macwalle hat geschrieben:Foren sind,
jetzt mal historisch betrachtet, auch dafür dafür da, selbst dem schlimmsten Dumpfgimpel eine sanktionsfreie Möglichkeit zu bieten, seine Meinung zu äußern.
Sonst hätten wir keine Meinungsfreiheit.
Die Engländer machen das klassisch mit ihrer »Speaker's Corner«:
https://de.wikipedia.org/wiki/Speakers%E2%80%99_Corner
Das mag bisweilen weh tun, aber Demokraten ertragen das.
Das ist m.E. eine ganz existenzielle Feststellung. Genau so sehe ich es auch. Diese Art Meinungsfreiheit hat nämlich mehrere Aspekte.
- jeder darf sagen, was er will und fühlt sich dadurch als Teil der Gesellschaft
- niemand wird ausgegrenzt, jedenfalls nicht in der Möglichkeit, sich artikulieren zu dürfen
- auch der "schlimmste Dumpfgimpel" hat die Möglichkeit der Spiegelung seiner Aussagen
in einer breiten Öffentlichkeit, nicht nur in einem engen Kreis (er trägt sozusagen seine
Botschaft auf einen breiten Markt, auf dem ähnliches gilt wie auf einem Markt für andere
Waren - Angebot, Nachfrage und Preisabwägungen)
- er muss sich dennoch überlegen, was er sagt, denn er muss ja eine breite Masse
ansprechen/ überzeugen
- die Demokratie wird als Basisrecht empfunden
- beide Parteien (Redner und Hörer bzw. Schreiber und Leser) entwickeln sich am
Gedankenaustausch - These, Antithese, Synthese oder
breite Ablehnung auf der einen und Nachüberlegungen auf der anderen Seite.
Die Meinugsfreiheit im gesagten und gedruckten Wort ist DAS Fundament überhaupt einer Demokratie. Deshalb ist sie auch im Grundgesetz so hervor gehoben - keine Zensur und muss m.E. verteidigt werden so lange es nur geht.
Die Demokratie ist sozusagen der Markt der Ideen und Gedanken. Zensur ist ein massiver Eingriff in diesen freien Markt der Ideen und Gedanken. Somit kommt es zu Verschiebungen bis hin zu diktatorischen Verhältnissen.
Auf ein Videoforum übertragen weiß ich selbst nicht so genau, ob man es so anwenden kann und soll. Vielleicht aber mein persönlicher Eindruck: Slashcam war aber bisher für mich das Forum, wo dieser Markt der Ideen am ehesten möglich war. Und am Ende ist slashcam für mich auch genau dadurch das kreativste und erfolgreichste Videoforum. Ich kenne einige Videoforen, da ist bei weitem nicht so viel los. Da geht es zwar immer schön sachlich um technische Fragen, aber irgendwie geht man da wirklich nur hin, wenn man eine Frage hat, wenn mal irgendwas nicht funktioniert. Hier gehe ich persönlich jeden Tag hin, um einfach mal zu gucken, was es Neues gibt und es gibt immer etwas Neues. Manchmal weit ab von technischen Problemen, wenn ich z.B. an den Thread mit den Kritiken zum Revenant denke. Es gibt hier eben so viele Sachen, Fragestellungen und Gedanken, die manchmal nur mittelbar etwas mit der Filmerei zu tun haben, so dass auch Leute mitmachen können, die keine Softwarefachleute und Elektronikingenieure sind. Letzlich ist die Kreativität das größte Pfund, mit dem slashcam handelt. Ich würde mir bei den Admins tiefergehende Gedanken darüber wünschen, inwieweit man diese durch ein evtl. neues Konzept abwürgt. Und genau durch die Vielfalt der Themen und durch individuelle Macken der sehrgroßen Teilnehmerzahl kommen eben auch manchmal Beiträge zu Stande, die von anderen, sagen wirs höflich, als schwach eingestuft werden. Hier muss man aber aufpassen. Als ich vor ganz vielen Jahren hier bei slashcam einstieg, war es ein Forum, in dem sich Amateurfilmer und Profis gleichermaßen wieder fanden. Heute traut sich glaube ich, kaum mehr ein Amateur seine Fragen zu stellen, ohne Angst als Trottel hingestellt zu werden. Ein großes Problem scheint es mir hier zu sein, dass viele aus einer Position von oben herab meinen reden zu müssen. Das kriegt man aber mit keiner Softwareeinstellung weg, denn es ist ein allgemein menschliches Problem. Das tun auch viele, deren Identität offen liegt.