseitig gut laufen kann, läuft auch gut. Ich kriege schnell die Aufträge, kriege schnell die Kontaktdaten der Projektbeteiligten, und wenn ich was fertig habe, geht das meist ohne oder nur mit minimalen Änderungswünschen durch, auch wenn es sich um recht anspruchsvolle Themen handelt, wo man viel verkehrt machen kann. Also in diesem Bereich gibt es praktisch nichts, was man verbessern könnte. Im Zweifelsfall bin ich sowieso immer schneller als meine Auftraggeber.iasi hat geschrieben:Wenn also jemand am Freitagabend mit Änderungswünschen kommt, kann man ihm ja sagen, dass man sich am Montagmorgen gleich dransetzten wird - oder ihm erklären, dass man es trotz vollem Terminkalender versucht in der kommenden Woche doch noh zu erledigen, da er ja so ein guter Kunde sei - diese "Sonderbehandlung" schmeichelt dann sogar dem Ego des Kunden.
Das zeigt aber doch auch, dass es dir schwer fällt zu delegieren.sachtlerstativ hat geschrieben:
Ich fürchte, dass jemand mit dem Background eines Kamera-Assistenten damit vollkommen überfordert wäre. Es sind ja schon fertig ausgebildete Kameraleute und Cutter/Cutterinnen überfordert.
Das sehe ich anders. Ich lebe durchaus in Wohlstand, und den habe ich mir selbst erarbeitet. Unter anderem dadurch, dass das meiste Geld eben bei mir hängen bleibt und nicht an andere Leute weiterfließen muss.domain hat geschrieben:Mit Solo-Arbeit kann man nie wirklich gut verdienen oder gar zu Wohlstand kommen, man muss delegieren und den Mehrwert der eigenen Kreativität in Geld und Freizeit ummünzen können.
Die Lösung des Problems lautet 'Prüfungsfutter'.r.p.television hat geschrieben:...Und jeder CEO, der vor Jahren noch voller Begeisterung meine Arbeiten absegnete, macht jetzt auf Regisseur und Cutter und muss jede Arbeit zerrupfen, damit sein Stempel darauf ist...
Wie ich schon schrieb: Bisher ist es noch im grünen Bereich, aber ich sehe eben, dass die Arbeit von Jahr zu Jahr immer noch mehr wird, und dass terminliche Überschneidungen eher zunehmen. Daher möchte ich im Idealfall schon jetzt gegensteuern, bevor es tatsächlich irgendwann zu viel wird.domain hat geschrieben:Im Wohlstand im weiteren Sinne kannst du dich nicht befinden, sonst hättest du diesen Thread ja gar nicht eröffnet. Im finanziellen Wohlstand vielleicht, aber nicht im relativ stressfreien und der Seele wohltuenden ;-)
Das habe ich schon ausgiebig getestet. Manchmal ist es tatsächlich so dass die die Pferde scheu machen und mit Deadlines kommen obwohl dann das in etlichen Überstunden über Nacht fertig produzierte Filmchen erstmal auf irgendeinem Server einige Tage dahindümpelt. Aber den Kunden ist sowas nicht auszureden.Jott hat geschrieben:"Ich habe den Entschluss gefasst mich von einigen Kunden loszulösen."
Kann viel Sinn machen. Vorher aber erst mal testen, was passiert, wenn man mal eine Woche keine Zeit für Kunde x hat (tatsächlich oder nur simuliert). Das Erstaunliche: in der Regel gar kein Problem. Und wenn ein Kunde tatsächlich abspringt, nur weil du mal im Urlaub bist (oder krank!!!): denn hat der dich auch nie gebraucht. Wie oben geschrieben: komm ein bisschen runter, du bist ersetzbar. Immer.
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Einbildung ist auch eine Bildung. Möglich ist auch, dass ein junger wirklich Talentierter deine Vorstellungen ziemlich schnell erfüllt und sogar übererfüllt.r.p.television hat geschrieben: Bei Special Interest findet man schwer jemanden der das in der Tat so realisieren kann wie man selbst - sei er technisch auch noch so versiert.
Klar, alles möglich. Aber erklär das dem Kunden. Die wollen keine Experimente. Bei diversen Mode-Settings wird ja auch Fotograf XY gebucht. Der kann dann auch schlecht nen Praktikanten vorbeischicken. Auch nicht zu einem günstigeren Preis.domain hat geschrieben:Einbildung ist auch eine Bildung. Möglich ist auch, dass ein junger wirklich Talentierter deine Vorstellungen ziemlich schnell erfüllt und sogar übererfüllt.r.p.television hat geschrieben: Bei Special Interest findet man schwer jemanden der das in der Tat so realisieren kann wie man selbst - sei er technisch auch noch so versiert.
Und außerdem, höre mal auf WoWu, der hat wohl selbst weniger gefilmt, als von Beauftragten das Footage erstellen lassen ...
Dass die Aufnahmen in Ordnung sind, davon gehe ich aus. Wäre ja schlimm, wenn ein erfahrener Kameramann Schrottbilder abliefert. Aber darf ich einem Kameramann zumuten, vor Ort selbständig die Geschichte zu bauen? Da wäre dann niemand, der ihm sagt, was er drehen soll, und welche Fragen er stellen soll. Und ich müsste ihm ja auch noch sagen, dass in den O-Tönen bestimmte Stichwörter nicht fallen dürfen. Also Umschiffung von Fettnäpfchen. Er müsste beim Dreh in einer Leitstelle auch erst mal die ganzen Kaffeepötte wegräumen und beim Dreh auf einer Baustelle dafür sorgen, dass alle Leute ihre Helme aufhaben. Wenn man da was übersieht, sind die Aufnahmen komplett unbrauchbar.Bergspetzl hat geschrieben:Ich bin selber Kameramann und sage dir aus dieser Sichtweise dass es Leute mit x Jahren Erfahrung gibt, die schon das heimbringen, was du brauchst.
das haette ich jetzt so zwar nicht geschrieben, denken tue ich allerdings genau das selbe, mit einem unterschied, wer zum dreh faehrt und auf der fahrt noch keine ahnung hat was er drehen soll und das vor ort entscheidet, der ist nicht nur als geschaeftsman ein amateur, wobei das schon fast eine beleidigung fuer die amateure ist, dilletant finde ich trifft es hier fast besser.perrostar hat geschrieben:Jetzt hast Du jahrelang Jobs vernichtet und gedumpt jetzt schau wie Du aus der Sache rauskommst. Mein Mitleid hast Du nach den Posts nicht mehr.
Und das Du auch noch denkst was für ein toller Hecht Du bist lässt mich nur den Kopf schütteln so amateurhaft wie Du als Geschäftsmann agierst.
Ich habe überhaupt keine Jobs vernichtet, wie kommst Du denn darauf? Ich wäre zu keinem Zeitpunkt auf die Idee gekommen, Leute fest einzustellen. Folglich gab es da nie Jobs, die ich hätte vernichten können. Und gedumpt habe ich auch nicht, meine Preise lagen nie im unteren Bereich. Ich habe mir einfach nur durch langjährige gute Arbeit einen großen Kreis zufriedener Auftraggeber geschaffen, und muss nun schauen, dass ich deren Wünsche weiterhin erfüllen kann.perrostar hat geschrieben:Jetzt hast Du jahrelang Jobs vernichtet und gedumpt jetzt schau wie Du aus der Sache rauskommst. Mein Mitleid hast Du nach den Posts nicht mehr.
Also hör mal - es ist doch wohl vollkommen normal, dass man nie genau weiß, was einen vor Ort erwartet. Man kennt das zu portraitierende Projekt, hat mit dem Leiter mal telefoniert und weiß, dass bestimmte Personen vor Ort sein werden. Aber wie man die nun in Szene setzt, mit einander interagieren lässt, und wie man die Botschaften auf Off-Texte und O-Töne verteilt, das muss man doch wohl spontan vor Ort festlegen. Warum soll ich mir darüber vorher Gedanken machen, wenn es sich dann vor Ort ganz anders darstellt? Mir reicht es als Vorbereitung, wenn ich vor Ort die passende Situation und die passenden Leute vorfinde. Um den Rest kümmere ich mich.otaku hat geschrieben:wer zum dreh faehrt und auf der fahrt noch keine ahnung hat was er drehen soll und das vor ort entscheidet, der ist nicht nur als geschaeftsman ein amateur, wobei das schon fast eine beleidigung fuer die amateure ist, dilletant finde ich trifft es hier fast besser.