Er sagte u.a., der Film als Medium habe gerade mal angefangen, seine Möglichkeiten zu entfalten.B.DeKid hat geschrieben:Was meinte S. Kubrick eurer Meinung nach damit, den Zuschauern eine neue Art des (Erzählens) Films näher zu bringen.
Wer erzählt, dass man ihn braucht? Meiner Meinung nach wird mit "Filmlook" eine höherwertigere, sorgfältigere, dramaturgisch konzentriertere Art des Filmemachens herbeigesehnt, als die meisten von uns in der Lage oder willens sind, sie umzusetzen. Eine Geschichte kann man aber auch gut erzählen mit absoluter Schärfentiefe, Interlace-Bildern, 4:3 und weiteren "Videolook"-Merkmalen. Immer vorausgesetzt, man erzählt sie gekonnt. Im Zusammenhang mit Kubrick ist es sehr interessant, dass die meisten seiner Filme, auch die letzten vier, im Format 4:3 aufgenommen wurden. Auf eine Effekt-Beleuchtung herkömmlicher Art verzichten sie, die tiefenscharfen Sets sind legendär (man müsste mal nachzählen, aber unscharfe Hintergründe gibt es schätzungsweise in fünf Prozent aller Aufnahmen), und alles ist so gefilmt, dass es flüssig wirkt (von flüssigen Fahr- oder Steadicamaufnahmen war der Mann ja geradezu besessen), gegen eine höhere Bildfrequenz, die ästhetisch näher an unseren 50i ist, hätte er bestimmt nichts gehabt. Was unterscheidet also unsere Streifen von Kubricks Filmen? Vieles, aber die Standard-Filmlook-Mittel gehören nicht dazu...B.DeKid hat geschrieben:Ist der Filmlook wirklich das was man braucht um eine Geschichte zu erzählen? Oder erzählt man uns da nur was.
Du meinst, mit typischem großen DoF wie bei Video. Na klar.B.DeKid hat geschrieben:Ist nicht die fiktive Handlung auch ohne DoF darzustellen?
Das ist nicht auf einen bestimmten Macher festzunageln, auch nicht auf eine "Welle". Sidney Lumet sagt etwas sehr Interessantes über den Shallow DoF: Er sei das Ergebnis einer Faulheit der Filmemacher. Anstatt die Ausstattung des Sets so anzupassen, dass sie den dramaturgischen Absichten entspricht, zeigt man nur den Darsteller, der Rest, der ablenken könnte, wird zu Wischiwaschi. Das ist eine extreme Position. Sie ist aber nicht einmal besonders exotisch. In der 80er Version des Lehrbuchs der Filmgestaltung von Pierre Kandorfer wird zu geringe Schärfentiefe als unrealistisch und eine Schlampigkeit des DOP/Kameramanns gebrandmarkt. Es wird unumwunden empfohlen, mehr Licht einzusetzen, um die Blende weiter schließen zu können. Dass die Schärfentiefe überhaupt nennenswert geringer werden konnte, lag natürlich an lichtstärkeren Optiken. Finchers Alien3 war eine Sensation: Das Alien jagt ein paar Gefangene in einem dunklen Korridor. Einem rinnt der Angstschweiß über die Nase, und wirklich nur der Tropfen ist scharf. Als man das sah, wurde klar, dass Unschärfe mehr sein kann als ein Makel, und der Hype begann (vielleicht schon früher, aber nicht viel früher, das ist jetzt nur ein markantes Beispiel aus einem bekannten Film).B.DeKid hat geschrieben:Wer prägte den mit seinen Werken unser heutiges Empfinden für Film?
Film als Unterhaltungsmedium wiederholt sich nur selbst. Keine neuen Stilmittel, keine neuen Geschichten. Kubrick war der Meinung, dass der vorläufige Höhepunkt des erzählerischen Könnens mit Chaplin erreicht war, und dass die weitere Entwicklung des Tonfilms und die Aufspaltung in Genres schöpferischer Stillstand, wenn nicht gar Rückschritt war. Das kann man an einem Beispiel belegen:Modern Times ist die Geschichte eines Menschen, der in der modernen Industriegesellschaft verrückt wird, eingepackt in eine Mischung aus Satire und Slapstick. Alles ist perfekt, perfekt getimet, perfekt gespielt, brüllend komisch und auf den Punkt gebracht. Kein Filmlook, trotzdem ist das Medium die Botschaft. Wo bleibt ein zeitgenössischer Film, der diese Kraft entwickelt? Klischees, kunstgewerblicher Kitsch oder künstlerisch ambitionierter Kitsch. Wer bringt die Themen unserer Zeit auf den Punkt? Fehlanzeige.B.DeKid hat geschrieben:Wo wird die Entwicklung hin gehen?
M.E. bringen sie nur etwas, wenn sie auch neue Inhalte transportieren. Es bringt keinem was, Star Wars in 3D zu sehen.B.DeKid hat geschrieben:Was bringen uns den neue Techniken?
Vielleicht, wenn zum Audio-Visuellen das interaktive Mitgestalten kommt (Spiele). Wer kann das heute sagen? Mit Film hat das dann nicht mehr soviel zu tun. Im Moment leben wir wie die Bewohner des Raumschiffs aus WALL-E, wir kriegen alles vorgesetzt vom eifersüchtigen Bordcomputer, der sich Menschen als passive Konsumenten wünscht.B.DeKid hat geschrieben:Werden die Geschichten dadurch wirklich besser als das was wir vor Jahren schon gezeigt bekommen haben?
Kontroverse, kluge, aufgregende, dann dürfen sie auch in 3D sein.B.DeKid hat geschrieben:Was wünscht Ihr euch für Themen und Geschichten?
Auf Verblödung. Vielleicht ist Reich-Ranicki kein Repräsentant unserer Zeit, bestimmt sogar nicht. Wenn man sich freiwillig auf eine solche Veranstaltung begibt, muss man drauf gefasst sein. Aber was er sagte, stimmt. Das ist alles Kacke.B.DeKid hat geschrieben:Auf was könnt Ihr verzichten?
Nein, und er wurde vom Studio dazu gezwungen. Der Film kam übrigens in 2D in die Kinos. Hitchcock und Kubrick sind beide Verfechter neuer Techniken, die sie aber einsetzten, um das filmsprachliche Repertoire zu erweitern, nicht um eines Werbegags willen.B.DeKid hat geschrieben:PS. Ach ja bevor Ich es vergesse , vielleicht ist das nicht jedem hier bewusst aber selbst A. Hitchcock hatte damals schon „Dial M for Murder „ (Bei Anruf Mord) in 3D gedreht gehabt ;-) Also so neu ist diese Idee auch nicht.
Dass der Film technisch einwandfrei umgesetzt wurde, steht außer Frage. Allein die Computer animierten Dinos waren damals von ihrer Realitätsnähe her eine echte Sensation und können sich auch heute noch sehen lassen.B.DeKid hat geschrieben: Ps. Zu Jurrasic Park - also der erste Teil ist meiner Meihnungen ein Klassiker - Die Idee die Umsetzung die CGI FX - einfach gut.
Klar wurde hier auch vom Studio diktiert und alles schön rausgeputzt - aber der Film als sollche brachte mir mehr Dino Feeling rüber als die 8 mm Aufnahmen von Vater im Dino Park als ich 4 Jahre alt war ;-)
Und Ich denke das es weit aus schlechtere Werke von Spielberg gibt als JP.
Das geht mir auch so. Es liegt daran, dass wir zuviele Filme gesehen haben, dass wir gelangweilte Zapper geworden sind, die keine Geduld mehr haben. Ich meine das jetzt nicht herabsetzend. Das ist einfach so.duvancam hat geschrieben:ch ärger mich selber manchmal drüber, dass ich stundenlang über irgendwelchen filmchen sitze und versuche, sie besser aussehen zu lassen, nur um dann festzustellen, dass das eh keine sau interessiert, wenn der inhalt nicht passt hehe
;-)Axel hat geschrieben:......Also weg von der Tastatur und losgelegt.
B.DeKid ist mit richtiger Identität der Programmchef von Sat1, und nach dieser Umfrage ist in der Tat die Verfilmung von Hamlet im zeitgenössischen Gewand in Planung. Am Drehbuch sitzt das bewährte Team von Anna und die Liebe. Die Dreigroschenoper wird voraussichtlich an Weihnachten ausgestrahlt. Unter anderem singt Mark Medlock, der neue Score ist von Dieter Bohlen.domain hat geschrieben:Mir scheint gar B.DeKid, dass du div. Analysen und Erkenntnisse für dich selbst anzuwenden gedenkst.
Sehr löblich, aber dann sieh dir bitte heute Abend um 22.30h Reich Ranicki im ZDF an, nach Luis Trenker einer der größten noch lebenden Erzähler des deutschen Sprachraumes.
Demnach wäre vielleicht die Verfilmung kleiner Kammerstücke von Shakespeare oder Berthold Brecht angesagt, wir müssen die Qualität unbedingt steigern ......
Ja so ist es - und Ich freue mich schon darauf euch auch irgendwann mal mein erstes eigenes Projekt vorzuführen - und hoffe das Ich durch die vielen verschiedenen Tips , Anregungen (im generellen betrachtet) - auch euren (meinen) Erwartungen annähernd gerecht werde.domain hat geschrieben:Mir scheint gar B.DeKid, dass du div. Analysen und Erkenntnisse für dich selbst anzuwenden gedenkst.
domain hat geschrieben: ...... sieh dir bitte heute Abend um 22.30h Reich Ranicki im ZDF an,
Oh ja - da geb Ich Dir mal mehr als Recht. Besonders was die "Sehgewohnheiten anbelangt.domain hat geschrieben: , wir müssen die Qualität unbedingt steigern ......
Lool - ach Axel erzähl das doch nicht immer allen ;-)Axel hat geschrieben: B.DeKid ist mit richtiger Identität der Programmchef von Sat1
Ein besonderes "Fegefeuer der Eitelkeiten" sind bei diesem Premium Comedy Clip die Gesichter der Stars im Publikum, die wie zu einem Casting für ein Gemälde von BoschDWUA hat geschrieben: @ Axel
Mit deiner Signatur hast du recht getan.
Aber Ausnahmen bestätigen die Regel auch hier:
Wenn Fernsehunterhaltung zum Frohsinn geplant, endlich
mal richtig lustig wird:
... und ...DWUA hat geschrieben: @ B.DeKid
Hoffentlich bist du nicht sauer, wenn wir zur Entfernung von deiner
Ausgangsfrage noch ein paar Zentimeter beigetragen haben.
;))
.... beantwortet wird es eigentlich dann schon von .....Axel hat geschrieben: Ich weiß, Off-Topic, aber der Thread lädt zu Abschweifungen ein.
..........veejay hat geschrieben: ...
das ist der beste Thread, den ich bislang in diesem Forum gelesen habe.
Sagenhaft. ... eine sehr positive Zusammenballung ...
?Meinst Du damit das Verhalten das neue Filme nutzen um nun durch den "Look" - "Mitten Drin und Dabei" - Spannung aufzubauen?..... scheint mir das Wechselspiel zwischen Spielfilm und Doku beim Look der letzten Jahrzehnte unterbewertet zu sein
Ausgezeichnete Analyse.Dr. Walter Gesierich hat geschrieben: Nur richtig können muß man's, vom Drehbuchautor bis zum Cutter. Und das sind verdammt wenige...
Wenn es verdammt wenige sind, ist es eine Elite. Da von dir wie auch von mir und anderen hier ein Film vermisst wird, den wir lieben können (deine letzten Punkte), ist diese Elite also nicht unbedingt die Hollywood-Elite. Die machen uns was vor, mit ihren 24p, ihrem Cinemascope, ihren Kranfahrten, Spezialeffekten, coolem DoF, Surround, demnächst 3D. Außerdem haben alle diese Filme eine positivistische Moral, auch wenn es Zerstörungsorgien sind.Dr. Walter Gesierich hat geschrieben:Die Welt erstarrt. Das ist doch Stoff genug um einen genialen Film zu machen. Nur richtig können muß man's, vom Drehbuchautor bis zum Cutter. Und das sind verdammt wenige...
Wer bestimmt denn das? Sind irgendwelche Kalte-Krieg-Agentenstories es wert, gefilmt zu werden? O ja, sagt Hollywood, und legt den soundsovielten Bond nach, und das Publikum geht hin, als wäre die Story von irgendeiner Relevanz. Weil man sich hier mal mit einem echt zupackenden Typen identifizieren kann, nur eine Flucht ins Fiktive, in Wirklichkeit schießt man den windigen Anlageberater mit dem grünen Band der Sympathie ja doch nicht über den Haufen.domain hat geschrieben:Und damit stellt sich natürlich schon die nächste Frage: was bleibt eigentlich bei Amateuren mit ihren meist bescheidenen Mitteln und Fähigkeiten übrig, das wert ist überhaupt gefilmt zu werden?
Genau so ist es.Axel hat geschrieben: Was ein guter Film mehr braucht als einen aufgesetzten Filmlook, ist eine ehrliche, dokumentarische oder persönliche Haltung dem Stoff gegenüber.
Das verstärke ich mal: Geh für Filme ins Kino.DWUA hat geschrieben:Rede nicht über einen Film, der für das KINO produziert wurde
und du ihn nicht dort, sondern bloß auf der Couch
im Wohnzimmer vor der Glotze beurteilen kannst.
Nino Rota starb während der Dreharbeiten zu "Stadt der Frauen" (1980). Vielleicht blöd von mir, sowas zu sagen über einen so außergewöhnlichen Menschen, aber die (wenigen) Filme danach waren wirklich vergleichsweise schwach. Es ist bestimmt nicht nur die Wirkung der Musik in den Filmen, sondern auch, wie du sagst, der Einfluss auf Fellinis Phantasie.DWUA hat geschrieben:Der "Look" allein macht nur die Hälfte (sehr gewagt) aus.
Was wäre "Fellini-Look" ohne seinen NINO ROTA?
Ohne seinen "getreuen" Komponisten?
Sehr schön gesagt.DWUA hat geschrieben:Ein Fassbinder zeigt eher schwäbisch-bajuwarische (Un)Gemütlichkeit,
bis sie behäbig explodiert.
Fellini ist barocke Oper.
Naja, im Kino laufen eben Filme, vorläufig wenigstens. Da gibt es also strenggenommen keinen Filmlook. Eine Frau kann sich nicht "als" Frau verkleiden.DWUA hat geschrieben:Filmlook? Nur im Kino! Wo sonst?