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Filmlook oder nicht - was macht den Film zu dem was wir erwarten?



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B.DeKid
Beiträge: 12585

Filmlook oder nicht - was macht den Film zu dem was wir erwarten?

Beitrag von B.DeKid »

Wer erfand den „FilmLook“

Ich stelle mir gerade die Frage, wer eigentlich den „Filmlook“ erfand.
Welche Filme prägten den die Entwicklung unseres heutigen Sehens.
Kommt das Empfinden einen guten Film gesehen zu haben nur durch Licht, 24p, DoF, überbezahlte Schauspieler oder Special EFX die aus dem Computer stammen?

Was meinte S. Kubrick eurer Meinung nach damit, den Zuschauern eine neue Art des (Erzählens) Films näher zu bringen.

Ist der Filmlook wirklich das was man braucht um eine Geschichte zu erzählen? Oder erzählt man uns da nur was.

.......................

Ihr seht Ich möchte hier bewusst einige Kriterien zusammen werfen, um so dieses Spannende Thema mal mit gleich gesinnten zu diskutieren.

.......................

Mir ist natürlich klar das der „Filmlook“ eigentlich eine durch machbare Techniken hervor gerufene „Sitte“ ist.
Aber braucht man Ihn um einen Film zu erzählen?

Ist nicht die fiktive Handlung auch ohne DoF darzustellen?

Was Ich von euch wissen will, ist
- Wer prägte den mit seinen Werken unser heutiges Empfinden für Film
- Wo wird die Entwicklung hin gehen
- Was bringen uns den neue Techniken
- Werden die Geschichten dadurch wirklich besser als das was wir vor Jahren schon gezeigt bekommen haben
- Was wünscht Ihr euch für Themen und Geschichten
- Auf was könnt Ihr verzichten


.........................


Ich lade also jeden herzlichst dazu ein sich bzgl. Dieser Punkte mal aus eigener Sicht offen zu beteiligen.
Alle Anregungen und Ideen oder Werke die man kennt sind natürlich willkommen.
Lasst uns also einfach mal über die Entwicklung der letzten 50 Jahre diskutieren und wohin diese uns eventuell führen wird.

Dank euch
Mit freundlichen Grüßen
B.DeKid

PS. Ach ja bevor Ich es vergesse , vielleicht ist das nicht jedem hier bewusst aber selbst A. Hitchcock hatte damals schon „Dial M for Murder „ (Bei Anruf Mord) in 3D gedreht gehabt ;-) Also so neu ist diese Idee auch nicht.



domain
Beiträge: 11062

Re: Filmlook oder nicht - was macht den Film zu dem was wir erwarten?

Beitrag von domain »

Darüber müsste man nachdenken, aber eines würde ich mal spontan sagen: den angelsächsischen Film-Look erkennt man aus meiner Sicht innerhalb von 5 Sekunden, egal an welcher Filmstelle man sich einklinkt, genau so übrigens wie den typisch deutschen "Filmlook" der letzten Jahrzehnte (löbliche Ausnahme "Das Boot" z.B. und einige andere mehr)



Axel
Beiträge: 16299

Re: Filmlook oder nicht - was macht den Film zu dem was wir erwarten?

Beitrag von Axel »

B.DeKid hat geschrieben:Was meinte S. Kubrick eurer Meinung nach damit, den Zuschauern eine neue Art des (Erzählens) Films näher zu bringen.
Er sagte u.a., der Film als Medium habe gerade mal angefangen, seine Möglichkeiten zu entfalten.
B.DeKid hat geschrieben:Ist der Filmlook wirklich das was man braucht um eine Geschichte zu erzählen? Oder erzählt man uns da nur was.
Wer erzählt, dass man ihn braucht? Meiner Meinung nach wird mit "Filmlook" eine höherwertigere, sorgfältigere, dramaturgisch konzentriertere Art des Filmemachens herbeigesehnt, als die meisten von uns in der Lage oder willens sind, sie umzusetzen. Eine Geschichte kann man aber auch gut erzählen mit absoluter Schärfentiefe, Interlace-Bildern, 4:3 und weiteren "Videolook"-Merkmalen. Immer vorausgesetzt, man erzählt sie gekonnt. Im Zusammenhang mit Kubrick ist es sehr interessant, dass die meisten seiner Filme, auch die letzten vier, im Format 4:3 aufgenommen wurden. Auf eine Effekt-Beleuchtung herkömmlicher Art verzichten sie, die tiefenscharfen Sets sind legendär (man müsste mal nachzählen, aber unscharfe Hintergründe gibt es schätzungsweise in fünf Prozent aller Aufnahmen), und alles ist so gefilmt, dass es flüssig wirkt (von flüssigen Fahr- oder Steadicamaufnahmen war der Mann ja geradezu besessen), gegen eine höhere Bildfrequenz, die ästhetisch näher an unseren 50i ist, hätte er bestimmt nichts gehabt. Was unterscheidet also unsere Streifen von Kubricks Filmen? Vieles, aber die Standard-Filmlook-Mittel gehören nicht dazu...
B.DeKid hat geschrieben:Ist nicht die fiktive Handlung auch ohne DoF darzustellen?
Du meinst, mit typischem großen DoF wie bei Video. Na klar.
B.DeKid hat geschrieben:Wer prägte den mit seinen Werken unser heutiges Empfinden für Film?
Das ist nicht auf einen bestimmten Macher festzunageln, auch nicht auf eine "Welle". Sidney Lumet sagt etwas sehr Interessantes über den Shallow DoF: Er sei das Ergebnis einer Faulheit der Filmemacher. Anstatt die Ausstattung des Sets so anzupassen, dass sie den dramaturgischen Absichten entspricht, zeigt man nur den Darsteller, der Rest, der ablenken könnte, wird zu Wischiwaschi. Das ist eine extreme Position. Sie ist aber nicht einmal besonders exotisch. In der 80er Version des Lehrbuchs der Filmgestaltung von Pierre Kandorfer wird zu geringe Schärfentiefe als unrealistisch und eine Schlampigkeit des DOP/Kameramanns gebrandmarkt. Es wird unumwunden empfohlen, mehr Licht einzusetzen, um die Blende weiter schließen zu können. Dass die Schärfentiefe überhaupt nennenswert geringer werden konnte, lag natürlich an lichtstärkeren Optiken. Finchers Alien3 war eine Sensation: Das Alien jagt ein paar Gefangene in einem dunklen Korridor. Einem rinnt der Angstschweiß über die Nase, und wirklich nur der Tropfen ist scharf. Als man das sah, wurde klar, dass Unschärfe mehr sein kann als ein Makel, und der Hype begann (vielleicht schon früher, aber nicht viel früher, das ist jetzt nur ein markantes Beispiel aus einem bekannten Film).
B.DeKid hat geschrieben:Wo wird die Entwicklung hin gehen?
Film als Unterhaltungsmedium wiederholt sich nur selbst. Keine neuen Stilmittel, keine neuen Geschichten. Kubrick war der Meinung, dass der vorläufige Höhepunkt des erzählerischen Könnens mit Chaplin erreicht war, und dass die weitere Entwicklung des Tonfilms und die Aufspaltung in Genres schöpferischer Stillstand, wenn nicht gar Rückschritt war. Das kann man an einem Beispiel belegen:Modern Times ist die Geschichte eines Menschen, der in der modernen Industriegesellschaft verrückt wird, eingepackt in eine Mischung aus Satire und Slapstick. Alles ist perfekt, perfekt getimet, perfekt gespielt, brüllend komisch und auf den Punkt gebracht. Kein Filmlook, trotzdem ist das Medium die Botschaft. Wo bleibt ein zeitgenössischer Film, der diese Kraft entwickelt? Klischees, kunstgewerblicher Kitsch oder künstlerisch ambitionierter Kitsch. Wer bringt die Themen unserer Zeit auf den Punkt? Fehlanzeige.
B.DeKid hat geschrieben:Was bringen uns den neue Techniken?
M.E. bringen sie nur etwas, wenn sie auch neue Inhalte transportieren. Es bringt keinem was, Star Wars in 3D zu sehen.
B.DeKid hat geschrieben:Werden die Geschichten dadurch wirklich besser als das was wir vor Jahren schon gezeigt bekommen haben?
Vielleicht, wenn zum Audio-Visuellen das interaktive Mitgestalten kommt (Spiele). Wer kann das heute sagen? Mit Film hat das dann nicht mehr soviel zu tun. Im Moment leben wir wie die Bewohner des Raumschiffs aus WALL-E, wir kriegen alles vorgesetzt vom eifersüchtigen Bordcomputer, der sich Menschen als passive Konsumenten wünscht.
B.DeKid hat geschrieben:Was wünscht Ihr euch für Themen und Geschichten?
Kontroverse, kluge, aufgregende, dann dürfen sie auch in 3D sein.
B.DeKid hat geschrieben:Auf was könnt Ihr verzichten?
Auf Verblödung. Vielleicht ist Reich-Ranicki kein Repräsentant unserer Zeit, bestimmt sogar nicht. Wenn man sich freiwillig auf eine solche Veranstaltung begibt, muss man drauf gefasst sein. Aber was er sagte, stimmt. Das ist alles Kacke.
B.DeKid hat geschrieben:PS. Ach ja bevor Ich es vergesse , vielleicht ist das nicht jedem hier bewusst aber selbst A. Hitchcock hatte damals schon „Dial M for Murder „ (Bei Anruf Mord) in 3D gedreht gehabt ;-) Also so neu ist diese Idee auch nicht.
Nein, und er wurde vom Studio dazu gezwungen. Der Film kam übrigens in 2D in die Kinos. Hitchcock und Kubrick sind beide Verfechter neuer Techniken, die sie aber einsetzten, um das filmsprachliche Repertoire zu erweitern, nicht um eines Werbegags willen.
Na und? Im Fernsehen wird ja auch alles wiederholt ...



domain
Beiträge: 11062

Re: Filmlook oder nicht - was macht den Film zu dem was wir erwarten?

Beitrag von domain »

Wobei aber meines Wissens zwischen zwischen Chaplin und Hitchcock hinsichtlich des kreativen Prozesses ernorme Unterschiede bestanden. Chaplin arbeitete mit unzähligen gefilmten Varianten einer Szene nach der trial-and-error-Methode, während bei Hitchkock praktisch schon jede Einstellung, sogar mit Aquarellen untermalt, schon vor Drehbeginn existierte, also eigentlich die fortgeschrittenere Methode, aber Chaplin konnte natürlich noch nicht über so einen filmhistorischen Erfahrungsschatz verfügen, er war ja tatsächlich noch Pionier.

Was mir in letzter Zeit bei unserer alternden Gesellschaft immer mehr auffällt ist, dass für die ältere Generation offenbar immer mehr Nachrichten- und Dokumentarsender und -sendungen wichtig werden.
Spielfilme können sie offenbar nicht mehr richtig mitreißen, kann ich auch bei mir selbst beobachten. Hängt aber wohl auch damit zusammen, dass eine starke Realität erstens einmal überhaupt schwer nachzuspielen ist (am besten noch von englischen Schauspielern) und eine Verdichtung derselben noch schwieriger ist.
Gerade heute im ZDF das traurige Exeigentümer-Ehepaar eines Opelbetriebes gesehen, der aufgelassen und dessen Inventar bereits größtenteils versteigert war.
Die Reaktionen und das Verhalten dieser beiden Traurigen, sowas kann man fast nicht nachspielen, man bemerkt sofort die Lüge und das Unrealistische und so gehts bei vielen Spielfilmen derzeit halt auch dahin.
Läppische Drehbücher, schlechte Schauspieler, Zeitschinden bei fast jeder Szene usw. eine Katastrophe größtenteils.



shipoffools
Beiträge: 469

Re: Filmlook oder nicht - was macht den Film zu dem was wir erwarten?

Beitrag von shipoffools »

Das Wichtigste bei einem Film ist nach meiner Meinung, nach wie vor die "Geschichte" oder Neu-Deutsch: "Story" UND gute "Leute". Wenn du keine interessante Geschichte zu erzählen hast, dann nützt dir auch der beste "Filmlook" nichts. Dann kommt nur eins: Langeweile.
Ist die Story aber packend und fesselt die Menschen, und ist sie filmtechnisch und schauspielerisch "halbwegs" gut umgesetzt, dann ist das mehr wert als jeder Filmlook oder übertriebene Spielereien, die manchmal ehr verwirrend sind, als dem Film etwas zu geben.
Wenn dann noch die "technisch-künstlerische" Seite passt, sprich gute Regie (die sollte allerdings auch vorher schon top sein...), Kameraführung (Bildgestaltung!), Licht, Ton etc., dann kann man auch einen wirklich guten Film in 50i und ohne perfekten Filmlook drehen.

Gruß
shipoffools

PS: Man kann allerdings auch eine gute Story gründlich in den Sand setzen. Bestes Beispiel: Jurassic Park
Wie man aus so einer guten Grundidee, so einen Mist "fabrizieren" kann, ist mir heute noch ein Rätsel... aber vielleicht "musste" Spielberg aus Gründen des Niveaus des amerikanischen Publikums das Thema ja bis zum Erbrechen herabreduzieren...
Zuletzt geändert von shipoffools am Fr 17 Okt, 2008 00:25, insgesamt 1-mal geändert.



jogol
Beiträge: 779

Re: Filmlook oder nicht - was macht den Film zu dem was wir erwarten?

Beitrag von jogol »

hallo
diese ganze Filmlookgeschichte erinnert mich an die vielen Gitarristen die sich ne Fender Stratocaster und nen Marshallturm kauften um wie Hendrix zu klingen.Klang aber nicht wie Hendrix.Das Equipment beinhaltet lediglich die Möglichkeit.Entscheident ist der Spieler,ein guter Spieler klingt auch mit den bescheidensten Mitteln gut.Das Blockbusterkino ist offensichtlich immer gut ausgerüstet.Perfekt inszenierte Bilder,tolle Farben,super Schnitt aber leider meist mit den immer gleichen Action/Horror/Tortureporns.
Komödien die so doof sind das man heulen möchte (mit einigen löblichen Ausnahmen wie
z.B. die Sachen der Coen Brüder).Diese geballte Power sorgt dann dafür das wenn man das Urlaubsvideo vom dicken Onkel sieht,sich kurz bevor man einschläft noch über die nichtvorhandenen 16:9, Magic Bullet Looks,Dof wundert.Wenn ich zurückblicke sind die Filme die mich tief beindruckt haben oft erstmals unspektakulär,haben für mich aber eine eindeutige künstlerische Handschrift wie z.B Sans soleil von Chris Marker.4:3,s/w.,Wackelkamera.Oder Step across the Border von Nicolas Humbert/Werner Penzel über den Musiker Fred Frith.4:3,s/w.Die Tarkowski Filme mit 5minütigen Kamerafahrten bei denen die Kamera sich gerademal 3Meter bewegt und sich mir die Haare im Nacken auf eine Weise aufstellen wie das kein Horrorscheiss jemals hinkriegen würde.Kubrick,Fincher,Alan Parker,Peter Greenaway,
Kurosawa und Wong Kar-Wai gehören auch dazu.Gute Leute die gute Geschichten zu erzählen haben sind der Schlüssel,egal in welchem Format.

Gruss J.



duvancam
Beiträge: 39

Re: Filmlook oder nicht - was macht den Film zu dem was wir erwarten?

Beitrag von duvancam »

klasse beiträge.. hab ich nicht viel hinzuzufügen..
man denke nur an die dogma filme :)
klasse geschichten mit fürchterlichem look

ich ärger mich selber manchmal drüber, dass ich stundenlang über irgendwelchen filmchen sitze und versuche, sie besser aussehen zu lassen, nur um dann festzustellen, dass das eh keine sau interessiert, wenn der inhalt nicht passt hehe



B.DeKid
Beiträge: 12585

Re: Filmlook oder nicht - was macht den Film zu dem was wir erwarten?

Beitrag von B.DeKid »

Hi allen,

erstmal vielen Dank für eure Anteilnahme. ( Besonders Dir Axel für deine wirklich gut ausgeführte Sichtweise des Themas - !!!)

.............

Nun ja das "typische Filmlook" Thema sprechen wir ja hier nicht wirklich an, mir ist dies nämlich wirklich ein Dorn im Auge.

Ich würde mich nie davon überzeugen lassen wollen, das nur 24p oder TiefenunSchärfe einen Film wirklich zum Film machen.

...............

Charlie Chaplin war seit je her für mich ein Klassiker der alten Schule, der durch seine Preformance so manchen "jung" Schauspieler der heutigen Tage einfach "alt" aussehen lässt.

Auch sieht / erkennt man bei Leuten wie Hitchcock / Kubrick klar das die Art wie sie Ihre Sets und Schauspieler aggieren lassen ein wirklicher Grundgedanke dahinter steckt - schon fast mit Theater zu vergleichen -.
Für mich ist dies die wahre Form von Film.

...............

domain brachte einen guten Einwurf bzgl. Dokus , den ich so auch teilen kann. Ich denke das Dokus heute dem Zuschauer eine wirklich "neuere" Geschichte erzählen, und Ihn etwas erleben lassen.
Ich als bekennender Discovery Junkie kann dies nachvoll ziehen, und erkenne klar die Reize die von "gewissen" Dokus ausgehen.
Es ist einfach wirklicher und zeigt eben neues was man so vielleicht noch nicht gesehen hat. ( Möchte hier zB mal auf James Nachtwey verweisen- der einer meiner LieblingsFotografen ist, weil alle seine Bilder reine Wahrheiten zeigen und so garnicht dem gewohnten Sehen entsprechen.)

.................

Was mir zu zB Kubrick auch auffällt, ist das alle seine Schauspieler eine ganz besondere Mimick präsentieren mussten bevor er sich zufrieden gab. Somit wertet dies ungemein seine Filme auf. Ich finde das man dadurch erst recht von "FilmLook" reden kann, wenn man als Zuschauer spürt das ein Schauspieler eins mit seiner Rolle wurde.

..................

Aber um zum Thema zurück zu finden, muss Ich sagen das es heute wenig Leute gibt die durch Ihre Werke in eine neue Richtung weisen.
Auch werden viele Filme die dies mit sich bringen an den Kinokassen nicht mehr richtig gewertet.
Wenn Ich Freunden Filme wie Naked Lunch, Barry Lyndon oder bei Anruf Mord gebe, dann sind sie meist fassungslos und vermissen klar die Action etc.
Ihnen fehlt dann anscheinend das richtige sehen oder die Hingabe zum Thema Film.

Ich kann dies also nur auf den neu modernen "Kram" zurück führen, und fühle mich da manchmal miss verstanden.

Ich habe gleiche Erfahrungen mit Memento Donnie Darko der Machinist gemacht, auch hier erfüllen die Filme meist nicht die Seh gewohnheiten meiner Bekannten.

Ständig kommen dann so Sprüche wie
"Du , Ich weiss ja nicht aber irgendwie waren die Filme die Du mir da empfohlen hast , doof."

Ich dagegen suche immer wieder neue Filme, die genau meine Erwartung von "Kunst" entsprechen - und Filme wie Crank oder Die Hard erfüllen diese nun wirklich nicht. ( Klar die sind gut gemacht und Abendfüllend , keine Frage - aber so wirklichen Diskussions Stoff bieten Sie mir meist doch nicht)

..................................

Kann es also sein das durch die Menge an Zuschauern das Medium Film eben doch an dem Gedanken der wirklichen "Kunst" vorbei zieht?
Also zumindestens was neuere Produktionen angeht ?
( Man nehme zB. Hancock, der für mich dieses Jahr wohl der schlechteste Film war !!!) - ( Oder Sex in the City - wie kann es sein das so ein Film über 400 Millionen Dollar eingespielt hat?!?)

.....................................

Ihr seht , troz meines noch recht jungen Alters ( 30) kann ich mich da nur schlecht mitreissen lassen und danke euch für all eure ernst zu nehmenden Äusserungen und Ideen.

MfG
B.DeKid

Ps. Zu Jurrasic Park - also der erste Teil ist meiner Meihnungen ein Klassiker - Die Idee die Umsetzung die CGI FX - einfach gut.
Klar wurde hier auch vom Studio diktiert und alles schön rausgeputzt - aber der Film als sollche brachte mir mehr Dino Feeling rüber als die 8 mm Aufnahmen von Vater im Dino Park als ich 4 Jahre alt war ;-)
Und Ich denke das es weit aus schlechtere Werke von Spielberg gibt als JP.

PS2: Mit dem Einwurf des "Hitchcock drehte schon in 3D , wollte Ich verdeutlichen das Film sich nicht wirklich neu erfindet , mit sollchen Strategien. Mit deiner Äusserung bzgl. Kubrick und Chaplin , hast Du das aber genau so auch richtig ausgedrückt, Axel - Danke nochmals.



shipoffools
Beiträge: 469

Re: Filmlook oder nicht - was macht den Film zu dem was wir erwarten?

Beitrag von shipoffools »

B.DeKid hat geschrieben: Ps. Zu Jurrasic Park - also der erste Teil ist meiner Meihnungen ein Klassiker - Die Idee die Umsetzung die CGI FX - einfach gut.
Klar wurde hier auch vom Studio diktiert und alles schön rausgeputzt - aber der Film als sollche brachte mir mehr Dino Feeling rüber als die 8 mm Aufnahmen von Vater im Dino Park als ich 4 Jahre alt war ;-)
Und Ich denke das es weit aus schlechtere Werke von Spielberg gibt als JP.
Dass der Film technisch einwandfrei umgesetzt wurde, steht außer Frage. Allein die Computer animierten Dinos waren damals von ihrer Realitätsnähe her eine echte Sensation und können sich auch heute noch sehen lassen.
Aber schon aus der Idee, aus versteinerten Dinoknochen oder Dinoeiern Genmaterial zu "extrahieren" um daraus lebende "Urechsen" zu züchten, hätte man deutlich mehr rausholen können (nein, müssen!) als diese läppische Story in JP, die nur auf Kinder und Jugendliche zugeschnitten ist, die den Film ja dann auch gut fanden. Wenn man damals aber schon älter als 15 war, war man auch von der Umsetztung des Themas maßlos enttäuscht.
Aber Spielberg & Co. wollten logischerweise eben nur Kasse damit machen, und das ist ihnen wohl auch gelungen.
Dennoch, eine geniele Idee, wie man sie nicht schlimmer hätte vergeuten können.

...und Klassiker sind für mich Filme wie:
"Der große Diktator", "Citizen Cane", "Lawrence von Arabien", "Ben Hur", "Die Vögel", "Der unsichtbare Dritte", "Der Clou", "Blow Up" etc.
...das ist eben Geschmackssache. ;o)

Gruß
shipoffools



B.DeKid
Beiträge: 12585

Re: Filmlook oder nicht - was macht den Film zu dem was wir erwarten?

Beitrag von B.DeKid »

Ja Ich geb Dir recht - Klassiker ist vielleicht falsch aus gedrückt .... man könnte es ja wie bei Autos handeln ....also quasi ab Alter 30 So Oldtimer / Klassiker halt ..... dann ist JP eben noch nich dabei;-)

Zu der Geschichte - na ja ....P.M. (Magazin) Schrieb mal einen Bericht zum Thema " Gab es Menschen vor den Menschen" und na ja quasi so die Frage / Thematik ob es nicht schon vor der Eiszeit Menschen gab (gefundene Fuss spuren+ den zertretenen Käfer und Werkzeuge , blabla) unter dem Gesichtspunkt betrachtet fand Ich JP eben gut für die Masse zusammen gestellt und realistisch nah gebracht . Auch auf den Bezug der Gen Forschungen echt passend.


Ich muss aber zugeben das Spielberg - auch wenn er begnadet sein mag - nicht wirklich mein Favort ist und Ich viel Sachen von Ihm nicht mag, weil sie zu sehr "Hollywood" sind- oder weil ich vielleicht seine persönliche Ausstrahlung eben nicht mag ( Also das was von man Ihm sieht , wie er sich gibt etc.)

Bestreiten kann man aber nicht das Er , Spielberg bestimmt mit seinen Werken - unser Sehen geprägt hat.
Ob dies nun zum Guten war , vermag Ich nur bedingt zu urteilen.
Seine Filme haben aber wohl alle Special FX Leute zu heftigeren Leistungen angesporrnt. Was Ich begrüsse.

Auch wenn nicht so erfolgreich wie Spielberg , aber in meinen Augen besser / Schwieriger ist da O. Stone.
Er erzählt mir " Bilder" anders, seine Arbeiten sind anspruchs voller.

Beides "moderne " Filmemacher aber irgendwie 2 verschiedene Welten.

Und deshalb meine Ausgangsfrage: Wer erfand den Filmlook?

Ich bin überzeugt das dieser Ausdruck oder was damit gemeint ist noch nicht so alt sein kann.
Man kann Filme ja nach einem Schema der gestaltung , technischen Seite und Geschichte etc beurteilen. Aber bestimmt sind Leute die nur den 35 mm Look suchen , nicht umbedingt wirklich die Leute die sich Abends 50+ Jahre alte Filme ankucken um dem Geheimniss / der "Kunstform" Film näher zu kommen.

Das Wir Hier eventuell keine wirkliches Ergebniss finden werden , ist mir klar. Doch möchte Ich halt die Möglichkeiten nutzen hier eben mal über sollche Sachen zu reden.

( Nur Kaufberatungen und Wie ist mein UrlaubsVideo threads sind doch nicht wirklich das warum wir uns hier aufhalten oder ?-)

MfG
B.DeKid



Axel
Beiträge: 16299

Re: Filmlook oder nicht - was macht den Film zu dem was wir erwarten?

Beitrag von Axel »

Dass Spielberg und Lucas den Blockbuster erfunden haben, ist unbestreitbar. Spielberg hat eine besondere Art, Emotionen mit Kamera und Schnitt zu verstärken: Die Kamera fährt auf den Schauspieler zu oder von ihm weg, während dieser Staunen (E.T., JP) oder Panik (Sugarland Express, Farbe Lila) zeigt. Das ist oft kopiert worden. Auch spielen die meisten Spielberg-Filme eher in Disneyland als in der realen Welt, und je künstlicher der ganze Ansatz, umso mehr würde man an Filmlook denken.

Und es ist wie bei Cover-Versionen von alten Popsongs, die die Kids "genial" finden, obwohl es eben technisch aufgepeppter Recyclingschrott ist: Tarantino covert Klassiker, in KillBill vor allem Sergio Leone, und es wird mir immer ein Rätsel bleiben, warum die Leute über die Orginale heute die Nase rümpfen.
duvancam hat geschrieben:ch ärger mich selber manchmal drüber, dass ich stundenlang über irgendwelchen filmchen sitze und versuche, sie besser aussehen zu lassen, nur um dann festzustellen, dass das eh keine sau interessiert, wenn der inhalt nicht passt hehe
Das geht mir auch so. Es liegt daran, dass wir zuviele Filme gesehen haben, dass wir gelangweilte Zapper geworden sind, die keine Geduld mehr haben. Ich meine das jetzt nicht herabsetzend. Das ist einfach so.

Wir suchen darum nach einem "Wow"-Effekt, der den Zuschauer bei der Stange hält. Wieder eine Kubrick-Weisheit: Die erste Minute sollte das Interessanteste sein, was man seit langem zu sehen bekommen hat. (EDIT: Wie häufig bei Kubricks Sentenzen sind sie beim ersten Hinsehen Binsenweisheiten, in Wirklichkeit sprach der Mann so, wie er filmte. Alles war erst hundertmal bedacht, bevor es geäußert wurde. Bezieht sich also "das Interessanteste" auf den visuellen Effekt oder ist der interessanteste Inhalt gemeint? Wahrscheinlich beides, wenn man an seine Intros denkt. Ein anderer Spruch lässt sich auf den Filmlook beziehen. Auf die Frage, wie er seinen Stil bestimme, antwortete er, zuerst käme das Was, das Wie ergäbe sich daraus automatisch. In späteren, wortkargeren Interviews ist das dann krass verkürzt zu I never shoot anything I don´t want.)

Das kriegen manche noch hin (während andere ihre Kurzfilme wichtigtuerisch mit viel Slug, Getitel und bedeutungsschwangerem Gewumme starten, das sind für mich skip-it Filme).

Die Leute können heute komplexere Zusammenhänge schneller erfassen, es reichen Andeutungen, die in Bruchteilen von Sekunden eingestreut werden. Das ist m.E. die Chance für eine bessere Erzählform: Die Filme können tiefer werden, mehr Widersprüche innerhalb kürzester Zeit miteinander verweben, die Stärke eines guten Intros braucht nicht zu verebben. Also weg von der Tastatur und losgelegt.
Na und? Im Fernsehen wird ja auch alles wiederholt ...
Zuletzt geändert von Axel am Fr 17 Okt, 2008 10:10, insgesamt 1-mal geändert.



domain
Beiträge: 11062

Re: Filmlook oder nicht - was macht den Film zu dem was wir erwarten?

Beitrag von domain »

Wie sehr ein vermeintliches Stilelement (innerhalb eines gewissen Looks) zu Diskussionen führen kann belegt z.B. folgender Text (Wikipedia):

"2007 stellte eine Gruppe ehemalige Fassbinder-Mitarbeiter aus seiner frühen "Clan"-Periode drei Monate nach der deutschen Uraufführung des restaurierten Films Berlin Alexanderplatz, die Arbeit von Juliane Lorenz und der RWFF in Frage. Hauptvorwurf war, dass Lorenz den Film bei der digitalen Abtastung aufgehellt habe. Nach einer langen und intensiven Diskussion in der deutschen Presse, und vor allem nach einer Stellungnahme des künstlerischen Leiters der Restaurierung, des Originalkameramanns Xaver Schwarzenberger sowie des Kameramanns Michael Ballhaus, wurden die Anklagen entkräftet."

Im übrigen bin ich der Meinung, dass R.W. Fassbinder im Laufe der Jahre eine eigene sehr charakteristische Filmsprache entwickelt hat, die auch beim zufälligen Hineinzappen in einen seiner Filme sofort erkennbar wird.
Gilt eingeschränkt eigentlich auch für Almodovar-Filme, um mal beim europäischen Film zu bleiben.



B.DeKid
Beiträge: 12585

Re: Filmlook oder nicht - was macht den Film zu dem was wir erwarten?

Beitrag von B.DeKid »

Axel hat geschrieben:......Also weg von der Tastatur und losgelegt.
;-)



DWUA
Beiträge: 2126

Re: Filmlook oder nicht - was macht den Film zu dem was wir erwarten?

Beitrag von DWUA »

Gude B.DeKid !

Eine kleine Anmerkung zu einer gigantischen Fragestellung.

Filmlook, die erste:
Der Begriff "Filmlook" erinnert an den Begriff "Fußballsport" und
ist ähnlich indifferent in einer Aussage wie "das gute Buch",
"große Malerei/Musik".

Filmlook, die zweite:
Bevor wir uns im Universum der Zeitepochen verlieren, im Cosmos
oder Chaos von Stil-/Technik-/Ökonomiegeschichte verirren,
bleibt unsere ZEITMASCHINE z.B. mal im Jahr 1969 stehen.
Ort:
Westeuropa, genauer I/D/F
Eine Lupe zeigt uns Fellini und Fassbinder.

Platsch!
Jetzt haben wir den Salat.

1969 hat Fassbinder (von "Liebe ist kälter als der Tod"
bis "Warum läuft Herr R. Amok") 4 Filme gemacht.
1969 hat Fellini "Satyricon" gedreht.

Unterschiedlicher kann Regiearbeit wohl kaum sein.
Dazwischen tummeln sich die Truffauts, Bergmanns, Pasolinis
und wie sie alle heißen jenseits des Hollywood-Spektakels.
(Das zu jener Zeit geradezu missachtet wurde.)

Nur ein kurzer Ausstieg aus der Zeitmaschine zeigt, dass es
sinnvoll ist, Filmgeschichte anhand der Werkgeschichte
jener Menschen festzumachen, die dafür verantwortlich sind:
An Regisseuren und deren Lebenswerken.
Truffaut & co z.B. für die "Nouvelle Vogue".

Filmlook, die dritte:
Falls es wirklich um Fragen der Sehgewohnheiten ginge und um
deren Prägung, müsste man im frühen Kindesalter anfangen.
Unter entwicklungspsychologischem Aspekt beginnt diese auf
der Elterncouch mit dem Werbefernsehen und setzt sich in den
unterschiedlichsten Peergroups mit härteren Sachen fort.
Aspekt: Bequemste, billigste Verfügbarkeit über virtuelle Babysitter.

Filmlook, die vierte:
Wenn man in die ZEITMASCHINE wieder einsteigt, hat man zumindest
den Eindruck gewonnen, dass ein einziger wichtiger Paradigmenwechsel
längst stattgefunden hat:
--- Der Realität so nahe wie möglich kommen zu können.
--- Die Realität so weit wie möglich übertreffen zu können.

Filmlook, die fünfte:
"Blockbuster" nicht wikipediamäßig als "Straßenfeger" mit
Der Weiße Hai beginnend definieren, sondern
"als Muster geprägt" bereits mit "The Birth Of Nation" (1915)!
Auf Industrialisierungsmechanismen von Büchern und Filmen,
Kopfkissen und Zahnbürsten à la Harry Potter lassen
wir uns schon gar nicht erst ein.

;)



B.DeKid
Beiträge: 12585

Re: Filmlook oder nicht - was macht den Film zu dem was wir erwarten?

Beitrag von B.DeKid »

Cool Danke DWUA

Ich glaub dann sollte Ich mal nach deren Filmen schauen und sie kaufen

also Fassbinder Fellini etc. - die Du da eben so aufgezählt hast.
Scheint wohl nicht zu schaden sich mal mit dieser Materie auseinander zu setzen.

Für sollche anregenden Tips bin ich immer dankbar!

MfG
B.DeKid

PS. In der Kinderzeit durfte Ich pro Woche mir nur 2 Std Film aus der TV Zeitschrift aussuchen, und meist waren das dann so Disney Sonntag Nachmittag Filme. Und für ein Micky Maus Hefte musste Ich 3 Wochen Rasen mähen oder im Garten helfen. Wodurch Ich erst (viele Jahre) später in den Genuss kam , mir so Sachen wie Musik, Filme oder Comics (Figuren) selbst zu leisten.
Ansonsten hatte Ich ja schon mit 8 Jahren einen Bücherrei Ausweis geschenckt bekommen. ( Wo Ich dann immer zB Hal Foster s Eisenherz gelesen habe , bevor Ich dann mit "normalen" Büchern nach Hause ging" ;-) So war das eben bei uns Zuhause - dafür hatte Ich halt Wald vor der Tür und habe ein eher Huckleberry Finn geprägte Kindheit mit Wauwau und viel Fischen gelebt. ;-) Aber ne Minolta srT100x und ne Agfa 8mm Cam hatte Ich schon sehr früh - für deren Entwicklungen Ich auch mal 5 Mark geschenkt bekamm;-)



domain
Beiträge: 11062

Re: Filmlook oder nicht - was macht den Film zu dem was wir erwarten?

Beitrag von domain »

Mir scheint gar B.DeKid, dass du div. Analysen und Erkenntnisse für dich selbst anzuwenden gedenkst.
Sehr löblich, aber dann sieh dir bitte heute Abend um 22.30h Reich Ranicki im ZDF an, nach Luis Trenker einer der größten noch lebenden Erzähler des deutschen Sprachraumes.
Demnach wäre vielleicht die Verfilmung kleiner Kammerstücke von Shakespeare oder Berthold Brecht angesagt, wir müssen die Qualität unbedingt steigern ......



Axel
Beiträge: 16299

Re: Filmlook oder nicht - was macht den Film zu dem was wir erwarten?

Beitrag von Axel »

domain hat geschrieben:Mir scheint gar B.DeKid, dass du div. Analysen und Erkenntnisse für dich selbst anzuwenden gedenkst.
Sehr löblich, aber dann sieh dir bitte heute Abend um 22.30h Reich Ranicki im ZDF an, nach Luis Trenker einer der größten noch lebenden Erzähler des deutschen Sprachraumes.
Demnach wäre vielleicht die Verfilmung kleiner Kammerstücke von Shakespeare oder Berthold Brecht angesagt, wir müssen die Qualität unbedingt steigern ......
B.DeKid ist mit richtiger Identität der Programmchef von Sat1, und nach dieser Umfrage ist in der Tat die Verfilmung von Hamlet im zeitgenössischen Gewand in Planung. Am Drehbuch sitzt das bewährte Team von Anna und die Liebe. Die Dreigroschenoper wird voraussichtlich an Weihnachten ausgestrahlt. Unter anderem singt Mark Medlock, der neue Score ist von Dieter Bohlen.

jogol hat Recht mit seinem Vergleich des Filmlooks mit den Hendrix-Kopierern. Fassbinder und Fellini dürfen nur insofern Vorbilder sein, als sie originell waren. So, wie die Beatles originell waren, und die ungefähr eine Million Kopien es nicht sind.

Musiker haben heute eine derart ausgefeilte Studiotechnik zur Verfügung, dass sie eigentlich selbst gar nicht mehr singen können müssen. Technisch gesehen singen sie vielleicht trotzdem gut. Vielleicht besser als eine aufstrebende Hinterhofband vor 30, 40 Jahren. Aber sie haben nichts Originelles, keine persönliche Verbindung zu dem Müll, den sie produzieren. Im Vergleich zu ihnen muss Scooter als originell gelten.

Fotografen sollten sich mit Licht auskennen. Wenn sie heute etwa für die Werbung arbeiten, reicht das nicht mehr. Ein mir bekannter Fotograf schoss Hintergründe für Autowerbung, eine teure, aufwändige Sache. Das war es mal. Sein Archiv wird noch immer abgefragt, aber die Kosten für neue Aufnahmen lassen sich nicht mehr rechtfertigen. Einen Look kreiert man heute eher in PS. Das gilt auch für Film. Man sehe sich Lutz Diekmanns Dacia-Spot in seinem Tutorial an, und man darf sich keiner Illusion hingeben, dass mit höherem Budget weniger geschummelt wird. Schummeln? Das sind die Werkzeuge des Metiers.

Die Filme von Fassbinder und Fellini sind voller Fehler. Man muss sie nicht alle lieben. Heutige Hollywoodfilme sind technisch gesehen viel besser (s.o.). Sie werden von Unterhaltungsprofis hergestellt, die sich mit dem Filmlook ja sowas von auskennen.

Filmlook ist die Nachahmung von etwas Nachgeahmtem. Man könnte sagen die Patina-Veredelung eines IKEA-Möbelstücks.
Na und? Im Fernsehen wird ja auch alles wiederholt ...



jogol
Beiträge: 779

Re: Filmlook oder nicht - was macht den Film zu dem was wir erwarten?

Beitrag von jogol »

Hallo
Einige Beispiele die ich für stilbildende Meilensteine in der Filmgeschichte halte:
"Nosferatu" von Friedrich Wilhelm Murnau.Mutter,Vater,Tante,Onkel aller Horrorfilme.

"Metropolis" von Fritz Lang
Eine kleine Demutslektion für alle digitalen Trickser,unglaubliche Sets,Kamerapositionen,
Miniaturen;Mattes und Kopierwerkkunst.

"Modern Times" und viele andere Filme von Charles Chaplin wegen der Genialität komplexe Geschichten ohne Dialoge so zu erzählen,daß sie heute noch genauso funktionieren wie vor 80 Jahren. Der Mann war eine one man band. Story,Regie,Kamera,Schnitt,Musik und Hauptdarsteller.

"Panzerkreuzer Potemkin" "Streik" "Alexander Newski" von Sergej Eisenstein
Revolutionäre Kamera und Montage.

"Im Westen nichts neues" von Lewis Milestone
Der Film ist von 1930 also zwischen den Kriegen entstanden und zeigt den Krieg als das was er ist. Ein Schlachthaus. 1929 der große Börsencrash, wirtschaftliche Depression, Remilitarisierung der Gesellschaft. Das war bestimmt keine gute Zeit so einen Film zu machen aber offensichtlich gab es Künstler die sich trauten das Maul aufzumachen. In dem Zusammenhang sei auch noch auf " Johnny zog in den Krieg"
von Dalton Trumbo hingewiesen.(1970) Ist aber harter Tobak.

"Der dünne Mann" als nur ein Beispiel für die vielen gute Screwballkomödien der 30/40
Jahre. Dialgowitz und absolut perfektes Timing.

"Der Andalusische Hund" von Luis Bunuel
Der Einzug des Films in die surrealistische Kunst .Bunuel war ein Weggefährte von Andre Breton und Dali.Diese Handschrift ist auch in seinen späteren Werken wie z.B
"der diskrete Charme der Bourgeoisie" und" das Gespenst der Freiheit "zu finden.

"Die Jagd" von Carlos Saura sowie" Anna und die Wölfe" und "Züchte Raben"
In seinen Filmen schaffte er es ,die nicht in Worte zu fassende Atmosphäre der Zeit des Francofaschismus in Bilder zu fassen.

"Fahrraddiebe" und "Das Wunder von Mailand" von Vittorio de Sica.
Echte humanistische Kleinode.

"Die 120 Tage von Sodom" von Pier Paolo Pasolini.
Um zu sehen wie radikal man sein kann.

"Weekend" "Außer Atem" " Die Verachtung" "Alphaville" von Jean Luc Godard
Eine der längsten Kamerafahrten der Filmgeschichte in Weekend.Einer der radikalsten Vertreter der nouvelle Vague. Und ein cooler Typ.Ein paar Zitate von ihm:" Um einen Film zu machen, brauchst du ein Mädchen und eine Waffe."
"Photographie ist die Wirklichkeit. Film ist die Wirklichkeit 24mal pro Sekunde".

"Playtime" sowie eigentlich alle Filme von Tati.
Einfach genial

"Fahrstuhl zum Schaffot" von Louis Malle
Filmästhetik und die Musik von Miles Davis.(mit Band vor der Leinwand live eingespielt).

"Im Zeichen des Bösen" von Orson Welles.
Ein dunkler Film mit einer Wahnsinnskamerafahrt am Anfang.
"Citizen Kane"
Die DoF Geschichte mal andersrum. Für den Film wurde eigens eine Optik entwickelt
um möglichst große Schärfentiefe zu erzeugen.

"French Connection" von William Friedkin
Hat man die Autoverfolgungsjagd gesehen, hat man alle gesehen.

"Short cuts" von Robert Altman.
Die Kunst anscheinend voneinander unabhängige Geschichten zu einer zu verweben.

Das alles ist natürlich subjektiv und hat keinen Anspruch auf Vollständigkeit.
Was mir beim zusammensuchen aufgefallen ist daß die halbe Riege der erfolgreichen Hollywoodregisseure Exilanten aus Nazideutschland waren. So haben die Nazis nicht
nur die halbe Welt in Schutt und Asche gelegt sondern auch die Kultur und die Kunst
in Deutschland.Wo wären wir wenn ?

Der Schlaf der Vernunft gebiert Ungeheuer.


Gruß J.



B.DeKid
Beiträge: 12585

Re: Filmlook oder nicht - was macht den Film zu dem was wir erwarten?

Beitrag von B.DeKid »

Guten Abend Freunde der Nacht
domain hat geschrieben:Mir scheint gar B.DeKid, dass du div. Analysen und Erkenntnisse für dich selbst anzuwenden gedenkst.
Ja so ist es - und Ich freue mich schon darauf euch auch irgendwann mal mein erstes eigenes Projekt vorzuführen - und hoffe das Ich durch die vielen verschiedenen Tips , Anregungen (im generellen betrachtet) - auch euren (meinen) Erwartungen annähernd gerecht werde.
domain hat geschrieben: ...... sieh dir bitte heute Abend um 22.30h Reich Ranicki im ZDF an,


Hab Ich getan. Und es bestätigte mal wieder meine Sicht der Dinge - das heutige TV Programm ist einfach nur schlecht. ( Ich musste sogar ZDF in den Reciever programmieren - da selbst dieser Sender dort nicht gespeichert war.)
domain hat geschrieben: , wir müssen die Qualität unbedingt steigern ......
Oh ja - da geb Ich Dir mal mehr als Recht. Besonders was die "Sehgewohnheiten anbelangt.

.......................................
Axel hat geschrieben: B.DeKid ist mit richtiger Identität der Programmchef von Sat1
Lool - ach Axel erzähl das doch nicht immer allen ;-)
Nur weil du hinter meiner Hecke lauertest als Ich mal wieder ums Feuer sprang.

.......................................

@ jogol

ToP - vielen Dank für die Mühe. Einige Filme kenn Ich zwar - aber viele der anderen genannten Werke sagen mir nichts. Dies muss Ich wohl dann mal ändern.

........................................

Ja Ich kann Axel da zustimmen bzgl. Qualitäten des heutigen Films - die ganzen Filme die wir so im Kino sehen sind von Ihrer Mach-Art, doch schon sehr gut. Hier wird natürlich genaustens auf Fehler oder sonstige Punkte geachtet.

Auch wird durch heutige CGI FX gut "gezaubert" - aber doch ist die Art der Unterhaltung mit FastFood zu vergleichen.

Wenige haben das Geld oder den Mut sich oder Ihre Werke so zu präsentieren, das man wirklich was neues zu sehen bekommt.

Ich meine das es aber auch nicht leicht ist dem Mainstream einen Film zu bieten wie zB Memento.
Redet man dann nicht schon von ArtHouse Movies?
Wer der denn da nach oben möchte, darf sich denn der Masse entziehen?

Mal als Beispiel "SAW" - da kommt jemand , und zeigt an Hand von wenig Kulisse und unbekannten Schauspielern , das ein Film erfolgreich ist (sein kann) - wenn man nur etwas zeigt , worüber sich keiner traut zu reden.
Brutalität und möglichst schockende Images verhelfen den heutigen abgestumpften Zuschauer aus der Reserve zu locken.
Irgendwie kann Ich das auch nachvollziehen.
Das man dann aber so auf den Erfolgen rumreiten muss und am besten direkt einen Teil 25 plant bevor die ersten 2 Teile gelaufen sind, damit kann Ich mich nicht identifizieren.

Aber auch nun zu sagen - ja damals hatte alles mehr Niveau und war sowieso besser, dem kann ich auch nicht zustimmen.

Ich finde es gut, das Film heute eigentlich alle Freiheiten mit sich bringt die sich so mancher "alte Hase" damals gewünscht hätte.
Auf der andern Seite bringt es aber auch eine große Last für jeden mit sich, der etwas neues erschaffen möchte.

......................................

Schlussendlich tragen Wir alle ja dazu bei, das wir das vorgesetzt bekommen, was sich verkaufen lässt.
Brav sagen wir zu allem Ja und Armen - obwohl insgeheim wir uns darüber im klaren sind - das wir mehr oder etwas anderes sehen wollen.

Mir würden nun einige Beispiele einfallen bzgl. zB Deutschem Fernsehen Programm .... aber Ich denke unser Thomas G. hat das gestern Abend schon richtig formuliert.
Sinnbildlich sagte er ja ....
„Qualität bringt keine Quoten. Ohne Quoten keine Werbeverträge. Ohne Werbung kein Geld. Ohne Geld kein TV / Film.“

...........................................

Und bevor Ich hier nun zu sehr OT gehe, würde Ich mich freuen auch von einigen jungen Fähigen Foren Nutzern mal zB. zu hören was Sie sich den wünschen, vorstellen.
Auch wenn hier Namen und Filme genannt werden, die Sie zu Hause nicht besitzen oder je "beachtet" haben.
Finde Ich - das doch einzig und allein der Austausch aller Generationen zu dem gewünschten Ziel führen kann / wird.
Und zwar -
DAS WIR DIE ZUKUNFT DES FILMS SELBER GESTALTEN.

**Egal ob als Kreativer oder als Konsument.

Alla wünsche allen einen schönes Wochenende .

MfG
B.DeKid



DWUA
Beiträge: 2126

Re: Filmlook oder nicht - was macht den Film zu dem was wir erwarten?

Beitrag von DWUA »

@ jogol

Eine "persönlich" sehr sympathische Zusammenstellung.
Wir fügen bei Orson Welles noch die grandiose Kafka-Verfilmung
"Der Prozeß" hinzu (vermutlich verschollen); und Wickis "Die Brücke"
sollte auch nicht unter derselben dahinvegetieren.
Vollständigkeit in diesem Sinne gibt es nicht, - es sei denn, ein jeder
hat seine eigene.

@ domain

Ja, es gab sie tatsächlich:
"Fernsehinszenierungen" von z.B. "Der Biberpelz" (1928-1962 vier Verfilmungen), "Die Weber" von Gerhart Hauptmann
oder Brecht-Stücke "Mutter Courage und ihre Kinder",
"Die Dreigroschenoper" (1930-2004 fünf Verfilmungen).
Neben den "Hesselbachs" und dem "Ohnsorg-Theater.

So etwas Unerhörtes konnte sich DER Sender, sprich: der Intendant
mit seinem Programmdirektor bis zum 1. April 1963 durchaus leisten.

Zu einer Zeit, als die Röhre allmählich größer wurde als der
Holzrahmen um sie herum.
Zu einer Zeit, in der s/w, 4:3, mono, für den ersten "TV-Blockbuster"
(1962) sorgte: "Das Halstuch" von Francis Durbridge.
90 % Einschaltquote.
Zu einer Zeit, als "digital" in Reinkultur stattfand, galt
1 oder 0.
AN oder AUS.

(Na? Der ein oder andere von euch wohl sein Kreuzchen im
Vorlesungsverzeichnis unter 'TV-Video-Filmgeschichte' übersehen?)

Heutzutage im "Kerner"-Zeitalter haben wenigstens
Ranicki und Gottschalk eine Angst gemeinsam:

Der erste fürchtet die Fernbedienung, weil dieses Höllengerät
den weiteren Einstieg in dutzende von Pfuipfuhlen eröffnet
(Originalton R.-R. "Scheithe")...
Der andere fürchtet die Fernbedienung, weil man ihn
wegdrücken könnte.

@ Axel

Mit deiner Signatur hast du recht getan.
Aber Ausnahmen bestätigen die Regel auch hier:
Wenn Fernsehunterhaltung zum Frohsinn geplant, endlich
mal richtig lustig wird:




@ B.DeKid

Hoffentlich bist du nicht sauer, wenn wir zur Entfernung von deiner
Ausgangsfrage noch ein paar Zentimeter beigetragen haben.

;))



veejay
Beiträge: 80

Re: Filmlook oder nicht - was macht den Film zu dem was wir erwarten?

Beitrag von veejay »

Hi,

das ist der beste Thread, den ich bislang in diesem Forum gelesen habe.
Sagenhaft. Weg von dem ganzen, wenn auch oft notwendigem, technischen Kleinkram.
Hier scheint momentan eine sehr positive Zusammenballung von Filmwissenschaftlern stattzufinden.
Ich habe nicht jede Antwort Satz für Satz durchgelesen, aber ein klitzekleinwenig scheint mir das Wechselspiel zwischen Spielfilm und Doku beim Look der letzten Jahrzehnte unterbewertet zu sein.
Damit meine ich nicht Dogma, dass ich persönlich nicht so mag, sondern Privat Ryan etc.
Soweit ersteinmal.
veejay



Axel
Beiträge: 16299

Re: Filmlook oder nicht - was macht den Film zu dem was wir erwarten?

Beitrag von Axel »

DWUA hat geschrieben: @ Axel

Mit deiner Signatur hast du recht getan.
Aber Ausnahmen bestätigen die Regel auch hier:
Wenn Fernsehunterhaltung zum Frohsinn geplant, endlich
mal richtig lustig wird:

Ein besonderes "Fegefeuer der Eitelkeiten" sind bei diesem Premium Comedy Clip die Gesichter der Stars im Publikum, die wie zu einem Casting für ein Gemälde von Bosch

ihre gestylten Visagen bei den Anwürfen des Alten entgleisen lassen, sodass alle Niedertracht und Verlogenheit für einen Augenblick hervorscheint.

Das erinnert mich an eine Technik von Fellini, der als ehemaliger Comiczeichner gerne Nebenrollen, aber nicht nur die, mit "Typen" besetzte und zu diesem Zweck ein großes Fotoarchiv führte. Die Gesichter daraus inspirierten ihn. Es gibt/gab ein schönes Fotobuch darüber: "Fellinis Faces". Kann man die Menschen eigentlich lieben, obwohl sie so gierig, eitel, obszön, wütend, verwirrt und unaufrichtig sind? Nein, man kann sie nur lieben, weil sie es sind. Fellini war ein Menschenfreund, und die Menschen liebten ihn für sein Menschen- und Weltbild.

Ich weiß, Off-Topic, aber der Thread lädt zu Abschweifungen ein.

EDIT: Das fehlt vielen Filmen, ein "Herz".Hier eine Szene aus Fellinis Roma (unbedingt ansehen, es wird keiner bereuen). Wie wird in vielen modernen Filmen die katholische Kirche dargestellt? Jedenfalls sehr oberflächlich.
Diese Satire-Szene steht in dem Film in einem Zusammenhang, der von Fellinis persönlicher Sicht geprägt ist. Weil der Film zu guter Letzt von Liebe (wie alle Fellinis) handelt, ist diese monströse Show so kraftvoll.

Im deutschen Fernsehen gibt es viel Friede, Freude, Eierkuchen und als Kontrastprogramm eine bösartige Häme (Raab und Konsorten), und beides ist leider einfach nur hohl.
Na und? Im Fernsehen wird ja auch alles wiederholt ...
Zuletzt geändert von Axel am Di 09 Mär, 2010 16:58, insgesamt 1-mal geändert.



jogol
Beiträge: 779

Re: Filmlook oder nicht - was macht den Film zu dem was wir erwarten?

Beitrag von jogol »

Guten Tag

Samstag 18Okt.
ARD 20:15 Das Musikhotel am Wolfgangsee
ARD 22:25 12 Monkeys

Himmel und Hölle!

Hier mal schauen http://www.heimat123.de/

einen faulen Sonntag J.



B.DeKid
Beiträge: 12585

Re: Filmlook oder nicht - was macht den Film zu dem was wir erwarten?

Beitrag von B.DeKid »

Hi allen,

gleich mal was anmerken -
Es wurden folgende Sachen geschrieben ...
DWUA hat geschrieben: @ B.DeKid

Hoffentlich bist du nicht sauer, wenn wir zur Entfernung von deiner
Ausgangsfrage noch ein paar Zentimeter beigetragen haben.

;))
... und ...
Axel hat geschrieben: Ich weiß, Off-Topic, aber der Thread lädt zu Abschweifungen ein.
.... beantwortet wird es eigentlich dann schon von .....
veejay hat geschrieben: ...
das ist der beste Thread, den ich bislang in diesem Forum gelesen habe.
Sagenhaft. ... eine sehr positive Zusammenballung ...
..........

Klar hatte Ich erst überlegt den Thread im OffTopic zu starten, wo er aber untergegangen wäre.
Mir selbst war bewusst das es keine wirklichen Antworten zu dem Thema gibt, aber doch jeder so seine Vorstellungen zu einem "Filmlook" hat.

Aber so hat jeder die Möglichkeit zu formulieren was es den ist , was Ihn zu dem Thema einfällt.
Hier werden gleichzeitig Film; Literatur; Kunst & Technik(en) genannt, von denen jeder "Filmbegeisterte" etwas hat.

Ich finde dann darf auch das Thema weiter ausgelegt werden.

Ich danke deswegen auch allen Beteiligten und Lesern. Es zeigt uns klar das "Laufende Bilder" nicht gleich für jeden den gleichen Reiz darstellen.
Aber alle doch etwas erwarten.
Schlussendlich macht dies das Thema "Filmlook" auch mal zu einem spannenden Thema.

.........................................................................................................

@ veejay

Definiere mal deine Anmerkung
..... scheint mir das Wechselspiel zwischen Spielfilm und Doku beim Look der letzten Jahrzehnte unterbewertet zu sein
?Meinst Du damit das Verhalten das neue Filme nutzen um nun durch den "Look" - "Mitten Drin und Dabei" - Spannung aufzubauen?

Weil beide von Dir genannten Filme haben ja teils diesen "Look" verwendet, obwohl damals Soldat P. Rayn in Verbindung mit Top Dolby Digital Sound im Kino gesehen , in den ersten Minuten ja "faszinierte".

Aber doch irgendwie nur die ersten Minuten halt ;-)

Ich finde Du sprichst hier aber ein wirklich interessantes Thema an.

Den dieser "SteadyCamDokuStyle" taucht ja zB auch in O. Stone s " Any given Sunday / An jedem verdammten Sonntag" auf .
(Klar in "Natural Born Killers" wird dieser "Doku Fe tisch" fast schon im Perfektum gezeigt, aber Ich finde NBK stellt für sich schon eine Art Kunstform dar - Nämlich eine mit welcher man nicht offensichtlicher und bewusster auf provokante Art und Weise den heutigen "Konsument" schockieren könne.)

.............

Bzgl. der Empfehlung von jogol zu "12Monkeys" kann Ich nur sagen...

WER DENN NOCH NICHT GESEHEN HAT, IST ES SELBER SCHULD !!!

Ich nenne so Filme "Mind Tiwisting Movies" ;-)
Gekonnt wird dem Zuschauer am Schluss eines solchen Films immer wieder der Kopf verdreht. Man muss quasi erneut den Film sehen um direkt in einem andern Blickwinkel die Story und die Charakteren zu betrachten. ( Unter anderem fallen mir da noch Fight Club und Layer Cake + noch einige andere Menge Filme gerade ein - die diese Erzählform nutzen.)

Leider sind dies aber bis auf ein paar Ausnahmen nie "erfolgreiche" Filme.

Dies bzw Wir sollten uns mal vor Augen führen warum eigentlich "Otto Normal Bürger " sich nicht von solchen Werken angesprochen fühlt.

Ist es die Konsum Gewohnheit, fehlt hier das Verständnis oder ist es die Angst sich einzugestehen - das man falsch lag mit seinen Ansichten?

....................................

Ich finde Filme die bewusst den Zuschauer verleiten über das gesehene nach zu denken - GUT.

Es muss dem Betrachter klar "wach rütteln" .... dazu kann man aber auch eine Doku alá

- Fahrenheit 9/11 / Bowling for Columbine / Super Size Me
einen Film wie
- Thank you for Smoking

oder mein Favorit dieses Jahr **mal zur Abwechslung ein Foto Bild Band **
BEWAFFNETES AMERIKA von Kyle Cassidy

... nutzen.

So was möchte Ich persönlich sehen, unterstützen und fördern.

MfG
B.DeKid

PS. Axel - zu der Katholischen Catwalk Show ;-) .... da sag Ich nun erst mal nichts ;-) Ich glaube das wir mit der Art der Kunst vielleicht den ein oder anderen momentan überfordern würden. Ich erkenne da aber klar worauf bzw. womit man hier „schockieren“ will.



domain
Beiträge: 11062

Re: Filmlook oder nicht - was macht den Film zu dem was wir erwarten?

Beitrag von domain »

ad: Fellini's Roma - Catholic Church Fashion Show.
Das ist natürlich schon ein Film-Schmankerl ersten Ranges. Jedes Szenenbild für sich würde in seiner Bildgestaltung und in der Lichtführung allein schon ein gutes Standbild abgeben. Aber dann bewegt es sich in diesen Standbilder auch noch und in der Abfolge der kuriosen Bilder wird allmählich ein satirischer fast bösartiger Hintergedanke, also eine tragende Idee erkennbar, alles zusammen sehr ungewöhnlich (auch die Musikuntermalung) und von heiterer Ironie getragen und daher nicht langweilig oder zu ernst.

Italiener sind halt bis heute die kreativste Nation, die es jemals gegeben hat, sei es in den Künsten einschließlich Kochkunst, sei es in der Technik (Ferrari etc.) oder überhaupt in der Kunst zu leben .......

Mir scheint überhaupt, dass es keinen Filmlook an sich gibt, wohl aber verschiedene Stile, auch Bollywood hat schon verschiedene Stilrichtungen durchgemacht



Dr. Walter Gesierich
Beiträge: 177

Re: Filmlook oder nicht - was macht den Film zu dem was wir erwarten?

Beitrag von Dr. Walter Gesierich »

Das ist ja ein unglaublicher Thread! Enormes Wissen und sensible Erfahrungen schwappen mir von Euch entgegen. Höchster Respekt, vor allem weil in allen Kommentaren die Sehnsucht nach dem Gutem, nach dem noch Besseren, rauszuspüren ist.
Ich genier mich da fast, diesen Riesenthread noch weiter zu verlängern, aber ich will noch ein paar neue Anstösse in ganz verschiedene Richtungen geben:
1. Das Wort "Filmlook" ist in Kameraprospekten meines Wissens das erste Mal bei der Panasonic AG-DVX 100 aufgetaucht, als sie die erste Kamera war, bei der man 25p-progressive Bilder einschalten konnte.
2. Das Wort Filmlook bekommt erst eine Daseinsberechtigung, seit es einen anderen Look wie Film gibt, eben Videokameras.
3. Meine gefühlte Reihenfolge, woran man beim Zappen innerhalb von max. 5 Sekunden erkennt, ob da ein "großer" Film läuft, oder Vorabendsoap, geordnet von unwichtig, oder grade merkbar, bis jaaa, das is es:
(aa) Schwarzweiß)
a) 25 Bilder pro Sekunde
b) Tiefenunschärfe der 35mm-Objektive
c) Musikuntermalung genau richtig
d) Ausleuchtung
e) Kameraführung aufwendig wie ein Fotoapparat
f) Schnitt auf die Zehntelsekunde genau, präzise wie ein Werbespot
g) Schauspielerische Qualität
h) Ausgezeichnete Story
i) ich gehe später ins Bett, wie ich vorhatte
j) ich sehe mir den Film unbedingt ein zweites Mal an
h) der Film verändert mein Leben

Gerade die letzten Punkte sind es, über die es sich lohnt zu reden. Es gibt sehr gute Filme, die einen voll in den Bann ziehen, aber nur so lange der Film läuft und vielleicht kurz danach.
Und dann gibt es Filme, die können auch durchaus lustig sein, oder sich über unsere kleinen Schwächen lustig machen, auf jeden Fall aber meine Sicht auf die Welt, auf die Menschen, auf das Leben, auf m e i n Leben, verändern.
Dann hat meiner Meinung nach die Filmkunst ihren höchsten Zweck erfüllt: mich, die Zuschauer, die Welt ein bissel besser machen, als sie vor dem Film war.
Und das wird auch in Zukunft gelten. Wir alle haben schon viele ultimative Autoverfolgungsjagden gesehen, viele Morde, viele ausgetüftelte Intrigen, Krankheiten, Heilungen, Liebe. Es ist schwer, uns noch eine andere Sicht der Dinge zu zeigen, weil wir einfach alles schon mal gesehn haben, und manches auch saugut gemacht.
Aber die Welt verändert sich und es gibt immer wieder neue Probleme, neue Filmthemen. Jetzt mal die Bankenkrise. O.k., gab's schon mal 1929, viele haben damals Selbstmord begangen, also ein Thema, das sich nicht nur auf dem Kontoauszug abspielt. Trotzdem ist die jetzige Bankenkrise anders, vor allem für Nichtmethusalems die erste im Leben.
Die Welt erstarrt. Das ist doch Stoff genug um einen genialen Film zu machen. Nur richtig können muß man's, vom Drehbuchautor bis zum Cutter. Und das sind verdammt wenige...
Aber es wird sie geben, und es wird Filme geben, die in 20 Jahren hier im Slashcamforum zitiert werden. Na ja, ihr wißt schon wie ich's meine.
Und ich bin froh, daß ich heut nicht ferngesehen hab, sondern noch diesen Slashcam-Forumthread gelesen hab...
Es grüßt Euch herzlich Walter
Ihr seid die Guten...



domain
Beiträge: 11062

Re: Filmlook oder nicht - was macht den Film zu dem was wir erwarten?

Beitrag von domain »

Dr. Walter Gesierich hat geschrieben: Nur richtig können muß man's, vom Drehbuchautor bis zum Cutter. Und das sind verdammt wenige...
Ausgezeichnete Analyse.
Bin aber gespannt, wann die nächste Anfrage um einen Look-Filter etc. kommen wird, um aus dem selbst gedrehten Murks einen richtigen Film zu machen, so auf die Art, gib oben in die Maschine Gulaschfleisch ein und unten kommt ein T-Bone-Steak heraus.
Und damit stellt sich natürlich schon die nächste Frage: was bleibt eigentlich bei Amateuren mit ihren meist bescheidenen Mitteln und Fähigkeiten übrig, das wert ist überhaupt gefilmt zu werden?
Der szenische Sektor wird es wohl recht selten sein, ebenso die Wissen vermitteln wollende Doku. Denn die Zeiten sind vorbei, wo man sich Freunde eingeladen hat unter dem Motto: ihr dürft bei uns den letzten Madeirafilm genießen und ein Abendessen gibt es nebenbei auch noch.
Alles schon gesehen, alles schon gehabt.
Bleibt eigentlich vorwiegend nur die höchst private Doku in einer Qualität, wie sie ja auch in Milliarden Digiknipserfotos laufend erstellt wird und das ist auch gut so und hat seine Berechtigung, wie ich finde.
Oder man hat einfach sinnfreien Spaß an der Freude des Filmens an sich, wie es uns Jörg aus Köln demonstriert, oder seht ihr das ev. anders ??????? :-))



Axel
Beiträge: 16299

Re: Filmlook oder nicht - was macht den Film zu dem was wir erwarten?

Beitrag von Axel »

Dr. Walter Gesierich hat geschrieben:Die Welt erstarrt. Das ist doch Stoff genug um einen genialen Film zu machen. Nur richtig können muß man's, vom Drehbuchautor bis zum Cutter. Und das sind verdammt wenige...
Wenn es verdammt wenige sind, ist es eine Elite. Da von dir wie auch von mir und anderen hier ein Film vermisst wird, den wir lieben können (deine letzten Punkte), ist diese Elite also nicht unbedingt die Hollywood-Elite. Die machen uns was vor, mit ihren 24p, ihrem Cinemascope, ihren Kranfahrten, Spezialeffekten, coolem DoF, Surround, demnächst 3D. Außerdem haben alle diese Filme eine positivistische Moral, auch wenn es Zerstörungsorgien sind.

Was ein guter Film mehr braucht als einen aufgesetzten Filmlook, ist eine ehrliche, dokumentarische oder persönliche Haltung dem Stoff gegenüber. Auch wenn man nicht völlig durchblickt, ob die internationale Finanzwelt nun zu den "Guten" gehört oder nicht, kann man sich seine eigenen Gedanken machen. Seine eigenen Ängste behandeln, zeigen, wie man damit umgeht. Und nicht filmen und schneiden, wie "man" in Hollywood filmt und schneidet. Die Bilder finden, die das, was man selbst fühlt, zum Ausdruck bringen - und sich nicht darum scheren, ob der Hollywoodfan von nebenan das doof oder genial findet. Dazu zwei weitere Kubricks:
Auf die Frage, ob eine positive Identifikationsfigur in Full Metal Jacket den Film nicht besser gemacht hätte: Never ingratiate yourself with the audience (Einschleimen, erspart euch LEO).
(Für alle, die den Film kennen: Die Hauptfigur und spätere Ich-Erzähler Matthew Modine ist vage opportunistisch, er ist eigentlich "wie wir", aber da er unter dem Druck des tyrannischen Ausbilders keine klare Position bezieht, wie er es in jedem Film eines anderen Regisseurs getan hätte, zögern wir, uns mit ihm zu identifizieren. Mit dem Opfer, dem dicken Private "Paula", trauen wir uns ebensowenig mitzuleiden, auch zu ihm würden wir, wenn wir selbst in dieser Situation wären, opportunistisch auf Distanz gehen. Das ist hart und stößt viele ab. Kubrick hat sich nicht eingeschleimt, indem er dem Zuschauer eine Figur zur Neutralisation der eigenen Betroffenheit geliefert hat. Es ist ganz klar, dass dieser brutale, kaum zu ertragende erste Teil des Films ein Aufschrei ist, und dass Kubrick nicht menschenverachtend ist, wie es oft heißt. Im Gegenteil. Kubrick hat sich selbst befragt, was er anstelle seiner Figuren fühlen und tun würde, und die Antwort ist zugleich ehrlich und unbequem, übrigens ein gutes Kriterium, um die Stärke einer dramatischen Situation zu messen: Je bequemer es ist, je weniger Anspannung bei der Ausarbeitung des Stoffs aufkommt, umso schwächer ist er.)
Eine Unterhaltung mit Freund Michael Herr über das Sich-Selbst-Feiern berühmter Kollegen auf Festivals: Really, Michael, these guys don´t know how to live linke monks.
domain hat geschrieben:Und damit stellt sich natürlich schon die nächste Frage: was bleibt eigentlich bei Amateuren mit ihren meist bescheidenen Mitteln und Fähigkeiten übrig, das wert ist überhaupt gefilmt zu werden?
Wer bestimmt denn das? Sind irgendwelche Kalte-Krieg-Agentenstories es wert, gefilmt zu werden? O ja, sagt Hollywood, und legt den soundsovielten Bond nach, und das Publikum geht hin, als wäre die Story von irgendeiner Relevanz. Weil man sich hier mal mit einem echt zupackenden Typen identifizieren kann, nur eine Flucht ins Fiktive, in Wirklichkeit schießt man den windigen Anlageberater mit dem grünen Band der Sympathie ja doch nicht über den Haufen.

Der Typ von nebenan (du selbst?), der auf die falsche Aktien-Anlage gesetzt hat, und sich vorstellt, seine Ohnmacht mit der Macht James Bonds tauschen zu können. Ist er erbärmlich? Ach Quatsch, er ist menschlich. Bond ist erbärmlich, denn was zeichnet ihn aus? Die "Lizenz zum Töten"? Komisches Konstrukt, normalerweise ist Töten verboten. Eine "Ausnahme" wird nur gemacht, wenn die Welt mal "ausnahmsweise" so Scheiße ist, dass kein Gesetz mehr hilft. Die, die im wirklichen Leben irgendeinen Sonderstatus haben, foltern arme, manchmal verblendete Menschen oder haben ihre "Autorisation" durch Politiker, die natürlich keine Ahnung haben, was abgeht.

Eine gute Geschichte entsteht aus den Schattenseiten des Lebens, die Lichtseiten sind Stoff für den ZDF Fernsehgarten (Tagline: Sie suchten das Paradies, und fanden ...) oder für das erwähnte abgesagte Abendessen mit Urlaubsvideo. Wer im eigenen Denken und Fühlen keine Schatten findet, soll besser Banker werden.
Na und? Im Fernsehen wird ja auch alles wiederholt ...



domain
Beiträge: 11062

Re: Filmlook oder nicht - was macht den Film zu dem was wir erwarten?

Beitrag von domain »

Axel hat geschrieben: Was ein guter Film mehr braucht als einen aufgesetzten Filmlook, ist eine ehrliche, dokumentarische oder persönliche Haltung dem Stoff gegenüber.
Genau so ist es.
Und in dem Fall kann jedes Video mithalten, wenn man nur ehrlich genug versucht, wirklich Privates und Persönliches festzuhalten und nicht irgendeinen eher menschenleer gereinigten Film über ein Land, eine Region oder ein Objekt ......
Der größte Fehler von div. Amateurfilmern ist die Vermeidung von Menschen, schon bei der Aufnahme.
Nur sie und zwar besonders Unbeteiligte können überhaupt einen Hauch von Emotionen in den Fim einbringen ......



DWUA
Beiträge: 2126

Re: Filmlook oder nicht - was macht den Film zu dem was wir erwarten?

Beitrag von DWUA »

Diese Bedingungen erfüllt sogar die "Lindenstraße".
Als Fortsetzungsroman. Filmlook wozu? Die "Story" macht's da.

Zurück zum Filmlook!
Ohne Abschweifung bleiben wir doch einmal bei Fellini/Fassbinder;
auch wenn's mittlerweile nerven sollte...

Erstes Gesetz für uns:
Rede nicht über einen Film, der für das KINO produziert wurde
und du ihn nicht dort, sondern bloß auf der Couch
im Wohnzimmer vor der Glotze beurteilen kannst.
Zweites Gesetz für uns:
Der "Look" allein macht nur die Hälfte (sehr gewagt) aus.
Was wäre "Fellini-Look" ohne seinen NINO ROTA?
Ohne seinen "getreuen" Komponisten?
Rota hat seine Klasse bewiesen auch bei Visconti und Coppola.
Drittes Gesetz:
Beachte die Mentalitäten.
Ein Fassbinder zeigt eher schwäbisch-bajuwarische (Un)Gemütlichkeit,
bis sie behäbig explodiert.
Fellini ist barocke Oper.

Ja, es gibt nicht nur im Film ein Nord-Süd-Gefälle.
Muss man Ingmar Bergman als Beweis aufführen ?
Nein! Strindberg und Ibsen haben das schon längst getan.

Das hat nichts damit zu tun, dass alle mit Leidenschaft
Spielereien mit dem Licht verfallen wären, sondern mit den
Breitengraden, unter denen sie aufgewachsen sind.

In einer Diskussion über Syberbergs "Parsifal" hat eine
Französin es auf den Punkt gebracht:
Wagner kann es nur in dunklen Tannenwäldern geben.
Unmöglich sowas unter grünen Buchen und Eichen.

Fellini war Italiener.
Oft Römer. Mit aller Liebe. Mit Herz.
Und er hat es bewiesen.

Neue Signatur müsste heißen:

Filmlook? Nur im Kino! Wo sonst?



Axel
Beiträge: 16299

Re: Filmlook oder nicht - was macht den Film zu dem was wir erwarten?

Beitrag von Axel »

DWUA hat geschrieben:Rede nicht über einen Film, der für das KINO produziert wurde
und du ihn nicht dort, sondern bloß auf der Couch
im Wohnzimmer vor der Glotze beurteilen kannst.
Das verstärke ich mal: Geh für Filme ins Kino.
DWUA hat geschrieben:Der "Look" allein macht nur die Hälfte (sehr gewagt) aus.
Was wäre "Fellini-Look" ohne seinen NINO ROTA?
Ohne seinen "getreuen" Komponisten?
Nino Rota starb während der Dreharbeiten zu "Stadt der Frauen" (1980). Vielleicht blöd von mir, sowas zu sagen über einen so außergewöhnlichen Menschen, aber die (wenigen) Filme danach waren wirklich vergleichsweise schwach. Es ist bestimmt nicht nur die Wirkung der Musik in den Filmen, sondern auch, wie du sagst, der Einfluss auf Fellinis Phantasie.
DWUA hat geschrieben:Ein Fassbinder zeigt eher schwäbisch-bajuwarische (Un)Gemütlichkeit,
bis sie behäbig explodiert.
Fellini ist barocke Oper.
Sehr schön gesagt.
DWUA hat geschrieben:Filmlook? Nur im Kino! Wo sonst?
Naja, im Kino laufen eben Filme, vorläufig wenigstens. Da gibt es also strenggenommen keinen Filmlook. Eine Frau kann sich nicht "als" Frau verkleiden.
Na und? Im Fernsehen wird ja auch alles wiederholt ...



shipoffools
Beiträge: 469

Re: Filmlook oder nicht - was macht den Film zu dem was wir erwarten?

Beitrag von shipoffools »

Filmlook oder nicht - was macht den Film zu dem was wir erwarten?

Dieser Thread ist wirklich das Interessanteste, was ich in letzter Zeit gelesen habe und er bringt einen wirklich zum Nachdenken. Viele verschiedene Meinungen, unterschiedliche Gedanken... Das beflügelt! ;o)
Aber um nochmal die Frage etwas genauer unter die Lupe zu nehmen, (und lassen wir den ersten Teil der Frage mal außer Acht...) noch ein paar weitere Gedanken:

Filmlook oder nicht -

Punkt 1: WAS

macht

Punkt 2: DEN

Film zu dem, was

Punkt 3: WIR

erwarten?


Ich will mal mit Punkt 2 beginnen:

Wie wir uns wohl alle einig sind, gibt es DEN Film nicht.
DER Film ist so vielschichtig und unterschiedlich, wie JEDER Mensch, und jeder Mensch hat seine eigenenen Vorlieben, seinen eigenen Geschmack, seine eigenen Ideen etc. (Womit wir eigentlich schon bei Punkt 3, nämlich WIR wären, aber dazu später mehr.)
Und ich darf sagen "Gott sei Dank!". Sonst gäbe es womöglich nur ein Film-Genre, und das wäre wohl schon längst ziemlich eintönig.
Der Blick auf DEN Film und seine Genres ist wohl zunächst ein Zurückschauen auf die Geschichte DES Films:
Die ersten Filmvorführungen zu Ende des 19. Jahrhunderts waren Szenen aus dem alltäglichen Leben oder vereinzelt auch komödiantische Szenen (sozusagen die Geburt des Sketches), und diese "Filme" waren meist nur wenige Sekunden lang.
An so etwas wie "Schnitt" oder "Montage" dachte damals noch keiner, und dennoch faszinierten diese "Filmschnippsel" die Menschen und zogen sie in ihren Bann!
Ohne Ton und ohne Farbe! Und OHNE Filmlook! Was da über die Leinwand flimmerte und flackerte war alles andere als filmtechnisch ausgereift:
schwarz-weiß, mal über-, mal unterbelichtet und unscharf. Mal lief der Film langsamer und dann wieder schneller, je nachdem wie schnell der Kameramann gekurbelt hatte, denn einen Motor oder ein Getriebe zum Aufziehen hatten diese ersten Kameras noch nicht. Und dennoch zog es die Leute in die Kinos, die damals irgendwelche Wirtshaussäle oder Thater oder Varietes waren. Selbst der Inhalt der Filme war zunächst für das Publikum zweitrangig.
Wichtig war nur das neue Medium, die neue Technik: DER Film
Erst als das Interesse am "bloßen" Medium Film nachließ, entwickelten sich neue Geners, angefangen mit den Komödien (Slapstick) und dem Western (The great Train Robbery, 1903) über das Geschichtsdrama oder Epos (wie auch immer man es bezeichnen will "The Birth of a Nation", 1915) bis hin zum Horrorfilm (Nosferatu, 1922)
Und die Film-Genres entwickelten sich so vielschichtig wie es die Menschen sind.
Um nur einige zu nennen: Krimi, Kriegsfilm, Western, Komödie, Romanze, Heimatfilm, ScienceFiction, Erotik, Thriller, Horror, Action etc.
...und die Liste ließe sich unendlich fortführen. Und jeder hat wohl seine Vorlieben, auch wenn es da große Schnittmengen gibt, denn man ist ja zum Glück nicht auf eine Sparte festgelegt...
Dann kam der Tonfilm, später Farbfilm, und das "Machen" der Filme wurde immer weiter perfektioniert.

Nun, DEN Film gibt es also nicht, da jede Filmsparte, jedes Genre seine eigenen "Gesetze", seine eigene "Machart" und eben seine eigenen "Looks" hat. Freunde von Splatter-Movies wird weniger der Handlungsstrang und der Filmlook interessieren. Da muss einfach Blut spritzen, und gut is'! ;o)
Hingegen ist der Filmlook in einem ScienceFiction Film wie "Aliens" (...oder gehört der schon wieder zur Sparte "Horror"?) von viel größerer Bedeutung.
Usw............
...und zwar ein sehr langes "und so weiter"!

Und damit kommen praktisch Punkt 1 und 3 unausweichlich ins Spiel:

WAS erwarten WIR

WIR, das sind ja bekanntlich so viele unterschiedlich "gestrickte" Menschen, alle mit unterschiedlichem Geschmack und Ansprüchen (wobei bei vielen der Anspruch ja recht gering ist...), verschiedenen Ansichten, verschiedener Herkunft (kulturell und Milieu bezogen), junge Menschen, alte, intelligent Leute oder weniger kluge, gebildete etc. etc. etc.
Da sind wir schon recht schnell, bei dem, WAS WIR erwarten: nämlich jeder etwas anderes. Versuch mal einem 15-jährigen Rapper einen Fassbinder-Film schmackhaft zu machen! ...nicht mal mit bestem Filmlook würde dieses Unterfangen gelingen. (Oder vielleicht doch? WER weiß?)
So mancher 70-Jährige schaut sich zum 30. Mal irgendeinen Western im Fernsehen an, weil er ihn aus seiner Jugend kennt, egal ob der gut "gemacht" ist oder nicht, egal ob guter "Look" oder nicht. Und der gleiche ältere Herr interessiert sich einen feuchten Dreck für den perfekt produzierten Blockbuster im allerfeinsten "Filmlook".
Jemand, der auf Inhalt Wert legt, wird nicht zwangsläufig auch auf "Look" verzichten wollen, aber die Wahrscheinlichkeit, dass er einen schlechteren "Filmlook" in Kauf nimmt, ist da wohl größer, als beim "Mainstream-Blockbuster-Fan".

Und WAS macht jetzt DEN Film letztendlich zu dem, WAS WIR erwarten?

Alles und nichts! Wer aufmerksam mitgelesen hat, kann sich diese Frage denke ich selbst beantworten.

Beste Grüße
shipoffools
Zuletzt geändert von shipoffools am Di 21 Okt, 2008 21:02, insgesamt 1-mal geändert.



DWUA
Beiträge: 2126

Re: Filmlook oder nicht - was macht den Film zu dem was wir erwarten?

Beitrag von DWUA »

Ein 70-jähriger schaut sich zum 70. mal seine "Cowboy-Filme" an.
Na und?
Ein 15-jahriger schaut sich zum 15. mal Pornos an.
Na und?

Das Problem ist doch, dass es Orson Welles "Der Prozeß"
nicht mehr gibt !

:))



Axel
Beiträge: 16299

Re: Filmlook oder nicht - was macht den Film zu dem was wir erwarten?

Beitrag von Axel »

Die Stunde der Essayisten, ein recht trockener Film über ein paar Typen, die nachts noch mit alten Filmbüchsen klappern.

@shipoffools: Dein historischer Abriss, der Teil über die Anfänge, als das Medium selbst noch Attraktion genug war, ist es, was mich selbst am Kino fasziniert. Ich bin ein Film-Maschinist, ich wollte halt nie Lokführer oder Pilot werden. Wenn du es nicht schon kennst, lies "Schattenlichter" von Theodore Roszak, eine Art "Sakrileg" für Filmfetischisten. Perfekt, wenn du mal eine Woche mit Grippe im Bett liegst, denn das Buch hat 1000 Seiten und ist so morbide, dass du dir gleich vergleichsweise gesund vorkommst.

@DWUA: Der "Prozess" ist verschollen? Ist es möglich, dass ein kompletter Film eines so bekannten Regisseurs einfach verschwindet? Wieso behaupten Gastkritiker in IMDb, sie hätten ihn 2007 gesehen?
Na und? Im Fernsehen wird ja auch alles wiederholt ...



jogol
Beiträge: 779

Re: Filmlook oder nicht - was macht den Film zu dem was wir erwarten?

Beitrag von jogol »



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